Ich war heute im Zoundhouse (Dresden Industriegebiet, heißer Tip für dich Inge!) und konnte in aller Ruhe die verschiedensten Geräte testen. Da sich meine Erfahrungen wild mit den Themen im Forum mischen poste ich das mal im Stammtisch.
Erstes Gerät Roland Jupiter-80.
Solides Gehäuse, Alu? Auf jeden Fall sehr hochwertig. Das Touchdisplay gut zu lesen, nichts zu klein dargestellt, läßt sich gut mit dem Finger bedienen.
Vom Sound her habe ich einfach die Presets durchgespielt, dann etwas auf der Oberfläche rumgeschaut was es alles gibt. Ich finde die Controller, die vorhanden sind alle sinnvoll angelegt und intuitiv bedienbar. USB Stick hatte ich zufällig mit, angesteckt und meine Klimperei mitgeschnitten - genial einfach! Sounds gibts hier (von wav zu mp3 konvertiert)
http://www.box.net/shared/5233hagg3ljyy0jih5l2
Auf mich macht das Gerät den Eindruck eines Performance Synthesizers, das Teil ist keine Workstation um Songs zu produzieren oder endlos an Sounds zu schrauben. Der Jupiter will gespielt werden und bringt dafür eine enorme Menge an Soundmaterial mit. An die bunten Kategorietaster auf der Front gewöhnt man sich schnell, das einzig Mysteriöse heute waren die Bank / Program Schnellwahltaster an der Front des Geräts unterhalb der Tasten.
Wie soll man da während des Spiels drankommen? Es war nicht sonderlich ergonomisch und damit auch nicht schnell, da ist man deutlich schneller von den Tasten hoch zu einem Taster und wieder zurück. Und was noch viel kurioser ist, man sieht sie eigentlich gar nicht. Wenn man von oben auf die Tasten schaut sind diese Registraturtaster nicht zu erkennen, da von der Klaviatur überdeckt. Positiv aufgefallen ist mir die LED Segment Bar neben den Fadern, dort wird der aktuelle Wert angezeigt. Leider holt der Fader den Wert nicht ab, bedient man ihn sprigt die LED Bar sofort zur Position. Da hat man schon so eine LED Bar und sie ist fast nutzlos. Schade!
Sonst hat Roland viele Entscheidungen für den Benutzer getroffen und damit das Konzept und das Gerät extrem einsteigerfreundlich gestaltet. Die Klaviatur ist vordefiniert an den Oktaven gesplittet und die Splitpoints sind sogar auf das Gehäuse aufgedruckt. Die Zonen haben alle Namen wie Lower, Upper und Solo. Der Solo Sound ist standardmäßig gestackt und läßt sich mit einem button nochmal auf 2 Oktaven splitten. Sehr schön war auch die Variationstaste, damit wird die Solo Stimme durch einen 2. Sound ersetzt. Alles sehr intuitiv und ich bin super damit zurecht gekommen, obwohl ich nie einen Fantom unter den Fingern hatte. Das Bedienkonzept hat mich überzeugt.
Von den Presets her bin ich natürlich nicht der perfekte Kandidat, ich habe mich von den üppig mit Effekten programmierten Sachen beeindrucken lassen und das aber auch genossen. Inwiefern sich die Sounds für das Zusammenspiel in der Band eignen kann ich leider nicht sagen.
Danach gings zum KRONOS, 61er steht vor Ort.
Erster Eindruck war: Ach du scheiße, das sieht aus wie ein Spielzeug.
Alles Plaste! Und diese Hochglanzplasteseitenteile gehen ja gar nicht! Das Jog/Data Wheel ist in der Tat sehr schwabbelig und für meine Begriffe viel zu fummelig / flach, es läßt sich nicht bequem greifen und bedienen. Beim Vektor Joystick hatte ich Angst, daß ich ihn jeden Moment abbreche, so zierlich wirkte er. Selbst der Pitchbender ist fummelig, ich kann nicht verstehen was an diesem dünnen schmalen Bender der bei der M3 eingeführt wurde so besser ist gegenüber den Bendern von Roland oder den alten Korg Modellen aka Trinity, TR etc. Sie waren griffig und robust. Das einzig Solide heute war die Klaviatur.
Besonders negativ ist mir die Effekthascherei aufgefallen, der KRONOS ist übersäht mit teilweise wirklich sinnlosen LEDs. Fast jeder Taster, selbst der Pitchbender hat kleine LEDs, ansich eine schöne Beigabe währe da nicht der nächste Punkt. Spaltmaße! Ich dachte ich sehe nicht richtig. Fast jeder Taster hat viel Platz um sich herum und die LEDs heben diese Spalte nochmal richtig hervor, da sie von innen rausleuchten. Ist das die geniale Idee gewesen um die Wärme nach Außen zu führen? Sollte ausversehen mal ein Bier auf den Kronos kippen.... er dürfte volllaufen.
Als nächstes das Display, zuerst in Global gegangen und kalibriert. Erster Eindruck war durchaus hochwertig, schön viele Details, eigentlich nicht zu klein. Nach einer Weile und besonders während des Spiels stellte ich fest, daß es unheimlich anstrengt etwas auf dem Display schnell zu erkennen. Man muß sich konzentrieren. Auf das Display und weg vom Spiel.
Leider hat sich die Bedienung des Touchdisplays auch als fummelig herausgestellt, es hat in 3 Situationen nicht auf Anhieb reagiert. Das liegt teilweise aber auch an den Miniaturcontrollern, die muß man erstmal mit dem Finger treffen
Nun zum Sound, ich habe die Demosetlist abgearbeitet und war danach ernüchtert. Das Piano klang wie es immer bei Korg klingt, etwas kühl und formal. Die anderen Engines haben sich durchaus unterschieden, aber in den Presets die ich heute gehört habe war nichts musikalisches dabei das mich inspiriert oder nachhaltig beeindruckt hat. Vielleicht ist genau das die Stärke, gute Sounds für die Band ohne Effekthascherei? Ich weiß es nicht.
Mitschneiden konnte ich leider nichts, der Rec Taster machte nichts und im Diskmodus gab es nur die interne SSD zu sehen, keine Spur von meinem USB Stick. Von einfach kann keine Rede sein... Schade!
Als letztes wollte ich nun alle Engines in Aktion sehen und hatte die Idee, daß Karma genau das richtige wäre. Also ein paar Combis rausgesucht und Karma angeworfen. Aber irgendwie war alles was Karma ausgespuckt hat weder einladend noch meinem musikalischen Geschmack entsprechend.
Ich muß sagen, ich war sehr enttäuscht. Im Detail sehr schöne Sachen, aber das Gesamtkonzept äußerst fragwürdig umgesetzt, so würde ich den KRONOS nach dem heutigen Tag beschreiben.
Dürfte ich heute mit einem der beiden unterm Arm rausspatzieren, es wäre der Jupiter geworden.
Dann ab in die VA Ecke, Roland GAIA angespielt.
Irgendwie wirkte er von allen VAs in der Ecke (microKorg, UltraNova, Miniak) am billigsten in der Verarbeitung. Schade, daß sie den Venom nicht vor Ort hatten, hätte ich gern gespielt. Vom Grundsound ist der GAIA solide, aber zumindest in den Presets die ich gespielt habe etwas dünn. Relativ lange habe ich auch nach den Presets gesucht, der GAIA hat kein Display, nur ein paar Bank und Patch Taster. Schwierig damit etwas zu programmieren, vermutlich geht es nur mit dem PC Editor. Sobald man einen Patch geladen hat, stimmen ja alle Fader nicht mit den Werten überein, das typische Problem.
Danach Novation UltraNova.
Bissig das Teil, deutlich fetter als GAIA. Und eine sehr solide Verarbeitung, aber für mich mit einem kleinen Problem. Die beiden Wheels sind total glatt und rutschig! Und die kleine Kerbe in der Mitte ist zu flach, dort findet kein Finger halt. Die Wheels wollten sich regelmäßig nicht bewegen, weil ich nicht ausreichend Halt dran gefunden habe! War irgendwie blöd. Die flexiblen Encoder und die breite LED Zeile waren sinnvoll und gut zu bedienen, hätte ich so nicht erwartet.
Danach nochmal rüber zum MOX 6, bietet sehr viel fürs Geld, solide verarbeitet aber natürlich auch alles Plaste. Trotzdem wirkt die raue Oberfläche hochwertiger als der Hochglanz Plaste-KRONOS, was Optik alles ausmacht. Das kleine Display ist kein Hindernis, es ist sehr sinnvoll genutzt und selbst der Mix mit allen Kanälen findet Platz drauf. Respekt! Soundmäßig ein Susi-Sorglos Paket, würde ich im Forum empfehlen.
Drunter stand der XF 6, im Prinzip alles eine Stufe höher. Schönes Display, gut zu lesen und genau die richtige Größe der Elemente. Erstaunlich gut bin ich mit den Funktionstasten klargekommen, man braucht ein Touchdisplay wirklich nicht zwingend. Gut zu wissen! Leider waren alle Performance Speicher mit User Init überschrieben, aber die Songs, Pattern und Voices waren sehr inspirierend. Schönes Instrument.
Danach bin ich rüber zum Yamaha PSR E423, da ich es immer wieder im Forum empfehle. Vergewissern ob der Eindruck noch gerechtfertigt ist. Und ja, er ist es. Die kleineren 2 und 3er Modelle gab es ebenfalls, dort ist mir die Qualität aber zu niedrig. Und auch im nächsthöheren Modell, dem PSR S550 war ich nicht überzeugt. Für den hohen Aufpreis zu abgespeckt und das Display völlig sinnlos mit riesigen Darstellungen vergeudet. Menüführung umständlich. Für mich ist die 4er Reihe der PSRs nach wie vor ein gutes Mittelmaß. Wenn eine Liga drüber, dann gleich ein S900 oder Tyros. Die kleinen Modelle bringen es mM nach nicht.
Fast schon beim Rausgehen habe ich unter Abverkauf und Schnäppchen noch einen Korg X50 und eine Korg Trinity entdeckt und angespielt. X50 hat ja wirklich eine gruselige Verarbeitung. Die Tasten gingen noch, aber die Knobs und Potis!! Das hält nicht lange, nie im Leben. Die Trinity kam mir auf einmal sehr bekannt vor, da hat sich zum Triton nicht soo viel getan. Ich hatte mehr auf ein X3 oder X5D in modernem Gewand gehofft, aber soundmäßig war es schon weiter in der Zeit.
Dann noch schnell zum KAWAI MP8 und MP10, jap, in der Tat schwergängige Tasten, aber schön dynamisch spielbar. Könnte mir gefallen. Im Vorbeigehen das neue Korg SP170 S gesehen, die drei Bedienelemente auf der Front hätten sie auch weglassen können. Besonders der riesige Volume Knob paßt ganz und gar nicht zur schlichten Optik. Dann lieber noch ein kleines Segment Display dazu und Kategorie Taster, aber so ein krummes Mittelding aus gar keinen Knobs und unbrauchbaren Knobs - sehr seltsam.
Zum Abschluß noch ein Cantabille *und* ein Hemingway erspäht, schnell rangesetzt um zu schauen ob wirklich so schlecht wie ich in Erinnerung hatte und hier gepostet wurde. Resultat: Ja, wirklich so schlecht. q.e.d.
Das war mein höchst subjektiver Eindruck des heutigen Besuchs, ich hoffe ich habe euch nicht gelangweilt