Hallo,
ich will Euch mal was erzählen...
Wir produzieren gerade so eine Art Musical, "
Song and Dance", ein frühes Werk von Andrew Lloyd Webber.
Die erste Bühnenprobe ging ziemlich in die Hose, seltsamerweise proben die Künstler bereits Wochen, bevor es auf die große Bühne geht, aber bei der Technik muß immer alles auf Anhieb klappen
.
Der Sound gefiel nicht.
Ich hab links und rechts d&b LS902, für's Parkett zusätzlich die bx902 - normalerweise ist das völlig ausreichend (im Anhang ganz gut zu sehen).
Dem Regisseur (nett, kompetent und dabei trotzdem sehr umgänglich!) fehlte der Center-Speaker, was kann man da machen? Puh!...
Gut, ich hab 'ne
Tannoy T12, die sind gut, klingen sogar besser als die d&b und auch flugfähig, aber wie so ein Ding da hoch, unter die Portalbrücke bringen??
Aus Zuschauerrichtung gesehen gibt es als erstes den
Eisernen Brandschutzvorhang, dann der samtene rote Hauptvorhang, dann ein sogenannter 0-Zug (für Courtinen oder Schleiervorhänge) und dahinter die Schalldecke als zusätzlichen Schallschutz, damit Pausenumbauten oder so ohne daß das Publikum davon was mitkriegt, vonstatten gehen können
. Danach kommt das Portal und dann die üblichen Züge, die von Beleuchtung und Technik für Scheinwerfer und Dekorationsteile belegt sind.
Außerdem sind diese Züge eigentlich schon zu weit hinten für einen PA-Lautsprecher, da würden sich die Darsteller im Beschallungsbereich aufhalten und das macht mit den MKE2 (Kugelcharakteristik) nur Feedbackprobleme
.
Ok, mit Regisseur und Bühnentechnik gesprochen: 0-Zug ist frei, prima. Ösen, Schäkel, Seile in der passenden Länge zusammengesucht, Box eingehängt (gar nicht so einfach, die Zugstange kann nicht tiefer als 2,40m über Boden, also Leiter erforderlich), Kabel gezogen und Kontergewichte aufgelegt - und hoch das Ding! Nochmal runter, Neigungswinkel korrigiert und fertig
.
Probe lief, Regisseur hat sich ungelogen 1/2 dutzendmal bei mir bedankt, Sound war für ihn super, ich kann die Box aus dem Tonstudio im 2. Rang leider nicht hören
. Na gut.
Dann war gestern abend die erste Komplettprobe - und dabei stellte sich heraus, daß in der Pause des Stückes die Schalldecke runter muß. Die Abstände sind aber so klein (etwa 10-15 cm), daß sie nicht an meiner Box vorbeikommt, wir haben das mal vorsichtig probiert - keine Chance
. Also Box wieder raus und Probe ohne Center, weil 20 min vor Probenbeginn keine Lösung zu finden war. Regisseur enttäuscht, hatte aber letztlich andere Probleme, da einige Lichtstimmungen noch nicht paßten, Kostüme und Requisiten sich z.T. als unpraktikabel erwiesen und auch noch die eine oder andere bühnentechnische Unpäßlichkeit zu klären war. Na, ok.
Heute früh hatte ich eine Stunde vor der Probe einen Termin mit Technischem Direktor und Bühnenmeister und nach einigem hin und her fanden wir eine geile Lösung
:
An der Trägerkonstruktion der Portalbrücke (die übrigens maschinell von ca. 6m Höhe bis fast Aufliegen auf dem Bühnenboden fahren kann
) wurden 3 Seile mit Schäkeln sowie das LS-Kabel befestigt, Längen geprüft und genau abgestimmt. Diese verbleiben, solange die Inszenierung im Spielplan ist, dort.
Der Auf- und Abbau ist nun Sekundensache (die Aktion mit dem 0-Zug hat dagegen fast 40 Minuten gedauert durch die Umständlichkeit...)
Ich lege die Box hin, pfeife nach einem Techniker, der fährt die Brücke runter, 3 Schäkel einklinken - fertig
.
Die heutige Probe war zwar für mich sehr anstrengend,es ging dem Regisseur hauptsächlich um Korrekturen künstlerischer Art, d.h. Song beginnt - unterbricht, weiter - unterbricht, korrigiert, etc.... Aber Sound ist nun für ihn kein Thema mehr
Mich hats erfreut und das wollte ich Euch nicht vorenthalten, wie's manchmal so an einem kleinen Theater gehen kann
.
Gut, die Beschreibung ist vielleicht nicht ganz einfach, ich hätte Fotos machen sollen, wenn's klappt und interessiert, reiche ich die demnächst mal nach
.