Damit ihr mal über mich lachen könnt: Ich habe früher immer sehr gelitten, wenn in meine (neu gekauften) Instrument Macken rein gekommen sind. Und alle meine Instrumente haben mit der Zeit welche bekommen. Sie wurden halt gespielt, transportiert etc.
Irgendwann hatte ich gelernt, die Macken als die Spuren eines Instrumentenlebens zu akzeptieren. Trotzdem gebe ich ich acht, denn es sind für mich wertvolle Gebrauchsgegenstände, die funktionieren und gut in der Hand liegen sollen. Deshalb pflege und putze ich sie auch regelmässig. Wenn ich mir ein Instrument schnappe und zur Probe fahren, will ich sicher sein, dass es keine Macken macht oder irgendwas klebrig ist. Zum Beispiel finde ich, dass sich saubere Mechanikflügel einfach besser anfühlen als verrostete oder verdreckte.
Mein ESP Jazz Bass aus 1978 wurde bis heute durchgehend gerne gespielt. Von nahem sieht man Spielspuren, aber insgesamt sieht er noch klasse aus. Meine 80iger Jahre LAG-Gitarre mit Nitrolack geht tatsächlich in Richtung Roadworn, obwohl ich zu keinem Zeitpunkt darauf aus war, diesen Zustand zu erreichen. Beide Instrumente wurden und werden viel gespielt im Proberaum und Live, der Erhaltungszustand des Lackes ist aber sehr unterschiedlich. Die Hardware ist aber bei beiden gepflegt. Ich will nicht beim Einstellen der Bundreinheit zum Rostentferner greifen müssen. Alles soll einwandfrei funktionieren.
Ich kann euch versichern, dass ich an dem Tag, in dem eine Macke in meine niegelnagelneue Taylor kommt, sehr traurig sein werde.
Was ich nie verstehen werde, wieso Musiker zu Hochstaplern werden müssen, sie so tun müssen, als ob sie ihr Leben nichts anderes getan hätten, als ihre Gitarre zu quälen. Einem 23 jährigen würde ich das ohnehin nicht glauben. Das Posen mit abgeranzten Instrumenten ist etwas das andere vor euch getan haben. Es ist Vergangenheit. Selbst schon abgenutzt. Ihr könnt in dieser Sache nur noch eine Kopie von jemand anderem sein.
So wie ich nicht verstehen kann, wie Musiker zufrieden damit sein können, nur gesetzte musikalische Klischees zu verwerten und diese als ihr eigenes Werk zu verkaufen, verstehe ich nicht, wie sie glauben können, mit verlogenen Instrumenten ehrliche Musik spielen zu können.
Ich verstehe den Spaß, den Gitarristen und Bassisten dabei haben, sich mit ihrem Instrument auch jenseits der Musik auseinander zu setzen. Nur diese faustdicke Vintage-Lüge ist nie richtig bei mir angekommen. Es braucht wohl Charakter, zu sich und seinem Instrument zu stehen.
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also die neue Marktlücke: Instrument - Aging und parallel dazu ein Historic Makeover des Gitarristen mit Zahnverschlimmerung, Narben, Furchen im Gesicht und Leberproblemen....
Ja. Gerde erst gesehen. Man müsste wählen können zwischen Keith-Richard-Aging und closset-classic-Jimmy-Page.