Wieviele hundert Mal saß ich jetzt schon vor dieser (bedeutet: diese und alle gleichartigen) Diskussion, und dachte mir "eigentlich habe ich schon alles dazu gesagt"? Und alle anderen selbstverständlich auch? Wieder und wieder und wieder? Und trotzdem… eeeeeeeeeeeeinmal versuche ich es noch. Vielleicht klärt es ja diesmal etwas. Ein für alle Mal, für immer, unumstößlich. Habe ich jedesmal in jeder Diskussion gedacht, in der ich mich dann doch wieder beteiligt habe. Pfffft… es ist wie im richtigen Leben. Alles kommt immer wieder und wieder und wieder, und was ich herausgefunden habe, müssen auch meine Kinder herausfinden. Und deren Kinder.
Also: ich stelle die Grundsatzfrage: was ist denn mit "Ton/Sound" überhaupt gemeint? Wenn ich den
stehenden Ton von einer oder mehreren Saiten betrachte, egal ob durch einen Gitarristen oder eine mechanische Vorrichtung angeschlagen, ich könnte vermutlich nicht einmal unterscheiden, ob das eine Gitarre, ein Klavier oder ein Synthesizer ist. Unterscheidbar werden diese Töne für mich primär durch das Anschlags- und Ein-/Ausschwing-Verhalten, wobei das noch mehr für cleane als für verzerrte Klänge gilt.
Wenn ich aber diese Zusatzinformation im Klang brauche, um überhaupt das Instrument zu erkennen, dann kann ich
als Gitarrist, der ich bin, auch das "wie" nicht unter den Tisch fallen lassen, also "wie schlage ich den Ton an, wie halte ich das Plektrum (wenn überhaupt), was für ein Plektrum, und überhaupt?" Und dann sind wir schon da, wo die universelle Testbarkeit aufhört, denn die feinen Spezifika der Anschlags- und Grifftechnik sind kaum übertragbar, noch nicht mal wirklich kommunizierbar. Ich schlage an, ich spüre die Reaktion der Saite und der Gitarre, und entsprechend trainiere und optimiere ich dann wieder meinen Anschlag genauso wie die feinmotorischen Unterschiede beim Greifen mit der linken Hand. Das ist interaktiv mit Feedback-Schleife, die Gitarre reagiert auf mich und ich auf die Gitarre.
Bei diesem hochkomplexen Vorgang, genau da, da merke ich die Unterschiede zwischen Gitarren. Da spiele ich ein und die selbe Melodie auf ein und dieselbe Art und Weise, und diesmal verschwinden die fünf Töne auf der E-Saite oberhalb des 14. Bundes nicht im gesamten musikalischen Kontext, sondern sind präzise hör- und differenzierbar. Gleiches Amp-Setting wie immer, der gleiche Typ spielt das gleiche Zeug, nur sind diese immer zu Brei verschwurbelten Einzeltöne auf einmal individuell wahrnehmbar. Für mich, und in Aufnahmen möglicherweise dann auch für andere.
Das sind für mich reale Unterschiede, die ich tatsächlich in meinem persönlichen Gitarrenpark wahrnehmen kann, und ich (besonders ich) habe viele Gitarren, die hinsichtlich Hals, Pickup-Ausstattung, Bridge bzw. Tremolo praktisch identisch sind. Sie unterscheiden sich durch Bauform und Body-Material., der Rest ist gleich oder weitgehend gleich. Eine Steinberger GM-4, GL-4 und eine Klein GK-4 sind fast dieselben Gitarren hinsichtlich Hals, Pickups, Bridge, Elektronik, aber dennoch unterschiedlich in klanglichen Details.
Ich unterstelle keinem Wissenschaftler "Versagen", wenn er mit gegebenem und verfügbarem Messaufbau diese Unterschiede nicht zweifelsfrei erfassen kann. Das ist eine Art von "Informationskonglomerat auf vielen Ebenen", das absolut nicht nur den reinen "Ton" betrachten kann, um einen Sinn zu ergeben.
Also: doch, da ist ein Unterschied. Und nein, er ist nicht präzise voraussagbar.
Nicht, dass ich jetzt etwas neues gesagt hätte. Aber vielleicht diesmal um eine entscheidende Nuance anders…
Grüße,
Bernd