Musikgeschäfte am Abgrund?

  • Ersteller komposer
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Dumbledore schrieb:
Die Thomänner sind sicher persönlich integere Leute, aber mit Kuschel-Business kann man so einen Betrieb nicht aufbauen und oben halten.
Gib doch mal ein reales Beispiel für kuschel-business.
Danke.
@Dumbledore - falls die Frage nicht zu beantworten ist, formuliere ich mal um:
wie würdest du denn ein Unternehmen führen, um dich von einem thomann zu unterscheiden?
 
Ich bin jetzt bis an diesen Punkt gekommen im Thread ...

Unabhängig davon was Eure Meinung zu Thomann ist, würde ich gerne mal kurz zitieren, was ich Ende 2012 als Eindruck vom Thomann Werksbesuch mitgebracht habe:


Hallo Musik Board …

Frisch zurück vom Werksbesuch bei Thomann, bin ich gerade dabei meine Eindrücke zu sortieren. Als mich meine Frau gefragt hat wie es war, sagte ich spontan:

"Seit heute habe ich wieder Vertrauen in den Standort Deutschland."

Ich war ebenso erstaunt wie sie, dass ich als Mensch mit Affinität zu Musikinstrumenten ausgerechnet eine solche Aussage mache, wenn ich von der Institution für Musikinstrumente in Europa zurück komme. Diese Aussage werde ich aber auch gerne für Euch aufschlüsseln, denn sie basiert auf den Erlebnissen und vor allem den Gesprächen, die wir heute geführt haben.

Vielleicht aber erst mal kurz ein Statement, warum dieses Vertrauen überhaupt erschüttert war. Sowohl in unserer Branche, als auch in den benachbarten Zweigen (man achte auf meinen Avatar) ist aufgrund des "Besonderen" was wir machen eine extrem hohe Identifikation mit dem "Produkt" vorhanden, aber im gleichen Atemzug schwindet die Identifikation mit den Firmen (durch Mitarbeiterbefragungen nachgewiesen) für die gearbeitet wird. Viele Mitarbeiter können sich mit den Unternehmensentscheidungen nicht identifizieren - und ich rede nicht davon, dass dem Mitarbeiter Leistung abverlangt wird oder er "in Watte gepackt" werden soll. An der Spitze stehen oft Manager, die vom operativen Teil wenig Ahnung haben, ihre Zahlen sehen und den Shareholder im Nacken verspüren. In Summe ein ungutes Klima um "WIR Gefühl" zu entwickeln, welches für mich aber "die" solide Basis ist, um auch eine Krise durchschreiten zu können.



In der Führung bei Thomann haben wir einen recht ausführlichen Einblick in die Abläufe bekommen, Themen die von den anderen Teilnehmern - garniert mit entsprechenden Bildmaterial - hier bestimmt noch aufgearbeitet werden. Aber wir hatten auch reichlich Freiraum um Gespräche zu führen und Hans Thomann und Sven (Alias Franz Branntwein) haben sich viel Zeit für uns genommen.

Aber ich schweife ab … wollte Euch doch erklären wie es zu der Aussage von weiter oben kam. Eingeschlichen hat sich der Gedanke im Rahmen der Führung durch den Shop. In jeder "normalen" Firma (und wir reden hier von +/- 900 Mitarbeitern am Standort Treppendorf) würde ein "Raunen" durch die Belegschaft gehen, wenn der Big Boss kommt. Nicht bei Thomann. Das ganze in Verbindung mit dem Leuchten in den Augen von Hans Thomann, wenn er all die schönen Instrumente sieht und uns in vielen Bereichen des Geschäfts sehr fundiert über die Produkte Auskunft geben kann. Musikinstrumente sind - für den Aussenstehenden leicht zu erkennen - sowohl Beruf als auch Berufung. (Aussage eines Mitarbeiters - der Chef kauft gerne ein :) ) Sicher betrachtet er das ganze Treiben auch aus der Sichtweise des Geschäftsmann - und wie wir wissen sehr Erfolgreich - aber halt auch, so mein Eindruck, mit Herz und Seele. Über noch einen Punkt bin ich "gestolpert". Angesprochen auf Wachstum kam es zu der Aussage: "Die wollen wir organisch". Hinter der Aussage steht der Wunsch nach Nachhaltigkeit. Nicht jetzt den Bogen "überspannen" und dann "nach mir die Sintflut" - wobei eine nicht unerhebliche Zahl von Mitarbeitern, für die es in der Region nicht unbedingt "alternative" Arbeitsplätze gibt, auf der Strecke bleiben würde. Wohl auch der Grund, warum er eine Gesellschaftsform gewählt hat, die ihn nicht in die Hände der Banken oder Aktionärsinteressen spült. Man könnte die Liste an den am Puzzle beteiligten Aussagen noch eine ganze Weile fortführen … Verpackung: "klar, könnten wir etwas billiger einkaufen, aber was wir verwenden ist gut und wird in der Region produziert" … Mitarbeiter: "Hungerlöhne, da kann sich keiner eine Familie von leisten" … usw.

In meine Aussage, spielen aber auch weitere Aspekte - diesmal aus Sicht der Kunden. Betrachtet man den Aufwand mit dem Service betrieben wird (ein komplett neues Servicecenter wird gerade gebaut) … von perfekt verkabelten Demo Stations im Laden die tatsächlich eine vernünftige Produktbewertung zulassen, über den Telefon Support, über die - zurecht - mehrfach ausgezeichnete Webpage bis hin zu der Geschwindigkeit mit der (lagernde) Ware nach der Bestellung zum Versand bereit steht (ca. 30 min) … so wird da doch einiges "bewegt" um den Kunden glücklich zu machen. Um uns dreht sich das Geschäft !!!

Unschwer zu erkennen, dass mich die Strukturen der Firma Thomann - und der/die Macher dahinter - beeindruckt haben - unabhängig davon, dass sie mich mit "Gear is my Drug" versorgen.

Vielen Dank an alle Beteiligten !!! Es war sehr erfrischend zu sehen, wie man mit persönlichem Einsatz und viel Identifikation mit dem was man macht, ein erfolgreiches Unternehmen aufbauen kann in dem der "Mensch" einen so hohen Stellenwert genießt.

Gruß
Martin

Ich will Euch an dieser Stelle auch gar nicht Eure Meinung über Thomann und seine Machtposition ausreden - sondern nur um diesen Aspekt erweitern, da in Euren Argumenten oft latent mitschwingt, dass Macht haben und ausnützen pauschal "Böse" ist und immer nur durch "Raffgier" getrieben wird - also dem finanziellen Anreiz.

Genau dies sehe ich bei den Bestrebungen die Hans Thomann betreibt eben nicht. Er hat keine Banken die ihm Return of Investment vorschreiben, ihn braucht kein Shareholder Value zu interessieren. Schon mal - auch nur ansatzweise darüber nachgedacht, dass er einfach nur der "Beste" sein möchte. Jedem Olympiateilnehmer, jedem Masterbuilder der für Eurer schwer erschufftetes Geld Zeit in eine Gitarre investiert usw. glaubt ihr ja auch. :gruebel:

Es ist legitim hier zu diskutieren wie das Geschäft "Thomann" Wirkung auf den Markt zeigt. Seine Bemühungen uns ein gutes Produkt aus Preis, Beratung, Garantie und Abwicklung zu präsentieren auf seine (vermuteten) Machtgelüste zurückzuführen halte ich aber für nicht gerechtfertigt. Also lasst doch diesen Teil einfach weg und vergleicht ausschließlich die Dienstleistung.

Gruß
Martin
 
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...doch lieber eine bezahlte Unterrichtsstunde für die Beratung im Laden zu vereinbaren. Aber die wollten meistens lieber mauscheln.
Der Musiker ansich hat nun mal lieber bares in der Hand. Das war früher schon so. Das ist heute immer noch der Fall und wird sich auch in Zukunft nicht ändern ;)

In meiner Ex Heimatstadt Bochum gibt es mittlerweile wieder 3 Musikläden, der erste und neueste ist einer der besten Gitarrenläden die ich kennenlernen durfte. Die Aufmachung, Freundlichkeit, einfach das komplette Wohlfühlprogramm. .
Genau diese Läden kenne ich und die waren auch oben in meinem Post gemeint :) Diese Läden werden sich auch halten. Einer davon hat sich zudem wirklich den besten hiesigen Gitarrenbauer an Land gezogen. Ein sehr kluger Schachzug! Aber wenn man da hinter die Theke schaut, steht da auch geballte Fachkompetenz. Mit den Leuten macht es Spaß zu fachsimpeln und sind zudem auch noch nett :)
Die andere Seite der Medaillie gibt´s hier auch. Da fragt man sich, wie lange der Laden wohl noch existiert.

Ich glaube nicht, dass heute mehr Leute "informiert" sind als früher.
Das glaube ich aber schon. Selbst wenn es das MB nicht geben würde (...würde es Johannes spätestens jetzt wieder ins Leben rufen :D), gäbe es noch genug Möglichkeiten im Netz nach Informationen zu suchen wie Tests, YouTube-Vids usw. Hier im MB wird halt dann darüber diskutiert und Erfahrungswerte ausgetauscht. (so oder so ähnlich war´s jedenfalls wohl angedacht ;))
Aber im Gegensatz zu früher eine ganz andere Informationsvielfalt. D.h. viele Kunden haben ein ganz anderes Basiswissen, als noch vor 30 Jahren. Zu "meiner Zeit" war der Unterschied vom Singlecoil zum Humbucker: Kleiner (deswegen doofer) Tonabnehmer versus großer (deswegen guter) Tonabnehmer. Ich werde nie vergessen, wie ein Freund mit einer geliehenen Strat ankam, sie anschloß und das Ding fröhlich vor sich brummte und auch einfach nicht gut klang :rolleyes: Ein sehr prägendenes Erlebnis für mich. Ein anderer Gitarrist hatte an dem Tag seine Aria dabei. Stille :) Klar, da waren ja viel größere Tonabnehmer drin :D
Neenee, heute sieht die Welt schon anders aus. Aber auch nicht soooo schlecht ;)
 
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Ich glaube nicht, dass heute mehr Leute "informiert" sind als früher.

Ich bin mir dagegen ziemlich sicher. Ich meine damit nicht nur die angesprochenen Reviews, sondern auch die Übersicht über den Markt, den man durch stures Durchklicken der Webshops bekommt. Zu den gekauften Billigmarken habe ich ja gar keinen Kommentar abgegeben. Mir geht's einfach nur darum, dass die Leute einfach generell wissen, dass es mehr gibt, als im Laden um die Ecke. Wenn du weißt, dass es von 70-200 Euro eigentlich eine Auswahl von über 100 Instrumenten gibt und der Laden hat zwei...und noch 5-6 weitere Modelle, denkst du dir sicherlich nicht "oh cool, ich nehme eine Gitarre, welche überhaupt nicht meinen Vorstellungen entspricht". Diese quasi "Laufkundschaft" (ich denke bei Musikgeschäften konnte man das ja nie so sagen...) ist weg. Dass die meisten immer noch nur auf den Cent achten und auf Beratungen hier pfeifen ruiniert die kleinen Läden sicher nicht. Schon eher "ich will diese weiße GItarre mit den schwarzen Rändern, aber die haben die hier nicht..." ... ;)

Ansonsten hast du recht: für kleinere bleibt nur die Spezialisierung. Sonst ersticken die eben in diesem "bei den anderen gibt's aber mehr/eher was ich will".
 
Was verkauft sich denn am besten im Gitarrenbereich beim Thomann? Wenn ich einen Blick in die Charts werfe, sehe ich billige Gitarren und billige Amps.

Das zeigt soch irgendwie auch welche Käuferscicht am stärksten vertreten ist. Die Musikhäuser scheinen ja wesentlich von Käufern aus dem Anfängerbereich zu leben. Ist jetzt sicher etwas pauschal gesagt und Thomann & Co. werden auch fette Deals mit großen Kunden haben, aber sicher weniger als normale Verbraucher.

Das die Leute inzwischen besser informiert sind als früher halte ich auch für eine gewagte These. Sagen wir es mal so. Es ist heute auf jedenfall leichter besser informiert zu sein als noch in den 90ern. Eben durch solche Foren wie dieses hier. Ich spiele seit etwa 20 jahren Gitarre. Habe mich früher immer auf das verlassen was mir irgendein Verkäufer oder eine produktbeschreibung erzählt hat. Und damit habe ich meisten ins Klo gegriffen. Heute kann ich über das Internet zumindest viele subjektive Meinungen einholen. Das macht die Entscheidung letztlich nicht unbedingt leicht, aber so kann ich im Vorfeld schon viele Dinge über ein bestimmtes Produkt in Erfahrung bringen, bevor ich es mir nach hause hole und später merke das das irgendwie nichts ist.

Ich persönlich empfinde den internethandel als ein Segen. Das hat aber auch mit meiner Persönlichkeit zu tun. Ich gehe sehr ungern in Musikgeschäfte um dort etwas anzutesten. Man ist dort nicht ungestört. Verkäufer und Kunden hören einem zu. Spielt man eine Gitarre an, hat man in den meisten Fällen nicht seinen Amp zu verfügung, ausser man hat Stangenware zu hause herum stehen. Von Pedalen mal ganz abgesehen. Ich brauche Zeit um herauszufinden ob das Produkt etwas für mich ist oder nicht. Die 30 Tage Money Back sind da wirklich sehr willkommen.
Die Häuser liefern immer extrem schnell und alles läuft sehr zuverlässig.

Das durch das internet viele kleine Läden kaputt gehen ist sicher nicht zu leugenen. Aber mal ganz ehrlich. Warum stört euch das? Es betrifft euch doch gar nicht persönlich. Mal abgesehen davon, dass der ein oder andere vielleicht gern ins Musikgeschäft zum stöbern geht. Ich tue das nicht und dementsprechend ist es mir egal.
Das ganze gerede von der Zerstörung des kleinen Einzelhändlers durch die bösen großen Unternehmen kommt mir manchmal mehr wie ein Mittel zum zweck vor. Nämlich sich als Gutmensch zu inszenieren und sich gegen den Kapitalismus der üblen Großkonzerne zu stellen. Ich möchte damit eigentlich niemanden hier angreifen. Also nicht falsch verstehen. Ich meine nur, dass ich persönlich noch keinen Nachteil dadurch erfahren habe, dass der kleine Händler ums Eck dicht gemacht hat, weil er auf dem markt keine Chance mehr hatte. Ist eben das gesetzt der Natur. Fressen oder gefressen werden.
 
Manche Ladenbesitzer sollen sich Gedanken machen warum z.B. Thomann so beliebt ist und viele Kunden dort Waren bestellen. Es gibt reichlich Ideen wie man einen Musikladen für Kunden "schmackhaft und reizvoll" gestalten kann und wie man an Kunden ran geht.
Es fängt schon damit an das wenn ich bei Thomann anrufe einen absolut freundlichen und hilfsbereiten Mitarbeiter an der Leitung habe. Im Gegensatz zu manchen Musikläden muß man sich schon fast entschuldigen wenn man an der Verkaufstheke was fragen will und es ist oft hektische Betriebsamkeit weil zu wenig Verkäufer und die sind dann auch verständlicherweise genervt, aber das ist ein allgemeines Problem.
Die Lage ist auch noch sehr kompliziert. Wenn man mal in München nach der Arbeit mit dem Auto kurz in die Stadt zu einem Laden will dann endet das in einer Tiefgaragen für mind. 10 Euro. Bei einem Laden im Münchner Norden am Stadtrand sind Parkplätze Glücksache weil viel zu klein und wenn dann ein Verkäufer sagt das ich in einer Woche wieder kommen soll weil die Ware zum testen da ist dann ist das in dem Moment nicht ganz so positiv.
Da kommen halt Gedanken hoch ob ich mir den Stress an tue oder gleich Online bestelle und evtl wenn es nicht passt Pakete hin und her schicke. Nun da habe ich dann schnelle und motivierte Mitarbeiter der Post :rolleyes::(

Es ist ein schwieriges Thema aber ich bin mir sicher das die Musikläden teilweise selber daran schuld sind. An Preisen kann es mittlerweile nicht mehr liegen.
 
Das zeigt soch irgendwie .....

Mich störts ganz fürchterlich, weil ich ev. einer der wenigen bin der richtig Spass daran hat in nem Laden auszuprobieren und vergleichen. Durch Rumprobieren und vergleichen bin ich erst auf Gitarren gestossen mit welchen ich heute glücklich bin. Einige Klampfen hab ich nach Tests, Reviews und Empfehlungen gekauft und meist war es für mich persönlich keine Liebe auf den ersten Blick.

Außerdem mag ich das Menscheln wennste in nem Laden bist wo die Typen ok sind und auch mal ein Flax oder Ratsch hergeht. ( Der selbstgebrühte Kaffee spielt da auch ein bisschen mit :rolleyes:)

Ich denk mal das es die "jüngere " Generation gewohnt ist alles über das Internet zu beziehen, sie kennen es auch gar nicht anders.

Lieber Myxin, ich schätze Dich als Schreiber hier sehr, aber dein statement lässt mich ein wenig an Dir zweifeln und nochmal mich störts gewaltig wenns die Kleinen alle zerreisst, auch meine Zeitungskiosktante, meinen Bäcker und und und ..... , .... nix für ungut, und nun samma wieda gut, Saukerl :evil::D
 
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@ Mod-Paul und DrScythe:

Dass die Möglichkeit gegeben ist, sich besser zu informieren zu Zeiten des Internets, will ich gar nicht in Abrede stellen. Und dass man sich relativ leicht einen Überblick beschaffen kann, was es alles so gibt und was wieviel Geld woanders kostet, das ist klar.



Nur mal eine Überlegung:

Nehmen wir mal den Metal Hammer oder Rock Hard in den 80ern bis Mitte der 90er.

Für Liebhaber harter Musik DIE Lektüre schlechthin. Jeden Monat Pi mal Daumen ca. 50 bis 80 neue Alben, die vorgestellt wurden. Größere Produktionen ebenso wie das ein oder andere Demo Tape. Was hat der Musikliebhaber also gemacht? Er hat sich alles aufmerksam durchgelesen, kannte schon den "Geschmack" des ein oder anderen Redakteurs und hatte ein Gefühl dafür entwickelt, sich die Alben rauszuschreiben, die interessant sein und gefallen könnten. Dann ging es - sofern man nicht einfach blind bestellt hat - ab zum WOM oder Müller (in München war das so) und hat sich alles zusammengesammelt, was da war und brav in Warteschlange bei den Plattenspielern und CD Playern gestellt, sich das angehört und dann gekauft, was gut war.

Wenn ich das Revue passieren lasse, war das ein immenser Aufwand, sich wirklich "das Seine" rauszupicken. Dafür hat es auf jeden Fall jede Menge Bereitschaft gebraucht, sich überhaupt diese Mühe zu machen. Die gesellschaftliche Akzeptanz solcher Musik zu dieser Zeit lasse ich da mal ganz außen vor.

Wie sieht es heute aus?
Es gibt jeden Monat tausende neue Alben, jede xbeliebige Garagenband kann mit idiotensicher zu bedienenden Equipment ein Album in passabler Soundqualität aufnehmen, es auf entsprechenden Seiten im Net, früher Myspace, heute Facebook präsentieren, einzelne Songs hochladen, zum Gratisdownload anbieten, unzähligen Online Mags Interviews geben, Konzertmitschnitte bei Youtube einstellen (lassen) usw..
Es ist kinderleicht, wenn man sich für eine bestimmte Band interessiert, sich das, was sie machen zu Gemüte zu führen und das ohne ansatzweise einen Aufwand dafür betreiben zu müssen wie früher.

So, wo ist nun der Haken an der Sache?

Meine Beobachtung ist die, dass man mit Musik kein Geld mehr verdienen kann, wenn man nicht in dem Genre schon wirklich bekannt ist. Selbst die meisten Members großer deutscher Bands, die seit Jahrzehnten "im Geschäft" sind, haben reguläre andere Jobs (oft natürlich auch im Musikbiz als Tontechniker, Veranstalter, Club/Kneipenbesitzer etc.).

Die kleinen und durchaus oft sehr guten Newcomerbands haben so gut wie keine Chance mehr, ein Stück vom Kuchen abzubekommen. Sie können sich ihren Status natürlich hart durch Touren erspielen, Freundschaften zu Redakteuren schließen, die ihnen dann sehr wohlwollende Reviews geben und die ganze Social Network Schiene ausreizen. Es wird in den allerallermeisten Fällen nichts bringen.

Die wirklich großen Labels mit Kohle, die auch noch ordentliche Gewinne einfahren, pumpen ihr Geld ins Marketiung ihrer Zugpferde und haben kein Interesse daran, den Nachwuchs zu fördern. Die ganze Diskussion, dass (illegale) Downloads am Niedergang der Musikbranche "schuld" seien, ist lächerlich. Aber auch das braucht an dieser Stelle nicht erörtert werden.

Gleichzeitig ist ein mein persönlicher Eindruck der, dass dich die Fans dieser Musik heute auch fast nur noch durch Bands hören, die bei einem der besagten größeren, etablierten Labels einen Vertrag haben und dementsprechend vermarktet werden. Sie werden in der Regel durch Werbung darauf aufmerksam. Nicht durch eigene "Suche", eigenes "Engagement" - obwohl das viel leichter wäre und aufgrund des vielfältigen Angebots noch viel eher jede genau "seine" Musik finden müsste.

Handgemachte Musik ist dabei auch Event-technisch gesehen auf dem absteigenden Ast. Schaut euch mal an, wie viele Leute in einem Club ein Konzert einer Regionalband besuchen und wie viele Leute dagegen in den Laden stürmen, wenn eine Electro oder Schlager Party ist. Das kommt erschwerend dazu für kleine unbekannte Bands.


Was das nun mit dem eigentlichen Thema zu tun hat?

Ich finde, jede Menge!

Ich sehe da direkte Parallelen auch im Handel mit Musikinstrumenten, den angebotenen "Marken", kleinen und großen Musikalienhändlern.

Große etablierte Marken verkaufen sich nach wie vor gut, wer sie nicht anbieten kann, kann es als Händler vergessen (oder macht was exklusiveres oder anderes).
Nur größere Händler bekommen Marken, die sich gut verkaufen.
Größere Händler haben kein Interesse daran, kleine unbekannte Marken anzubieten bzw. nehmen diese schnell wieder aus dem Sortiment.
Unzählige kleinere Hersteller haben keine Chance, selbst wenn sie gute konkurrenzfähige Produkte anbieten könnten.
Obwohl auch diese durch eigenes Bemühen für jeden im Net aufgespürt werden könnten, verkaufen sie sich dann nicht gut.


Ich finde, dass der Vergleich Händler/Hersteller/Ware zu Plattenlabel/Band/Musik schon recht treffend ist.
 
@hotrod: Ja jedem das seine. Ich bin da einfach nicht der Typ für. Ich komme mir im Musikgeschäft immer beobachtet und zu unrecht beurteilt vor. Das mag durch eine gewisse Paranoia meinerseits bedingt sein. Dennoch kann ich auf den Rat der meisten Angestellten der Musikhäuser getrost verzichten. Es gibt hier zwei Läden die zu bekannteren Vertretern in Deutschland gehören. Diese beiden Läden sind das aller letzte. Dabei handelt es sich aber noch nicht mal um kleine Läden. Also sind schon kleine Läden, weil es Zweigstellen von großen sind, aber das was man da an Beratung bekommt ist unter aller S...!
Dann haben wir noch einen Laden der gebrauchte Ware anbietet. Der Typ scheint schon gut Ahnung zu haben und ich habe dort auch schon das ein oder andere an meinen Gitarren und Amps machen lassen. Alles super. Der Laden steht aber auch außerhalb der Konkurrenz. Das Publikum welches sich dort aufhält ist eher welches aus dem Umkreis derer die bereits längere Zeit in band spielen etc. Die standard Läden der bekannten Ketten sind meist besucht von eben den schon erwähnten Anfängern und Nichtswissern.

Ich bin eher der zurückgezogene der im stillen Kellerraum vor sich hin dudelt und experimentiert. Das antesten und mauscheln im Musikladen setzt meiner Meinung immer noch vorraus, dass man auf einer Wellenlänge mit dem Personal ist. Und das bin ich nicht. Nicht weil ich so super bin und die so scheiße oder umgekehrt. Es ist einfach die Erfahrung die ich über die Jahre sammeln durfte. Ich bewege mich musikalisch auf Wegen welche vielen verschlossen bleibt. Ich habe da keine Basis um mit Menschen, die in einem Musikladen Arbeiten und darauf spezialisiert sind den Normalverbaucher zu bedienen, mich auszutauschen.
 
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Du hast schon Recht Myxin, aber die Frage bleibt. Wieso sind viele Standardmusikläden so dermaßen unordentlich bis wenig einladend? Klar werden Bereiche gemacht usw. aber ich frag mich oft in solchen Musikläden womit wird eigentlich Geld gemacht? Guck ich mich zu Hause um, habe ich mehr Pedale und Kram als Gitarren. Wieso sind aber mehr Gitarren im Laden und dafür an Pedalen nur max. bis Preisklasse Behringer?

Es wird oft einfach alles reingepackt was geht, um mit allem nur irgendwie Geld zu verdienen nur um über die Runden zu kommen. Nachvollziehbar, aber gepaart mit der sprichwörtlichen Freundlichkeit der Anfang vom Ende. Bissel mehr Spezialisierung in Teilbereichen würde den Läden gut tun in meinen Augen, sei es Gitarren auf den Anfängerbereich beschränken und dafür bei den Pedalen und Equipment in die vollen gehen.
 
Im Vergleich dazu jetzt die musikalische Pampa hier unten am Bodensee. Ich kenn bislang 3 (leider den Laden in Tettnang noch nicht, der soll aber ganz gut und ordentlich sein), alle drei sind typische kleine Händler. Der nächste von mir aus ist das allerletzte. Abgesehen mal davon, dass die Montags einen Ruhetag einlegen, keine Kritik, aber ich stand ziemlich blöd davor als ich Saiten brauchte. Ist die "Beratung" so das Schlimmste was mir in jeglichen Läden untergekommen ist. Mein erster und letzter Einkauf bestand aus 3 Paar Saiten und Schrauben für Pickuprahmen. Ich hab eine halbe Stunde im Laden warten müssen, weil die Vertreter der Händler weitaus wichtiger waren als ich. Hinzu kam dann noch die Motivation mit der bedient worden bin + die Gespräche die er neben meiner Bedienung noch durch den halben Laden gerufen hat ... nee danke nie wieder. Da bin ich an jeder Bude von einer noch so lustlosen Dame in meinem Leben besser bedient worden als da.


.


Hihi lustig
ich glaub ich könnte den Laden erraten. In dem Fall hat sich da die letzten Jahre nichts geändert:D

Ich kaufe eigentlich alles lieber im Laden.
Klar wenns schnell gehen muss oder ich was spezielles möchte ist einer der großen Onlinehändler schon praktisch.
Ansonsten wirds im naheliegenden Musikhaus gekauft.
Und wenn ich da n Euro mehr auf den Tisch legen muss ist mir das völlig schnuppe.
Dafür gibts n netten plausch wenn s die Zeit zulässt, ich kann in Ruhe neues Zeug testen und ganz wichtig: wenn mal was zickt und die Zeit knapp is kann ich kurz vorbei und das Problemchen wird wenn möglich gleich behandelt.
 
Hat Thomann nicht die Überreste von Roadstar Rolf aufgekauft und darauf seinen Erfolg begründet?
Vorher hatte ich noch nie was von Thomann gehört. In den 90ern gab es für mich nur den Store oder die "amtlichen" Klampfen vom Rolf.
 
Manche Ladenbesitzer sollen sich Gedanken machen warum z.B. Thomann so beliebt ist und viele Kunden dort Waren bestellen. Es gibt reichlich Ideen wie man einen Musikladen für Kunden "schmackhaft und reizvoll" gestalten kann und wie man an Kunden ran geht.
Es fängt schon damit an das wenn ich bei Thomann anrufe einen absolut freundlichen und hilfsbereiten Mitarbeiter an der Leitung habe. Im Gegensatz zu manchen Musikläden muß man sich schon fast entschuldigen wenn man an der Verkaufstheke was fragen will und es ist oft hektische Betriebsamkeit weil zu wenig Verkäufer und die sind dann auch verständlicherweise genervt, aber das ist ein allgemeines Problem.
Die Lage ist auch noch sehr kompliziert. Wenn man mal in München nach der Arbeit mit dem Auto kurz in die Stadt zu einem Laden will dann endet das in einer Tiefgaragen für mind. 10 Euro. Bei einem Laden im Münchner Norden am Stadtrand sind Parkplätze Glücksache weil viel zu klein und wenn dann ein Verkäufer sagt das ich in einer Woche wieder kommen soll weil die Ware zum testen da ist dann ist das in dem Moment nicht ganz so positiv.
Da kommen halt Gedanken hoch ob ich mir den Stress an tue oder gleich Online bestelle und evtl wenn es nicht passt Pakete hin und her schicke. Nun da habe ich dann schnelle und motivierte Mitarbeiter der Post

Es ist ein schwieriges Thema aber ich bin mir sicher das die Musikläden teilweise selber daran schuld sind. An Preisen kann es mittlerweile nicht mehr liegen.
das witzige - die ganzen negativen punkte hat imho der thomann-laden auch, also nicht der online-shop, sondern der bau in treppendorf:
lage ist mies, keine verkäufer, die zeit haben, die sachen, die einen zum testen interessieren, sind nicht auffindbar (man kann vorher anrufen, "ich würde gerne xy ausprobieren" -"ja, haben wir hier", aber wenn man hinkommt, weiss keiner, wo...), und ein paar der klischehaft unfreundlichen typen in schwarz.
also was sagt uns das jetzt?
 
also was sagt uns das jetzt?

Die sollten fast alle mal an ihrem Auftreten gegenüber den Kunden Arbeiten.

Die Erfahrungen hab ich beim Thomann in Treppendorf auch schon gemacht. Wenn man allerdings mal dort ist wenn nicht so viel los ist haben die normalerweise auch Zeit und versuchen nicht jemanden schnell wieder abzuwimmeln oder irgendwas anzudrehen.
 
Ich hab früher mein Zeugs nur in Musikgeschäften gekauft , gab ja nix anderes . Wobei , wenn ich zurück denke , jeder Laden bei uns anders zusammengestellt war .

Nu haben wir eben den Online Handel mit einem Angebot , wo man früher nur von geträumt hätte .

Jetzt hab ich hier nur einen ganz kleinen Musik Laden , der aber das Kleinzeug , was ich so brauche , nicht immer da hat . .... also order ich da , wo ich Alles bekomme ...... ansonsten würde ich hier eine kleine Weltreise machen .

Ob ich jetzt gerade ein teures Teil online bestellen würde ? ..... ich denke nicht . Ich würde mich im Netz informieren und dann das Teil in einem Laden persönlich kaufen .

Die andere Version finde ich aber nicht gerade " nett " ..... also im Laden testen und dann online woanders bestellen , das gehört sich nicht .

Ich kenn die Geschichten ( anderer Bereich ) beruflich und muß leider viel Zeit damit verbringen , Kunden , den Unterschied zwischen Birnen und Äpfeln zu erklären . Immer wieder witzig : Jetzt haste Dein Ersatzteil und wo ist der Anbausatz ?

Unsere Marktwirtschaft hat eben Vor und Nachteile und natürlich bleiben dabei Geschäfte auf der Strecke , vor allem wenn das Thema " Geiz ist geil " im Spiel ist .

Ob das gut ist ? .... keine Ahnung , es ist einfach so ...... die Zeiten ändern sich halt .
 
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also was sagt uns das jetzt?
Das sagt uns, dass an den Personalkosten gespart wird bis die Schwarte kracht. Geschultes Personal in ausreichender Anzahl gibt es eben nicht für ein Butterbrot.
Ist doch beim Blödmarkt und ähnlichen karitativen Institutionen komplett das gleiche Theater.
 
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Das sagt uns, dass an den Personalkosten gespart wird bis die Schwarte kracht. Geschultes Personal in ausreichender Anzahl gibt es eben nicht für ein Butterbrot.
Ist doch beim Blödmarkt und ähnlichen karitativen Institutionen komplett das gleiche Theater.

Du könntest ja mal deine Idee vorstellen, wie man "geschultes Personal in ausreichender Anzahl" bereitstellen soll, wenn die Leute doch eh zum billigsten Anbieter rennen, statt jetzt auch noch mit Verballhornungen um die Ecke zu kommen, weil deine anderen Beiträge nicht das erhoffte Echo fanden :)
 
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Wo wir gerade wieder beim "Früher" waren: Es war "früher" absolut üblich, jungen, unerfahrenen Musikern Ladenhüter zum Listenpreis und darüber anzudrehen, während die Spezis der eingesessenen Lokalmatadore, Tanzbands oder Vorsitzende des Musikvereins alle möglichen Rabatte bekamen.

Ich habe da mit meiner Anfängerband teures Lehrgeld bezahlt, bis wir ~1976 davon erfuhren, dass es in Ibbenbüren einen "sozialistischen" Musikladen gibt, wo alles viel billiger sein soll. Wir sind dann tatsächlich da hin gepilgert und Kamen mit einem VW-Bus voll Musikerkram zurück. Natürlich haben wir das allen anderen Musikern in der Gegend erzählt, und das hatte harte Konsequenzen für die lokalen Händler in Hanau und Aschaffenburg. 1981 haben wir dann Musik-Service gestartet... wo auch Langhaarige und Anfänger nicht übervorteilt wurden.
 
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Du könntest ja mal deine Idee vorstellen, wie man "geschultes Personal in ausreichender Anzahl" bereitstellen soll, wenn die Leute doch eh zum billigsten Anbieter rennen, statt jetzt auch noch mit Verballhornungen um die Ecke zu kommen, weil deine anderen Beiträge nicht das erhoffte Echo fanden :)
So,so. Welches Echo hätte ich denn erhoffen sollen?
Kann es ein dass ihr euch ein klein wenig zu wichtig nehmt?
 
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Also ich finde den Dumbi jetzt nicht so provokativ, er sagt nur seine Meinung, .... , ;)

Logisch sparen alle an Personalkosten, das ist überall so, sobald die Leute nicht voll ausgelastet sind , bekommt fast jeder Unternehmer Bauchschmerzen. Zu den Stosszeiten bekommen dann die Kunden und die Verkäufer Bauchschmerzen, weil die Ersteren den Verkäufern hinterherjagen müssen und die Verkäufer werden permanent belagert und so is auch keine fachgerechte Beratung nötig. Ghupft wia Gsprunga.:gruebel:

Also stell ich mir soviele Verkäufer ein, das auch zu stürmischen Zeiten eine sinnvolle Kundenberatung gewährleistet ist oder es wird manchmal eng. Das bringt nen Big Player nicht um, weil er seine Kohle zum Grossteil übers Inet macht. Da machen dem Kleinbetrieb die Personalkosten schon mehr zu schaffen.
 

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