Pro/Contra Vibratio

  • Ersteller Gast 3920
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Also ich kann keine Unterschiede in der Häufigkeit der Anwendung des Vibratos zwischen Männern und Frauen feststellen. Es gibt Musikgenres bei denen Vibrato eher selten zu hören ist, das gilt dann aber geschlechterunspezifisch.

Ich habe mir eben blind einige Männer-Titel aus meiner (virtuellen) "Rock-Kiste" rausgegriffen (in der sich absolut kein Metal befindet, aber ansonsten ein wildes Gemisch). Ich habe immer so lange reingehört, bis das erste Mal mit Vibrato gesungen wurde. Dauerte meistens nur Sekunden und nach über 30 Titeln gebe ich langsam auf, überhaupt einen Song gänzlich ohne Vibrato zu finden. Ah, Stop, Korrektur: "Sympathy for the devil" von den Rolling Stones ist gleich durch und bisher war noch kein Vibrato. Naja, die Ausbeute ist jedenfalls sehr kümmerlich.
 
Leider hat Youtube vor kurzem den Channel des jungen Gospelsängers Hasan Green gelöscht. Dadurch ging ein Clip verloren, in dem er mit ca. 10 Jahren "Precious Lord" sang:. Mit ziemlich deutlichem Vibrato! Am ausgewachsenen Kehlkopf kann es also nicht liegen, auch Kinder mit viel Talent und Training können mit Vibrato singen.
Inzwischen gibt es einen anderen Clip von Hasan Green, in dem er auch noch nicht viel älter ist und mit sehr ausgeprägtem Vibrato singt: http://www.youtube.com/watch?v=iPqK4BtyIHM
 
Das ist aber für meine Begriffe ein "gemachtes" Vibrato.


Ich hab mich übrigens nochmal erkundigt: laut meiner Gesangslehrerin gibt es drei "Grundtypen" von Vibrato: das natürliche, das durch die freie Kehlkopfschwingung entsteht, das Jazzvibrato, das durch die Halsmuskulator erzeugt wird und das Zwerchfellvibrato.
 
Das ist aber für meine Begriffe ein "gemachtes" Vibrato.


Ich hab mich übrigens nochmal erkundigt: laut meiner Gesangslehrerin gibt es drei "Grundtypen" von Vibrato: das natürliche, das durch die freie Kehlkopfschwingung entsteht, das Jazzvibrato, das durch die Halsmuskulator erzeugt wird und das Zwerchfellvibrato.

Das Zwerchfellvibrato hast du ja als "Musicalvibrato" bezeichnet. Könntest du mal näher erläutern, was das eigentlich ist?
 
Ich kann zwar kein Vibrato, wollte aber einen Klangaspekt andeuten, den ich mir vom Tontechnischen herleite: Ein Vibrato mit schwacher Tonhöhenänderung um die 1 bis 5 Cent um den Dreh wirken für mich ähnlich wie der Trick beim Mischen von Musik, wenn man einen Chorus, Phaser oder Pitchshifter einsetzt um den Gesang mit einer ganz dezenten Verstimmung "breiter, dicker, voller" wirken zu lassen. Ich denke, dass es sich in der Naturversion dieses Effekt ähnlich auf den Hörer auswirkt. Ein gutes, schmales und schnelles Vibrato wird vermutlich von den meisten Zuhörern eher als vollerer Gesang wahrgenommen. Anders natürlich wenn man wirklich so ein Gewimmer hat, wo man ganz deutlich Tonhöhe und Lautstärke ändert; das gefällt mir persönlich auch nicht besonders, weil es einfach aufgesetzt klingt und nicht natürlich.
 
Das Zwerchfellvibrato hast du ja als "Musicalvibrato" bezeichnet. Könntest du mal näher erläutern, was das eigentlich ist?

Ich meine damit ein sehr großamplitudiges Vibrato, vor allem was die Lautstärke angeht. Meines Erachtens kommt das durch ein Pulsieren der Luftstromintensität zustande.

http://www.youtube.com/watch?v=gsDqEQKOIW8

Hier hört man es bei den meisten lang ausgehaltenen Tönen, besonders die Stellen "apart" (1:22min), "pain" (1:44min) oder "dying day" (1:56min) zeigen gut, was ich darunter verstehe.


Auch bei Carolin Fortenbacher hört man das immer sehr deutlich: http://www.youtube.com/watch?v=8lwarhf7v7M&feature=related (0:50min, 1:16min, 2:58min, 3:16min, usw.).
 
Ich meine damit ein sehr großamplitudiges Vibrato, vor allem was die Lautstärke angeht. Meines Erachtens kommt das durch ein Pulsieren der Luftstromintensität zustande.

http://www.youtube.com/watch?v=gsDqEQKOIW8

Hier hört man es bei den meisten lang ausgehaltenen Tönen, besonders die Stellen "apart" (1:22min), "pain" (1:44min) oder "dying day" (1:56min) zeigen gut, was ich darunter verstehe.


Auch bei Carolin Fortenbacher hört man das immer sehr deutlich: http://www.youtube.com/watch?v=8lwarhf7v7M&feature=related (0:50min, 1:16min, 2:58min, 3:16min, usw.).

Das ist völliger Quark. Ich habe bei einem recht ordentlichen Gesangslehrer für Musicalgesang Unterricht gehabt. Als ich einmal das Wort "Zwerchfellvibrato" erwähnte musste er lachen. Das Vibrato entsteht durch ausgeglichene Spannungsverhältnisse im Kehlkopf von alleine.

Stilistisch wird im Musical der Ton erst gerade angesungen und dann Vibrato zugelassen.

Und falls jemand auf die Idee kommt Beispiele von Uwe Krögers Vibrato hier zu posten: Das ist oftmals künstlich, insbesondere bei aktuelleren Aufnahmen.
 
Meinst du also, dass das grobschlägige Vibrato genauso entsteht wie das feinschlägigere Vibrato? Und wird es durch irgendetwas von alleine so grobschlägig? Mein Vibrato ist eher feinschlägig und kommt auch beim Ausklingen des Tons von ganz alleine. Wenn ich es so klingen lassen will wie in den von oliveFoxx genannten Beispielen, muss ich das Vibrato mehr "machen". Also nichts natürlich und kommt von alleine. In der Popmusik hört man solch ein grobes Vibrato auch eher bei den R'n'B Diven und sonst eher nicht. Liegt es vielleicht daran, dass dieser Stimmtypus (frag mich nicht wie man den genau definiert) von Natur aus ein grobschlägiges Vibrato hat oder das Vibrato mit hoher Lautstärke grob wird? Oder wird ein grobschlägiges Vibrato doch eher "gemacht"?
 
Hallo

in diesem Fall gebe ich Cörnel Recht: Das Vibrato hat mit Balance zu tun und entsteht im besten Falle von alleine und zwar unabhängig vom musikalischen Stil. Ich kenne allerdings auch diese "Musicalschule" bei der das Vibrato groß und gemacht klingt. Ich finde das nicht schön. Daher lehre ich das nicht.

Ansonsten ist das Vibrato Teil der Individualität. Bei manchen schwingt es eher groß und langsam, bei manchen klein und schnell.

Wer mit natürlichem Vibrato singen kann kann es natürlich auch dosieren. Ich kann es "anhalten" und gerade singen, um es erst am Ende des Tones herauszulassen. So herum ist es der elegantere Weg. Besser als ein künstliches Vibrato zu erzeugen, wenn der Ton eigentlich noch steif und gerade ist.

Finde ich.

Shana
 
Cörnel;4837635 schrieb:
Stilistisch wird im Musical der Ton erst gerade angesungen und dann Vibrato zugelassen.
"Zugelassen" klingt es für mich in den (bewusst gewählten) Beispielen eben gerade nicht, sondern sehr wohl "gemacht".

Und dass verschiedene Gesangslehrer häufig verschiedene Dinge sagen, ist ja keine Neuigkeit. ;) Dass das natürliche Vibrato so entsteht, wie von dir beschrieben, steht ja außer Frage. Um das ging es aber gerade nicht.


Wer mit natürlichem Vibrato singen kann kann es natürlich auch dosieren. Ich kann es "anhalten" und gerade singen, um es erst am Ende des Tones herauszulassen. So herum ist es der elegantere Weg.
Ich kann inzwischen beides, also sowohl eines machen, wenn das natürliche gerade nicht anspringt, als auch umgekehrt den Ton gerade halten und erst gegen Ende der Phrase das Vibrato zulassen.

Es fühlt sich auch sehr unterschiedlich an.


@ Vali: ich glaube nicht, dass es am Stimmtypus liegt, sondern eben eine Technikfrage ist. Whitney Houston hat(te) beispielsweise ein viel feineres Vibrato als viele andere schwarze Belterinnen, trotz ähnlicher Klangfarben.
 
Ich meine damit ein sehr großamplitudiges Vibrato, vor allem was die Lautstärke angeht. Meines Erachtens kommt das durch ein Pulsieren der Luftstromintensität zustande.

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Ja, aber was meinst du denn damit???? Das Zwerchfell hat doch da aktiv nix mit zu tun???? oder bewegt sich das deiner meinung nach?
 
Ich nehme an, dass es Impulse gibt, ja.

wikipedia.de schrieb:
Zum anderen besteht auch die Vorstellung, dass die Luftsäule durch einen Tremor des Zwerchfell periodisch komprimiert werde (Zwerchfellvibrato).
Fischer (1993) nimmt an, dass Kehlkopfvibrato und Zwerchfellvibrato parallele Funktionen sind. Das Zwerchfellvibrato habe eine langsame Frequenz (unter 4 Hz), das Kehlkopfvibrato eine schnelle Frequenz (8 Hz).

http://de.wikipedia.org/wiki/Vibrato#Gesangsvibrato


Das deckt sich recht gut mit meiner Vorstellung.
 
in diesem Fall gebe ich Cörnel RechtShana
Ich habe mir gerade zwei Schöfferhofer Grapefruit reingezogen weil heute letzter Semestertag war - wenn ich jetzt aber diesen Satz von Shana lese, also da MUSS ich direkt noch eins aufmachen! :)
 
Natürliches Vibrato kommt von alleine, wenn...

... man auf dem Atem singt
... nicht im Hals rumdrückt, sondern dort locker ist
... genug Atemkraft hat - man braucht eine gewisse Mindestkraft, damit das Vibrato regulär schwingt. Deswegen fehlt es auch bei technisch recht sauber singenden Anfängern meist - da ist schlicht noch nicht viel Power drunter.

So ein Vibrato klingt angenehm und ist auch kein "schummeln". Man muss den Ton genauso genau ansteuern wie ohne, nur, dass man mehr Power dahinter hat bzw. nicht festhält. Gemachtes Vibrato ist meist im Hals gedrückt und klingt in meinem Ohren unangenehm und künstlich. Ich greife ausschließlich mit Hals und Zwerchfell bewusst in mein Vibrato ein, wenn ich einen Triller singe (ok, ich denke Triller und nicht Hals macht x, Zwerchfell y, das folgt der Klangprägung von selbst).

Würde ich mir mein natürliches Vibrato künstlich wegdrücken, klänge ich hart und künstlich. Meiner Erfahrung nach ist die natürliche Singweise auch der angenehmste Höreindruck.
 
Vibrato von alleine , - nicht alleine , unterdrücken usw. Wie kann man so etwas überhaupt üben. Gibt es da gewisse Sing und Atemtechniken?
 
natürliches Vibrato kommt mit genug Atemleistung und bei halbwegs anständiger Technik von selbst, da muss man nichts gezielt für üben.
 
Atemleistung? Anständige Technik ? Bin jetzt seit 30 Jahren in einer Band und singe teilweise, aber immer mit gerader Stimme . Ein Vibrato von alleine habe ich noch nicht hinbekommen. Was heisst Atemleistung? Sorry - aber ich bin diesbezüglich Laie.
 
Nuria meint mit "Atemleistung" vermutlich die Stütze. Da letzterer Begriff aufgrund der mechanischen Konnotation immer unbeliebter wird, setzen sich in letzter Zeit andere Bezeichnungen durch.

Dass das Vibrato sich "von alleine" bei richtiger Technik einstellt, gilt meines Erachtens vor allem für die komplett klassische Einstellung mit starkem Tilt. Der Kehlkopf "wippt" dabei quasi im Luftstrom.
 
Zuletzt bearbeitet:
Gibt es hierüber irgendwelche Leitfäden ( Unterlagen, Bücher , CDs) zu Erlernung der Atemtechnik -bzw Übungen , oder geht das nur mit Gesangsunterricht.
 
Um die Atmung zu verstehen und sich erste Atemübungen abzukupfern, kann ich folgendes Video empfehlen: http://www.youtube.com/watch?v=z1TIprgPB64&feature=related

Aber Vorsicht: Videos ersetzen nie einen Gesangslehrer, da man seine Fehler ja nicht zwingend bemerkt und dementsprechend Übungen nicht richtig macht, so dass sie dann auch nichts bringen. Atemübungen können entweder auf Kraft oder auf Feindosierung und Ausdauer ausgelegt sein.
Kraft: z. B. Sch, sch, sch oder f, s, sch oder p, t, k als Impulse ausstoßen. Immer mit voller Kraft, nur ein bisschen pusten baut keine Muskeln auf. Wenn man merkt, dass man schlapp ist und keinen Saft mehr drunter kriegt, kurz Pause und dann weiter. Am besten nach und nach die tägliche Länge erhöhen. Ich empfehle halbe-Stunden-Atemübungsblöcke - 2 Kraft, 1 Feindosierung/Ausdauer halte ich für ideal, wenn man noch in der Aufbauphase ist und wenig Power drauf, später braucht man weniger.
Anfangs kann es sein, dass einem schwindelig von der ungewohnten Belastung wird - dann kurz Pause machen und später wieder weiter, das vergeht mit besserem Trainingsstand.
Ausdauer/Feindosierung: Lang anhaltendes, stimmloses sssssss, ffffff, ssssccccchhhhh - so lange wie geht, wenn die Luft knapp wird, nicht nachpressen. Als Warm up vorm Einsingen ist auch stimmhaftes sssss auf einem Ton oder über Dreiklangstöne, z. B. c-e-g-e-c gut.

Um zu verstehen, warum man die Atmung so dringend braucht und was mit Stütze oder Atemverbindung gemeint ist, empfehle ich, hier einmal hereinzuschauen: http://www.youtube.com/watch?v=RagJ-pqE6ok&feature=related

Um rudimentär zu fühlen, wie ungefähr Atemverbindung vom Körpergefühl her funktionieren muss, probiere doch mal, 2,3 mal kräftig "sch" als Atemimpuls zu machen (siehe Kraftübungen, weiter oben in meinem Beitrag). Dann Mund und Hals weit auf und stimmhaft mit dem gleichen Gefühl ho, ho, ho singen, auch als kurze Impulse. Dann müsstest du merken, wie das Zwerchfell bei den Tönen anzieht und dass die Töne eine gewisse Qualität bekommen (zumindest, wenn du es richtig machst).

Wenn die Verbindung stimmt, die Atemkraft ausreichend ist und du im Hals nichts festhälst, kannst du so einen Ton dann aushalten und du hast natürliches Vibrato drauf.

Um das richtig anständig zu lernen, suche dir aber lieber einen Lehrer - wie schon erwähnt, als Autodidakt siehst du nicht unbedingt die kleinen Fehler und Unterschiede und gewöhnst dir schnell falsche Dinge an, die hinterher um so schwerer wieder auszumerzen sind.

Hoffe geholfen zu haben. :)
 

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