Selbst ist der Mann, wenn es darum geht absehbare Pannen zu vermeiden. Wenn ich kein Vertrauen zu meinen Bandkollegen habe, wenn sie was organisieren, dann mische ich mich rechtzeitig ein, kläre bestimmte Sachen selber, um hinterher nicht überrascht dumm aus der Wäsche zu schauen.
Der Drummer unserer Coverband hat eine PA, die allerdings ziemlich zusammengewürfelt ist, für mich nicht wirklich vertrauenserweckend, und immer wieder Probleme verursachend. Für kleinere Sachen ok, aber als wir mal einen größeren Gig draußen hatten, hab ich mich selbst um eine PA gekümmert, hab diese kostenmäßig auch dem VA auf's Auge gedrückt, und alles war prima.
Und ein Wort noch zu Martman: Niemand behauptet, dass Du Schuld an dem Chaos-Gig warst, niemand behauptet, dass Du ihn hättest retten können, schon gar nicht, durch minimieren Deines Setups. Nichtsdestotrotz muss man als semi-professionell ambitionierter Musiker mit solchen Situationen umgehen können. Wenn die Situation vor Ort nicht wie erwartet ist, schnappt man sich vor dem Aufbau einen Verantwortlichen, klärt die Lage und versucht ein neues Agreement zu finden, mit dem alle leben können.
Und dass ein Publikum nicht da ist, oder nicht die gewünschte Resonanz zeigt, das kann man keinem Publikum vorwerfen. Da muss man sich entweder an die eigene Nase fassen, dass man entweder selber zu schlaff oder unmotiviert ist, wenigstens die paar zu aktivieren, die da sind. Mit missgelauntem Gesicht auf der Bühne zu stehen und den Gig einfach nur zu Ende bringen, ist alles andere als eine professionelle Einstellung.
Entweder hab ich den Arsch in der Hose oder kann es mir leisten, einen Gig abzubrechen, oder gar nicht erst aufzubauen, weil die vertraglichen Bedingungen nicht erfüllt sind, oder ich zieh ihn durch, und dann wie jeden anderen auch. Manchmal muss man halt mal mehr ackern, um ein Publikum zu motivieren.
Aber sich bei anderen ausheulen, wie sch...lecht alle anderen sind, bringt mich nicht nach vorne. Schon gar nicht würde ich jemals irgendwo schreiben, dass ich irgendwo gespielt hab, und niemand wollte mich hören
...ist mir aber zum Glück auch noch nicht passiert.
Und zum Schluss noch ein Beispiel, was man auch unter Live-Pannen sehen könnte, was wir aber noch super in den Griff bekommen haben:
Da kriegen wir kurzfristig eine Anfrage für einen 60. Geburtstag, weil die ursprünglich gebuchte Band ausgefallen ist. 60. Geburtstag? "Moment mal", sag ich zu unserem Drummer, der das zusagen wollte und bei uns gerade Rücksprache hält (der ist nämlich auch eher so ein Typ, 'alles mitnehmen was Geld bringt', egal), "hast Du dem erzählt, wie unser Repertoire aussieht?" Antwort: "Ja ja, der steht auf Oldies, kennt zwar vieles aus unserem Repertoire nicht, aber meint, das passt schon." Nun ja, unter Oldies versteht man eher Beatles, Stones, Kinks, CCR etc. - da haben wir nichts. Black Crows, Whitesnake, Billy Idol, Bon Jovi kann man zwar weitestgehend als Oldie sehen. Ich hab auf jeden Fall mein iPad vorsorglich mit Konserve bestückt, damit wir wenigstens mit der Pausenmusik was entschärfen können.
Als wir ankamen, schon mal die erste Ernüchterung: Ein Privatgrundstück mitten im Wohngebiet. Ein größeres Zelt auf dem Hof, wo die Gäste sitzen konnten, um die Ecke hinterm Schuppen ein Pavillonzelt mit 3x6m, 2m Höhe - ups. Und dann noch der Hinweis von einem Gast: "Unser Walter hört eigentlich immer nur Radio Niedersachsen." (Für die, die nicht aus dem Norden kommen: Deutscher Schlager pur! Auch Radio Sterbehilfe genannt.)
Das Gute war, dass ein sehr gemischtes Publikum da war, ca. 80 Leute, sehr tolerant, wie sich herausstellte, und unser Bonus: Wir sind eine Live-Band, und das ist gerade bei solch kleineren Privat-Parties etwas Besonderes.
Das ganze war eine Super-Fete, was sicherlich zum großen Teil daran lag, dass wir uns während der Pausen immer unter das Publikum gemischt haben, viel netten Smalltalk, auch während des Spielens immer Kontakt zum Publikum gesucht, persönlich angesprochen und animiert.
Ich will damit sagen - man hat es oft als Band in der Hand, wie ein Gig wird. Hätten wir uns anfangs schon über die "Bühne" genervt, hätten uns genervt in unsere Ecke zurückgezogen und beim Spielen lustlos ne Fresse gezogen - wie wäre das wohl dann verlaufen? So haben wir jedenfalls super Spaß gehabt, die Leute werden noch lange von der Party reden, und Folgejobs stehen schon in Aussicht