B2T: Macht der Kemper denn jetzt Snapshots? Oder nicht? In einem Video sagt der gute Herr, dass man mit dem Kemper genau die gleichen Einstellmöglichkeiten hat, wie mit dem original Amp und in andere Videos hört sich das dann wieder anders an.... was denn jetzt?
Natürlich macht er Snapshots. Was anderes geht mit der Methode gar nicht... gleich mehr dazu.
Hab mir das Video von der Bonedo nochmal angeguckt. Ja, die Regler sind in der Tat alle verstellt....... aber vom Amp sehen die auch anders aus, z.B. der Gain. Vllt. misst er das Frequenzspektrum aus und stellt die Regler danach ein, z.B. Mitten beim Amp auf 3 Uhr, für den Kemper ist das 12 Uhr. Schade, dass er nicht zeigt, ob die Ansatzfrequenzen stimmen....
So. Du hast ja schon auf Nebula, deine Kenntnisse der Volterra Kernel Technologie, Impulsantworten und dgl. hingewiesen.
Wie kommst du dann darauf, dass der Kemper überhaupt auch nur ansatzweise wissen könnte, welche Reglerstellung der des Amps entspricht?
Aber ich schätz mal, dass die Ansatzfrequenzen nicht übernommen werden, sondern die Regler für Mitten etc. beim Kemper nach einem internen Tonestack ausgerichtet sind.
Nochmal: Wie sollen denn die Ansatzfrequenzen von einem statischen (!) Patch übernommen werden?
Per Telepathie?
Der Kemper tut rein GAR nix, um diese Ansatzfrequenzen auszumessen.
Der macht nämlich genau das, was du oben erwähnt hast: Er nimmt einen Snapshot. Mehr nicht. Durch die unterschiedliche Dynamik der während des Profilings benutzen Eingangssignale weiß der Amp, wie der Snapshot auf den Gitarreneingang reagiert. Alles andere ist ein Ratespiel.
Es wird im Kemper einen Analyser geben, der Frequenzen und vielleicht den Zerrgrad zu analysieren versucht.
Danach "denkt" der Amp: "Mensch, viel Höhen, da setzen wir den Höhenregler mal recht hoch." Ein reines Ratespielchen. Und natürlich noch schwieriger bei Zerrgraden, die nicht so leicht zu analysieren sind wie ein Frequenzspektrum.
Über Einsatzfrequenzen der Klangregler, über die Effektivität des Gains, ob die Klangregelung vor oder hinter der Zerrstufe ist, ob sie aktiv oder passiv ist - all das *kann* der Kemper schlicht und ergreifend nicht wissen.
Wollte man auch solche Dinge profilen, dann müsste es wie bei Nebula sein (komisch, dass gerade du das dann nicht weißt...): Es wird ein Grundsound geprofilet, danach werden die Regler einzeln bewegt und jedes Mal ein neues Profil für einen Einzelregler erstellt. Diese neuen Einzelprofile werden dem ersten hinzugefügt und die dazwischenliegenden Reglerstellungen werden interpoliert (dieser ganze Prozess ist es übrigens auch, warum Nebula auf fast allen Rechnern unbrauchbar ist, wg. zu hoher Rechnerlast). Erneut nicht mit eingeschlossen wären interaktive Veränderungen. So reagieren bei sehr vielen Amps die Klangregler vollkommen unterschiedlich, wenn verschieden hohe Gainsettings benutzt werden.
All das kann der Kemper ganz offensichtlich nicht wiedergeben. Wie auch?
Hinsichtlich dieser ganzen Sachen würde es auch Sinn machen, den Drehreglern eine Rekalibrierung zu spendieren, a la "Hey, mein Regler am Amp steht auf 9, warum gehst du Deppenamp von 14 Uhr aus?" - Zack rekalibiriert und gut is'.
Frag mich auch, wie das funktionieren soll, dass man ein anderes Cab wählen kann......
Dafür gibt es 3 Möglichkeiten:
1) Man profilet den Sound erneut, mit anderem Cab/Mic.
2) Kemper spendiert der nächsten Generation eine separate Cab/Mic Abteilung, vorzugsweise natürlich eine, die in der Lage ist, bestehende IRs zu laden. In dem Fall müsste man allerdings auch entsprechende Profiles von Amps haben, die nur bis zur Endstufe (also per Loadbox) ge-profilet wurden.
3) Auf die oben beschriebene Nebula Methode. Ein Mic vor's Cab, Profile ziehen. Regler für Cab/Mic auf links kalibirieren. Nächstes Cab, nächstes Mic, "add to Profile" (oder wie immer sowas heißen könnte), Regler für Cab/Mic ganz auf rechts kalibirieren. Die Zwischenstellungen können dann entweder erneut ge-profilet oder per Interpolation errechnet werden.
- Sascha