Natürliches Ageing - wie viele Jahre muss ich spielen?

  • Ersteller 61er Dirk
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Allein das Holz oder den Lack zu bearbeiten, ist für Authentizität nicht ausreichend.
Frage: was ist denn an Relic authentisch?
Wer pfleglich mit seinem Instument umgeht, hat (von Ausnahmen abgesehen) auch nach Jahrzehnten tatsächlich nur wenige Gebrauchsspuren. Und die sehen dann meistens auch ganz anders aus.
 
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Rein von der Optik stehe ich auf Relic … auf was ihr steht, ist euer Ding ;)

Allerdings stellt sich auch die frage, ob das Relic auf den Klang positive Wirkung hat. Hierzu habe ich in der Vergangenheit mehrere Gespräche geführt und der Tenor der Gitarrenbauer geht in Richtung: "Nicht die Art, nicht die Beschädigung - einzig die Dicke des aufgetragenen Materials ist entscheidend."

Diese Aussage bedeutet für mich, dass wenn der Hersteller besonderes Augenmerk auf dünnen Lack gelegt hat, so gibt es keinen Grund da noch mit Relic nachzuarbeiten. Paul Reed Smith ist ein solcher Fall, aber auch der D'Angelico Masterbuilder hat sich in die Richtung geäussert.






Und dann gibt es für mich noch die Betrachtung aus Sicht der Spielbarkeit. Als ich meine Fender Gitarren - eine davon ist ein paar Beiträge weiter oben zu sehen - gesucht habe, hatte ich auch jede Menge N(ew) O(ld) S(tock) angeschaut um zu sehen, ob diese - abseits meines persönlichen Geschmack - eine Alternative für mich sind. Bei Fender waren für meine Hände die Hälse der Relic Gitarren durchgängig angenehmer zu greifen, die Kanten runder und abgegriffen. Meine Fender haben also Relic. Hingegen war genau dies was das "anfassen" der Relic Fender Hälse ausmacht - und was ich bei NOS nicht gefunden habe - bei meiner Ibanez Andy Timmons Gitarre vorhanden. Die Gitarre sieht NEU aus, fühlt sich aber "gebraucht" an, wie ein guter Turnschuh halt. Und da selbst das seit Jahren im Dauereinsatz befindliche Original nicht so heftig aussieht wie meine Fender Relic - scheint es nicht nötig zu sein, wenn in der Herstellung die Hausaufgaben erledigt werden.

Resümee: Man sollte Factory oder persönliches Relic nicht zur Maßgabe gut/schlecht erheben, sondern weiterhin jedes Instrument individuell betrachten.

Gruß
Martin
 
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Im nächsten Thread über die Pflege von Gitarren sollte dann auch erwähnt sein, dass das gegen den Sinn des Agens geht,
im DIY Bereich muss natürlich immer mitschwingen, dass User A,B,C,D, ... Kopien verächtlich finden und die Leute gefälligst den originalen Kram kaufen sollen,
...
Vor oder bei einer guten Fachdiskussion sollte man immer die Grundsätze infrage stellen. Diskussionen sind auch nie komplett, bis nicht auch jegliche Nuance des Grundproblems genannt wurde.

Es ist sehr unangenehm, wenn auch gerade langjährige User bestimmt Threads, die gegen ihre eigenen Überzeugungen gehen, in die Leere verlaufen lassen. Es war schon einmal anders hier.
 
Aber ich war ein nur mäßiger R.- Gitarrist, und ich hätte mich unglaubwürdig mit dem Teil gefühlt. Die passte einfach nicht zu mir.
ich bin auch höchstens mittelmässig, aber ich mag schöne Instrumente.
Andererseits identifiziere ich mich nicht über mein equipment, sprich: ich spiele fast nur mit material, das ein paar klassen zu hochwertig ist (wie vermutlich 90% aller gitarristen).
 
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@gustavz, das ist ja das Dilemma. Die Gebrauchsspuren die z. B. meine Gitarren nur durch die Benutzung haben, sehen nicht so aus, wie das, was durch "Vorbilder" suggeriert wird. Nicht mal die Parker, die im Vergleich zu meinen anderen Gitarren (die Anfängergitarre mal ausgenommen) die deutlichsten Marken hat, sieht nicht so aus wie die artifiziell gealterten Tele und Paula. Und großartig auf mackenvermeidende Bekleidung achtete ich nicht.

hack_mecks Bemerkung, dass nach ausgewählten Kriterien bearbeitete Gitarren von der Haptik individuell besser sein KÖNNEN als "Stangenware", aber auf der anderen Seite sich auch niegelnagelneue Instrumente anfühlen können, als habe man sie bereits Jahrzehnte in Benutzung (Wir kennen ja einen Namensgeber einer Marke, der diese Intention für seine Instrumente ansetzt.). Hier gibt es also auch keine eineindeutige SOP. Meine PRS war vom Kaufpreis (ohne inflationäre Bereinigung) mehr als doppelt so teuer wie die gebrauchte Parker, blind im Ausland gekauft, aber mit dem ersten Spiel ein Gefühl, als würde man nie eine andere Gitarre gespielt haben.
Auch hier hat hack_meck auch andere Erfahrungen gesammelt bei der PRS Akquise: Ein bestimmtes Modell sollte es sein, viele wurden angetastet, es wurde durch glücklichen Zufall eine, die gebraucht worden ist (allerdings auch alles andere als Stangenware war).

Man kann diesen Thread allein dadurch auslaufen lassen, dass eh alles Geschmackssache ist.

Wenn man die Absicht hat, auch durch Widerspruch, dem TE Tipps zu geben, muss man von ihm zu verlangen, welchen Grad an Abnutzung er für sich als Zielvorstellung hat.
Um nun konsequent zu sein, muss er Patina auf Hardware und Anbauteilen berücksichtigen. Dazu verwies ich auf die LP seitens Crazy Parts.

- Ergänzung -

Wenn einer Gitarre durch werksseitige Bearbeitung das Begreifen angenehmer gemacht wird, ist das vielleicht ein Vorteil des Agings. Vielleicht auch nur ein Placebo durch die optische Suggestion.
Wenn man auf der anderen Seite eine gebrauchte Gitarre kauft, die gerade auf dem Hals die (okay, nicht ganz passende Metapher) Fußstapfen des Vorbesitzers hat, kann das bedeuten, dass man auf diesem Pfad stolpern kann. Vergleichbar mit gebraucht gekauften Schuhen, die mitunter die eigene Anatomie nachteilig beeinflussen können, weil u. a. das Fußgewölbe anders gestützt wird, damit eigene Muskulatur, Skelettstruktur, Gelenke höhere Abnutzung erfährt.

Da der TE anscheinend Neuware als Ausgangsbasis hat muss er in seiner Benutzung in Allem übertreiben. Aber zu PU Lack passen diese Bilder in meinen Augen nicht.
Jedoch ist mir nicht mal bei (unterstelltem) Nitrolack auf der Parker in 15 Jahren gelungen, auf dem Hals diesen Abschliff zu bekommen, die andere "Player" vorweisen.
Was ist also ein realistischer Abnutzungsgrad?
 
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was ist denn an Relic authentisch?
Wer pfleglich mit seinem Instument umgeht, hat (...) auch nach Jahrzehnten tatsächlich nur wenige Gebrauchsspuren.
warum soll man pfleglich mit etwas umgehen, das erst dann am besten aussieht, wenn es schon halb verwest ist? :weird:

Ich finde alte Instrumente, die so gut gepflegt wurden, dass sie immer noch wie neu aussehen, genauso klasse, wenn nicht noch mehr.
finde ich auch. Alt und mit leidenschaft hochpoliert - ein traum.
Zumindest teilweise.
Mir gefallen auch richtig alte, abgerockte dinger. Auch nur manche. Manch andere sehen dämlich aus.
bei neuen ist es übrigens das selbe.

mit anderen worten: kommt drauf an.
(als versuch eines schlusswortes)
 
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jeder nach seinem Geschmack, finde ich sowieso! Die Industrie ist nicht umsonst auf die Schiene aufgesprungen und produziert aufwändig und professionell "authentische" Alterungsspuren, die dann realistisch rüberkommen sollen. Lassen sich das auch teuer bezahlen, ist ja klar.
Ich würde den Aufpreis nicht zahlen, andererseits auch nicht meine liebgewonnen Schätzchen traktieren.
 
OT
 
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Hab den Beitrag eben schon in einem anderen Thread gepostet. Sollte aber eigentlich hier rein...

Hier eine 32 jahre alte Poly-Lackierung im typischer Frama-Erhaltungszustand:ugly:

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Sieht man doch..., Poly mit Lackrissen und verblichen, stumpf. :D
 
na toll, und wofür steht Frama? feilen, reiben, anstossen,Macken, aging?
 
Mein Nickname hat einen Bezug zu meinem echten Namen.

So sieht bei mir halt eine Klampfe aus, wenn ich sie seit 20 Jahren geschändet habe.
Hatte anfangs kein Gigbag, Proberaum war mit Holzofen beheizt (Außentemperatur im Winter im zweistelligen Minusbereich, Raumtemperatur um die 30°), Diverse Unfälle (auf der Bühne, zuhause und im Straßenverkehr) und der ein oder andere unachtsame Mitmusiker/Stagehand hat auch noch seinen Teil dazu beigetragen.... Ach ja.. eine Bierkrug-Attacke, ein Gitarre-um-den-Hals-Wirbel,...

An die meisten der größeren Macken kann ich mich noch erinnern...
 
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Ich habe eine gaaaanz billige Wanderklampfe seit 1998 (die hat damals 50 DM(!) gekostet), die hat auch lustige Gebrauchsspuren. Im Inneren sind sogar Blutspritzer von mir zu erkennen, ich habe den Sattel schon einmal ersetzt, aber es gibt keinen Abrieb vom Unterarm.

Daher meine zwei Hypothesen:

1. je billiger eine Gitarre, desto schneller ist sie auch "aged"
2. das "typische" Unterarm-Relic ist wohl meist gefälscht.
 
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Hast Du denn so schlecht gespielt...? :gruebel: :D
ja - offensichtlich. Ich rede mir aber ein, es galt dem Bassist :D

1. je billiger eine Gitarre, desto schneller ist sie auch "aged"
ja - Wenn das Finish nicht so sauber aufgetragen wurde, isses auch schneller runter
2. das "typische" Unterarm-Relic ist wohl meist gefälscht.
ja - ich hab an meiner zwar eine Verfärbung (Abrieb/Polierung des vergiblten Decklacks), aber dass der Lack da jemals komplett durchgerieben werden könnte glaube ich nicht.
 
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Damit ihr mal über mich lachen könnt: Ich habe früher immer sehr gelitten, wenn in meine (neu gekauften) Instrument Macken rein gekommen sind. Und alle meine Instrumente haben mit der Zeit welche bekommen. Sie wurden halt gespielt, transportiert etc.

Irgendwann hatte ich gelernt, die Macken als die Spuren eines Instrumentenlebens zu akzeptieren. Trotzdem gebe ich ich acht, denn es sind für mich wertvolle Gebrauchsgegenstände, die funktionieren und gut in der Hand liegen sollen. Deshalb pflege und putze ich sie auch regelmässig. Wenn ich mir ein Instrument schnappe und zur Probe fahren, will ich sicher sein, dass es keine Macken macht oder irgendwas klebrig ist. Zum Beispiel finde ich, dass sich saubere Mechanikflügel einfach besser anfühlen als verrostete oder verdreckte.

Mein ESP Jazz Bass aus 1978 wurde bis heute durchgehend gerne gespielt. Von nahem sieht man Spielspuren, aber insgesamt sieht er noch klasse aus. Meine 80iger Jahre LAG-Gitarre mit Nitrolack geht tatsächlich in Richtung Roadworn, obwohl ich zu keinem Zeitpunkt darauf aus war, diesen Zustand zu erreichen. Beide Instrumente wurden und werden viel gespielt im Proberaum und Live, der Erhaltungszustand des Lackes ist aber sehr unterschiedlich. Die Hardware ist aber bei beiden gepflegt. Ich will nicht beim Einstellen der Bundreinheit zum Rostentferner greifen müssen. Alles soll einwandfrei funktionieren.

Ich kann euch versichern, dass ich an dem Tag, in dem eine Macke in meine niegelnagelneue Taylor kommt, sehr traurig sein werde.

Was ich nie verstehen werde, wieso Musiker zu Hochstaplern werden müssen, sie so tun müssen, als ob sie ihr Leben nichts anderes getan hätten, als ihre Gitarre zu quälen. Einem 23 jährigen würde ich das ohnehin nicht glauben. Das Posen mit abgeranzten Instrumenten ist etwas das andere vor euch getan haben. Es ist Vergangenheit. Selbst schon abgenutzt. Ihr könnt in dieser Sache nur noch eine Kopie von jemand anderem sein.

So wie ich nicht verstehen kann, wie Musiker zufrieden damit sein können, nur gesetzte musikalische Klischees zu verwerten und diese als ihr eigenes Werk zu verkaufen, verstehe ich nicht, wie sie glauben können, mit verlogenen Instrumenten ehrliche Musik spielen zu können.

Ich verstehe den Spaß, den Gitarristen und Bassisten dabei haben, sich mit ihrem Instrument auch jenseits der Musik auseinander zu setzen. Nur diese faustdicke Vintage-Lüge ist nie richtig bei mir angekommen. Es braucht wohl Charakter, zu sich und seinem Instrument zu stehen.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
also die neue Marktlücke: Instrument - Aging und parallel dazu ein Historic Makeover des Gitarristen mit Zahnverschlimmerung, Narben, Furchen im Gesicht und Leberproblemen....
Ja. Gerde erst gesehen. Man müsste wählen können zwischen Keith-Richard-Aging und closset-classic-Jimmy-Page.
 
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