Es ist schon ein paar Jahre her, da wollten wir so richtig mit Backline auf uns aufmerksam machen. Wir hatten das grösste Schlagzeugpodest, dass ich jemals auf ner Bühne gesehen habe, jeder der Gitarristen spielte mit 2 x JCM 800 Fullstacks, alle 4 mit "englischer Einstellung" (alles auf Vollgas), dahinter pro Fullstack ein Power Soak, damit die Ohren nicht weggeflogen sind. Dabei jeder den einen Turm auf 4 Ohm (der Powersoak) für Rhytmus, den anderen auf 2 Ohm für Leadlautstärke.
Ich hatte einen Gallien Krueger GK 400 RB Bassamp, der auf einem Turm stand, bestehend aus einer 2x15'' und einer 2x12''-Box, obendrauf der GK. Das Ganze war mehr als 2 m hoch. Damals waren Klinkenkabel in Mode, bei denen man ohne zu löten durch eine Schraubverbindung die Kontakte Klinke-Kabel zustandbrachte.
OK, wir als Vorgruppe von Fargo (Kenner der Szene kennen sie noch), die später Victory hießen. Die Jungs mit 2 x Marshall-Fullstack, der Basser mit 2 x Hiwatt-Fullstack, davor unsere 4 Marshall Fullstacks und mein Bass-Fullstack. Ich bin schwer am abgehen, da bin ich plötzlich komplett weg vom Mix. Weder von hinten noch aus der PA auch nur ein Ton von mir. Ich drehe mich um und sehe meinen halben Turm auf dem Boden liegen, die 2x12'' hatte sich von der 2x15'' heruntervibrieren lassen.
Schnell nach hinten, ein Tekki hilft das Zeug aufeinander zu stellen, der Amp läuft noch, also weiter - kein Ton. Da fällt mir auf, dass das Kabel nicht mehr durch den Gittengurt geschlauft ist, sondern am Boden liegt. Ich will es aufheben und einstecken - kein Klinkenstecker mehr daran! Schnell zum Koffer, neues Kabel rausziehen - und erst da gemerkt, dass die Klinkenspitze mit Schaft noch in der Buchse steckt. Zurück zum Koffer, Zange raus, den Stecker gegriffen, rausgezogen, neues Kabel 'rein - und....... R U C K Z U C K.......konnte es weiter gehen.
So lange das Trauerspiel andauerte, haben die beiden Gitarristen sehr geistesgegenwärtig die Hookline des Songs wiederholt, während unser Sänger durch wildes Klatschen dem Publikum weismachte, dass es sich um den "Audience - Part" der Nummer handelte...
Das Publikum hat so gut wie nichts bemerkt. Seit diesem Tag lag zwischen den Boxen immer ein Gummituch, später ein großes Stück Moosgummi. Kaum 3 Monate später hatte ich zwei dieser Fullstacks, eines links, eines rechts vom Drumriser. Und viel, viel längere Instrumentenkabel, wieder mit gelöteten Kontakten - und nem Knoten um den Gurt, der im Gegensatz zum einfachen einschlaufen für komplette Zugentlastung sorgt.
Sämtliche Boxen meinerseits sind jetzt mit Stapelecken ausgerüstet oder mit "Rat-Fur", also Nadelfilz, bezogen. Seit nem knappen Jahr kommt sowieso beinahe nur noch die Tecamp L 810 mit auf die Bühne. Da kann nichts umfallen.
Kaum waren sie auf dem Markt, schon hab ich mir die erste Nady-Funke besorgt.
Mann, ich hab so gut wie alles erlebt, Bühnen - Durchbrüche, Bullen und MP, die die Auftrittslocation gestürmt haben (verschiedene Events), gestohlene Bässe, brennende Amps (einer meiner GK 400 RB), und ich hab schon einen Gitarristen unter Strom stehen sehen. Bei einer Beach-Party (Freibad-Party) hat der Schlagzeuger der uns folgenden Band unserem Drummer ein Messer an den Hals gehalten, weil wir vom Publikum eingeforderte Zugaben gespielt haben. Dafür wollte die dann auch niemand hören, da sie sehr überkandidelt auf der Bühne agierten, sprich Star - Gehabe, "Ihr seid ja nur zu doof um gute Musik zu erkennen".
Bei einem spektakulär organisierten "Umsonst-und Draussen" (U&D Winterreute 1995) sollten wir am Samsag Abend als letzte Band spielen. Leider war die vorletzte Band nicht zu stoppen, die dengelten ihr Programm bis 02:00 Uhr durch. Wir haben also in die Röhre geschaut, denn um die Uhrzeit ist ja kaum mehr jemand aufnahmefähig. Die Sache war u.A. deshalb so ärgerlich, da wir die gesamte Backline auf der Alternastage gestellt hatten, und jetzt nicht mal mehr spielen sollten. Eine kurze, aber hitzige Diskussion mit dem Veranstalter folgte. Am nächsten Morgen wurde ich zuhause angerufen und es wurde mir mitgeteilt, dass wir heute, am Sonntag, dem Haupt-Festivaltag, auf der Centerstage direkt vor "Wulle Krivanek" spielen sollen. Ich fing an, herumzutelefonieren: Die Gitarreros waren bereit, nur der Drummer war nicht auffindbar. Als wir Ihn dann hatten, war er vollkommen blau - noch von der nach dem miesen Erlebnis durchzechten Nacht. Wir haben alles getan, um ihn nüchtern zu kriegen! Als er wieder auf "4" zählen konnte, waren wir bereit.
Leider hat uns dann das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht: Da bei einem anderen U&D auf der Schwäbischen Alb die Bühne wegen eines Sturms eingestürzt war, haben die Veranstalter sicherheitshalber das restliche Konzert so lange gechancelt, bis das Wetter wieder "sicher" war. Leider war dann gar nichts mit Auftreten. Mist.
Wegen auseinandergefallen Security Locks habe ich schon mal nen halben Gig im Knien gespielt, bin nur ab und zu aufgestanden, um mal die Position zu rechseln oder mich auf den Drumriser zu setzen, bis jemand auf die Idee kam, mir einen Barhocker zu holen.
Gerissene Saiten, kaputte Security Locks, Stromausfälle und stumme Amps sind doch keine echten Live-Pannen, das passiert sogar Profis. Warum haben die wohl alles doppelt? Amps, Effekte, alles doppelt vorhanden. Und ohne eine Zweitgitarre oder -bass geht man nicht auf die Bühne. Oder man spricht sich mit den anderen Bands ab, ob nicht ein Bass / eine Klampfe oder ein Amp auf der Bühne stehen bleiben kann, nur für den Fall....