(Die Bilder findet ihr hier:
https://www.musiker-board.de/threads/bilder-eures-setups-2.480383/page-14#post-8051571)
Der erste Post nach 125 Jahren, aber ich wollte euch dann doch noch an meinem aktuellen und sich seit einiger Zeit im Einsatz befindlichen Setup teilhaben lassen. Ich bin absolut zufrieden, denn es läuft alles völlig stabil, problemlos und "kompakt" im Aufbau (für mich die Hauptkriterien live), es ist flexibel und klingt zudem saugut.
Keys
Kurzweil PC3x, Virus TI2 Keyboard
"Tablet"
Microsoft Surface Pro 3
Software
FL Studio 12.3, MIDI Automator
Rack
Furman Power Conditioner, Roland JD-990, Focusrite Scarlett 18i20, Unitor 8 MIDI, Custom Audio/MIDI/USB Patchbay
Beide Keys werden mit Audio und MIDI jeweils zur Patchbay im Rack geführt, hierfür sind die Kabel entsprechend gebündelt, so dass ich insgesamt nur zwei dickere Kabelpacks anschließe. Alles andere hat sich als nicht flexibel genug oder fehleranfällig und lahm herausgestellt.
Die Audio-Inputs werden aus der Patchbay innerhalb des Racks nach hinten an die Eingänge des 18i20 weitergeleitet. Auf Grund des wunderbar funktionierenden Standalone-Modes des Scarlett kann ich das gesamte Setup auch ohne Rechner verwenden, das war mir wichtig. Einen separaten Mixer konnte ich dafür aus dem Rack werfen.
Die MIDI Ein- und Ausgänge der Keys werden nach hinten an die Ein- und Ausgänge des Unitor übergeben. Ebenfalls werden die MIDI Ein- und Ausgänge des Scarlett an den Unitor übergeben.
Das Scarlett 18i20 ist über USB mit dem Surface verbunden - welches auf dem Virus sitzt, als sei es dafür gemacht. Eine kleine Gummimatte verhindert Kratzer und Verrutschen. Auf Grund der Konstruktion des Surface-Ständers lässt sich das ganze auch ergonomisch perfekt neigen. Das Scarlett ist Audio- und MIDI-Interface des Surface und der DAW.
Warum ein Surface und warum FL Studio? Vorweg: bis zu diesem Setup habe ich ausschließlich mit Cubase gearbeitet. Das Surface ist meiner Meinung nach perfekt für diesen Einsatz geeignet, da es ein vollwertiger PC im Tablet-Format ist, auf dem jedes Win-Programm läuft. Ich habe auch ein iPad, aber es war mir einfach zu wenig, den Einsatz eines Tablets auf der Bühne zu rechtfertigen, um Lyrics oder Setlisten anzuzeigen. Der Mehrwert ist mir zu bescheiden. Ich wollte keine Songs von einer Desktop-DAW in ein Format konvertieren, was eine iOS-App versteht, dafür hab ich keine Zeit und Nerven und sowas zieh ich dann auch nicht dauerhaft durch. Ich wollte Songs überall erstellen können und 1:1 auf der Bühne wiedergeben. Genau das kann ich machen, ohne Maus und Tastatur.
FL Studio hat sich durch die beste Touch-Unterstützung unter Windows 10 qualifiziert (Studio One macht das mittlerweile auch sehr gut, aber FL hatte einige weitere Vorteile für meinen Einsatz), denn ich möchte nicht mit einer Tastatur auf der Bühne rumhantieren. Zudem ist die Lizenz- und Updatepolitik bei FL Studio bzw. Imageline grandios. Ich möchte kein Dongle auf der Bühne, das hätte mir beim Surface mit einem USB-Port schon wieder Mehraufwand generiert. Ableton kam für mich nicht in Frage, das Interface war auf dem Surface zum Zeitpunkt meines Aufbaus (vor ca. einem Jahr) mies und mit Touch kaum zu gebrauchen. Studio One mach einen guten Eindruck hinsichtlich der GUI, hatte aber bei mir Probleme mit dem Timing der MIDI-Clock.
Der Workflow ist so wirklich spitze (man merkt, ich bin begeistert): Ich erstelle die Songs, Playbacks oder einfach nur Klickspuren auf einem meiner beiden Desktop-PCs, speichere die FL-Projekte und Samples in einem cloud-synchronisierten Ordner und im gleichen Moment habe ich diese Projekte auf dem Surface mit der identischen Software verfügbar. Happy life!
FL hat sich zudem im Live-Einsatz als absolut timing-stabil herausgestellt. Der Drummer bekommt über einen der Ausgänge des Scarlett den Klick, meine Synths das Tempo aus FL über MIDI-Clock. Irgendwelche Arps und Delays laufen damit absolut synchron. Damit das funktioniert, muss alles mit allem verbunden sein, u.a. dafür ist der Unitor da. Ich kann somit über die Keys das jeweilige andere Key spielen oder aber VSTis in FL Studio. Genauso können FL-Spuren VSTis oder Samples abspielen, oder aber auch die MIDI-Daten an die Keys weitergeben. Die Flexibilität ist da.
Die Songs wechsel ich am Kurzweil über entsprechende Setups. Das ist haptischer, als am Touchscreen des Surface Projekte zu laden, aber letztendlich eine persönliche Präferenz. Damit ich auch gleichzeitig das richtige FL-Studio-Projekt geladen habe und nicht manuell auf dem Surface rumfummeln muss, habe ich das großartige Tool "MIDI Automator" im Einsatz. Die Anwendung läuft im Hintergrund, reagiert auf pro Song definierbare MIDI-CCs und öffnet dann ein entsprechendes File, in meinem Fall das zum Song passende FL-Studio-Projekt. Wechsel ich am PC3 das Setup, steht keine Sekunde später das Projekt in FL Studio bereit.
Über ein Notepad-Plugin in FL lasse ich mir zudem die Lyrics anzeigen, die ich mir auch nach Jahren nicht merken kann... Über entsprechende Templates sind 4/4 und 8/8 Klicks vordefiniert, je nach Vorliebe des Drummers.
Ich hab bestimmt 1000 Dinge vergessen - falls ihr was wissen möchtet, fragt einfach.