Was ist nicht alles symbolisch in diesem stück? Der brunnen, in dessen tiefe eine goldene krone schimmert, der wald, in dem Golaut sich verirrt, das lange, blonde haar (als Débussy das schauspiel in London mit Sarah Bernhardt sah, und sich in der bewussten szene eine schwarze mähne entfaltete, verließ er wütend das theater), der mutwillig verlorene ring, die grotte, der turm, das ablegende, dem untergang geweihte schiff, ja bestimmte, nichtssagende worte haben symbolcharakter.
Können und wollen wir das alles entschlüsseln? Wo mag das königreich "Allemonde" liegen, wie versteht eine gesellschaft die rolle der frau, wie äußert sich unterdrückte sexualität ? Lassen wir das geschehen vorüberziehen wie einen traum, undeutlich und irreal. Mir persönlich ist dabei nicht recht wohl, ich bin lieber wach beim musikhören und -machen, "élitär" ist das werk geblieben und mag manchem kunstbeflissenen langeweile bereiten.
Märchenhaftes wird verwoben mit unbestimmter traurigkeit, bevor die katastrophe einsetzt. Ein vater zwingt sein söhnchen, zuzusehen und ihm zu berichten, was sich zwischen seiner frau und dem jüngeren halbbruder abspielt! Der darsteller des Yniold der uraufführung, knabensoprane in der oper sind immer schwierig, weigerte sich, ein obszönes wort auszusprechen, worauf Débussy die betreffenden takte unwiderruflich strich. Das grässliche wort war "lit", bett, und wir erinnern uns, dass diese periode zumindest äußerlich äußerst prüde war.
Ein anderes problem bescherte uns die schönen zwischenspiele (für mich die höhepunkte des werkes): auf der engen bühne der Opéra comique dauerten die umbauten zu lange, die zeit musste gefüllt werden.
Um zweierlei muss man das Paris des fin de siècle beneiden: das öffentliche "cabaret" und die privaten salons. Es war eine élitäre gesellschaft, die sich da versammelte: im cabaret ohne festes programm lasen dichter, es gab ja einige, um nur Baudelaire, Verlaine, Rimbaud und Mallarmé zu nennen, sänger/innen erprobten sich, musiker improvisierten oder stellten eigenes vor, alles in bunter mischung und mit lebhafter diskussion, belebt durch wein oder den beliebten absinth, man probierte vieles. Im salon speiste man fürstlich und dann bat man die geladenen gäste, sich neben den töchtern des hauses zu produzieren. Professionelle romanzensänger eilten mitunter von gesellschaft zu gesellschaft, um jeweils ein stattliches honorar einzuheimsen. Fauré war ein beliebter "alleinunterhalter" am klavier, Débussy soll in diesem rehmen einzelne akte von Wagners werken gespielt und gesungen haben (ich stelle mir vor, wenn ich das heutzutage bei einer "party" täte!), aber am liebsten und fast ausschließlich spielte er eigenes, und das hervorragend. Ein hauch von protektion und hochstaplertum " à la Fledermaus" fehlte auch niciht, "de Bussy" hörte er gern, bei "de Gas" war es umgekehrt.
Aber in Paris war nicht alles eitel kunst und glamour: die große tragödin Sarah Bernhardt hatte konkurrenz:
http://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Pujol