Die Summer NAMM steht vor der Tür, und trotz Hochsommer gibt's mal wieder 'ne Tüte Spekulatius.
Die übliche Dampfware: Waldorf Stromberg, Clavia Nord Modular G3, Yamaha Motif-XF-Nachfolger, Yamaha S90-Nachfolger (und RD-800-Konkurrent; wird wohl oder übel auf der nächsten großen Workstation basieren müssen), Kurzweil K3000, der nächste Virus, Korg Pa4X, neuer großer Roland-Arranger, Novation Supernova III, Hardware-Tyrell
Korg: Kronos ist nicht mehr die neueste, aber ich glaube nicht, daß sie da jetzt schon was Neues lancieren, denn nötig haben sie es nicht, haben sie doch immer noch die aktuellste Workstation auf dem Markt.
Derweil werden sie natürlich ganz schön für Aufsehen sorgen mit dem angekündigten ARP Odyssey Mk IV.
Was könnte Korg noch so bringen? Weitere ARP-Klone? Nee, der Odyssey ist ja noch nicht mal raus. Einen 2600-Klon sollte es ja inzwischen geben (wobei ein Korg-Einstieg beim TTSH interessant wäre das wär nicht der erste semimodulare Bausatzsynthesizer, den Korg in diesem Jahrzehnt baut). Einen neuen ProSoloist werden sie nicht bringen, weil es zum einen schon einen 19"-1HE-Klon gibt und zum anderen das Ding einzig für Keyboarder in Genesis-zu-Peter-Gabriel-Zeiten-Tributebands interessant wäre, und davon gibt's nun nicht unbedingt viele, als daß Korg damit nennenswerte Absatzzahlen generieren dürfte. Und das Solina String Ensemble hat ARP ja nur in Lizenz gebaut.
Im Kompaktsynthbereich könnte was passieren. Der MicroKorg ist ein Selbstgänger, aber der XL+ ist nur ein Aufguß und der R3 nicht mal das und außerdem als mechanisch unzuverlässig bekannt (Netzteilbuchse). Gerade letzterer könnte Ersatz vertragen. Variante 1: Kompaktsynth mit King-Korg-Engine mit oder ohne Samples. Variante 2, meine Lieblingsvariante: Korg springt richtig auf den Paraphoniezug auf und parkt weit unter dem neuen Odyssey einen mindestens achtstimmig paraphonen (Frequenzteiler), 37tastigen "Nachfolger" für den Poly-800 (Micro-800, anyone?), der dank polysix-eskem Ensemble-Effekt auch als Stringer durchgeht.
Ach ja, die Taktiles kullern auch noch irgendwo rum, aber who cares, Korg hat einen neuen ARP Odyssey angekündigt! Und die RK-100S sollte auch mal "in echt" gezeigt werden. (Zur Erinnerung: Das wird eine Keytar mit integrierten MicroKorg XL+, der nur über USB zu editieren geht.)
Yamaha: Mit Chance werden 70% des Messestandes mit Pianos voll sein, darunter wie gesagt kein S90-Nachfolger. Das Tyros 5 kriegt natürlich auch viel Platz, eventuell noch ein Eckchen für die nächsten PSR-E.
Unwahrscheinlich, daß jetzt die Nachfolgerin für die Motif XF kommt. Eine Topworkstation mitten in der Saison, wo niemand Zeit hat, sein Setup umzubauen? Na, ich weiß nicht. Aber überfällig wär sie schon.
Für wirkliche Überraschungen ist Yamaha eh nicht zu haben; die bauen nur, was die Masse haben will. Somit bleibt auch die Multisynthese-Workstation vermutlich Wunschdenken, denn amerikanische Top40-Mucker wollen nichts anderes als Samples, und amerikanische Rockkeyboarder wollen nur überzeugende Moog- oder ARP-Klone.
Roland: Deren Messestand dürfte schön schwarz-grün sein und im Zeichen von AIRA stehen. Ansonsten das übliche: RD-800, vielleicht noch neue V-Accordions, natürlich die FAs.
Oder Roland haut tatsächlich eine neue Workstation raus, die dann als erste einen 10"-Touchscreen kriegt weil sie nur dann funktioniert, wenn man ein iPad einschiebt.
AIRA könnten sie noch weiter ausbauen, etwa mit einem "anständigen" Plugout-VA mit genügend Speicher ("SH-8" oder wie auch immer), aber nicht vor 2015, weil sie erst ein paar System-1 absetzen müssen.
Casio: Dreht am Retro-Rad und parkt zwischen Pianos, Tischhupen und XWs einen neuen VL-Tone. Mit Taschenrechner. Barum? Dorum. Das Ding hat dann aber USB und/oder SD-Card-Slot und idealerweise eine zusätzliche Stereo-Klinkenbuchse, die per Adapter zu MIDI wird (In oder Out ist umschaltbar).
Kurzweil: Artis, Artis, Popartis. Wobei Artis ja auch schon ein Weilchen auf dem Markt ist. Sollte Kurzweil tatsächlich mal eine K3000 ankündigen oder gar präsentieren, trau ich denen das auch zur Summer NAMM zu, weil die K3000 kein typisches Muckerbesteck sein wird, sondern eher was für Broadway, die ganz Großen und Synthfreaks mit zuviel Geld.
Waldorf: Um die NAMM-Tage herum kommt der Streichfett raus. Der kriegt natürlich seine eigene pornöse Präsentation.
Der Pulse 2 ist mit Sicherheit mit da, und jetzt, wo mal wieder eine neue OS-Version raus ist, könnte man auch den Blofeld mit gutem Gewissen weiter bewerben.
Und dann ist da noch der Stromberg... *prust* BWUAAAAAAHAHAHAHAHAHA! Der war gut! Obwohl, jetzt könnte der Stromberg ein Hybrid werden, der Blofeld- und Pulse-2-Elemente vereint, quasi wie ein Microwave 1 mit zusätzlichen Analogoszis.
Moog: Wird sich im wesentlichen auf den Sub37 konzentrieren, den Little-Phatty-Nachfolger und Moogs Beitrag zur Paraphoniewelle. (Ja, ich werde irgendwann bunte 37er ankündigen, wo schon die bunten Phatties nicht gekommen sind.)
Wie wär's mit dem Resonator des Polymoog als Moogerfooger? Ach nee, der Polymoog ist ja ein Unsynthesizer, der hat ja nie existiert.
Dave Smith Instruments: Die Eyecatchers des Messestands werden die aktuellen Hybriden sein: der Prophet-12 und der brandneue paraphone Pro-2.
Ebenfalls um den Preis des Pro-2 herum prophezeie (ja, genau) ich einfach mal einen Doppeltetra als Keyboard mit 44 oder 49 Tasten, kaskadierbar mit zwei Pult-Tetras zu einem 16stimmigen Polysynth. Das Tetra Keyboard wird sehr kompakt ausfallen, an Reglern sparen und Mehrfachbelegungen erfordern irgendeinen Grund muß es schon geben, warum dieser achtstimmige Analogsynthesizer billiger ist als der Pro-2 mit Digitaloszillatoren, aber nur einem Filter. Ansonsten wird das Ding das volle Featureprogramm des Tetra haben, nur eben zweifach.
Wobei der eher was für die nächste Winter NAMM wäre, genau wie die samplebasierte Schwester der Tempest, die LinnDrum II, die ungefähr da weitermachen könnte, wo Linn 9000 und Standalone-MPCs aufgehört haben.
Tom Oberheim: Was ich gerne sehen würde, was aber nicht passiert, wäre, daß Oberheim dem Paraphonie-Hype die lange Nase zeigt und in der Art des Prophet '08 einen analogen Polysynth raushaut, genannt z. B. OB-Z. Natürlich wird er nicht so fett klingen wie ein Moog, aber das soll ja auch kein Moog sein, sondern ein Oberheim. Erstes Preset ist natürlich Jump wie beim OB-Xa.
Oberheim könnte das Vieh zu einem sehr moderaten Preis anbieten, indem es in alter Oberheim-Tradition nur mit 4 Stimmen kommt, aber mit als Zubehör erhältlichen Doppelvoicecards aufgeblasen werden kann, und weil diese Voicecards heute kompakter und billiger zu bauen sind als in den 80ern, gehen bis zu 12 Stimmen.
Das wäre ein sehr effektiver Angriff auf den Alesis-Andromeda-Gebrauchtmarkt.
Ich wär mir aber nicht so sicher, ob einer wie Oberheim das gewuppt kriegt, wo selbst die vor Jahren angekündigten neuen Two- und Four-Voices noch nicht da sind. Andererseits: Dave Smith hat's ja auch geschafft.
Clavia: Ich revidiere meine mehrfache Prognose zum Nord String. Clavia könnte auf den Paraphonie- und (beginnenden) Ensemble-Trend aufspringen, aber nicht mit einem reinen Stringer. Statt dessen sehe ich ein Nord Ensemble in den Gehäuseformen von Nord Lead und Rack. Das Ding wird virtuell-analog klassische Multikeyboards, Stringensembles und Analogorgeln jüngeren Datums nachahmen und ziemlich editierbar sein, so daß man mit etwas Geschick auch Richtung Polymoog oder Korg Poly Ensemble gehen kann. Zum Anfetten gibt's nicht nur Drei-, sondern auch Sechsfachchorus à la Eminent 310.
Möglicherweise gibt's entweder einen neuen Nord Stage oder einen neuen Nord Electro. Dann eher einen neuen Electro, damit zur 2015 Winter NAMM der nächste Nord Stage kommt mit dem A1 und dem Ensemble gleich mit drin, zumindest ein abgespecktes Ensemble.
Auf einen G3 werden wir weiterhin vergeblich warten.
Novation: Wo bleiben die big things, deren small beginnings der Ultranova war? Wir wollen Supernova III!
Statt dessen wird's den ersten dedizierten USB-Controller für Bitwig Studio geben, und das Prinzip werden wieder alle abkupfern.
Access: Unwahrscheinlich, daß die ausgerechnet auf der NAMM einen neuen Virus präsentieren. Und wenn, dann will ich den üblichen Virus mit Profiling-Möglichkeiten aufgebohrt sehen, also noch mehr Vintage-Filtern und neu mit Vintage-Effekten etc.
Studio Electronics: Na, wo kommen denn auf einmal Boomstar Nummer sieben und acht her? Vor allem, was sitzen da für Filter drin? Wir haben ja schon Moog, ARP, SEM, MiniKorg, CS80 und 303, was fehlt noch? Wenn Roland nicht schon vertreten wäre, würde ich Juno-106 sagen als Vertreter der Zwei-Filter-zum-Preis-von-einem-Roländer ("Boomstar 1062"), denn Mode Machines hat das 106-Filter ja auch schon geklont. Prophet-5 wär affengeil, aber wenn das auch nur möglich wär (was es mangels Chip-Neuauflage nicht ist), gäb's schon längst einen Boomstar mit Prophet-Filter, egal, ob Rev. 2 (SSM) oder Rev. 3 (CEM). Dann eher als zweiten ARP-Vertreter das frühe State-Variable-Filter, das so schön nach Tin Whistle klingt. Oder geiler noch, das Dreipolfilter von EMS, sofern die endlich Hardware-Klone zulassen.
Verschärft wär ein Omega mit Tasten, aber die Voice- und Filtercards nehmen zuviel Platz weg, die kriegt man in einem Keyboard kaum unter.
Akai: Kommt das Windows-MPC, oder kommt es nicht?
Martman