Ich finde es erstaunlich, daß bei der ganzen Diskussion um "unbezahlte Downloads" und den Untergang der Musikindustrie nie jemand darüber spricht, daß es aus gutem Grund illegal ist, Musik zu saugen ohne dafür zu bezahlen. Man sollte hier mal ein bischen in sich gehen, und sich fragen, ob es sowas wie ein Gewohnheitsrecht für Diebstahl gibt, nur weil sich mittlerweile scheinbar alle daran gewöhnt haben, nichts mehr Musik zu bezhalen.
Wenn mich jemand fragen würde, welche Dinge in meinem Leben den höchsten Stellenwert haben, dann wäre Musik auf jeden Fall unter den Top 3. Musik hat einen Wert- zugegeben, es ist schwer diesen Wert finanziell zu bemessen aber irgendwie kann ich mich nicht damit abfinden, daß Künstler Arbeit, Inspiration, Zeit und Geld aufwenden um Songs zu schreiben und aufzunehmen und am anderen Ende der Leitung sitzen dann Leute, die sich ohne jegliche Bedenken die Festplatte vollsaugen. Es hat auch einfach etwas mit Respekt vor der Kunst oder meinetwegen einfach nur vor der Arbeit anderer Leute zu tun. Wenn ich mir beim Friseur die Haare schneiden lasse, mit dem Taxi fahre oder andere Dienstleistungen oder Produkte in Anspruch nehme, dann ist es eine Selbstverständlichkeit dafür zu bezahlen. Und gerade bei Musik, die uns allen ja offensichtlich so wichtig ist, daß wir uns in diesem Forum rumtreiben und wohl auch alle selber Musik machen, gerade da sagt man dann: ich saug es einfach, Majors selber schuld, alles Mainstream?
Diese ganzen Fragen spielen bei den Entscheidungen der Konsumenten schlicht allgemein keine Rolle. Man saugt Musik, weil es nix kostet. Man kauft Produkte aus China, ohne zu bedenken, WIE diese entstehen. Wir müssen heute geradezu diese Scheuklappen anlegen, wenn wir unsere Lebensweise nicht völlig umkrempeln wollen.
Man redet in der Öffentlichkeit immer noch von Dingen wie Wettbewerbsfähigkeit, die erhalten werden müsse, ohne sich mal klar zu machen, dass Wettbewerb Gewinner und Verlierer hat und immer ein Nullsummenspiel ist. Man fragt sich nicht, wie lange man wohl das globale menschliche Zusammenleben als Wettbewerb "organisieren" kann und ob nicht etwa Alternativen nötig wären. Wir sind immer noch auf der Gewinnerseite, da können wir nur sein, WEIL andere auf der Verliererseite stehen. Man legitimiert diese Verhalten dann eben irgendwie, wenn man mit den entstehenden Problematik konfrontiert wird.
Wenn wir die nun die Musikbranche betrachten, ist das doch nur EIN vergleichsweise harmloses Symptom einer gesellschaftlichen Krankheit. Ich weiß nicht, ob man wirklich ein Bewusstsein dafür schaffen kann, dass Entscheidungen des Einzelnen langfristig Konsequenzen haben. Klar, jeder "kämpft" jetzt mit gegen den Klimawandel. Aber auch nur solange, wie kein Arbeitsplatz verloren geht, das Wirtschaftswachstum ja nicht gebremst wird und mein persönliche Lebenstandard größtenteils erhalten bleibt. Es mag so aussehen, als werfe ich hier Sachen in einen Topf, die nichts miteinander zu tun haben, aber ich will eben sagen, dass ich der Meinung bin, dass eben all diese Probleme ein und dieselbe Wurzel haben. Ich glaube inzwischen, dass die Menschheit nicht aus eigener Kraft über den in letzter Konsequenz selbstzerstörerischen Egoismus hinauswachsen kann.
Interessant wäre auch mal zu hören, warum sich Leute ohne Ende Musik illegal ziehen, obwohl auf der anderen Seit permanent gemeckert wird, daß alles nur noch dumme Popmusik ist. Ich habe weiter vorne noch ein paar Sachen gelesen auf die ich antworten muß. Da war zum einen mal dieses Zitat "Pop will eat itself" verbunden mit der Aussage, die Majors wären selber schuld an ihrem Verfall, weil sie in den 90ern und später nur noch austauschbare, seelenlose Klone auf den Markt geworfen hätten. Ich bin sicherlich kein Fan von Euro-Dance und Boybands, aber man sollte sich bei solchen Vorwürfen doch auch sehr davor hüten, die elitäre Geschmackspolizei zu spielen. Wenn Songs wie "Bailando", "Der Anton aus Tirol", diverse Blümchen- und Scooter-Titel sich in den 90ern millionenfach verkauft haben, dann spricht das doch eindeutig dafür, daß diese Titel sehr vielen Leuten Freude bereitet haben. Und ich finde es hier völlig unerheblich darüber zu diskutieren, ob solche Songs Kunst sind oder nicht. Man hat in jeder Kunstsparte halt verschiedene stilistische Richtungen und man hat in jeder Kunstsparte eine Advangarde, die eher weniger Anhänger hat, und dann einen Mainstream, der weiter verbreitet ist. Wer will sich jetzt hinstellen und sagen, "meine Musik ist aber besser, weil anspruchsvoller, tiefer, mehr Kunst"? Wenn Leute im Club Bock haben auf Scooter zu tanzen, dann ist das einfach so, und man sollte das mal völlig wertfrei betrachten. Es geht hier nicht darum, ob es mir gefällt. Und wie schon gesagt- ich gehe einfach mal davon aus, daß 99% aller Leute sich Musik saugen die sie mögen, und nicht die, die ihnen nicht gefällt. Also fällt diese Begründung für mich schon mal flach.
Das "Pop will eat itself" war wohl von mir. Auch wenn ich an anderer Stelle noch über Kunst etc. schwadroniert habe, ich habe das an dieser Stelle nicht abwertend gemeint. Ich habe selbst schon solche Musik produziert, auch die Ballermann-Schublade bedient. Ich habe das eher wirtschaftlich gesehen: Wenn man Musik und Künstler zum all gegenwärtigen und austauschbaren Wegwerf-Artikel macht, brauche ich mich heute natürlich nicht wundern, dass das Publikum diese Musik auch entsprechend "respektlos" behandelt und sich ohne Reue an kostenlosen Angeboten bedient. Anderes Beispiel: Es gehört seit jeher zur Strategie Entertainment-Branche, "Stars" bewusst mit Prunk und Pomp in Szene zu setzen. Das Klischee das jeder Musiker der auf MTV zu sehen ist z.B. mindestens Millionär ist, wird doch bewusst genährt. Selbst in besser informierten Kreisen herrscht dieses Klischee. Auch hier im Forum werden z.B. viele glauben, dass selbst jede bekanntere "Underground-Band", die z.B. bei Roadrunner oder Nuclear Blast unter Vertrag ist, ausgesorgt hat. Vor diesem Hintergrund muss natürlich das Gejammere der Musikindustrie bei den Leuten nach hinten losgehen.
Das alles kann man gut mit "pop will eat itself" zusammenfassen, auch wenn ich nicht wirklich weiß, wo nun der Ausdruck wirklich herkommt und ob er in die Richtung gedacht war. Das System frisst sich einfach selbst. Die Ideale und Inhalte, die "Pop" (im weitesten Sinne) transportiert werden ihm selbst zum Verhängnis.
Die Industrie (nicht nur die Musikbranche) hat sich doch bewusst ein Publikum geschaffen, das möglichst heute dies und morgen schon das nächste kaufen und konsumieren soll. Das man stets wirtschaftlich und ohne große moralische Bedenken zu handeln hat, haben wir ja auch gelernt und vorgemacht bekommen. Also saugen die Leute wirtschaftlich (weil kostenlos) und ohne moralische Bedenken z.B. Musik. Pop will eat itself!
Ein weiterer Punkt waren die "überhöhten" Preise für CDs. Ich habe in den 90ern für Neuerscheinungen im Durchschnitt 32.- DM bezhalt. In einem normalen Saturn oder Media Markt kostet eine neue CD heute ungefähr 16.- Euro. Wenn man jetzt mal bedenkt, daß im Laufe der letzten 10 Jahre so ziehmlich alles teurer geworden ist, dann ist es (quasi inflationsbereinigt) sogar so, daß CDs heute billiger sind als in den 90ern. Dazu kommen natürlich auch gestiegene Kosten im kompletten Herstellungs- und Verwaltungsprozess: Löhne steigen, Energiekosten steigen, Transportkosten steigen, etc pp. Es mag sein, daß der eigentliche CD-Herstellungsprozess, also das reine Pressen billiger geworden ist, aber das macht halt auch nur einen Teil der Gesamtkosten aus. Um dann gleich noch mal einem anderem Klischee zu begegnen, das immer wieder auftaucht: nein, man verdient nicht wahnsinnig viel Geld als Angestellter in einer Plattenfirma, auch nicht beim Major!
Ja. Aber die Musikbranche hat ein enormes Glaubwürdigkeitsproblem, auch aus den oben bereits angeführten Gründen.
Die Radiohead-Geschichte habe ich als absoluter Fan natürlich auch verfolgt. Es ist natürlich geschickt, die Einnahmen aus den Downloads möglichst direkt reinzuholen, ohne weitere Dienstleister wie Labels oder iTunes dazwischen zu haben, die am Umsatz partizipieren. Ich finde es auch völlig ok, daß die Band sich für diesen Weg entschieden hat. Was mich allerdings stark wundert ist, daß sich jetzt alle überschlagen, und in diesem Modell die Zukunft der Musik-Vermarktung erkannt haben wollen. Es ist doch allen klar, daß so eine Nummer nur bei einer Band funktioniert, die schon jahrelang etabliert ist und Fans hat, die gespannt auf eine neue Platte warten. Was würden denn bei einer unbekannten Newcomer-Band passieren, die eine Platte von gleichem Niveau auf dem gleichen Weg verkaufen will? Gar nichts, weil es eben vorher keine jahrelange Aufbau- und Promotionarbeit gegeben hat und es einfach überhaupt niemand registriert. Und diese Arbeit kostet Geld, das im klassischen Modell von Seiten des Labels bezahlt wird. Das muß natürlich nicht zwangsläufig so sein, aber von irgendeiner Seite muß Geld in das System fließen, damit man die Musik vermarkten kann. Und warum sollten Leute oder Firmen (ganz egal ob Labels, Konzertveranstalter oder Starbucks) Geld investieren, wenn es keinen Return gibt? Am Ende des Tages sind auch Firmen, die sich mit Musik oder anderer Kunst beschäftigen, wirtschaftlichen Zwängen unterworfen und müßen Rechnungen, Personal und Steuern bezahlen. Um bei Radiohead zu bleiben- die illegalen Downloads übersteigen jetzt schon deutlich die bezahlten Downloads. De facto ist es also so, daß die Musik immer noch massenhaft gestohlen wird, obwohl die Leute jetzt eine Möglichleit hätten, die böse Musikindustrie zu umgehen und ihr Geld quasi fast ohne Umwege der Band zu geben. Das Argument zieht also auch nicht wirklich.
Ja, das haben wir hier schon gut diskutiert. Im Endeffekt muss man kein Wirtschaftstheoretiker sein, um zu sehen das letztlich die gesamte Wirtschaft am ENDKONSUMENTEN hängt. Diese einfache Tatsache übersehen sowohl die Konsumenten selbst (Strom kommt von selbst aus der Steckdose, die Plattenläden füllen sich von selbst, auch wenn keiner kauft), als auch Wirtschaft und Politik. Die beiden Letzteren machen sich ja auch entsprechend wichtig und möchten einen glauben machen, dass sie für sich selbst existieren können und der Einzelne verkennt seine eigene Verantwortung völlig.
Ähnlich ist es mit dem Vorwurf, Plattenfirmen hätten das digitale Zeitalter verschlafen. Ja, es gab sicherlich zu spät Angebote wie iTunes oder Musicload. Aber jetzt wo sie da sind ändert das auch kaum etwas. Das illegale Downloaden geht lustig weiter. Ich kann es nicht belegen, aber ich bin der festen Überzeugung, daß die Verhältnisse sich in umgekehrter zeitlicher Abfolge auch stark geähnelt hätten. Wenn iTunes, Finetunes und Musicload mit legalen Angeboten vor Napster & Co am Start gewesen wären, dann hätte das mit den illegalen Downloads einfach später angefangen. Es hätte aber sicherlich heute die gleichen Ausmaße, die wir zur Zeit sehen.
Es gab da definitiv Versäumnisse. Ich habe zu der Zeit als Napster aufkam bei einem finanziell sehr gut ausgestatteten Start-Up gearbeitet. Bereits da gab es eine erste Welle von entsprechenden MP3-Unternehmen, besonic, call-a-song, peoplesound, etc, Internet & Musik war der Hype. In unserem Fall wollte man aber Burn-On-Demand-CDs anbieten. Der User sollte sich Online oder am POS seine eigene CD zusammenstellen können, die dann zugeschickt bzw. direkt gebrannt wird. Natürlich aus einem möglichst großen Katalog, sprich sämtliche Majors sollten mit ins Boot. Ein grundlegendes Verkaufsargument war die sinnvolle These: "Solange es MP3 kostenlos gibt, wird keiner dafür zahlen. Für einen solchen Service schon." Es war die Zeit der 56k-Modems. Nun, nach langem hin und her haben sich die Majors nicht dazu durchringen können ihren wertvollen Content für sowas hergeben zu können.
Wie sagte einst Bill Clinton: "Bin Laden ist ein Spinner mit eine Handtuch auf dem Kopf."
Natürlich macht man es sich zu einfach, möchte man allein solche Versäumnisse für die heutige Situation verantwortlich machen.
Menschen sind stark darin ihre Fehler irgendwie schönzureden. Ich habe von einigen Leuten schon das Argument gehört, sie würden im grunde Promotion für eine Band machen, wenn sie deren Songs für lau auf Tauschbörsen anbieten! Tolle Promotion, wenn der Empfänger der Promotion sich dann auch gleich alles umsonst zieht und die Beteiligten an der Entstehung und Vermarktung der Musik in die Röhre gucken. Der Grund warum Leute Musik illegal ziehen ist doch relativ einfach auszumachen: es kostet nichts und die Wahrscheinlichkeit der Strafverfolgung ist relativ gering. Gelegenheit macht Diebe, nicht mehr und nicht weniger.
Schönreden tun hier alle Seiten. Und nochmals möchte ich, auch wenn ich Klischees auspacken muss, darauf hinweisen, dass unsere Gesellschaftsform ohne Scheuklappen, Schönreden, Lebenslügen und Selbst-Legitimieren gar nicht existieren kann. Mann muss eben in die dritte Welt in Urlaub fahren, sonst haben die Menschen da ja gar keinen funktionierenden Wirtschaftzweig.
Thema Musik- oder Kulturflatrate: ich glaube, das ist sogar schon mal von attac ins Gespräch gebracht worden. Der User zahlt eine monatliche Gebühr und kann dann unbegrenzt runterladen. Die Einnahmen werden dann an einen Pool registrierter Bands, Musiker, Songwriter, Produzenten gleichmäßig ausgeschüttet. Hört sich erst mal sympathisch an. Was passiert jetzt aber, wenn ich mich da als Sänger anmelde, jede Woche einen 2-Minuten-Song abgebe, der unter aller Sau ist, weil ich überhaupt kein Interesse habe irgendwas zu verbessern, während andere Bands monatelang an Aufnahmen arbeiten und wirklich geile Sachen abliefern? Ist das gerecht? Und was passiert vor allen Dingen, wenn ich nicht der einzige bin, der auf die Idee kommt, sich so seine Miete bezahlen zu lassen? Spätestens da kommt doch wieder eine Instanz ins Spiel, die werten sollte, welcher Song wie oft angehört wurde und wie er vom Konsumenten bewertet wird. Der Markt sozusagen.
Ein solches System existiert praktisch schon und zwar in immensem Umfang mit quasi-staatlichem Status: Die Verwertungsgesellschaften. Aber natürlich partizipiert auch hier nur derjenige, der sich schon auf dem Markt behauptet hat. Interessanterweise tauchen auch am Beispiel GEMA die gleichen Probleme auf, wie überall: Verteilungs- und Machtkämpfe, hierarchische Strukturen, Ungerechtigkeiten.
Ein Thema zieht sich wie ein roter Faden durch den Thread: Soll sich die Musik rein über den freien Markt finanzieren oder muss von aussen reguliert werden. Nochmal muss ich hier sagen: Es kann nicht reguliert werden. Es ist immer der Markt letzlich. Der MENSCH ist Markt. Wenn es nicht der Markt im eigentlichen Sinne ist (=Endkonsument), der über Gedeih und Verderb entscheidet, dann sind es andere Einflüsse, die aber wiederum nach gewissen Maßstäben entscheiden. Dann ist diktiert halt nicht mehr der Kommerz, sondern vielleicht die sogenannte "Kultur". Aber es bleibt eine "Diktatur" und da ist der Kommerz ja wenigstens noch am demokratischsten, denn da liegt die Macht letztlich beim Konsumenten.
All das kann gar nicht anders sein. Unsere Ressourcen sind begrenzt und keiner hat ein Interesse daran etwas am Leben zu erhalten, das ihm weder direkten Nutzen bringt (schöne Musik) oder dem er sich moralisch (Kulturgut, arme Künstler) verpflichtet fühlt. Keiner. So funktionieren wir eben leider, jeder Einzelne.
Dann noch kurz was zum Thema Selbstvermarktung: es gibt ja schon zahlreiche Plattformen, auf denen man ohne vorherige Bewertung oder Kontrolle seitens eines A&Rs oder einer Firma seine Musik zum kostenpflichtigen Download anbieten kann. Und es gibt wirklich Dutzende Websites, auf denen Bands Ihre Musik vorstellen und kostenlos runterladen lassen können. Aber wer geht denn auf eine Seite, auf der 230.000 Bands angemeldet sind, und klickt sich da tagelang durch, bis er etwas findet daß ihm gefällt? Es gibt da sicher einige Beispiele wie die Arctic Monkeys, die zm Teil über das Internet bekannt geworden sind, aber das ist doch wirklich die große Ausnahme. Und bei dieser Selbstvermarktungs-Geschichte muß man auch im Auge behalten, daß Band XY vielleicht großartige Musik macht, aber vielleicht einfach überhaupt keinen Bock darauf hat, täglich Stunden damit zu verbringen E-Mails an Musik-Journalisten, Konzert-Locations, Steuerberater, Produzenten, Rechtsanwälte, Radio-Sender und alle anderen zu schreiben, die irgendwie mit der selbstvermarkteten Musik zu tun haben.
Ja, für so jemanden ist kein Platz. Auch nicht für eine Band, die sagt touren langweilt mich ich bin lieber kreativ und bleibe daheim im Studio. Das kann man bedauern. Uns entgeht das sicher Einiges an grandioser Musik. Aber andere Leute haben vielleicht auch keinen Bock sich den Bedingungen eines Berufslebens zu unterwerfen. Pech gehabt. Die haben halt auch keinen Platz. Wer nicht arbeitet soll auch nicht essen, sagte da einst Franz Müntefering.
Ich finde es grundsätzlich gut, wenn Künstler und Bands viel Kontrolle über ihre Werke behalten. Ich finde es auch gut, wenn Bands stärker an den Einnahmen beteiligt werden. Ich sehe nur in dieser ganzen schönen, neuen Internetwelt nicht wirklich wie das langfristig funktionieren soll. Wenn es in 10 Jahren wirklich soweit ist, daß Labels keine CDs mehr herstellen, weil es nicht mehr rentabel ist, verschwinden zwangsläufig auch die Vertriebe (auch die unabhängigen) und letztlich auch der Handel. Großen Ketten wie Saturn oder Media Markt kann das relativ egal sein, die stellen sich dann halt auf die Verkaufsfläche noch ein paar mehr Handys und Espresso-Vollautomaten. Aber woher soll der Umsatz für die Musik dann noch kommen? Wenn ich meine Songs nur noch im Internet anbiete, kein Geld für Promotion habe, kriege ich auch keine Konzerte, auf jeden Fall nicht in dem Umfang, daß man irgendwie davon leben kann. Wahrscheinlich funkioniert das ganze dann noch ein paar Jahre für wirklich große, etablierte Bands, wie eben Madonna, Robbie Williams, Radiohead, usw. Aber wenn die Kollegen irgendwann alle mal weg sind, dann wird es eng.
Ich will jetzt nicht zu sehr die Moral-Keule schwingen, aber ich finde, das sind ein paar Punkte über die man nicht hinwegkommt, wenn man sich wirklich ernsthaft mit dem Thema "Musikvermarktung der Zukunft" auseinandersetzt. Freue mich auf Eure Reaktionen!
Völlig korrekt! Allerdings müssen wir für eine Lösung des Problems ganz tief in die Kiste der Sozial-Utopien greifen. Es ist ein oberflächliches Symptom, aber eine sehr grundlegende Problematik.
Beste Grüße,
Uranus