Vielen Dank,
@Klangbutter, für deine Einspielung. Jetzt haben wir drei musikalische Beiträge von unterschiedlichem Charakter, über die ich mir gerade einen Kopf mache. Wunderbar.
Eine ästhetisch schöne Aufnahme von dem Stück findet sich hier:
Ich finde es ganz schön schnell und das staccato für meinen Geschmack zu spitz.
Und ich finde das dynamische Hin und Her auf längeren Tönen irgendwie künstlich.
Die Triller hingegen gefallen mir auch sehr.
Da schließt sich die Frage an, wie wir zu unseren ästhetischen Urteilen kommen. Warum sollte diese Einspielung schön sein - also im Tempo und im Ausdruck richtig? Warum sollte sie ganz schön schnell sein oder zu spitz? Mmh.
Ich weiß mir nur so zu helfen, dass ich in die Historie gucke (ob das der einzige Zugang zum Thema ist, sei mal dahingestellt).
(Start Klugscheiß)
Ein Menuett ist zunächst einmal ein höfischer Tanz aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Wir wissen aus dem Frankreich der damaligen Zeit, dass man Menuette auch gesungen hat. Wikipedia sagt zur Geschwindigkeit: "Das Tempo des Menuetts war zunächst beschwingt, der Charakter vergnügt, leger, unbeschwert, tändelnd, und zugleich elegant, anmutig und nobel. Mattheson schreibt ihm 1739 als Affect "...mässige Lustigkeit" zu. Türk nennt es 1789 "edel", "reizend" und "gefällig". Aber wie schnell ist "mässige Lustigkeit"? Ich denke, dass die einzige Möglichkeit das festzustellen darin besteht, das Menuett tatsächlich in den schweren Originalkleidern zu tanzen. Sollte Marieke Grotenhuis das zu ihrer Einspielung tun können, würde ich unterstellen, dass sie neben dem Akkordenspielen Fitness betreibt. Schaut euch die historischen Tanzschritte auf Youtube an. Das geht in dem Tempo nicht - zumindest nicht elegant. Schon damals aber nölten die Musikkritiker über die richtige Geschwindigkeit herum. Daniel Gottlob Türk gab 1789 das Tempo als "mäßig geschwind" an, und meinte: "In einigen Gegenden spielt man die Menuetten, wenn sie nicht zum Tanzen bestimmt sind, viel zu geschwind".
Was lernen wir daraus?
Will man tatsächlich ernsthaft Menuette spielen, sollte man meiner Meinung nach probieren, sie zunächst einmal tatsächlich zu tanzen. Die Schritte sind ausgefeilt, aber nicht schwer. Dabei sollte man sich möglichst in historische Gewandungen hüllen. Jedes Akko-Treffen bekäme definitiv ein anderes Gepräge. Und auf der Hochschule könnte man ernsthafter über die musikalischen Gestaltung von historischen Tänzen reden, weil das musikalische Erlebnis durch ein entsprechendes tänzerisches Erlebnis fundiert würde (Im Wort "emotion" steckt motion drin!). Dabei würde ich vor Grausamkeiten nicht zurückschrecken und die Leute versuchen lassen, zu den Formel1-Barockeinspielungen mancher sogenannter heutiger Virtuosen zu hopsen - wenn das keine Gesundheitsgefährdung der anwesenden Personen darstellt. Da würde die haltlose und sinnlose Leere dieser Saiten- oder Tastenakrobatik am eigenen Körper spürbar und erfahrbar.
(Ende Klugscheiß)
Sorry, wahrscheinlich war das mal wieder zu unüberlegt und zu besserwisserisch. Aber das hier musste einfach raus.
Kann mir jemand sagen, was das für ein instrument ist?
Man muss auf den Bass gucken. Wenn da diese Tonlöcher in Form eines Basschlüssels ober- oder unterhalb der Knöpfe auftauchen, ist es eine Pigini Sirius oder eine Pigini Nova. Bei den Tasteninstrumenten wohl eher eine Nova, wenn es keine Sonderanfertigung ist, weil die Sirius keine C-Schlüssel-Löcher enthalten. Korrigiert mich, wenn ich falsch liege.