PA-Stammtisch

Mein erster Impuls war auch: „Alles Quatsch, alles unprofessionell, das macht man alles ganz anders“. Ich bin jetzt aber ganz froh, das nicht geschrieben zu haben. Es gibt nämlich noch eine weitere Sichtweise:
Da macht jemand mit Material, das ingesamt so viel kostet wie in meiner Welt eine Vierkanalendstufe, mit einem Gesamtbudget, das vermutlich nicht gereicht hätte, um meinen Tagessatz zu bezahlen, eine Veranstaltung auf einem Niveau, das offenbar ausreicht, dass niemand unzufrieden ist. Das ist ungefähr das Niveau, das ein übermüdeter, gelangweilter und unengagierter Vollprofi auch abliefert. Nur dass das in dieser Welt dann halt gleich mal 3 - 4000,- kostet.
So falsch liegt er damit also vermutlich nicht.
Wenn dabei zwischendrin ein paar merkwürdig anmutende Zwischenschritte auftauchen, nun gut, wo ist das Problem? Ob einer sein System mit Smaart, einem Multimeter, einer Stimmgabel oder einem anthroposophischen Ritual tuned, kann mir eigentlich egal sein, so lange dieser Workflow ihm dabei hilft, dass es am Ende gut ist.
Einer der besten Mischer, mit denen ich zu tun hatte, hat über 20 Jahre hinweg, die er das erwerbsmäßig gemacht hat, keinen blassen Schimmer von der Technik gehabt, hat niemals einen Kompressor benutzt, sich sein Hallpreset von mir einstellen lassen und mich nach jeder längeren Tourpause von Neuem gefragt, wie man dieses Mischpult bedient und was die ganzen Knöpfe bedeuten. Trotzdem sind mir wenige Leute begegnet, die ihm, was das Ergebnis betrifft, das Wasser reichen konnten, einfach, weil er ein begnadeter Vollblutmusiker ist, eine genaue Vorstellung hatte, wie es klingen soll und bis zur letzten Sekunde der Show bis zur völligen Erschöpfung alles gegeben hat, um das hinzubekommen.
 
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Ich find das auch völlig okay. Ja, ich bin auch in einer anderen Welt unterwegs. Und selbst zu meinen Anfangszeiten hatte ich für bandcontests besseres Material am Start (außer das Pult und die funkstrecken vielleicht, wie man es sieht… gl3300 mit siderack halt).
Ich persönlich hätte gar keinen Nerv mehr darauf so viele Unwägbarkeiten mit einzukalkulieren. Klingt für mich nach zu viel Stress.
Ich hatte im Sommer ein kleines Open air. Stagemobil xxl von Verleiher A, Pult und Monitoring von B, Pa und Mikros von C, Licht von C und D, Lichtpult von E, dann Personalplanung,… hätte ich da noch Material gehabt was teilweise nicht läuft oder alles zu zweit machen müssen,… ich wäre durchgedreht. Von daher Respekt dafür! Es steckt viel Arbeit in sowas. Erst recht, wenn man dann nicht mal gebührend entlohnt wird.
Ich kann also auch die Euphorie zur gelungenen VA verstehen. Und dann kommen die Pro‘s hier und meckern. Voll doof. Aber versuche die tips konstruktiv aufzunehmen und das beste für dich rauszuziehen. Und wenn jemand sagt das war Mist und nur Glück, sollte man darüber nachdenken warum das jemand sagt.

Egal. Bin wieder raus. Weitermachen.
 
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Ich hatte im Sommer ein kleines Open air. Stagemobil xxl von Verleiher A, Pult und Monitoring von B, Pa und Mikros von C, Licht von C und D, Lichtpult von E, dann Personalplanung,… hätte ich da noch Material gehabt was teilweise nicht läuft oder alles zu zweit machen müssen,… ich wäre durchgedreht. Von daher Respekt dafür! Es steckt viel Arbeit in sowas. Erst recht, wenn man dann nicht mal gebührend entlohnt wird.
Ironischerweise wenn man sowas oft genug macht, dreht man nicht mehr durch, sondern das Gear-Chaos mitsamt Schrott aussortieren wird selbst zu einem optimierbaren Routine-Workflow, den man kennt, abspult und immer weiter verfeinert. Das komplette Chaos beim Aufbau vorher, das ist nämlich bei Amateuren genauso unorganisiert, ist da viel störender, bringt mich aber auch nicht mehr groß raus.

Unter den ganzen Hobby-Künstlern waren auch einige sehr junge Nachwuchsmusiker, die erstmals vor vollem Haus singen und spielen durften und dafür wochenlang geübt hatten. Der erfolgreiche Auftritt hat was mit ihnen gemacht und positiv verändert, so ein Feedback kommt dann auch bei mir an und das entschädigt dann auch für die ganze Mühe. Wir dürfen nicht vergessen, worum es sich bei der ganzen Technikschlacht letztlich dreht.

Aber versuche die tips konstruktiv aufzunehmen und das beste für dich rauszuziehen.
Immer gern, aber wir müssen auch realistisch bleiben, was die Grenzen von Social-Media-Plattformen für erfolgreichen Wissenstransfer angeht. Man kann nicht alles von YouTube und aus dem MB lernen, auch wenn das gerade hip ist. Die Gelegenheiten, erfahrenen Praktikern noch öfter zuschauen und zuhören zu dürfen, werden sich auch mir nächstes Jahr bestimmt erschließen. Da nehme ich nämlich für mich am meisten mit.
 
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Man kann nicht alles von YouTube und aus dem MB lernen, auch wenn das gerade hip ist.
Wobei ich schon anmerken will, dass das zwei komplett verschiedene Kommunikationsformen sind. Während YT Videos eine Einwegkommunikation ist, in der Informationen unveränderlich von Video-Ersteller (oder blogger/Vlogger oder ähnlichem) an den Konsument übertragen werden, ist ein Forum, Chat oder dergleichen durchaus eine Zweiwege Kommunikation in der die Ansichten und Aussagen auch diskutiert werden können. das ist bei YT usw eher nicht der Fall.
erfahrenen Praktikern noch öfter zuschauen und zuhören zu dürfen,
Das ist, so lange man mit diesen Leuten nicht redet, auch eine Einweg Informationsbeschaffung, ähnlich einem YT Video, mit der Einschränkung dass einem nur das Ergebnis präsentiert wird aber nicht die Wege dazu beschrieben werden, auch nicht die Entscheidungen, die man so macht, mit den Beweggründen dargelegt werden.

Und ich denke, dass immer noch das Prinzip "Durchs Reden kommen die Leute zusammen" auch hier in diesem virtuellen Raum zutrifft.
 
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Während YT Videos eine Einwegkommunikation ist, in der Informationen unveränderlich von Video-Ersteller (oder blogger/Vlogger oder ähnlichem) an den Konsument übertragen werden, ist ein Forum, Chat oder dergleichen durchaus eine Zweiwege Kommunikation in der die Ansichten und Aussagen auch diskutiert werden können. das ist bei YT usw eher nicht der Fall.
Meine Erfahrung mit Foren und Chats ist, daß viele unterschiedliche Meinungen aufeinandertreffen, das fachliche Niveau des Gegenübers nur schwer beurteilbar ist und vor allem was Live-Sound angeht, wenig Möglichkeiten bestehen, echte Arbeitsproben zu bekommen. Das kann auch bis zu dem Punkt gehen, wo man auf echte Trolle trifft, die sich online nur als Fachleute ausgeben, um sich einen Heidenspaß zu machen, alles in anderen Bereichen schon erlebt.

Deshalb nehme ich auch gern Input aus dem Internet an, vertraue aber ansonsten hauptsächlich meinen Ohren und Tontechnikern, die ich im echten Leben treffen darf, wo ich direkt an Ort und Stelle hören kann, was die können.

Das ist, so lange man mit diesen Leuten nicht redet, auch eine Einweg Informationsbeschaffung, ähnlich einem YT Video, mit der Einschränkung dass einem nur das Ergebnis präsentiert wird aber nicht die Wege dazu beschrieben werden
Zur Vorbereitung auf meine Veranstaltung habe ich tatsächlich zwei semiprofessionelle Musicals mit deutlichem größerem (!) Budget besucht und mir angehört, was die Kollegen dort gemischt haben (und da bin ich ganz klar weit drunter geblieben). Das heißt eigentlich sitze ich inzwischen in jeder Veranstaltung mit Tontechniker-Ohren.

Danach habe ich mich den Leuten am FOH vorgestellt und erstmal gefragt, ob überhaupt Interesse an einem Gespräch besteht, denn manche möchten nicht von Gästen genervt werden - aber Nichtprofis sind da meistens für offen. Und dann falls möglich und noch ein, zwei Fragen gestellt. Zum Beispiel: "Mit welchem Trick bekommt man eigentlich das akustische Drumkit so dermaßen leise?" - Antwort: "Das liegt an dem, der da dran sitzt." 🤣 Auch das sind hilfreiche Infos.
 
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Das heißt eigentlich sitze ich inzwischen in jeder Veranstaltung mit Tontechniker-Ohren
Ich habe fast 20 Jahre gebraucht, um mir das wieder abzugewöhnen. Mittlerweile bin ich wieder in der Lage, gute Musik mit mäßigem Klang zu genießen. Zwischendurch war es schwierig für mich, ein Konzert zu genießen und dabei nicht zu denken “Aha, Yamaha DM2000, uneditiertes Drum Plate preset, das muss man ganz anders machen”. Ich habe auch mindestens einmal als Gast das Ruder übernommen. Das sind keine schönen Persönlichkeitsmerkmale…
 
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Antwort: "Das liegt an dem, der da dran sitzt."
Genau das hätte ich dir auch gesagt. ;)

Generell würde ich mal sagen, dass es ohnehin recht gut ist, wenn man alle Informationen, die man so bekommt, auch schon mal bewertet und dann erst mal dies oder das durch Selbstversuch verifiziert. Ich nehem die ganzen Informationen eben mal als Ausgangspunkt für meine eigenen Anpassungen des Verhaltens. Wenn es für mich funktioniert, gut, wenn nicht werde ich das nicht mehr machen.
 
Haben wir nicht alle unsere ersten größeren Veranstaltungen mit zusammengeliehenem Material bestritten? Als ich gegen Ende der 80er damit begann, habe ich das Equipment typischerweise aus 2 bis 5 Quellen zusammengeliehen. Meist ging das gut, in einem Fall aber auch gab es ein Desaster: Das gemietete Pult hatte die Phantomspeisung ausgebaut bekommen, und meine wunderbaren Kondensatormikros (EV BK-1, falls die noch jemand kennt) funktionierten nicht. Also schnell beim örtlichen Musikalienhändler (ja, sowas gab es damals sogar noch in der Kleinstadt) drei dynamisch Mikros geborgt (man kannte sich) und weitergemacht. Aber durch sowas hat man halt einen Riesenstress.

Seitdem setze ich fast vollständig auf dynamische Mikros, und selbst für die Overheads habe ich dynamische (Ersatz)Mikros im Koffer dabei - nur für den Fall des Falles. Ausserdem habe ich seitdem systematisch Baustellen "geschlossen", so dass sich die Anzahl der zugemieteten Gerätschaften immer weiter verringert hat, und seit ca. 10 Jahren miete ich quasi nichts mehr zu. Bei größeren VAs arbeite ich halt mit mir bekannten Kollegen zusammen, und wir kombinieren mein Equipment mit deren Material, welches ich gut kenne.

Ich denke, man lernt so einiges durch zugewiesenes Material, und auch durch die Unzulänglichkeiten dieses Materials. Aber zugegeben, man lernt dann halt unter Schmerzen. Und wenn man (wie Profis fast immer) unter einem gewissen Zeitdruck steht, nimmt man halt das Material, welches nahezu garantiert immer und unter allen Umständen funktioniert.
 
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Hallo,
...und meine wunderbaren Kondensatormikros (EV BK-1, falls die noch jemand kennt...)

...ja, hier, ich.. :great: Ich hab' auch noch eins, war damals heißgeliebtes Zweit-Mic nach meinem Electrovoice RE-500 ;) . Vor Jahren, als ich öfters als Teil eines Jazz-Vokalquartetts unterwegs war, hatte ich das BK-1 immer als Sicherheit noch dabei, falls es vor Ort keine Phantomspeisung gab. Das Teil funktioniert auch mit einer Batterie drin - und das gar nicht mal so schlecht ;) Ach, die gute alte Nostalgie...

Viele Grüße
Klaus
 
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Ist doch alles chic. Ich frage mich, warum das hier so "hochkocht". Ich freu mich tatsächlich über jedes Posting von dir @FünfTon, weil ich merke, du hast einfach mega Bock auf diese ganze Sache, lernst jedes Mal ein Bissl was dazu und lässt uns dran teilhaben. DAS ist es für mich, was auch irgendwo ein Forum ausmacht und ist absolut erfrischend zu lesen zwischen den ganzen obligatorischen Threads ob die oder die 300€ Lautsprecherbox besser ist oder wie man beim X32 den Hall auf die Monitore bekommt...

Ist ja auch nicht so, dass du im Vorhinein nach 100 Tipps gefragt hättest und die dann alle gekonnt ignoriert hast, da könnte ich einen Ärger bei den Beteiligten verstehen. So wurden halt Sachen ausprobiert; manches funktioniert, manches nicht. Dass man sich ausgerechnet auf zugemietetes Material nicht verlassen kann ist z.B. absolut ärgerlich. Umso wichtiger, bei kritischen Sachen vorab alles zu checken, denn wenn Zeitnot auch noch dazukommt, ists endgültig nicht mehr lustig. Ansonsten gilt für mich immer: Fehler sollten natürlich nicht passieren, werden aber immer passieren. Wichtig ist für mich seit jeher nur eins: Man darf nicht zweimal sehenden Auges den gleichen Fehler machen, das ist einfach nur unnötig und peinlich. Das ist das, was mich beispielsweise bei einer meiner betreuten Bands ab und an fast um den Verstand bringt. Da kauft sich der Sänger das billigste InEar-System (MEI100), dann fällt ihm das beim Gig regelmäßig vom Gürtel, sodass nach 20 Gigs halt mal der Batteriefachdeckel faktisch nicht mehr existent ist. Dann wird da aber irgendwie Gaffa rumgenudelt, damit das halt noch irgendwie geht. Dann wird zwischen zwei Songs plötzlich nervös rumgewerkt, weil der Kontakt mal wieder weg ist. Da denke ich mir dann: ALTER! Du verdienst 400 Flocken bei jedem Gig, das 15 Mal im Jahr. Aber bloß kein neues Beltpack für nen Hunni kaufen! Geld für funktionierende Lösungen ausgeben dass man womöglich eine Sorge weniger hat? Igitt!...

Auf Facebook gibts eine Gruppe "Anlagenaufbau Bilder". Da werden Setups verrissen, weil die Lautsprecherkabel nicht mit Spannfix an der Distanzstange festgemacht sind. Bei meinen werten Musikerkollegen: Knäuel aus (bunten) XLR-Kabeln auf der Bühne, weil für die 6m vom Modeller zum Pult halt erstmal das nächstbeste 5m-Kabel genommen wird. Mist, ist zu kurz. Wird dann nochmal mit nem 10m-Kabel verlängert. Weiße Dreifachstecker, die am Tabletstativ mitten "im Bild" hängen, weil das mitgelieferte USB-Kabel bis zum Netzteil halt nur 50cm lang ist. Mindestens drei Mal pro Gig fällt irgendwem ein Getränk auf der Bühne um. Mindestens drei Mal pro Gig mache ich mit sarkastischem Unterton darauf aufmerksam, dass unklaren Gerüchten zufolge Getränkehalter bereits erfunden sind. Mindestens drei mal pro Gig wird das gekonnt überhört...

DAS sind die Dinge, die mich wahnsinnig machen. Weil die Leute es eigentlich besser wissen müssten und es überhaupt kein Act wäre, diese Missstände zu beheben, wenn es einem halt nicht sch...egal wäre. Hat für mich einfach was mit professionellem Auftreten zu tun und selbiges ist man IMHO seinen zahlenden Kunden schuldig. Sowas treibt mich um. Nicht, wenn jemand bei einem Gig "mit ohne" Budget den Amp in die erste Reihe packen muss, weil halt nicht die passenden Kabel angeschafft wurden, kostet in vernünftiger Qualität ja auch erstmal Geld, das irgendwie wieder reinkommen sollte. Hatte ich bei meinem ersten "Mischerjob" mit den Jungs aus der Schule und Nachbarschaft beim Drummer daheim in der Scheune auch nicht. Da wurde halt mit klapprigen 2€-Adaptern vom Reichelt jedes rumfliegende Cinchkabel der heimischen Hifi-Wühlkiste so lange schonungslos verlängert und zurechtadaptiert, bis es vom Kopfhörerausgang des Gitarrenamps (Instrumentenmikros hatten wir ja nicht) zum 10 Meter entfernten "FOH" gereicht hat. Ging auch. Was war das für ein denkwürdiger Tag, als ich bei eBay das erste Multicore für nen Hunni geschossen hab. War sogar auf Trommel. Mann, kamen wir uns professionell vor. Also das Gestell zum abtrommeln fehlte, man musste halt die ganze Trommel wie einen Heuballen vor sich herrollen, aber es war immerhin eine Trommel...

Achso, Thema "Einmessen". Ja, habe ich heute in einer Festinstallation in einer kleinen Sporthalle wieder brav mit SysTune gemacht. Wenn der Kunde aber trotz einwandfreiem Messschrieb meint, er habe schließlich anno dazumal für ein Fachmagazin 15 Jahre lang Kopfhörer getestet und das muss soundso klingen, dann wird das eben so lange wieder "zerschraubt", bis er zufrieden ist, that's it.

Meine absolute Lieblingsmethode für Live wenns schnell gehen muss ist übrigens immer noch die von einem ehemaligen Forenkollegen: Das zum Einsatz kommende Vocalmic ein paar Meter vor der Bühne platzieren, wo es sich gut innerhalb des Abstrahlwinkels der PA befindet. Vorher ein kurzer Blick ins Datenblatt, wo der Hersteller eine leichte Präsenzanhebung drangeschraubt hat, diese am Channel-EQ kompensieren. Dann einfach mal vorsichtig an die Koppelgrenze fahren und die ersten drei, vier, fünf Frequenzen rausziehen (das muss man halt etwas mit Augenmaß machen - wenn irgendwann dann "alles auf einmal daherkommt", hat man die Grenze des sinnvoll Machbaren erreicht). Das ist so herrlich hemdsärmelig aber gleichzeitig genial, weil irgendwie alles drin ist: Man hat die Komponente "Mikro" (das vielleicht auch nicht das ultra-hochwertige ist) genauso drin wie die Komponente Lautsprecher (dito...) und vor allem auch das entscheidende Thema "Raum". Gleichzeitig hat man dann alles so eingerichtet, dass die Komponente, wo Unzulänglichkeiten bei der Übertragung am schnellsten auffallen - nämlich die Stimme - möglichst unverfälscht transportiert wird. Und das Beste: Man braucht dazu ja nix, was nicht eh schon vorhanden ist, weil für den eigentlichen Gig erforderlich.

Ansonsten gilt in allen Lebenslagen wie immer: Get the f....n job done. Man muss da vielleicht auch manchmal von seinem hohen Ross runter und mal (nicht: regelmäßig) irgendein Teil in den Kofferraum schmeißen, auch wenn man weiß, dass man es eher nicht zusätzlich verrechnen kann. Ich weiß schon, die Erwartungshaltung ist immer die: Wenn irgendwas nicht funktioniert, weiß natürlich jeder - vor allem der absolute Laie im Publikum! - genau, dass es am Budget gescheitert ist und man es liebend gerne besser gemacht hätte, dreht sich kurz um, nickt dir mitleidig zu und genießt weiter den Konzertabend. Passiert grundsätzlich ausschließlich so. Nicht. Die Realität ist doch eher die, dass besagter Besucher, der natürlich wenn er nicht gerade mit seinem Job als Nationaltrainer oder Virologe ausgelastet ist auch noch Profi-Tontechniker ist, denkt, dass der Typ am Pult null Ahnung hat. Und da kann ich gerne drauf verzichten, wenn ich im Vorfeld entsprechend intervenieren kann.

Und manchmal musst du halt die mangelnde Vorbereitung anderer auch vor Ort spontan kompensieren können. Letzte Woche wieder Adventsmarkt in meiner Heimatgemeinde mit den allfälligen Kindergärten und Grundschulen. Leiterin von Kindergarten 1 spricht mir 1,5 Tage vorher panisch auf die Mailbox: "Wir haben eine CD dabei. Gibts da einen Player dafür? Weiß nicht mehr, wie das die letzten Jahre war. Irgendwann vor 5 Jahren gab es da mal Probleme. Zur Not können wir auch was mitnehmen! Aber wäre natürlich super, wenn was da wäre..."

Leiterin von Kindergarten 2 kommt am nächsten Tag 10 Minuten vor der Aufführung zu mir: "Ich hätt Musik aufm Handy - können wir des anstecken?" - "Was hast denn für eins?" - *hält mir iPhone hin*

Ich halte ja wirklich viel vorrätig, aber sicher nicht drölfzig Adapter Lightning/USB-C aktiv/passiv/whatever für täglich neue proprietäre Produkte, die ich nicht mal selber freiwillig nutzen würde. Also Bluetooth-Empfänger ausm Toolcase gefischt, ist ja kein Act. War dann auch gar nicht schlecht, weil sie offentlich integraler Bestandteil der Aufführung war (damit zumindest _irgendwer_ auf der Bühne auch mitgesungen hat - SCNR :D) und mitsamt Abspiel-Phone nach der Machbarkeits-Klärung wieder dorthin verschwunden ist. Hab mich dann die ganze Zeit gefragt, wie wir das gemacht hätten, wenn wir es wirklich per Kabel angeschlossen hätten... 🤣
 
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Ich habe jetzt die letzten 2 Seiten überflogen und ich möchte meinen dass der Kollege Fünfton auf dem besten Weg zur Besserung ist, er ist Motiviert, interessiert, hat Freude und Power an dem ganzen ist vor allem Lernfähig und hat anscheinend ein funktionierendes Hirn. Also was will man noch mehr und das in der momentanen Zeit! (wenn ich mir nur unsere Lehrlinge so anschaue)
Ich hätte Freude an so einem Kollegen.
 
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Das ist eben die Realität bei non Profit Jobs im Ehrenamt. Da ist eben kein Geld und Material da.
Kenne ich zu gut. "Könntest du mal ... " und dann steht da irgendwelches Material herum, alt, unterdimensioniert und hoffentlich noch halbwegs funktionsfähig. Mikrofonkabel, die durch unsachgemäßes Wickeln so verknotet sind, dass man nur hoffen kann, dass da noch was durchkommt. Schon Stecker aufgeschraubt und innen die zu lang abisolierten Adern, die sich durch Verzwirbeln berührt haben auseinander gebogen und per Papierstreifchen wieder getrennt -kein Werkzeug dabei, war ja spontan ohne vorherige Ansage .... Das Kabel habe ich danach mitgenommen und zuhause richtig repariert (10 cm abgeschnitten und neu gelötet), dann zurück gegeben.
Dann versucht man durch intelligente Aufstellung und Einstellung das noch Mögliche an Sprachverständlichkeit herauszubekommen.
Und z.B. Sprecher noch vorher zu instruieren (2x SM58 und 1 Akustik Amp, immerhin ein SR Jam150) "Leute geht nah ran und sprecht deutlich, sonst versteht man nichts". Nachher habe ich erfahren, dass noch 2 AKG C1000 auch verfügbar gewesen wären, die das vereinfacht hätten - bei über 20cm Abstand und leisen Sprechern bringt ein SM58 nämlich genau gar keinen Vorteil in Puncto Feedback Resistenz. Und den Amp noch recht hoch auf das immerhin vorhandene Stativ gestellt und weit weg von den Mikros.
Man muss damit auskommen, was verfügbar ist, notfalls Abstriche machen. Nur nicht alles blind zusammenschalten.

Ich fand den Bericht spannend und muss sagen, im Rahmen der Möglichkeiten quasi alles richtig gemacht und gut reagiert. Lerneffekt mitgenommen.
 
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Bei größeren VAs arbeite ich halt mit mir bekannten Kollegen zusammen, und wir kombinieren mein Equipment mit deren Material, welches ich gut kenne.
Das klappt, wenn du die Sachen hast, die im rider stehen. Aber wenn du schon bei den Pulten die Wahl zwischen vi4/6 oder cl/ql 5 oder c3500 hast, du insgesamt 10 kleinmembraner (keine billigteile), 2 akg c414 (nein, 214 gehen nicht) und 2 c-ducer organisieren musst, alleine der hauptact 24 Stative mit teleskopgalgen braucht, 8 hochwertige, baugleiche wedges auf die Bühne sollen,… dann müssen du und deine Kollegen schon einen guten Fundus parat haben.
Der eine will ne MA, der nächste ne Hog. Und dann gilt es noch die Vorbands auszustatten… ich weiß nicht. Ich wohne auf dem Land… da ist keine verleihbude in unmittelbarer Nähe die das alles im Lager stehen hat. Da muss ich schon etwas weiter ausholen.
 
Das klappt, wenn du die Sachen hast, die im rider stehen...

Bei mir läuft das etwas anders. Wir sitzen in der Nische zwischen ambitionierten Amateuren, Semipros und Profis mit begrenztem Budget, und die Leute buchen mich, weil sie mich kennen und mir vertrauen. Meine Auftraggeber nennen mir die Rahmenbedingungen, und ich empfehle dann das Material. Wir sind in einem Bereich unterwegs, in dem Rider zwar existieren, aber verhandelbar sind. Und das, was die bisherigen Rider verlangt haben, das konnten wir auch stellen. Oder halt gleichwertig und vom Künstler akzeptiert. Und wer unbedingt ein Oberklassen-Solistenmikro haben will à la Neumann KMS 104/105 oder dpa, der bringt das halt selber mit.
 
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Haben wir nicht alle unsere ersten größeren Veranstaltungen mit zusammengeliehenem Material bestritten?
Klar, an sich ist daran ja alles gut. Es macht ja keinen Sinn, wenn jeder sich immer alles für alle Gelegenheiten anschafft. Gut für die Hersteller vom Zeug, schlecht für alles andere. Selbst heute gehts eben nicht ohne. Ich kauf mir doch keine PA für 1000+ PAX wenn ich in der Regel weniger als, sagen wir 300 Leute beschallen soll.
Das BK-1 habe ich übrigens auch, aber meines gibt inzwischen keinen Mucks mehr von sich.
Wegen diesem Thread und auch einem anderen auch habe ich mal meine alten Kassetten aus meinen Anfängen ausgegraben. Aktuell hör ich mir sogar meine erste Live Aufnahme an. Auch da kam ein Konglomerat von Material zum Einsatz, das z.T von mir, aber vieles auch von Freunden ausgeliehen war.
"PA" waren zwei 15/3 von Dynacord, das Mischpult ein 12 Kanal von Pearl (Ja, auch das gabs mal), kein Monitoring (war damals nicht immer am Start). Hall-FX gabs offensichtlich auch, aber ich hab keine Ahnung mehr was für ein Teil das war. Acht Mikros (von AudioTechnika, AKG, Ibanez, Sony und ein Shure) für eine Irish Folk Band (ein Ableger der Liederlich Spielleut) und das wars. Das ganze passierte im Frühjahr 1982 und ich war da natürlich ziemlich blauäugig am Start, keine Ahnung von der Abnahme von akustischen Instrumenten, da ich vorher nur in meiner Rockband Tontechnik gemacht habe.

Das klappt, wenn du die Sachen hast, die im rider stehen.
Mir geht es da ziemlich gleich wie @mix4munich . Ich stelle das Material, das ich habe, was an sich inzwischen schon recht amtlich ist und miete mir das dazu, was fehlt und auch da ist dann vernünftiges Material am Start. In der Regel reicht es eine größere PA zu beschaffen, wenn meine zu klein wird. Allerdings habe ich auch nie wirkliche "Prinzessinnen auf der Erbse"-Leute auf der Bühne, die ganz exakt das haben wollen, das sie sonst auch immer haben wollen. Da ist mein Klientel doch eher "situationselastisch" ;)
Es macht auch oft keinen Sinn, denn manchmal würde alleine das was so in diversen Ridern steht, das Budget in der Miete derart steigen lassen, dass sämtliche Einnahmen einer Veranstaltung nicht reichen würden, um auch nur einen Teil der Miete zu decken. Vielleicht kommen von diesem Hang zur Materialschlacht auch die aktuell exorbitant hohen Ticketpreise, die hier auch in einem Thread thematisiert sind. Da versuche ich auch schon mal an den Veranstalter zu denken und nicht blind alles was da niedergeschrieben ist zu befolgen.
Neulich hat eine Band drei Techniker im Rider gefordert (den FOH Pult Sitter, einen Monitor Techniker und einen eigenen Patchtechniker). Und das bei einer Veranstaltung für gerade mal 350 PAX. das geht einfach nicht. Da gibts auch kein Monitorpult mit dem ganze Pi Pa Po dafür. Das geht sich auch vom FOH aus (drei Wege Monitor mit in Summe weniger als 15 aufgezogene Signale auf allen drei Monitoren). Und war nach kurzer Rückfrage auch kein Problem. War halt wieder mal ein Rider, der für Montreux geschrieben war.
 
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meine wunderbaren Kondensatormikros (EV BK-1, falls die noch jemand kennt)
Hach ja, wir hatten das Mikro bis vor ca. 10 Jahren auch in meiner Coverband im Einsatz, bis es irgendwann den Dienst quittierte - liegt jetzt in einer Schublade, weil ich's bisher nicht hinbekommen habe, wieder zum Leben zu erwecken :(.
 
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Ist doch alles chic. Ich frage mich, warum das hier so "hochkocht". Ich freu mich tatsächlich über jedes Posting von dir @FünfTon, weil ich merke, du hast einfach mega Bock auf diese ganze Sache, lernst jedes Mal ein Bissl was dazu und lässt uns dran teilhaben. DAS ist es für mich, was auch irgendwo ein Forum ausmacht und ist absolut erfrischend zu lesen zwischen den ganzen obligatorischen Threads ob die oder die 300€ Lautsprecherbox besser ist oder wie man beim X32 den Hall auf die Monitore bekommt...

Ich merke, daß sich das Feedback gedreht hat, seit ich das Gig mit dem Submixer auf dem analogen MixWizard hatte. Da wurde schon kritisiert, daß ich kein Digitalpult hatte für die insgesamt 14 Kanäle. Da saß ich aber noch mit ein paar Dutzend Pax draußen auf der Wiese, dort wiederum wäre ein M32 nur lächerliches Flexing gewesen. Aber weil diese Vorgänger-"Veranstaltung" so gut funktioniert hat, folgte eben jetzt die richtige (unerwartet) größere nach.

Vielleicht steht man einem Vollamateur nicht zu, 26 Sources auf 6 Matrizen (+ Sub) und 5 Monitorwegen mit zusammengewürfeltem Gear mischen zu dürfen. Damit muß er doch einfach krachen gehen bei der ganzen Stümperei. Sowas hat es früher nicht gegeben! Früher war mehr Lametta! Allerdings sieht man zumindest das X32 (nicht das M32) mittlerweile ziemlich oft, nur sehr selten aber Leute, die damit auch umgehen können.

Ist ja auch nicht so, dass du im Vorhinein nach 100 Tipps gefragt hättest und die dann alle gekonnt ignoriert hast, da könnte ich einen Ärger bei den Beteiligten verstehen. So wurden halt Sachen ausprobiert; manches funktioniert, manches nicht. Dass man sich ausgerechnet auf zugemietetes Material nicht verlassen kann ist z.B. absolut ärgerlich. Umso wichtiger, bei kritischen Sachen vorab alles zu checken, denn wenn Zeitnot auch noch dazukommt, ists endgültig nicht mehr lustig.

Du verlierst schon viel Zeit dadurch, daß der Vorlauf bei Amateuren ein einziges Gewusel ist. Da gibt's keine festen Zeitslots für die einzelnen Gewerke wie bei den Profis. Alles geht immer durcheinander. Das ist leider so und auch damit muß man dann zurechtkommen. Geholfen hat strategisch Sonntag früh aufzustehen, da wollen nämlich die meisten ausschlafen. 🤣

Die meisten Fragen entstehen immer erst im Nachgang. Jede Frage, die bspw. zum M32-Workflow aufkam, habe ich mir durch gründlichste Vorbereitung am Pult selbst vorher beantwortet. Deshalb konnte ich auch noch während der Veranstaltung meine Szenen etwas umbauen, ohne mir am Kopf kratzen müssen, wo ich jetzt was finde. Das hätte natürlich mit genügend Zeit auch noch vorher passieren müssen, aber die gab es halt nicht.

Meine absolute Lieblingsmethode für Live wenns schnell gehen muss ist übrigens immer noch die von einem ehemaligen Forenkollegen: Das zum Einsatz kommende Vocalmic ein paar Meter vor der Bühne platzieren, wo es sich gut innerhalb des Abstrahlwinkels der PA befindet. Vorher ein kurzer Blick ins Datenblatt, wo der Hersteller eine leichte Präsenzanhebung drangeschraubt hat, diese am Channel-EQ kompensieren. Dann einfach mal vorsichtig an die Koppelgrenze fahren und die ersten drei, vier, fünf Frequenzen rausziehen (das muss man halt etwas mit Augenmaß machen - wenn irgendwann dann "alles auf einmal daherkommt", hat man die Grenze des sinnvoll Machbaren erreicht). Das ist so herrlich hemdsärmelig aber gleichzeitig genial, weil irgendwie alles drin ist: Man hat die Komponente "Mikro" (das vielleicht auch nicht das ultra-hochwertige ist) genauso drin wie die Komponente Lautsprecher (dito...) und vor allem auch das entscheidende Thema "Raum". Gleichzeitig hat man dann alles so eingerichtet, dass die Komponente, wo Unzulänglichkeiten bei der Übertragung am schnellsten auffallen - nämlich die Stimme - möglichst unverfälscht transportiert wird. Und das Beste: Man braucht dazu ja nix, was nicht eh schon vorhanden ist, weil für den eigentlichen Gig erforderlich.

Nichts anderes hatte ich ja vor. Nur habe ich ein Mikrofon genommen, dessen Färbung/Charakteristik ich sehr gut kenne, weil ich es privat fürs eigene Monitoring einsetze. Der Saal war vor wenigen Jahren komplett saniert worden und dementsprechend akustisch schon ziemlich perfekt. Ich hatte da nichts zu machen und hätte da ehrlich gesagt auch nichts machen können. Wir hatten am Ende ein buntes Sammelsurium aus Shure, Sennheiser und Rode. Die alle auch noch hinzubiegen, dafür hat am Ende leider die Zeit gefehlt, deshalb liefen die meisten Mikrofone (mit Ausnahme des Chors) komplett ohne EQ, das ging dann am Ende auch.

Ansonsten gilt in allen Lebenslagen wie immer: Get the f....n job done. Man muss da vielleicht auch manchmal von seinem hohen Ross runter und mal (nicht: regelmäßig) irgendein Teil in den Kofferraum schmeißen, auch wenn man weiß, dass man es eher nicht zusätzlich verrechnen kann. Ich weiß schon, die Erwartungshaltung ist immer die: Wenn irgendwas nicht funktioniert, weiß natürlich jeder - vor allem der absolute Laie im Publikum! - genau, dass es am Budget gescheitert ist und man es liebend gerne besser gemacht hätte, dreht sich kurz um, nickt dir mitleidig zu und genießt weiter den Konzertabend. Passiert grundsätzlich ausschließlich so. Nicht. Die Realität ist doch eher die, dass besagter Besucher, der natürlich wenn er nicht gerade mit seinem Job als Nationaltrainer oder Virologe ausgelastet ist auch noch Profi-Tontechniker ist, denkt, dass der Typ am Pult null Ahnung hat. Und da kann ich gerne drauf verzichten, wenn ich im Vorfeld entsprechend intervenieren kann.

Wenn du da plötzlich mit 200 Leuten zusammen in der Hütte sitzt, dann ist das Mindset nicht "Joa, mehr Kohlen waren halt nicht da, wirf mal nachher was in die Box." Dann willst du nicht vor versammelter Mannschaft die PA überfahren oder gar unterbrechen müssen, sondern die Bude rocken.

Deshalb habe ich natürlich immer auch eine Kabeltrommel, ein paar Klinken- und XLR-Kabel und eine Doppel-DI-Box dabei, wenn das angeschleppte Zeug mal wieder zu wenig ist (das hat diesmal gereicht). Und meine Rolle Gerband 258 wurde komplett aufgebraucht. Was ich tatsächlich noch im persönlichen Bestand brauche ist mindestens ein dynamisches Mikrofon, aber sowas kostet eben auch.

Und manchmal musst du halt die mangelnde Vorbereitung anderer auch vor Ort spontan kompensieren können. Letzte Woche wieder Adventsmarkt in meiner Heimatgemeinde mit den allfälligen Kindergärten und Grundschulen. Leiterin von Kindergarten 1 spricht mir 1,5 Tage vorher panisch auf die Mailbox: "Wir haben eine CD dabei. Gibts da einen Player dafür? Weiß nicht mehr, wie das die letzten Jahre war. Irgendwann vor 5 Jahren gab es da mal Probleme. Zur Not können wir auch was mitnehmen! Aber wäre natürlich super, wenn was da wäre..." 🤣

Meinen CD-Player hatte ich auch mit, da auch ein bißchen Vorprogramm mit Playback geplant war. Genau dort wollte ich dann nicht mit Handy-Steckern, Bluetooth und Gedöns herumspielen, sondern habe ganz herkömmlich den Backing-Track von CD eingespielt. Allein schon von der Bedienung her war das dem Touchscreen-Mist haushoch überlegen, auch wenn CD mittlerweile ziemlich retro ist. Vom CD-Player kamen auch die unverfälschten Klang-Konserven zum "Einmessen". Denn was aus so einem Handy herauskommt, ist alles, aber nicht mal in der Nähe von linear.
 
... Du verlierst schon viel Zeit dadurch, daß der Vorlauf bei Amateuren ein einziges Gewusel ist. Da gibt's keine festen Zeitslots für die einzelnen Gewerke wie bei den Profis. Alles geht immer durcheinander. Das ist leider so und auch damit muß man dann zurechtkommen. Geholfen hat strategisch Sonntag früh aufzustehen, da wollen nämlich die meisten ausschlafen. 🤣 ...

So hätte ich das früher auch gesagt, inzwischen sehe ich das anders. Ich habe in den letzten Jahren einfach zu viele VAs haarscharf an einer Katastrophe vorbeischlittern gesehen, einfach weil Bühne/Deko/Strom/irgendwas halt zu spät fertig geworden ist, oder (und das nimmt in letzter Zeit stark zu) weil der ganze Zeitplan von wohlmeinenden Anfängern viel zu optimistisch geplant worden ist. Hatte ich dieses Jahr mehrfach, und nur einmal war das rechtzeitig kommuniziert worden und dementsprechend eingeplant.

Ich habe darum für mich entschieden, dass ich bei größeren Sachen den Zeitplan absegne, zumindest das, was mit der Bühne und dem Saal der VA zu tun hat. Wenn irgendwelche Fressbuden im Umfeld ihren Strom oder Wasser zu spät bekommen, ist das nicht mein Bier (es sei denn, ich bin dafür verantwortlich, dann wird das natürlich wie geplant erledigt). Ausserdem muss im voraus klar sein, wann welches Gewerk dran ist, und wann sie fertig sein müssen. Ganz wichtig: Es muss insbesondere den Ausführenden dieser Gewerke klar sein, dass alles fürchterlich schiefgehen kann, wenn sie nicht rechtzeitig abliefern, auch wenn sie das zu diesem Zeitpunkt noch nicht sehen können.
 
Da hilft der Netzplan. Das kleine 1x1 des Projektmanagements.
Auch Tools wie projectlibre, ms project,… sind bei umfangreicheren Sachen doch oft hilfreich.
 

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