Mal vorweg, du meinst mit solieren Soli lernen (=nachspielen)?
Das ist natürlich ein breites Feld, an welchen Soli arbeitest du denn gerade?
Speziell bei Anfängern würde ich je nach Solo erst mal diverse Technikübungen machen. Wenn du bis jetzt hauptsächlich Rhythmusgitarre gespielt hast, von woher sollen deine Finger es denn können?
Logische Technikerherangehensweise:
Zerlege ein großes, unlösbares Problem in lösbare kleine Probleme.
Mir fielen da mal ein:
-) Lagewechsel.
Punktgenau ohne Verzögerung aus dem Spiel heraus auf Bund 15 greifen, auch wenn man gerade im 3. Bund unterwegs ist kann man nicht einfach so.
-) Techniken wie HammerOns/PullOffs oder Bendings, was in dem Solo eben vorkommt, extra üben (alles das, wo man mehr als einen Finger braucht und die Finger zusammenarbeiten müssen, genauso wie man das beim Greifen eines XY-Akkord üben muss, dass es auf einen Guss funktioniert, genauso ist es auch da)
-) Dämpfen & treffen. Die ewigen Begleiter jedes E-Gitarrenspiels.
Beim Akkorde spielen kann man sich (im Vergleich zum Solospiel) idR. recht gut plusminus allgemeingültige Dämpftaktiken zulegen, schon alleine, weil man meistens die Greifhand einmal quer übers Griffbrett hat. Aber: Die "Notanker", die da fast immer funktionieren, ich nenne sie mal "Greifhand anheben", "Palm Mute ganz zumachen" und "Greifhand absichtlich so 'schlecht' aufsetzen, dass alles, was nicht gegriffen ist gemutet wird" funktionieren im Solospiel schon mal um einiges schlechter oder gar nicht mehr.
Oft hat man auch Probleme, weil die Schlaghand auf einmal die Orientierung verliert (weil deutlich schneller und wesentlich mehr Saitenwechsel).
Das alleine ist ein breites Feld, aber zusammenfassend zu dem Punkt kann man nur sagen: Lernen tut man das nur, indem man wirklich langsam und genau die Soli richtig einübt, und sobald fehlerfrei das Tempo langsam steigert. Man muss es so langsam üben, dass man ganz eindeutig und kontrollierbar mitbekommt, was man wo falsch erwischt hat, womit man das aus der jeweiligen Spielsituation heraus dämpfen kann usw. Wer da huddelt tut sich wirklich keinen Gefallen - Geschwindigkeit ist hauptsächlich ein Abfallprodukt von Genauigkeit.
-) hohe Bünde bespielen will auch geübt sein, bei Bund 3. hat man einen Bereich von so 2cm, den man treffen kann, ab Bund 12. sind's wenige mm.
Du musst dir da eine Greifpräzision angewöhnen, die du bis jetzt vermutlich einfach nicht gebraucht hast.
-) Hören
Wenn du in einem Solo nicht glasklar (hörend) jede einzelne Note identifizieren kannst, dann ist es momentan entweder zu schwer für dich, oder, auch wenn es dir vielleicht nicht so sehr gefällt, wenn dein Musikgeschmack eher
Metalcore, Metal, Nu Metal, Post/Hardcore
ist, unglaublich böse, schnell und verzerrt ist genau aus dem Grund (hörend jede einzelne Note erkennen können) vielleicht auch nicht die beste Musik, um mit solieren auf der E-Gitarre anzufangen.
Jedenfalls; das jeder dieser Punkte mal mehr, mal weniger, aber dennoch grundessenziell für's Solospiel ist, "einfach so" aus dem nichts solieren Üben bedeutet, sie alle gleichzeitig anzugehen - und mal ehrlich, wer glaubt, dass das klappen kann?
Lässt sich aber auf allerlei einzelne, schaffbare Übungen runterbrechen.
Was mich aber noch interessieren würde: Was sagt denn dein Lehrer dazu?
Weil unabhängig von Genre und Schüler, genau solche Übungen anzubieten und zu kontrollieren, die jeweils schaffbar sind und in ihrer Summe dich technisch befähigen, zu solieren (bzw. noch etwas weiter gefasst: Eigenständig auf dem Instrument zu machen, was auch immer du machen willst) ist für mein unmaßgebliches Dafürhalten die grundessentiellste Aufgabe eines Lehrers.
Grüße