Hallo Samuel
Noch etwas Hintergrundinformation.
Die sogenannte
Bluesharp ist eines von mehreren Mundharmonika-Modellen, die im
Richter-Stimmsystem eingerichtet sind. Du kaufst also nicht "entweder ... oder ... "
Die handlichen 10-Kanal-Instrumente sind aufgrund ihrer Konstruktion (Blas- und Ziehzunge gemeinsam in einer Kanzelle untergebracht) dazu geeignet, Töne zu biegen = benden. Das erreicht man z.B. mit Spieltechniken wie blowbend und drawbend.
Diese Spieltechnik lässt sich immer dann anwenden, wenn Blas- und Ziehton mindestens einen Ganzton auseinander sind und sich die beiden Zungen in einer Kanzelle befinden. In welchem Stimmsystem die Mundharmonika eingerichtet ist, ist dabei eigentlich egal. Allerdings haben die unterschiedlichen Anordnungen der Stimmzungen zur Folge, das die Tonkombinationen, bei denen sich Töne benden lassen unterschiedlich sind.
Die 10-Kanal Richter-Harps eigenen sich aufgrund der für sie typischen Ton- bzw. Zungenfolge für das Spielen von Blues-Skalen besonders gut. Grund: Wenn man in der sogenannten Cross-Position (2. Kanal ziehen - Quinte über dem Grundton der Harp) mit der Dur-Tonleiter beginnt, geht die Tonfolge so aus, dass die sogenannten Bluenotes mit Bending gespielt werden können. Bluenotes sind Töne der Bluesskala, die etwas versetzt zur diatonischen Tonleiter liegen und daher nur auf Instrumenten gespielt werden können, die sich frei intonieren lassen. Genau das macht man beim Benden. Diese Idee stammt nicht von Richter, sondern von Leuten, die mit diesen Harps herumexperimentiert haben und dabei die Biegsamkeit der Töne entdeckten.
Für Musikstile, in denen es diese Bluenotes nicht gibt, bevorzugt man auf der Richter-Harp meistens andere Spielpositionen. Welche, hängt von der Tonart ab, in der die Melodie steht. Dur spielt man dann in der 1. Position = straigt position. Das bedeutet, dass der Ton in Kanzelle 1 blasen als Grundton der Tonleiter gewählt wird.
Wenn das Fehlen der Töne F und A in der unteren Oktave der (C-Dur) Richter-Harp und die Verdrehung der Tonfolge in der oberen Oktave stört, greift man zu anderen Stimmsystemen, in denen diese Töne enthalten sind. Das ist z.B. beim Solo-Stimmsystem der Fall. Das wird in allen Oktavlagen mit demselben Atemschema gespielt und lässt sich daher recht schnell lernen.
Eine sehr kompakte Soloharps ist die Orchestra von Seydel. Hier im Vergleich mit der Marine Band Solo von Hohner
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Es gibt aber auch noch ganz andere Stimmsysteme, die von Musikern erdacht wurden, um für einen bestimmten Musikstil typische Skalen oder Melodiefiguren besser spielen zu können. Das Team von
Seydel ist der flexibelste Anbieter aller erdenklicher Stimmsysteme und bietet einen Configurator an, mit dessen Hilfe man sich sein eigenes Stimmsystem bestellen kann. Was realisierbar ist, wird gebaut.
Die Mundharmonika brauchen wir für Soli in Hits von Bob Dylan, Cat Stevens,...
Ich kenne von denen jetzt nicht jeden Song, schätze aber, dass für viele ihrer Songs Richter-Harps geeignet sind. Wie gut, das hängt von der einzelnen Melodie ab. Falls man Akkorde spielen möchte, muss man natürlich auch die in der Melodie steckenden Harmonien berücksichtigen und gegebenenfalls mehrere Harps zum Wechseln in die Hand nehmen (siehe
Orange Blossom). Was da geht oder auch nicht muss man dann im Einzelfall analysieren bzw. ausprobieren. Da eine Bluesharp für sehr viele Songs passt, macht man damit in dem Genre schonmal nichts verkehrt.
Zum Thema Komplett-Set findest Du hier im Unterforum diverse Anmerkungen. Ich rate in der Regel dazu, mit dem Kauf einzelner Harps zu beginnen und verschiedene Modelle und Hersteller auszuprobieren. Nur so findet man heraus, mit welcher Harp man am besten zurecht kommt. Wenn sich dann die Lieblingsharp herauskristallisiert hat, ergänzt man die dann nach und nach zu einem Set.
Noch ein Schmankerl ;-)
Bluesharp versus Chromatic ab 3:40
Wenn man es kann, ist es fast egal welche Harp man zum Spielen nimmt. :-D
Gruß
Lisa