Opern - Thread

  • Ersteller Mr. Key
  • Erstellt am
Es sind diese persönlichen beiträge, weswegen man das "board" immer wieder aufruft. Danke!
Ich hörte Rosvaenge zuletzt im Landestheater Dessau als Radames und litt. Ähnliches erlebte ich mit einem noch jungen tenor, den man zu früh "verbraucht" hatte, und der sich durch den "Stolzing" quälte.
 
Günter Sch.;3822211 schrieb:

Schade, dass es nicht auf den Regulären Sendern übertragen wird.
Porgy & Bess ist eindeutig eine meiner Lieblingsopern. Ich habe nur die Aufnahme mit Simon Rattle, aber noch niemals gesehen, das wäre wirklich mal toll.
Nur schade, dass nur "alte" Opern dabei sind.
Wozzeck hätte ich auch gern mal gesehen.
 
Dann kann ich nur hoffen, dass Porgy und Bess dabei ist.

Gibt es da irgendwo soetwas wie einen Zwischenstand zu sehen?
Ich hab in der Richtung nichts gefunden.
 
Opernregisseure scheinen selten geworden zu sein, es überwiegen leute, die auch opern inszenieren. Würde ein koch seine sauce mit lust versalzen oder gar mit wermut würzen, eine lebensmittelindustrie an stelle von geschmacksverstärkern geschmacksverderber einsetzen?
Eine binsenweisheit sagt, über geschmack lasse sich nicht streiten, auf gewissem professionellem niveau gibt es jedoch übereinstimmungen.
Ich bedauere immer die verpassten gelegenheiten, die geschichte ist voll von situationen, die zum besseren führen könnten und dann gründlich vermasselt werden. Auf dem theater entsteht freilich weniger unheil, aber ich denke an jene, die eine oper zum erstes mal sehen, glauben, so müsse es sein und sich diesen eindruck einprägen.
Da hat man einen bildschönen Octavian, und wenn der sich als mädchen verkleidet, hatte das schon im prüden wilhelminischen zeitalter einen gewissen reiz. Wenn das "Mariandl" dann aber als frecher trampel auftritt, ist jeder zauber dahin. "Könnt eine junge fürstin sein", heißt es im text. Komödie oder posse? Ein verfressener sänger beim levée, ein sich überkugelnder Leopold, die wildgewordenen Lerchenauer und andere übertreibungen, wenn nicht entgleisungen, waren mehr als ein wermutstropfen in diesem "Rosenkavalier", der solche "klamotte" nicht nötig hat, und überschatteten vieles schöne.
Wie trompetet es in Säckingen? "Behüt dich gott, es wär so schön gewesen, behüt dich gott, es hat nicht sollen sein!"
Was wird uns der "Freischütz" heute abend live aus Baden-Baden bringen?
 
Zuletzt bearbeitet:
Günter Sch.;3860249 schrieb:
... aber ich denke an jene, die eine oper zum ersten mal sehen, glauben, so müsse es sein und sich diesen eindruck einprägen.
Ich (wir) auch :mad:
Wenn das in Großstädten, innerhalb eines breitbandigen Angebots so vorkommt, kann man ja damit vielleicht (!) leben, aber daß Nachahmer-Regisseure auf dem Weg zur "Profilierung" ein solches "albernes Gehabe" in der Provinz zum "Nonplusultra" erklären, ist ein Armutszeugnis des kulturellen Bürgertums...
(welches inzwischen eine schützenswerte Minderheit zu sein scheint...)

In Baden-Baden ist das wohl sicher so, daß da weniger Opern-"Newbees" geschädigt werden - nur wenige junge Menschen können sich diese Preise leisten, fast möchte man sagen: zum Glück!
Günter Sch.;3860249 schrieb:
... mehr als ein wermutstropfen in diesem "Rosenkavalier", der solche "klamotte" nicht nötig hat, und überschatteten vieles schöne.
Exakt die Meinung meiner Frau - ich bin (schon wieder: zum Glück?) erst, als der Schlußapplaus lief, heimgekommen :).
Günter Sch.;3860249 schrieb:
... Was wird uns der "Freischütz" heute abend live aus Baden-Baden bringen?
Eine Art Comic???

Max steht im Wald... deshalb das abartige Kostüm...
Viele plakative "haudrauf"-Ideen :(, ich fühle mich echt verar****, zum Glück (schon wieder) kann man einfach per Tastendruck dieses Desaster beenden. Schade um die teilweise schönen Stimmen, besonders der Baß (Kaspar), hat man selten.

PS:
Eine urdeutsche Oper, in deutscher Sprache aufgeführt - warum muß ich mit deutschen Untertiteln gequält werden???

(die Quälerei, die ich auch noch aus meiner eigenen Tasche per GEZ bezahlen muß...:eek:)

PPS:
ich verstehe tatsächlich wirklich nicht mal die Hälfte der Worte :gruebel: liegts an der Tontechnik oder kann man heutzutage nicht mehr richtig artikulieren?

:mad:
 
PS:
Eine urdeutsche Oper, in deutscher Sprache aufgeführt - warum muß ich mit deutschen Untertiteln gequält werden???

(die Quälerei, die ich auch noch aus meiner eigenen Tasche per GEZ bezahlen muß...:eek:)

PPS:
ich verstehe tatsächlich wirklich nicht mal die Hälfte der Worte :gruebel: liegts an der Tontechnik oder kann man heutzutage nicht mehr richtig artikulieren?

:mad:

Deswegen bin ich für Untertitel, selbst bei deutschsprachigen Opern. Damit hat auch das Laienpublikum leichteren Zugang und die unschöne Tatsache, dass immer mehr Sänger undeutlich artikulieren tut ihr übriges.

Ich finde es nämlich ehrlich gesagt unnötig nervraubend, wenn ich mit nahezu vollster Konzentration versuche den Text zu verstehen und dabei alles andere verpasse.

Live dabei sein ist wieder was anderes, da verstehe ich die Sänger und Sängerinnen deutlich besser, wobei die hohen Stimmen für mich immer noch kauderwelsch singen, dabei habe ich selbst einige Opern zuhause stehen und schon gehört.
Als ich gestern beim Rosenkavalier reingeschaltet habe (Strauß mag ich eigentlich gar nicht und ich bin mir sicher, dass entgegen der Meinung meines Theorielehrers sich das nicht groß ändern wird), habe ich die beiden Frauenstimmen überhaupt nicht verstanden. Selbst die Untertitel waren nicht so einfach zuzuordnen.

P.S.
Bis jetzt gab es auch nur zwei Sänger, die, für mich persönlich extrem deutlich artikulieren konnten und die ich auf Anhieb verstanden habe. Und das sind René Pape und Nico van der Meel.

http://www.amazon.de/Matthaeus-Pass...=sr_1_1?ie=UTF8&s=music&qid=1243880838&sr=1-1

Wer diese Aufnahme kennt, wird mir zustimmen.
 
...Bis jetzt gab es auch nur zwei Sänger, die, für mich persönlich extrem deutlich artikulieren konnten und die ich auf Anhieb verstanden habe..
Ich kenne da ein paar mehr als zwei...die sind aber nicht berühmt, sondern ganz 'normale' Opernsänger in der Kragenweite eines kleinstädtischen Dreispartentheaters gewesen - da war das ganz "normal" gewesen, daß die Gesangsstimmen weitgehend akustisch verständlich waren. In den Jahren danach kamen dann die Sänger, die eine grandiose Vita aufweisen konnten, aber unverständlich (und auch wenig schön!) sangen... böse Zungen sprachen vom "brüllen"....

Seitdem hatten wir im Theater (!) "Übertitel", wer dahin sah, verpaßte die Aktionen auf der Bühne, was manchmal wirklich: gut so war.

Ich komme mit dieser negativen Qualitätsentwicklung nicht mehr klar, wenn ich versuche, mir die Koloraturen der Königin der Nacht - Arie als "Über-" oder "Unter"titel vorzustellen....

"hahahahaha....hahahaha....haha...haha...hahahaha..." usw........
*Daumen nach unten*
 
Gestern abend gab es "Porgy and Bess" (von Glyndebourne 1995, für TV aufbereitet).
Mir ging durch den kopf, wie Afroamerikaner das sehen mögen. Es kommen alle clichés vor, die man ihnen anheftet, so sind sie nun einmal mit alkohol, drogen, glücksspiel, brutalität, sexprotzerei, prostitution, vergewaltigung, mord, kotau vor dem weißen boss, dann wieder kindlich "happy", fromm und gelegentlich auch solidarisch.
Ein vielgelesenes buch war "Onkel Toms hütte", gut gemeint von der autorin, aber der gute schwarze, der treu zu seiner herrschaft hält und einen guten, weil besänftigenden einfluss auf seine mitsklaven ausübt, war denen ein dorn im auge und "Uncle-Tommery" wurde sprichwörtlich für schleimerei.
Die vorlage zu "Porgy" ist eher trivialliteratur, die uraufführung der oper fand 1935 statt, erst zwei jahre später wagte ein weißer musiker (und das war nicht Gershwin) mit schwarzen zusammen zu musizieren, denn die rassentrennung wurde in den verschiedenen bundesstaaten "with all deliberate speed" abgeschafft, und so eilig hatten es einige nicht. Aber da afroamerikaner im 2. weltkrieg, zwar immer noch streng segregiert, sogar waffen tragen und für das vaterland sterben durften, war dann formal kein halten mehr.
Die oben genannten dinge mögen geschehen sein, sie haben ursachen, ist das werk nun realistisch, öffnet die "US-nationaloper" den mitbürgern die augen, deutet auf verfehlungen hin, oder zeichnet sie das den weißen geläufige und angenehm schauerliche bild mit den inzwischen salonfähigen und beliebten jazz-anklängen?
Dass todesurteile bis in jüngste zeit fast nur an schwarzen vollstreckt wurden, erwähne ich nur nebenbei.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe oft das Gefühl, dass Gershwin sich da eher einen unabsichtlichen Faux-pas geleistet hat.

Der Komponist, und davon kann man eigentlich ausgehen, war nämlich der letzte der rassistisch oder clichéhaft gedacht hat (zumal er ja selbst ein russischer Jude war, der auch noch Jazzmusik(!) gemacht hat)
Andererseits kennt man das ja zur Genüge in Deutschland.
Wenn irgendwo ein Wort aus dem dritten Reich erschallt, müssen sich alle gleich sofort distanzieren, selbst wenn sie zufällig vorbeilaufen, weil man sie ja sonst für Nazis halten könnte.

Genauso finde ich, dass in Porgy & Bess zuviel hineininterpretiert wird, oder besser gesagt: "werden will".
Ich für meinen Teil bin ein großer Fan von Gershwins Oper, auch wenn viele "ernste" Musiker ihn immer schlecht machen wollen.
Vielleicht hatte er keine Ahnung von Kontrapunkt, aber Schubert war ja auch kein großer Polyphoniker und trotzdem hat Gershwin so seinen Stil, der mir gefällt.

P.S. Der Schauspieler Sidney Poitiers hat übrigens in der Verfilmung Porgy gespielt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dass das werk ein ohrenschmaus ist, ist nichts neues, dass es eine augenweide sein kann, bewies die aufführung der diesjährigen Salzburger Festspiele, gestern in 3Sat gesendet. Ein welttheater, menschlich/allzumenschliches spielte sich da vor unseren augen und ohren ab, und die reichlich drei stunden vergingen im fluge. Man konnte auf den nächsten gelungenen einfall warten, darüber schmunzeln oder gar lachen, und doch fehlte es bei aller leichtigkeit nicht an anrührendem tiefgang.
Oper mit solchen sänger/darstellern, die auch die nahperspektive nicht zu scheuen brauchen, oft mit den augen agieren, ist ein reines vergnügen. Vieles war sorgfältig durchchoreographiert, die rolle der Despina ein kabinettstück an clownerie im besten sinne, die des alle fäden ziehenden Alfonso an der schwelle des dämonischen, die liebhaber zappeln im netz ihrer leidenschaften, die leichtlebigere Dorabella wie die widerstandsfähigere Fiordiligi und ihre Kavaliere im wechselbad der gefühle, wobei das seltene und zarte pflänzchen "erotik" blühte. Erwähnen möchte ich auch die vielsagend "sprechenden pausen" und die hervorragende textverständlichkeit (das libretto hat es nämlich in sich!) kurzum, eine glänzende regieleistung. Der "Don Giovanni" von 2007 (vorgestern gesendet) war weniger gelungen, "Le nozze di Figaro" (2006) gibt es heute abend.
Die zuschauer wurden reich beschenkt und dankten mit viel beifall.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nachtrag: nach wiedersehen mit "Figaro" war das Salzburger "Da Ponte-Tryptichon" unter gleicher regie komplett, und ich dachte an die artillerie: ein schuss zu kurz, einer zu weit, der dritte: treffer!
 
Ich hüte mich vor einer analyse, denn je näher man dem bewusst unbestimmt/unklaren kommt, umso mehr verschwimmt das bild.
Die mystifikation beginnt schon bei den namen, die Maeterlinck seinen personen gab: Mélisande ist nicht Melusine und Golaut nicht der schurkische statthalter Golo, der die unschuldige Genoveva verfolgt, aber die andeutungen sind unverkennbar.
Der komponist nennt sein werk "drame lyrique", worunter man die zeitgenössische oper verstand, aber es ist keine, das führt uns auf eine spur: in den jahrzehnten vor 1900 wurde frisch "gewagnert", und es war schwer, sich dem zu entziehen. Verdi tat es erfolgreich auf seine weise, übernahm klug, was ihm brauchbar schien und vermied, was ihm missfiel.
Und Débussy schrieb ein anti-Wagner-musikdrama. Es gibt keine arien, nummern, chöre, ensembles, auch keine thematischen "ABA-bögen" wie bei Wagner, kaum ein anderes musikalisches bühnenwerk ist so "durchkomponiert" . Es wird rezitativisch deklamiert, aber französisch ist fließender als deutsch, und wenn ich mich recht entsinne, gibt es kaum einen länger gehaltenen gesangston. Dem hörer hilfreiche Leitmotive sucht man vergebens, in breitem, stets wechselndem strom fließt die musik des orchesters dahin, und wenn es bei Wagner oft laut und deutlich zugeht, verschwimmt das klangbild Débussys in vielen farben und nuancen und zeichnet gar die stille, das schweigen nach, denn verschwiegen wird viel in diesem stück.
Und bevor wir uns herantasten, lest die handlung:
http://de.wikipedia.org/wiki/Pelléas_et_Mélisande_(Oper)
 
Zuletzt bearbeitet:
Maurice Maeterlinck, vertreter eines der allgegenwärtigen -ismen der zeit, diesmal "symbolismus", wollte seine lebensgefährtin als Mélisande unterbringen, Débussy wusste wohl, warum lieber nicht, bei einem vorspiel langweilte sich der völlig unmusikalische dichter zu tode und musste von der dame zurückgehalten werden, die die rolle gern bekommen hätte. Sie erfuhr durch die zeitung von der wirklichen besetzung (!), Maeterlinck machte eine szene, Madame Débussy eilte ihrem mann mit riechsalz zu hilfe und warf den wütenden dichter hinaus. Kein wunder, dass er später sagte: "Diese komponisten sind doch alle verrückt, krank im kopf!" Und er selbst?
"Jedes meisterwerk ist ein symbol, und ein symbol erträgt nie die gegenwart eines menschen."
Nun wissen wir, das ist symbolismus !
 
Was ist nicht alles symbolisch in diesem stück? Der brunnen, in dessen tiefe eine goldene krone schimmert, der wald, in dem Golaut sich verirrt, das lange, blonde haar (als Débussy das schauspiel in London mit Sarah Bernhardt sah, und sich in der bewussten szene eine schwarze mähne entfaltete, verließ er wütend das theater), der mutwillig verlorene ring, die grotte, der turm, das ablegende, dem untergang geweihte schiff, ja bestimmte, nichtssagende worte haben symbolcharakter.
Können und wollen wir das alles entschlüsseln? Wo mag das königreich "Allemonde" liegen, wie versteht eine gesellschaft die rolle der frau, wie äußert sich unterdrückte sexualität ? Lassen wir das geschehen vorüberziehen wie einen traum, undeutlich und irreal. Mir persönlich ist dabei nicht recht wohl, ich bin lieber wach beim musikhören und -machen, "élitär" ist das werk geblieben und mag manchem kunstbeflissenen langeweile bereiten.
Märchenhaftes wird verwoben mit unbestimmter traurigkeit, bevor die katastrophe einsetzt. Ein vater zwingt sein söhnchen, zuzusehen und ihm zu berichten, was sich zwischen seiner frau und dem jüngeren halbbruder abspielt! Der darsteller des Yniold der uraufführung, knabensoprane in der oper sind immer schwierig, weigerte sich, ein obszönes wort auszusprechen, worauf Débussy die betreffenden takte unwiderruflich strich. Das grässliche wort war "lit", bett, und wir erinnern uns, dass diese periode zumindest äußerlich äußerst prüde war.
Ein anderes problem bescherte uns die schönen zwischenspiele (für mich die höhepunkte des werkes): auf der engen bühne der Opéra comique dauerten die umbauten zu lange, die zeit musste gefüllt werden.

Um zweierlei muss man das Paris des fin de siècle beneiden: das öffentliche "cabaret" und die privaten salons. Es war eine élitäre gesellschaft, die sich da versammelte: im cabaret ohne festes programm lasen dichter, es gab ja einige, um nur Baudelaire, Verlaine, Rimbaud und Mallarmé zu nennen, sänger/innen erprobten sich, musiker improvisierten oder stellten eigenes vor, alles in bunter mischung und mit lebhafter diskussion, belebt durch wein oder den beliebten absinth, man probierte vieles. Im salon speiste man fürstlich und dann bat man die geladenen gäste, sich neben den töchtern des hauses zu produzieren. Professionelle romanzensänger eilten mitunter von gesellschaft zu gesellschaft, um jeweils ein stattliches honorar einzuheimsen. Fauré war ein beliebter "alleinunterhalter" am klavier, Débussy soll in diesem rehmen einzelne akte von Wagners werken gespielt und gesungen haben (ich stelle mir vor, wenn ich das heutzutage bei einer "party" täte!), aber am liebsten und fast ausschließlich spielte er eigenes, und das hervorragend. Ein hauch von protektion und hochstaplertum " à la Fledermaus" fehlte auch niciht, "de Bussy" hörte er gern, bei "de Gas" war es umgekehrt.

Aber in Paris war nicht alles eitel kunst und glamour: die große tragödin Sarah Bernhardt hatte konkurrenz: http://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Pujol
 
Zuletzt bearbeitet:
Die japanischen farbholzschnitte auf der weltaustellung 1867 hatten bei den Pariser malern wie eine bombe eingeschlagen, die wirkung reichte bis zum art déco der jahrhundertwende. Die bekannte "Welle" von Hokusai zierte das titelblatt von "La mer", und ostasiatisches floss auch in die musik ein. Wie die kollegen von der anderen zunft von Manet bis Mucha im visuellen, bedienten sich auch die komponisten exotischer klänge: ganztonleiter, balinesische gamelan-technik, bei der verschiedene, rhythmische ostinati gegeneinander verschoben werden, pentatonik, auch japanische mit halbtönen hatten einen neuen reiz. Allerdings kollidierte er mit der herkömmlichen harmonischen mehrstimmigkeit, das übergewicht übermäßiger klänge ermüdet und wird bald als "masche" empfunden. Auch die vorstellung von "gesang" änderte sich, Débussy wollte, dass gesungen werde, wie man spreche, er litt unter der vorstellung, sich zu wiederholen und hatte "Pelléas" im sinn: "So etwas schreibe ich nie wieder!"
Oper hatte als gesamtkunstwerk gegolten, aber in den Pariser salons wurde diskutiert, dass die bühne statt illusion zu schaffen, ebendiese mit ihren unzulänglichkeiten zerstöre. Man höre Wagners "Walkürenritt", und dann sähe man auf der bühne mehr oder minder korpulente sängerinnen auf papppferden herumgaloppieren. Es ist wie mit der lektüre eines buches, wobei die eigene phantasie freien lauf hat und die dramatisierung oder verfilmung enttäuscht. Wie konnte auch ein gesamtwerk entstehen, wenn etwa in Berlin bei der erstaufführung des "Fliegenden Holländers" die schiffsmasten aus "Oberon", die schiffe aus einem seeräuber-ballett, die spinnstube aus Gretchens zimmer und im letzten akt ein haus aus "Wilhelm Tell" stammten? "Tristan" wurde 1883 in Wien mit dekorationen aus Meyerbers "Africaine" und Verdis "Trovatore" gegeben.
Wäre es nicht viel besser, auch opern konzertant aufzuführen und der vorstellungskraft des hörer zu vertrauen? Seit der denkwürdigen aufführung des "Tannhäuser" und der nicht deutsch-freundlichen einstellung nach der niederlage, hatte man erst um 1875 Wagners musik wieder in konzerten mit ausschnitten gehört, von den werken auf der bühne war man enttäuscht.
Das war freilich eine "l'art-pour-l'art- vorstellung. Im populären war und ist die schaulust primär.

http://www.musik-gymn.de/debussy/debhaupt.htm

Scheint ergiebig und damit zur weiterbildung empfohlen
 
Zuletzt bearbeitet:

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben