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Gast252951
Guest
Der Witz ist ja, dass selbst augenscheinliche Charterfolge von Bands kaum noch Auskunft über deren tatsächlichen Erfolg geben.
Die Band Tokio Hotel (zu deren Fans ich nicht gehöre) kam mit ihrem letzten Album aus dem Jahr 2014 auf Platz 2
der offiziellen deutschen Albumcharts.
Trotzdem gilt es als Karrieretiefpunkt und erster großer Flop, der sogar das Weiterbestehen der Band in Frage stellt.
Das muss man sich mal vorstellen: Platz 2, trotzdem Flop.
Früher undenkbar.
Die Verkaufszahlen, die man für eine silberne, goldene und platin Schallplatte erreichen musste, wurden ja auch vor Jahren schon gesenkt, da
kaum noch Künstler die alten Zahlen erreichen konnte.
ich glaube vor einigen Jahren haben 4000-5000 verkaufte Alben gelangt um mindestens Top40 zu sein. Wäre früher auch undenkbar gewesen. Abes so ist es nun Mal.
Wenn die Industrie einfach zu hohe Vorschüsse zahlt und deren Bilanzen schon Millionengewinne ausweisen, bevor überhaupt eine CD verkauft ist - dann wird schon mal eine eigentlich gute Platzierung zum Flop.
Aber das ist ein generelles Problem - nicht nur im Bereich Musik. 300 Millionen Gewinn sind natürlich totaaal enttäuschend, wenn die Anleger 500 Millionen erwarten. Aber macht nichts. Man kann ja die nächsten 1000 Leute entlassen :-(
Das nächste große Ding sind seit einiger Zeit auch Gimmickbands, wie z.B. die unsägliche Band Santiano.
Das ist im Prinzip eine Art gecastete Boygroup für Männer über fünfzig.
Ein bisschen Rock, ein bisschen Irish, ein bisschen Pirat, ein bisschen Seefahrer-Romantik, rau und männlich - alles, was dem Vati gefällt!
Gegen diesen Mummenschanz waren selbst Village People noch ein ernstzunehmendes Tanzensemble!
Da trifft dann Vision auf Realität. Am Ende macht eine Plattenfirma ihr Geschäft nicht aus romantischen Gründen - es ist eben Geschäft - und die Bands sind ein Produkt wie ein Fernseher oder eine Flasche Wasser.
Das war bei großen Labels schon immer so - ist aber inzwischen ausgeprägter. Früher saßen dort oft noch Leute aus dem Musikbereich an den Schalthelbeln. Heute ist alles nur noch mit BWLern oder Controllern besetzt. Deren einzige Kenntnis bezieht sich oft einzig auf Zahlen und das, was man ihnen als Dogmen in der Uni vorkaut. Das ist dann unverrückbar richtig. Auch hier wieder in allen Bereichen gleich.
Ich denke dass es ein Fehler ist, Leuten verantwortung zu geben, von dem sie keine Ahnung haben.
Aber auch hier wieder ist es ein gesellschaftliches Problem - und hier ist imho auch der "einzige" Punkt, bei dem man sagen kann, dass es früher besser war. Die Auswüchse des Kapitalismusses und das unsägliche Bestreben nach immer mehr Wachstum hat viel für die Allgemeinheit verschlechtert.
Alles sehr traurige Entwicklungen aus kultureller Sicht.
Klar: Mist und peinlichen Quatsch gab es immer schon, aber ich habe in den letzten Jahren das Gefühl, dass es gar nichts anderes neues mehr gibt - außer
in den erwähnten Nischen, die man sich selber erstmal erschließen muss.
Aber gerade die Nischen sind es, die es vorher in der Masse nicht gab. Das finde ich eher vorteilhaft
Vor ein paar Jahren noch habe ich diese Entwicklung noch anders gesehen, war so ein bisschen Piratenpartei-mäßig drauf - Kostenloskultur, alles frei
für jeden usw... Mittlerweile sehe ich aber die Schäden, die das alles angerichtet hat. Obwohl es andererseits natürlich auch nicht zu
verhindern gewesen wäre.
Kostenlos muss es nicht sein - auch hier geht es aber um Verhältnismäßigkeit. Wenn einzelne nicht alles wollen, kann es für die Mehrheit zu Vorteilen kommen.
Auf der anderen Seite muss man sehen, dass wir hier nur günstig konsumieren können, weil es in China extrem günstig hergestellt wird - auch hier zu Lasten der Chinesen. Kurzfristig.
Auf lange Sicht wird der Chinese aber auch mehr verdienen (wollen), und die Flecken Erde, in denen billig produziert werden kann wird es irgendwann nicht mehr geben - was gut ist.
Aber auch hier ist es wieder unfähige ( obwohl - es war ja keine unfähige Politik, es war ja so gewollt ), die es nicht geschafft hat VOR der Globalisierung Rahmenbedingungen zu schaffen, in Form von Mindeststandards. Dann wäre es für uns zwar nicht ganz sooo billig geworden wie es aktuell ist bzw. war - aber die Folgen ( Arbeitsplatzverlagerung etc ) wären nicht so schnell und drastisch gewesen.
Aber naja - darum ging es ja nicht, sondern darum, dass wieder wenige sich die Taschen vollmachen können.
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Ein Stück weit Lebt das Genre "Liedermacher" auf, zumindest war das meinem Empfinden nach in den letzten Jahren so. Vielleicht auch, weil die Leute inhaltlose Musik irgendwie satt haben, weil Themen brach liegen im Inneren
Natürlich ist das Geschmacksache und eine Frage der persönlichen Sichtweise, aber ich brauche zum Beispiel nicht zwingend "sinnvolle Texte" in Songs.
Wenn ich etwas gehaltvolles will ( textlich ), dann lese ich.
Wobei das oft Genre debingt ist.
All die Musik, die meint mit Ihrer Musik etwas sagen zu müssen, ist oft nicht unbedingt mein Geschmack.
Insofern muss ich meine obige Aussage relativieren. Solange die Musik stimmt, ist ein gehaltvoller Text natürlich nicht schädlich.
Bob Marley oder NWA hatten auch Texte mit einer gesellschaftlichen Botschaft.
Wenn ich aber Reinhard Mey höre - dann wäre mir lieber, er macht keine Musik ;-)
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