Pro/Contra Vibratio

  • Ersteller Gast 3920
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Ehrlich gesagt finde ich Kasper und damit VSS sehr unglücklich in der Hausarbeit zitiert. Er ist nicht unsicher über seine Atemtheorie, wie ihm der Autor in der Arbeit unterstellt, sondern hier wurden vielmehr Äpfel und Birnen in einen Topf geworfen. Das Grundkonzept ist: Einzelne Problemfelder gezielt trainieren und nach und nach alle Bereiche optimieren. Wenn man mit den Grundtechniken wie: Wie funktioniert überhaupt eine Atemstütze? (nicht nur theoretisch!) vertraut ist, kann man einen Schritt weitergehen. Die Grundlagen haben sich automatisiert und man denkt dann nicht mehr über die Technik nach, sondern singt rein aus der Klangvorstellung und dem Gefühl heraus. Da der Körper die Grundtechniken schon gelernt hat, nutzt er sie dann automatisch richtig (bzw. einige Talente tun es von Natur aus, bei denen kann man dann einiges an Technik überspringen). Genau dann singt man über die Vorstellungskraft und das sollte das Ziel des Ganzen sein. Ich denke schon lange nicht mehr "jetzt mehr Atem" wenn ich singe oder "jetzt Hals so und so stellen". Unabhängig davon finde ich theoretische Abhandlungen immer ein zweischneidiges Schwert: Stand z. B. ein Reid selbst mit seiner Technik auf einer Opernbühne? Oder macht er sich nur theoretische Gedanken? Mag ja sein, dass das Hand und Fuß hat und sicher hat er der Gesangswelt auch einige Impulse gegeben, aber bisher hab ich noch niemanden getroffen, der danach konkurrenzfähig singen gelernt hat.

Aber du hast Recht, Vali, das ist ziemlich OT.
 
Vielen Dank für die Info. Du hast mir sehr geholfen !!:great:
 
Aber der Einwand stimmt schon: VSS reitet extrem auf dem Atem herum. Mir ist das zu einseitig. Außerdem ist es eine ebenso unbewiesene Theorie wie die meisten anderen Gesangstheorien, die von einem einzelnen Lehrer (kurioserweise meist männlich, oder irre ich mich da?) postuliert werden. Es gibt genügend andere - aber beileibe nicht nur die Funktionalen - die isolierte Atemübungen für ziemlich sinnlos halten. Ich hatte im Laufe der Jahre zwei hervorragende Lehrerinnen, die selbst toll singen konnten, gute Schüler hatten und keine exzessiven Atemübungen betrieben haben.

Ich halte eine gute Atemstütze natürlich für wichtig, habe einen trainierten Atem und bin bisher gut damit gefahren - allerdings würde ich das nie so mechanistisch betreiben wie z.B. VSS es propagiert.
Für Popgesang ist die Methode außerdem eher ungeeignet, finde ich. Sie taugt eher was für den klassischen Gesang, aber die Stimmen sind dann auch Geschmackssache. Mein Fall sind sie nicht, ich bevorzuge beim klassischen Gesang eher Stimmen, die bei VSS-Anhängern völlig verpönt sind. Und so geht es eben dahin - die einen finden das Resultat einer Gesangsmethode gut, die anderen finden es schrecklich. Jeder Jeck is halt anners. Man muß es ausprobieren und sich im Dschungel der Gesangstheorien zurechtfinden lernen.... dabei können schon ein paar Jährchen ins Land gehen, leider.
 
Zwei Beispiele zur Wirkung des Vibratos:

Pro:
Ich spiele z.Zt. in einer Band, die u.a. Sachen von Deep Purple covert. Unser Sänger hat einen gigantischen Tonumfang, aber leider keine Gesangsausbildung. Die langen Töne, die bei DP immer mit Vibrato gesungen werden, singt er ohne, und dadurch wirken sie irgendwie flach und rutschen auch schnell in der Tonhöhe weg (was sicher an der fehlenden Spannung liegt). Oder - andersrum - der Ton wird interessant und sauber durch die Spannung, die sich bei den meisten in einem leichten, "natürlichen" Vibrato äußert. Ich mag aber auch sehr gern alte Musik, die eher klassisch gesungen wird, aber ohne jedes Vibrato. Stelle ich mir furchtbar schwer vor, die Töne ohne Vibrato so sauber und gleichmäßig zu halten...

Contra:
Der Sänger meiner Ex-Band hat viele Jahre klassische Stimmbildung gehabt und sich ein Vibrato angewöhnt, das wie das Meckern einer Ziege klingt. Ist noch viel schlimmer als kein Vibrato. Auch mit dem "künstlichen" Vibrato vieler klassischer Sänger könnt ihr mich jagen.

Das Ideal liegt wie immer in der Mitte.

Grüße
Inge
 
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