Hier mal meine Erfahrungen:
Für eine neues Bandprojekt, wo ein sehr kleiner Probenraum genutzt wird (und zu Beginn natürlich auch noch nicht klar war, ob das auch langfristig fliegt...) und der Mitgitarrist eine Axe FX nutzt, hatte ich mir ein Pedalboard rund um ein Helix Stomp aufgebaut.
1. Ansatz:
Wir spielen mit über die Gesangsanlage (Mischpult, 2 Endstufen, 4 hoch gehängte Monitorboxen (HK/Yamaha), in jeder Raumecke eine Box).
Das funktioniert durchaus, klingt sogar ziemlich beeindruckend wobei ich das noch nicht einmal stereo eingespeißt hatte, aber die Abhörsituation war für mich sehr ungewohnt. Den eigenen Sound nicht aus einer "eigenen" Box zu hören bzw. durch die eigene Position zur Box/Verstärker im Mix variieren zu können, ist IMO ein Problem. Man muss sich tendenziell leiser ab-/zumischen, als man es sonst gewohnt ist. Dann gab es auch noch ein Problem mit der Pegelanpassung (..ist/war alles nicht unser eigenes Equipment, sonder das was im Probenraum gestellt wird...).
2. Ansatz:
Ich hatte mir schon längst für Auftritte meinen eigenen aktiven (Floor)Monitor besorgt (RCF NX 10). Der ist schon was gut! Obwohl nur 10" "Woofer" reißt der alles ab... Hier ist bei Probenraum Lautstärke, ein Low-Cut bei den IRs-Cabs zwingend erforderlich! Was da zuhause noch wohlig voluminös tönt, kann den Bassmann im Probenraum schon zu Verzweiflung bringen.
Problem bei einem Floor Monitor ist IMO das die wieder darauf geeicht sind, gerichtet abzustrahlen. Ich habe mich damit super gehört, aber für die Bandkollegen war das problematisch. Hier hätte man über das Mischpult gehen müssen und etwas Gitarre auf die Gesangsanlage und einen eigenen Monitormix fahren müssen. Aber wegen der herrschenden Umstände: (zu) simples Mischpult, zu viel Aufwand...) ließ sich das nicht realisieren.
3. Ansatz
Gehört hier eigentlich nicht her... aber dennoch Peavey Classic 50 2x12" Rohren Combo mit 20° Neigung am Boden in einer Ecke des Probenraum. Damit fühlte ich mich wieder auf Anhieb wohl und auch mit den anderen Bandkollegen gibt es keine Diskussionen mehr.
Mein Mitgitarrist will nach wie vor das AX FX nutzen, hadert aber immer mit dem Sound...
4. Ansatz
Er hat eine aktive FRFR Box (BlueAmps). Da stellt sich immer die Frage welches Cab IR mit der FRFR - Box harmoniert...
5. Ansatz
Um dem zu entgehen, hat er sich jetzt eine Digitale Endstufe besorgt und befeuert damit eine Bogner 1x12" Gitarren Box und verzichtet jetzt auf eine Cab Simulation im AXE.
Die letzten beiden Optionen kann ich nur als Zuhörer beurteilen. Beide Lösungen kommen dem eines "normalen" Gitarrenverstärker IMO ziemlich nahe und ich habe daran nichts auszusetzen. Ich könnte jetzt gar nicht sagen, welche da die "Bessere" ist.
Mein Fazit aus der ganzen Geschichte:
Das Verstärken von Modeling im Probenraum ist im Vergleich zu einem konventionellen Combo/Box-Topteil, mit viel mehr "Variablen" und neuen/anderen Problemchen verbunden.
Man muss eine Menge Aufwand investieren, um die "Möglichkeiten" auch zielführend zu nutzen. Flat-Responds bzw. ein Frequenzbereich von 30Hz bis 25 kHz ist nun mal nicht der, den ein Gitarrenverstärker braucht/liefert. Normale Gitarrenverstärker sind entwickelt und abgestimmt, um bei Probenraumlautstärke gut zu klingen. Da ist "leise" eher das Problem. Beim Modeling ist das anders und meist stellt man seine Sounds eben nicht bei Probenraumlautstärke ein, sondern bekommt auch bei vergleichsweise leise Bedingungen einen sehr guten Sound hin, der aber im Probenraum nicht genau so gut funktioniert.
Die unendlichen Möglichkeiten, Verstärker und Cab Simulation kombinieren und twaeken zu können, birgt auch die Gefahr, da nie "fertig" zu werden. Es bleibt immer die Frage, ob eine anderes Mikrophon, dessen Position, Abstand,.... den Sound nicht doch noch was smoother, transparenter,.... machen könnte.
Der Peavey Combo ist wie er ist!. Da habe ich noch die Möglichkeit, andere Speaker reinbauen, aber da ist das Twaeken endlich, oder... Kerl, spiel ordentlich, dann klingts auch gut...
Das Abstrahlverhalten und die "typische" Aufstellung eines normalen Gitarrenverstärker hat sich auch nicht ganz ohne Grund in den letzten 50 Jahren Rockmusik so etabliert. Nur weil man Monitor Boxen gut zur Verstärkung von Modelern nutzen kann, ist es nicht sinnvoll, die auch wie Monitorbox typischer Weise aufzustellen.
Gut am Modeler eingestellt und gut aufgestellt sind die Unterschiede der FRFR-Boxen wenig relevant.