Hallo Musik Board …
Frisch zurück vom Werksbesuch bei Thomann, bin ich gerade dabei meine Eindrücke zu sortieren. Als mich meine Frau gefragt hat wie es war, sagte ich spontan:
"Seit heute habe ich wieder Vertrauen in den Standort Deutschland."
Ich war ebenso erstaunt wie sie, dass ich als Mensch mit Affinität zu Musikinstrumenten ausgerechnet eine solche Aussage mache, wenn ich von der Institution für Musikinstrumente in Europa zurück komme. Diese Aussage werde ich aber auch gerne für Euch aufschlüsseln, denn sie basiert auf den Erlebnissen und vor allem den Gesprächen, die wir heute geführt haben.
Vielleicht aber erst mal kurz ein Statement, warum dieses Vertrauen überhaupt erschüttert war. Sowohl in unserer Branche, als auch in den benachbarten Zweigen (man achte auf meinen Avatar) ist aufgrund des "Besonderen" was wir machen eine extrem hohe Identifikation mit dem "Produkt" vorhanden, aber im gleichen Atemzug schwindet die Identifikation mit den Firmen (durch Mitarbeiterbefragungen nachgewiesen) für die gearbeitet wird. Viele Mitarbeiter können sich mit den Unternehmensentscheidungen nicht identifizieren - und ich rede nicht davon, dass dem Mitarbeiter Leistung abverlangt wird oder er "in Watte gepackt" werden soll. An der Spitze stehen oft Manager, die vom operativen Teil wenig Ahnung haben, ihre Zahlen sehen und den Shareholder im Nacken verspüren. In Summe ein ungutes Klima um "WIR Gefühl" zu entwickeln, welches für mich aber "die" solide Basis ist, um auch eine Krise durchschreiten zu können.
In der Führung bei Thomann haben wir einen recht ausführlichen Einblick in die Abläufe bekommen, Themen die von den anderen Teilnehmern - garniert mit entsprechenden Bildmaterial - hier bestimmt noch aufgearbeitet werden. Aber wir hatten auch reichlich Freiraum um Gespräche zu führen und Hans Thomann und Sven (Alias Franz Branntwein) haben sich viel Zeit für uns genommen.
Aber ich schweife ab … wollte Euch doch erklären wie es zu der Aussage von weiter oben kam. Eingeschlichen hat sich der Gedanke im Rahmen der Führung durch den Shop. In jeder "normalen" Firma (und wir reden hier von +/- 900 Mitarbeitern am Standort Treppendorf) würde ein "Raunen" durch die Belegschaft gehen, wenn der Big Boss kommt. Nicht bei Thomann. Das ganze in Verbindung mit dem Leuchten in den Augen von Hans Thomann, wenn er all die schönen Instrumente sieht und uns in vielen Bereichen des Geschäfts sehr fundiert über die Produkte Auskunft geben kann. Musikinstrumente sind - für den Aussenstehenden leicht zu erkennen - sowohl Beruf als auch Berufung. (Aussage eines Mitarbeiters - der Chef kauft gerne ein
) Sicher betrachtet er das ganze Treiben auch aus der Sichtweise des Geschäftsmann - und wie wir wissen sehr Erfolgreich - aber halt auch, so mein Eindruck, mit Herz und Seele. Über noch einen Punkt bin ich "gestolpert". Angesprochen auf Wachstum kam es zu der Aussage: "Die wollen wir organisch". Hinter der Aussage steht der Wunsch nach Nachhaltigkeit. Nicht jetzt den Bogen "überspannen" und dann "nach mir die Sintflut" - wobei eine nicht unerhebliche Zahl von Mitarbeitern, für die es in der Region nicht unbedingt "alternative" Arbeitsplätze gibt, auf der Strecke bleiben würde. Wohl auch der Grund, warum er eine Gesellschaftsform gewählt hat, die ihn nicht in die Hände der Banken oder Aktionärsinteressen spült. Man könnte die Liste an den am Puzzle beteiligten Aussagen noch eine ganze Weile fortführen … Verpackung: "klar, könnten wir etwas billiger einkaufen, aber was wir verwenden ist gut und wird in der Region produziert" … Mitarbeiter: "Hungerlöhne, da kann sich keiner eine Familie von leisten" … usw.
In meine Aussage, spielen aber auch weitere Aspekte - diesmal aus Sicht der Kunden. Betrachtet man den Aufwand mit dem Service betrieben wird (ein komplett neues Servicecenter wird gerade gebaut) … von perfekt verkabelten Demo Stations im Laden die tatsächlich eine vernünftige Produktbewertung zulassen, über den Telefon Support, über die - zurecht - mehrfach ausgezeichnete Webpage bis hin zu der Geschwindigkeit mit der (lagernde) Ware nach der Bestellung zum Versand bereit steht (ca. 30 min) … so wird da doch einiges "bewegt" um den Kunden glücklich zu machen. Um uns dreht sich das Geschäft !!!
Unschwer zu erkennen, dass mich die Strukturen der Firma Thomann - und der/die Macher dahinter - beeindruckt haben - unabhängig davon, dass sie mich mit
"Gear is my Drug" versorgen.
Vielen Dank an alle Beteiligten !!! Es war sehr erfrischend zu sehen, wie man mit persönlichem Einsatz und viel Identifikation mit dem was man macht, ein erfolgreiches Unternehmen aufbauen kann in dem der "Mensch" einen so hohen Stellenwert genießt.
Gruß
Martin