Ich besitze einen Tascam DR-100 MK1 und kann bestätigen, daß das Gerät brauchbare Aufnahmen liefert. Auch die internen Kondensatormikros sind bei sinnvoller Platzierung durchaus schon recht brauchbar.
Aber ich würde das in dem Fall(!) ein bißchen anders angehen.
Erstmal ist aus meiner Sicht fraglich, ob jemand der offensichtlich überhaupt keine Erfahrung hat gleich mit nem High End Fieldrecorder auf das Problem losgehen sollte. Die sind zwar zugegeben sehr einfach zu bedienen, aber es verbleiben genug Fehlerquellen weit jenseits der Preamps, die viel mehr ausmachen. Da muß man als Anfänger nicht so viel Geld an der Stelle einsetzen.
Vorschlag meinerseits:
1. ein Notebook ist evtl. schon vorhanden? Ein PC geht nat. auch, macht aber wegen des Lüfters meist laute Störgeräusche. Am besten ist ein Fanless PC mit SSD, also ganz ohne bewegte Teile.
2. am Notebook ein günstiges aber ordentliches USB-Audiointerface. Stereo wird für den Zweck wohl reichen. Das Teil z.B. ist mit 59,-- sehr günstig und durchaus solide:
https://www.thomann.de/de/swissonic_ua_2x2.htm
3. als Recording-Software geht für den Anfang Audacity. Das sieht komplizierter aus als es ist und es gibt genug Video-Tutorials im Netz. Da es frei ist, kostet das nix.
Den Teil bis hierher kann man auch durch das Tascam-Gerät ersetzen. Anstatt des Audiointerface kann man alternativ noch einen kleinen MIxer mit integriertem Audiointerface nehmen, dann hat man mehr direkte Einstellmöglichkeiten (EQ), ist aber auch wieder größer, etwas teurer und komplexer in der Bedienung.
4. Externe Mikrophone sind hier sinnvoll. Ich würde zu einem Stereo-Paar Kleinmembran-Kondensatormikros raten, die sind am flexibelsten einsetzbar. Die Auswahl ist extrem groß. Ein paar brauchbare Beispiele:
a) "Einsteiger-Chinakracher":
https://www.thomann.de/de/the_tbone_sc140_stereoset.htm
b) Günstig und solide:
https://www.thomann.de/de/oktava_mk_012_black.htm
c) amtlich und fein auflösend:
https://www.thomann.de/de/neumann_km184_stereoset.htm
Die SC140 sind güntig und gar nicht so schlecht, werden allerdings für Klavier ein bißchen EQ-Einsatz in den Höhen verlangen. Die Oktava hätten den Vorteil, daß man die Kapseln und damit die Richtcharakteristik wechseln kann. Für Live-Aufnahmen würde ich eher zu Nieren greifen, in einer Studiosituation wo Rückkopplungen keine Rolle spielen eher zu Kugeln. Oder mischen (Kugel etwas näher, Niere weiter weg).
Die "Neumänner" gibts auch als Variante mit Kugelcharacteristik, das Modell heißt dann KM 183. Wenn die nicht teuer genug sind, kann man natürlich auch noch Schoeps kaufen.
5) Dazu noch zwei solide Mikrophonstäner und zwei XLR-Kabel:
https://www.thomann.de/de/km_210-2.htm
https://www.thomann.de/de/pro_snake_17900_mic_cable_15m_yellow.htm
Bei den Kabeln empfiehlt sich, nicht die ganz billige Ware zu nehmen (geht schneller kaputt) und zwei Farben (macht das Leben einfacher). Das Pro Snake 17900 ist solide, bezahlbar und mit 15m meistens lang genug.
Verdrahtung: das Audiointerface mit einem USB-Kabel ans Notebook stecken, am Audiointerface die +48V Phantomspeisung einschalten (für Kondensatormikros braucht man die), jedes Mikrophon an einen der XLR-Eingänge vom Interface stecken. Pegel am Interface einstellen (der große Knopf) - und los gehts.
Wichtig ist die Aufstellung der Mikros und der Raum. Da ein Anfänger am Werk ist, scheidet aufwendiges Nachbearbeiten und Verhallen als zusätzlicher Arbeitsschritt aus. Deshalb ist eine reine Nahfeldaufnahme nicht zu empfehlen, die würde sehr künstlich klingen. Aus dem Grund würde ich auch die Stereoschiene weglassen.
Vorschlag meinerseits:
1. schauen, daß man in einem Raum aufnimmt, der ein bißchen natürlichen Hall mitbringt (hört man wenn man mit den Fingern schnipst oder in die Hände klatscht und bewußt auf das Echo achtet) und "Gut klingt".
2. Mikrofonaufstellung
Einfaches Stereo mit der Stereoschiene auf einem Stativ oder den Einbaumikros des Tascam geht, wird aber wahrscheinlich für ein Klavier kein Ergebnis liefern, wie sich der TE das vorstellt.
Vorschlag:
Ein MIkro relativ nah ran. Beim Flügel an den Knick gegen den geöffneten Deckel gerichtet oder mittig über die Saiten nach unten. Nicht direkt auf die Hämmer richten (gibt zu viel Anschlaggeräusch). Bei nem Klavier über den Kopf des Spielers mit 1-1,5m Abstand oder schräg von rechts. Den Klavierdeckel wenns geht öffnen. Keine Angst, es wird genug Bass geben.
Das zweite Mikrophon so hoch es das Stativ und der Raum hergibt in wenigstens 3-4m Abstand aufs Klavier richten. Es sollte grob in die gleiche Richtung wie das erste zeigen, um Phasenauslöschungen zu minimieren. Wenn man Wechselkapseln hat für das erste Mikro die Kugel nehmen, für das zweite die Niere. Der Abstand wäre der erste Parameter, mit dem man experimentieren kann.
Es gibt noch ungefähr so viele Varianten, Klaviermikros aufzustellen, wie es Tonleute gibt. Viele davon sind im Netz zu finden. Hier brauchen wir eine, die nicht zu viel Nachbearbeitung erfordert und einfach zu realisieren ist.
Den Rest kann man ggf. auch jemandem überlassen, der sich damit auskennt:
Nach der Aufnahme mit Audacity erstmal die wahrscheinlich erzeugte Stereospur in zwei Monospuren auftrennen. Beide mit dem Equalizer so ausbalancieren, daß Bässe nicht rumpeln und Höhen nicht unangenehm werden. Daran führt leider kein Weg vorbei, wobei wahrscheinlich die "Neumänner" am ehesten ohne viel EQ auskommen werden.
Danach so zusammenmischen, daß ein wohlklingendes Verhältnis von Direkt- und Diffusschall entsteht. Das nähere Mikro etwas links der Mitte pannen (nicht zu weit!), das weiter weg aufgestellte etwas rechts der Mitte, so gibt das ein bißchen Raumklang, wirkt aber nicht zerrissen.
Man kann da noch tausend weitere Dinge tun, aber wir wollen den TE nicht überfordern, wenn er es bis hierher schafft muß man schon zufrieden sein. Wenn er die Bearbeitung einem Könner überläßt, wird der wissen was zu tun ist.
Oh, und noch was: die Lautsprecher zum Abhören sind beim Bearbeiten der Aufnahme mindestens so wichtig wie die Mikros bei der Aufnahme. Bitte unbedingt ordentliche Nahfeldmonitore verwenden, keine Kopfhörer (damit kann man wirklich nicht mischen, glaubt es einfach) und keine HiFi-Anlage.