Ich kapere dann mal bei den Gitarristen:
Ich habe vor zwei Tagen erfahren, daß mein favorisierter Drum- und Percussionhändler (fast vor der Haustür - ca. 20 Min. Fahrzeit) zum 31.12.2017 schliesst.
Da ich dort eines meiner beiden Drumsets, immer wieder auch Kleinteile/Verschleissteile usw. gekauft habe (ich unterstütze gerne lokale Gewerbesteuerzahler), hat sich im Laufe der Jahre ein sehr angenehmes Verhältnis zwischen uns entwickelt und ich habe in den letzten ca. 3 Jahren immer wieder seine Kommentare hören müssen / wollen, warum der Markt sich ändert und er das schon sehr, sehr früh drastisch zu spüren bekam:
1.) Viele Kaufinteressenten gehen in den (kleinen) Laden vor Ort, lassen sich top beraten und kaufen dann dort nicht: Weil sie beim Onlinehändler minimalst sparen.
2.) Kleine Händler müssen beim Grosshändler o.Hersteller seit einiger Zeit "Mindermengenzuschläge" bezahlen, wenn sie kleinere Verpackungs-/Versandeinheiten einkaufen/bestellen.
3.) Aufgrund Punkt geringerer Absatzmengen (siehe Punkt1) in Kombination mit Punkt 2 sind kleinere Händler zunehmend unbeliebt beim Hersteller/Grosshändler geworden, weil auch sie dort Kunden sind und einen gewissen "Support" erwarten, der aber zunehmend in den letzten Jahren nur gar widerwillig gewährt worden ist.
Ich gehe nach wie vor gerne lokal und "analog" einkaufen, um beim Bummeln mal neue Sachen zu entdecken, tolle Verkäufer zu erleben (ja, auch Langweiler gibt es, die am besten gar keinen Kundenkontakt suchen), aber ich mache mir Sorgen um die Innenstädte in der Zukunft.
Egal, ob Musi, Klamotten, Technik vom bärtigen Nik, Möbel uvm. Das Flair einer Stadt (oder eines kleineren Ortes) bestimmt nicht nur die Architektur, Parkplatzsituation usw., sondern auch die Vielfalt.
Und die bleibt leider zunehmend auf der Strecke.
Neulich habe ich in einem Online-Artikel eine Branchenumfrage gelesen:
80% der 18-24 jährigen kaufen gar nicht mehr lokal im innerstädtischen Bereich.
Goodbye (Klein)Gewerbe, goodbye Gewerbesteuereinnahmen der Stadt/Kommune, goodbye Re-Investition der Stadt in eine Investition der Stadt/Kommune.
(Fängt beim Strassenbau an, geht über die Un-Häufigkeit der Mülleimerentleerungen in der Einkaufszone und hört bei Bäumen auf, die im Sturm Häuser beschädigen, weil nicht rechtzeitig begutachtet.)
Aufgemerkt: Wer (A) online (vermeindlich) billig bestellt, muss auch (B) lokal teuer irgendwann später draufzahlen.
Das haben heute leider nur noch ganz wenige auf dem Schirm.
Aber: Man kann ja auch weiterziehen, wo man die Probleme nicht hat. Mietnomaden gab und gibt es.
Bilden sich dann künftig "Konsum-Nomaden" heran?