Peavey 6505+ Bias Messbuchsen welche Spannung ist korrekt?

  • Ersteller Mr. Pickles
  • Erstellt am
...macht das mit Oszi und Signalgenerator...
Kommt bei mir erst dann zum Einsatz, wenn ich (s)ein Signalverhalten prüfe bei Messung der Leistung bis hin zum Einsetzen der Sinusverzerrung (dann am Load).
Es sei denn, der Amp hat schon ohne Belastung "auf Zimmerautstärke" ein ungewolltes Zerren im Ton, wo er clean sein müsste und ich kriege durch anderweitige Messung nicht heraus, ob bzw. dass ein Bauteilfehler vorliegt (so dass ich praktisch per Generator und Scope die fehlerhafte Stufe auf diesem Wege eingrenzen kann).
 
Kurz noch etwas Senf zu diesem Thema "Bias?":

Es gibt drei verschiedene Arten von (Verlust-)leistung an so einer Röhre(nanode):
  • Leerlaufleistung
  • momentane Leistung bei anliegendem Signal
  • durchschnittliche Leistung bei anliegendem Signal.
Warum Leistung?

Die Leerlaufleistung ist ganz einfach das Produkt aus der Anodenspannung und dem Anodenstrom im Leerlauf, d. h. wenn kein Signal anliegt. Dies lässt sich leicht messen und berechnen. P = U * I. Genau das machen die Meisten und ich auch.

Die momentane Anodenleistung ist ebenfalls das Produkt aus der Anodenspannung und dem Anodenstrom genau wie die Messung des Ruhegleichstromes „nur“ zu einem bestimmten Zeitpunkt, daher die Bezeichnung „momentane“ Anodenleistung. Aus meiner Sicht wird das jedoch schon etwas schwieriger, da sie sich mit der Amplitude des Eingangssignales aufgrund der signalabhängigen Belastung der Anode ändert. Welcher Zeitpunkt ist dann bitte der Gültige? Welche reproduzierbare Signalamplitude liegt dann gerade zum Zeitpunkt x an? Klarer Fall, das kann man mit einem Sinusgenerator selbstverständlich reproduzierbar einstellen. Aber unsere Gitarren liefern keinen Sinus. Betrüge ich mich nicht selbst, wenn ich mit einem Sinus hergehe? Bei einer Leistungsangabe ist das noch verschmerzbar, da es ja immernin noch den Begriff einer "Sinusleistung" gibt, wobei das Marketing bei Gitarrenamps....

Die durchschnittliche Verlustleistung ist das, was bei den meisten Röhrenverstärkern zählt, sagt Aiken-Amps. Strenggenommen müsste man daher eigentlich einen „Gitarrensignalgenerator“ haben, der Gitarrenimpulse generiert und kein sauberes Sinussignal. Nur könnte man dann diese undefinierte Signalform zumindest mit einem normalen Spannungsmesser nicht messen. Analyzer? Wer hat so etwas? Und wieder: Betrüge ich mich nicht selbst, wenn ich stattdessen mit einem Sinus hergehe?

- -

Sinusmessungen für Bias: Braucht man das wirklich? Also Anschließen aller Prüf- und Meßstrippen an den Amp und an die Geräte, wie Generator, mindestens zwei Voltmeter (egal, ob das moderne oder alte VTVMs sind), Verkabeln der Geräte untereinander, sofern man keinen fertigen Meßplatz hat. Das ist je nach Meßplatz ein ziemlicher Zeitaufwand – für mich jedenfalls.

Nochmal: Wir messen eigentlich einen (Anoden- und Schirmgitter) Strom an der gemeinsamen Kathode. Oder eben im übertragenen Sinn die negative Gittervorspannung, die ja den Strom bestimmt, der durch die Röhre fließt und somit die Anode (Schirmgitter jetzt mal außen vor) belastet, wenn ein Hersteller dies "blöderweise" so vorgibt, wobei er sich dabei schon was gedacht hat!

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Bei der Bestimmung eines maximalen „sicheren“ Betriebsbereichs für eine Röhre sind also, was unsere drei obigen Punkte bezüglich Leistung angeht, stets drei Dinge zu berücksichtigen:
  • die Anodenspannung
  • der Ruhestrom (oder eben - wenngleich etwas unschöner, aber praktikabel - die negative Gittervorspannung) und
  • die Last (Primär-) impedanz, an der die Röhre arbeitet: der Ausgangsübertrager mit seinem Übersetzungsverhältnis, mit seinem angeschlossenen Speaker; rückwirkend auf die Primärseiten.
Die ersten beiden bestimmen die statische oder Leerlauf-Verlustleistung, wie oben beschrieben. Alle drei bestimmen die durchschnittliche aktive Anodenverlustleistung unter einem Signal.

So. Wenn aber die Primärimpedanz nicht bekannt ist? Und nicht nur die. Sondern dazu das Übersetzungsverhältnis des OT, der Speaker, dessen "Eigenleben" wiederum mit einem Gehäuse korrespondiert. Bei welcher Frequenz? Resonanz? All das wirkt zurück auf die Primärimpedanz. Wer kennt also die Primärimpedanz genau? Ich wage jetzt mal fast zu schreiben: sehr oft bis meistens kaum jemand. Der Hase liegt genau hier im Pfeffer, dass man dann eigentlich Entwicklungsunterlagen für so einen Amp haben muss, die bis ins fachliche Detail vorgeben müssten, was man tun muss. Also den Amp mangels solcher Unterlagen nicht annehmen zur Justage?

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Ich meine, für einen Class-AB-Verstärker ist die Bias-Einstellung des Ruhestromes anhand „Faustformel“ auf 70 % der maximal zulässigen Anodenverlustleistung in der Regel ein völlig sicherer und eben vor allem ohne großen Aufwand (idealerweise nur ein Volt- und mA-Meter!) praktizierbarer Wert. OK, man muss die Datenblätter der betreffenden Endröhren kennen und man muss etwas rechnen bezüglich der 70%!

Steinigungen, Korrekturen und Kommentare gern gesehen. :)
 
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70% Regel (meine Interpretation)
Angenommen
Ein Amp könnte 100W Sinus bei 1%Klirr liefern.
Erhöhe ich den Eingangspegel weiter wird der Amp in eine Sättigung gehen und komprimieren.
Die Signalform ändert sich, der Sinus ist kein Sinus mehr, geht in Richtung Trapez.
Mit dieser anderen Signalform kann der Amp bei gleicher Amplitude mehr Leistung liefern und ggf. auch z.B. 150W abgeben.
Also stellt man den Amp so ein, das er bei 70% sauber läuft (70W Sinus bei 1%Klirr) und es wird bei voller Übersteuerung des Eingangssignals (volle Endstufenzerre) den Amp und Box nicht überlasten. Er sollte da nicht viel mehr als 100W im Belastungstest abliefern, egal was für ein Signal eingeht. Somit erhöht sich die Betriebssicherheit.

Gitarrensignalgenerator
Hier muss ich schmunzeln um es nett auszudrücken.

Warum Sinus?
Früher hatten die meisten Messgeräte ein Drehspulmesswerk mit Spiegelskala.
(Ich hatte damals zu DDR-Zeiten ein Mellenbach-Vielfachmesser III)
Und die Messgenauigkeit war halt auch abhängig von der Signalform.
Der Einsatz von Sinusgenerator und Oszilloskop bei Arbeiten an Röhrengeräten war Gang und gäbe.
Ich kenne es nicht anders.

BDX.
 
Sinusmessungen für Bias: Braucht man das wirklich?
nein , lediglich zum ermitteln der Steilheit. aber-
das geht auch mit Gleichspannung, Ug1 um 1V rauf oder runter,
ergibt entsprechende Ruhestromänderung.

zur Leistungsmessung am Lautspecherausgang ist der Sinus aber unbedingt erforderlich!

Die minus 55V halt ich für unpassend , das bias daran fest zu machen! die tatsächlichen Parameter der Röhren sind so nicht berücksichtigt.
 
Zuletzt bearbeitet:
...Die Signalform ändert sich, der Sinus ist kein Sinus mehr, geht in Richtung Trapez ... Mit dieser anderen Signalform kann der Amp bei gleicher Amplitude mehr Leistung liefern und ggf. auch z.B. 150W abgeben.

Njein.

a) wie willst Du eine nicht sinusförmige Leistung messen? Die Drehspulinstrumente liefern korrekte Anzeigen nur bei einer Sinusamplitude.
b) In der Praxis sacken die Leistungen bei den allermeisten Amps wieder weg, je mehr man sie mit Signal beaufschlagt. Die Ursache sind i.d.R. in den Netzteilen zu finden. Die Anoden- und Schirmgitterbetriebsspannungen sinken je nach Stabilität der Netzteile. Weniger dagegen die leistungslos gesteuerten Steuergitterspannungen. Dadurch sperren sich mehr und mehr die Röhren (vereinfacht geschrieben), ihr Arbeitspunkt wandert von einer AB-Position auf der Kennlinie immer weiter runter auf eine B-Lage. Gleichzeitig wandert die Kennlinie. Siehe Kennliniendiagramm (links):

Kennlinie.png


Im Ergebnis dessen bewegt sich bei sinkender Anodenbetriebsspannung und mehr oder weniger fast noch konstanter -Ug1 der Aussteuerungsbereich immer weiter weg von der gestrichelten Kurve der maximalen Anodenbelastung (rechtes Diagramm). Sinkt (ok, jetzt mal ein konstanter Sinus angenommen) der gelieferte Anodenstrom, so geht (aufgrund der jetzt konstanten Primärimpedanz, daher der Sinus) weniger Spannung an den Ausgangsübertrager, den er auf seine Sekundärseite übersetzt an den Speaker liefert. Die üblichen Diagramme von Gegentaktendstufen schenke ich mir hier, die sind überall einsehbar. Sie zeigen im Prinzip dasselbe: Die Lage eines Arbeitspunktes und eine ihnen zugeordnete Sinusschwingung.

Ich meine, genau das sieht man auch anhand der Diagramme, die bei Aiken-Amps in den White Papers zu finden sind.

Also stellt man den Amp so ein, das er bei 70% sauber läuft (70W Sinus bei 1%Klirr) und es wird bei voller Übersteuerung des Eingangssignals (volle Endstufenzerre) den Amp und Box nicht überlasten. Er sollte da nicht viel mehr als 100W im Belastungstest abliefern, egal was für ein Signal eingeht. Somit erhöht sich die Betriebssicherheit.

Die Betriebssicherheit ist immer gegeben, da diese Amps sich bei Belastung verhalten, wie oben hinsichtlich seiner Betriebsspannungen geschrieben. Ich habe - bis auf einen Marshall - bislang noch nie etwas anderes gemessen. Und nochmal: Ein Sinus ist respräsentativ nur für eine Sinusleistungsmessung. Sobald sich ein Sinus verzerrt miss man Mist, wenn man keinen Analyzer hat.

Bias ist eine Einstellung eines Kathodengleichstromes der Ruhelage. Dazu bedarf es weder Scope noch Sinusgenerator. Warum schreibe ich das so anmaßend wirkend? Ja, weil wir keine Ampentwickler oder -designer sind, sondern "eigentlich nur" das umsetzen, was diese Leute uns vorgegeben haben. Wir haben hier etwas das Glück, uns keine Gedanken darüber machen zu müssen, denn die haben sich strenggenommen die Ampentwickler machen müssen (sollten sie eigentlich). Wir müssen nur diese 70%-Regel beachten und liegen bei den allermeisten Gitarrenamps (nicht bei allen!) immer richtig.

Auch das ist klar bei Aiken-Amps zu lesen. Jeder darf das anders sehen, aber ich halte Aiken-Amps für den Master in dieser Hinsicht.

Etwas ganz anderes ist es, wie geschrieben wurde, einen Amp zu designen. Da trifft all das Geräteaufwandsbezogene zu.

...zur Leistungsmessung am Lautspecherausgang ist der Sinus aber unbedingt erforderlich!

Ist genannt, aber darum geht es hier (Bias) nicht.

Die minus 55V halt ich für unpassend , das bias daran fest zu machen! die tatsächlichen Parameter der Röhren sind so nicht berücksichtigt.

Ich beschrieb es, warum ein Hersteller so agiert - gezwungen ist, zu agieren.
 
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Warum schreibe ich das so anmaßend wirkend?
Das frage ich mich auch. Du musst mir doch nichts beweisen.
Ja, wenn du die reine Biasjustage als separaten Arbeitsschritt betrachtest, bedarf es nur einen Schraubendreher und Multimeter.
BDX.
 
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...Warum schreibe ich das so anmaßend wirkend? ...
Das frage ich mich auch. Du musst mir doch nichts beweisen...

Vielleicht, weil es mich inzwischen längst in Rage bringt, beispielhaft mal so geschrieben:

Früher war es so, dass ich an einem Motor, der schon 60TKM problemlos gelaufen ist, nur den Zündzeitpunkt mit geringsten Messmitteln nachstellen musste und gut war's. Die Entwicklungsarbeit nahmen eben genau die Motorentwickler ab und nicht ich als "Mal-eben-Kurz-Nachjustierer". Und der Motor lief und lief und lief 200TKM bis 300TKM....

Heute ist man mehr und mehr gezwungen, dem Motorentwickler zu sagen, wie er den Motor nach einer Fahrleistung von 3TKM mit anschließendem Totalausfall gefälligst neu und richtig zu entwickeln hat. Und mit Minimalaufwand kommt man nicht mehr ran, zwar ein Haufen Digitalsch***e drin, die alles und jedem sonstwas meldet, aber ansonsten Einschränkungen hier und da, bloß nicht mit der E10-Plörre fahren, usw. usf.

Was soll's, ich kann's ned mehr ändern.
 
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