Ist doch alles chic. Ich frage mich, warum das hier so "hochkocht". Ich freu mich tatsächlich über jedes Posting von dir
@FünfTon, weil ich merke, du hast einfach mega Bock auf diese ganze Sache, lernst jedes Mal ein Bissl was dazu und lässt uns dran teilhaben. DAS ist es für mich, was auch irgendwo ein Forum ausmacht und ist absolut erfrischend zu lesen zwischen den ganzen obligatorischen Threads ob die oder die 300€ Lautsprecherbox besser ist oder wie man beim X32 den Hall auf die Monitore bekommt...
Ist ja auch nicht so, dass du im Vorhinein nach 100 Tipps gefragt hättest und die dann alle gekonnt ignoriert hast, da könnte ich einen Ärger bei den Beteiligten verstehen. So wurden halt Sachen ausprobiert; manches funktioniert, manches nicht. Dass man sich ausgerechnet auf zugemietetes Material nicht verlassen kann ist z.B. absolut ärgerlich. Umso wichtiger, bei kritischen Sachen vorab alles zu checken, denn wenn Zeitnot auch noch dazukommt, ists endgültig nicht mehr lustig. Ansonsten gilt für mich immer: Fehler sollten natürlich nicht passieren, werden aber immer passieren. Wichtig ist für mich seit jeher nur eins: Man darf nicht zweimal sehenden Auges den gleichen Fehler machen, das ist einfach nur unnötig und peinlich. Das ist das, was mich beispielsweise bei einer meiner betreuten Bands ab und an fast um den Verstand bringt. Da kauft sich der Sänger das billigste InEar-System (MEI100), dann fällt ihm das beim Gig regelmäßig vom Gürtel, sodass nach 20 Gigs halt mal der Batteriefachdeckel faktisch nicht mehr existent ist. Dann wird da aber irgendwie Gaffa rumgenudelt, damit das halt noch irgendwie geht. Dann wird zwischen zwei Songs plötzlich nervös rumgewerkt, weil der Kontakt mal wieder weg ist. Da denke ich mir dann: ALTER! Du verdienst 400 Flocken bei jedem Gig, das 15 Mal im Jahr. Aber bloß kein neues Beltpack für nen Hunni kaufen! Geld für funktionierende Lösungen ausgeben dass man womöglich eine Sorge weniger hat? Igitt!...
Auf Facebook gibts eine Gruppe "Anlagenaufbau Bilder". Da werden Setups verrissen, weil die Lautsprecherkabel nicht mit Spannfix an der Distanzstange festgemacht sind. Bei meinen werten Musikerkollegen: Knäuel aus (bunten) XLR-Kabeln auf der Bühne, weil für die 6m vom Modeller zum Pult halt erstmal das nächstbeste 5m-Kabel genommen wird. Mist, ist zu kurz. Wird dann nochmal mit nem 10m-Kabel verlängert. Weiße Dreifachstecker, die am Tabletstativ mitten "im Bild" hängen, weil das mitgelieferte USB-Kabel bis zum Netzteil halt nur 50cm lang ist. Mindestens drei Mal pro Gig fällt irgendwem ein Getränk auf der Bühne um. Mindestens drei Mal pro Gig mache ich mit sarkastischem Unterton darauf aufmerksam, dass unklaren Gerüchten zufolge Getränkehalter bereits erfunden sind. Mindestens drei mal pro Gig wird das gekonnt überhört...
DAS sind die Dinge, die mich wahnsinnig machen. Weil die Leute es eigentlich besser wissen müssten und es überhaupt kein Act wäre, diese Missstände zu beheben, wenn es einem halt nicht sch...egal wäre. Hat für mich einfach was mit professionellem Auftreten zu tun und selbiges ist man IMHO seinen zahlenden Kunden schuldig. Sowas treibt mich um. Nicht, wenn jemand bei einem Gig "mit ohne" Budget den Amp in die erste Reihe packen muss, weil halt nicht die passenden Kabel angeschafft wurden, kostet in vernünftiger Qualität ja auch erstmal Geld, das irgendwie wieder reinkommen sollte. Hatte ich bei meinem ersten "Mischerjob" mit den Jungs aus der Schule und Nachbarschaft beim Drummer daheim in der Scheune auch nicht. Da wurde halt mit klapprigen 2€-Adaptern vom Reichelt jedes rumfliegende Cinchkabel der heimischen Hifi-Wühlkiste so lange schonungslos verlängert und zurechtadaptiert, bis es vom Kopfhörerausgang des Gitarrenamps (Instrumentenmikros hatten wir ja nicht) zum 10 Meter entfernten "FOH" gereicht hat. Ging auch. Was war das für ein denkwürdiger Tag, als ich bei eBay das erste Multicore für nen Hunni geschossen hab. War sogar auf Trommel. Mann, kamen wir uns professionell vor. Also das Gestell zum abtrommeln fehlte, man musste halt die ganze Trommel wie einen Heuballen vor sich herrollen, aber es war immerhin eine Trommel...
Achso, Thema "Einmessen". Ja, habe ich heute in einer Festinstallation in einer kleinen Sporthalle wieder brav mit SysTune gemacht. Wenn der Kunde aber trotz einwandfreiem Messschrieb meint, er habe schließlich anno dazumal für ein Fachmagazin 15 Jahre lang Kopfhörer getestet und das muss soundso klingen, dann wird das eben so lange wieder "zerschraubt", bis er zufrieden ist, that's it.
Meine absolute Lieblingsmethode für Live wenns schnell gehen muss ist übrigens immer noch die von einem ehemaligen Forenkollegen: Das zum Einsatz kommende Vocalmic ein paar Meter vor der Bühne platzieren, wo es sich gut innerhalb des Abstrahlwinkels der PA befindet. Vorher ein kurzer Blick ins Datenblatt, wo der Hersteller eine leichte Präsenzanhebung drangeschraubt hat, diese am Channel-EQ kompensieren. Dann einfach mal vorsichtig an die Koppelgrenze fahren und die ersten drei, vier, fünf Frequenzen rausziehen (das muss man halt etwas mit Augenmaß machen - wenn irgendwann dann "alles auf einmal daherkommt", hat man die Grenze des sinnvoll Machbaren erreicht). Das ist so herrlich hemdsärmelig aber gleichzeitig genial, weil irgendwie alles drin ist: Man hat die Komponente "Mikro" (das vielleicht auch nicht das ultra-hochwertige ist) genauso drin wie die Komponente Lautsprecher (dito...) und vor allem auch das entscheidende Thema "Raum". Gleichzeitig hat man dann alles so eingerichtet, dass die Komponente, wo Unzulänglichkeiten bei der Übertragung am schnellsten auffallen - nämlich die Stimme - möglichst unverfälscht transportiert wird. Und das Beste: Man braucht dazu ja nix, was nicht eh schon vorhanden ist, weil für den eigentlichen Gig erforderlich.
Ansonsten gilt in allen Lebenslagen wie immer: Get the f....n job done. Man muss da vielleicht auch manchmal von seinem hohen Ross runter und mal (nicht: regelmäßig) irgendein Teil in den Kofferraum schmeißen, auch wenn man weiß, dass man es eher nicht zusätzlich verrechnen kann. Ich weiß schon, die Erwartungshaltung ist immer die: Wenn irgendwas nicht funktioniert, weiß natürlich jeder - vor allem der absolute Laie im Publikum! - genau, dass es am Budget gescheitert ist und man es liebend gerne besser gemacht hätte, dreht sich kurz um, nickt dir mitleidig zu und genießt weiter den Konzertabend. Passiert grundsätzlich ausschließlich so. Nicht. Die Realität ist doch eher die, dass besagter Besucher, der natürlich wenn er nicht gerade mit seinem Job als Nationaltrainer oder Virologe ausgelastet ist auch noch Profi-Tontechniker ist, denkt, dass der Typ am Pult null Ahnung hat. Und da kann ich gerne drauf verzichten, wenn ich im Vorfeld entsprechend intervenieren kann.
Und manchmal musst du halt die mangelnde Vorbereitung anderer auch vor Ort spontan kompensieren können. Letzte Woche wieder Adventsmarkt in meiner Heimatgemeinde mit den allfälligen Kindergärten und Grundschulen. Leiterin von Kindergarten 1 spricht mir 1,5 Tage vorher panisch auf die Mailbox: "Wir haben eine CD dabei. Gibts da einen Player dafür? Weiß nicht mehr, wie das die letzten Jahre war. Irgendwann vor 5 Jahren gab es da mal Probleme. Zur Not können wir auch was mitnehmen! Aber wäre natürlich super, wenn was da wäre..."
Leiterin von Kindergarten 2 kommt am nächsten Tag 10 Minuten vor der Aufführung zu mir: "Ich hätt Musik aufm Handy - können wir des anstecken?" - "Was hast denn für eins?" - *hält mir iPhone hin*
Ich halte ja wirklich viel vorrätig, aber sicher nicht drölfzig Adapter Lightning/USB-C aktiv/passiv/whatever für täglich neue proprietäre Produkte, die ich nicht mal selber freiwillig nutzen würde. Also Bluetooth-Empfänger ausm Toolcase gefischt, ist ja kein Act. War dann auch gar nicht schlecht, weil sie offentlich integraler Bestandteil der Aufführung war (damit zumindest _irgendwer_ auf der Bühne auch mitgesungen hat - SCNR
) und mitsamt Abspiel-Phone nach der Machbarkeits-Klärung wieder dorthin verschwunden ist. Hab mich dann die ganze Zeit gefragt, wie wir das gemacht hätten, wenn wir es wirklich per Kabel angeschlossen hätten...