F
FünfTon
Registrierter Benutzer
- Zuletzt hier
- 23.12.22
- Registriert
- 22.03.16
- Beiträge
- 681
- Kekse
- 2.057
So, die ersten sechs Stunden Musical-Aufbau bis zur 8h-Sperrzeit ab Mitternacht durch den Sicherheitsdienst sind geschafft. Die ersten zwei davon waren recht unproduktiv, da jede Menge Bühnenbildner bereits mit ihren Aufbauten begonnen haben. Die Leute, deren Generalprobe ausgefallen war, waren auch da, um ein paar grundlegende Abläufe zu üben, dazwischen toben noch jede Menge mitgebrachte Kinder. Und wir als Amateur-Techniker mittendrin in dem Chaos versuchen eine PA zu errichten. Jetzt hat bestimmt schon jeder sein Lieblings-Horror-Gig vor Augen.Nun ja, das wurde von der Location gerade auf netto 21 Stunden vor Veranstaltungsbeginn verkürzt. Es wird also sportlich und mein Beschallungskonzept muß jetzt beim ersten Versuch sitzen. Die Generalprobe vor Ort fällt aus. Aber wir sind ja alles Vollprofis, also kein Ding.
Als weitere Hiobbotschaft war natürlich das zweite 20er-Multicore nicht rechtzeitig geliefert worden, so daß wir auf 24+8 Kanäle runtergehen mußten und den Rest über eh geliehene Funkstrecken absolvieren (die wir noch aufbauen müssen). Gegen kurz vor 21 Uhr hatte ich den Saal aber endlich für mich allein und hatte meinen Saalplot schon mal hingestellt, wußte bis dahin aber noch gar nicht, ob mein PA-Amateur-Beschallungskonzept aus zusammengestückelten Komponenten verschiedener Leute (alles Amateure) auf der Location (zum ersten Mal da) überhaupt funktioniert oder ich mir einfach nur irgendeinen Mist ausgedacht hatte.
Nach einem kurzen Lautstärke-Check mit meinem SU130 erwiesen sich die zierlicher wirkenden 12"-Mains (irgendwas von thomann) an der 1500W-Endstufe (Behringer) als kräftiger als die größer wirkenden aktiven Delay-Side-Fills von ACT. Mit allem zusammen habe ich ohne Probleme die 115 dB geknackt, ohne daß irgendwas am Limit war. Das war also ein Volltreffer. Es konnte also ans Einmessen gehen. Da ich ich kein echtes Meßmikrofon besitze, habe ich mein Mackie EM-91C dafür zweckentfremdet. Nachdem ich erstmal eingangsseitig ein wenig den EQ so hingedreht habe, daß er den Frequenzgang aus dem Datenblatt ungefähr kompensiert, habe ich direkt festgestellt, daß an den ACTs gar nichts groß zu korrigieren brauchte. Der grafische Spektrumanalyzer zeichnete schon den Frequenzgang meines Mics direkt nach und war nach Kompensation gerade wie ein Lineal. Doch die Mains waren mit dem Noise-Generator schon nach Gehör deutlich zu mittenlastig und das habe ich dann auf den Matrix-Bussen (auf die ich LR vorsorglich geroutet hatte) tatsächlich erfolgreich glattgezogen bekommen. Auch am Center von NOVA Audio war recht wenig zu tun. Das teurere Gear ist halt einfach besser. unser Sub war schon perfekt plaziert und mit seinen 400W völlig ausreichend die Saalgröße von 150-250.
Die XLR-Kabel gingen schon gegen 22.30 Uhr langsam zur Neige, reichten aber noch aus. Ich habe auch noch Reserven im Koffer. Da natürlich die Lautsprecherkabel für die passiven Mains mit 10 m für die Saalbreite zu kurz waren, bekam die Endstufe im Rackkoffer auf Rollen einen VIP-Platz in der ersten (Publikums-)Reihe.
Als ich nach 90 min Gerausche und Gepiepe auf die fertige Anlage die erste Konserve ganz traditionell vom mitgebrachten CD-Player draufgespielt habe, durfte ich wieder mal das komplettes PA-Anfangerglück genießen: Der erste Versuch, vor ein paar Tagen auf ein A4-Blatt gezeichnet, hat auf Anhieb gesessen, obwohl ich keinerlei Erfahrung mit dem PA-Gear hatte und noch nie im Leben (!) einen Veranstaltungssaal eingemessen habe. Ich habe einfach gemacht, was mir unterwegs so eingefallen ist und was sich gut angehört hat. Ich habe keine Tutorials gelesen oder Videos geguckt. Delay habe ich einfach mit dem Maßband ausgemessen.
Die letzte Stunde drehte sich dann ums Entquietschen der vier Chor-Mikrofone. Ein Vier-Band-parametrischer EQ ist einfach geil. Der Chor steht wegen Bühnenspiel natürlich seitlich, womit er ziemlich dicht an den Main-PA gerät. Unsere kleinen 60W-Satelliten nun vom Sub getrennt einer weiteren Endstufe spielen Chor-Monitore, auch das Puzzle, damit nicht auch noch die Chor-Mikrofone zu beschallen, habe ich kurz vor Mitternacht noch gelöst bekommt. Die Band hat schon parallel aufgebaut wird gleich morgen früh zum Soundcheck antreten und dann ist hoffentlich bis zum Beginn am Nachmittag noch viel Zeit für Unerwartetes.
Ab acht Uhr geht es an dann die Funkstrecken für die Schauspieler, die Monitor-Mixes (hoffentlich mit WLAN und Tablet) und darum, die Band draufzukriegen. Wenn noch Zeit ist, wird eine weiterer Delay-Schicht auf der Empore ergänzt, falls die Hütte richtig voll werden sollte (aber unwahrscheinlich am Finaltag). Außerdem muß ich mit meinem Assistenten noch den Ablauf proben, denn er muß neben der Bedienung von Lichtmischpult und Beamer auch mit darauf achten, daß die Szenen korrekt durchgeschaltet werden und daß die Mute-Gruppen passen, schließlich können wir nicht durchgehend alle Mikros offenlassen.
Ich bin selbst etwas erstaunt darüber, was ich heute abend hochgezogen habe, nachdem ich vollanalog im März '21 auf einer Winz-PA bei NullkommaNull mit Live Sound angefangen habe. Und in ein paar Stunden darf ich den ganzen Flohzirkus auch noch mischen.