was ich mich noch frage, ist wie der Kemper die Poti-Einstellungen "rät"
Vermutlich ganz schnöde per Analyzer.
ganz abgefahren wäre ja, wenn er aufgrund des Frequenzgangs auf die zugrunde liegende Schaltung schließen würde und die Potis entsprechend darauf anpasst... aber auch enorm unrealistisch
Nein, nicht nur unrealistisch sondern schlicht und ergreifend nicht möglich - es sei denn, es gibt auch eine Telepathie-Version vom Kemper...
@S.Franck: Wobei man sich auch immer die Frage stellen sollte, in welchem Umfeld man so ein Gerät einsetzt. Ich persönlich gehöre eher zu den Saitenzupfern, die während einem Gig nicht ständig an der Klangreglung ihres Amps rumfummeln. Der Sound steht vor dem Gig und nicht währenddessen.
Das kann ich so nicht wirklich für mich bestätigen. Der Sound sollte an sich beim Soundcheck stehen, dafür muss man aber oft noch rumschrauben, und dann klingt's während des Gigs doch wieder ganz anders (weil etwa "Dämmfleisch" da ist, weil der Drummer jetzt doch mehr reinlangt, etc.).
Ich habe bis jetzt nicht rausgehört, dass diese Kiste den Anspruch erhebt, alle Sounds eines Amps mit nur einem oder wenigen Profilen nachbilden zu können. Der Ansatz erscheint mir doch eher so, dass von einem Sound ausgehend, die klangbildenden Möglichkeiten des Gerätes genutzt werden können, um in Richtungen zu kommen, die der Amp selbst vielleicht gar nicht beherrscht.
So sieht's aus. Ich finde das streckenweise auch recht spannend, denke aber wie gesagt, dass man dem Original näher kommen könnte, indem man eben verschiedene Klangregelungen anbietet.
Ich glaubs nicht.
Mit diesem Satz führst du so ziemlich die gesamte Diskussion ad absurdum, weil du damit der selben Meinung bist wie ich. Klasse...... und das hätte man sich jetzt nicht sparen können?
Ich habe niemals behauptet, der Kemper würde alle Amps verstauben lassen (nur um bei dem Wort zu bleiben, auf das du mich ja so gerne festnageln magst...). Aber einige. Oder zumindest würde die bei einigen Gelegenheiten nicht mehr benutzt werden.
Meine eigene Erfahrung: Ich habe derzeit 3 Vollröhrenamps, einen 90er "The Twin" (der mit den roten Knöppen), einen Boogie MK IV und einen Laney LC50.
An welchen Parametern drehe ich da jetzt wirklich mal rum?
Beim Fender: Volume und vielleicht mal Höhen. Volume verändert den Klang so gut wie gar nicht und der Höhenregler ist nix besonderes, sollte der Kemper locker ersetzen können. Den Zerrkanal nutze ich bei dem Ding gar nicht.
Fazit: Mit einem Profil für den Ampsound wäre ich durch.
Beim Laney: Im Zerrkanal regele ich gelegentlich am Gain und Treble Regler rum. Beide machen nicht sowas besonderes, auch hier sollte der Kemper in der Lage sein, ausreichende Dienste zu leisten. Wäre also wieder nur ein Profil. Na gut, vielleicht 2, gelegentlich experimentiere ich auch mit den Mitten, da tut sich dann schon etwas mehr.
Vom Cleankanal bräuchte ich vermutlich auch 2 Profile, weil ich da gelegentlich den Gain fast komplett aufreiße. Also insgesamt 4 Profile und der Laney kann im Keller bleiben.
Beim Boogie: Cleankanal wäre so einfach wie beim Laney, 2 Profile und tschüss. Der mittlere Kanal bietet etwas mehr, bzw. drehe ich da schon mal rum. Aber nicht so sonderlich viel, dass es besondere Probleme bereiten würde, den zu profilen. Sagen wir, ich bräuchte 4 Profile. So, bleibt der Leadkanal des Boogies. Und ja, da wird's problematisch, denn den habe ich, gerade bei Aufnahmen, schon in wirklich vielen Variationen genutzt, und da besonders Gain 1, Gain 2 und der Höhenregler höchstgradig interaktiv agieren, gibt es wirklich sehr viele Soundnuancen - und zwar von der Art, dass sie der Kemper mit seinen internen Reglern einfach nicht simulieren kann. Ich tippe mal, dass ich da ganz locker auf 20-30 Profile kommen würde, bevor ich den Boogie wirklich nicht mehr mitnehmen würde, bzw. gar verkaufen würde (in dem Fall würde ich sowieso von allen Kanälen deutlich mehr Profile erstellen).
Unterm Strich könnte ich aber mit gerade mal ca. 20 Profilen losziehen und hätte eigentlich alle wichtigen Sounds, die mir durch meine kleine Ampsammlung zur Verfügung stehen parat.
Ich wüsste von zahlreichen Gelegeneiten, wo die drei dann gerne im Keller 'ne Runde Skat klopfen dürften (um nicht ganz zu verstauben...) und der Kemper alle Arbeit erledigen würde.
Ach ja, ganz vergessen: Ich habe noch Soldano SP77 und Mesa V-Twin Preamps. Mal abgesehen davon, dass der V-Twin sowieso fast nie benutzt wird, verhält es sich bei denen aber auch nicht so groß anders, beim Soldano hätte ich alles bis auf Kanallautstärke über Jahre vermutlich festtapen können, wären also genau 2 Profile.
Einziger Wermutstropfen: Keine separate Speaker-Simulation am Kemper. So muss man seine Profiles alle doppelt und dreifach erstellen. Bei mir wär's vermutlich dreifach, einmal per Speakerload und Lineout, dann eben ohne Cab/Mic, einmal vermutlich mit 'nem schnöden SM57 (benutze ich live für eher rockigere Gigs), einmal mit Sennheiser e935 (psst, Geheimtipp, eigentlich ein live Gesangsmic, funktioniert aber superb für sehr neutrale Abnahmen von Gitarrenspeakern, wenn man eben nicht den Hochmittenalarm eines SM57 braucht).
Wie gesagt, diese zwangsweise in's Profil integrierte Speaker/Mic-Geschichte ist für mich alleine schon auf'm Papier die mit Abstand störendste Sache - und das wird natürlich noch viel schlimmer, wenn man wirklich mit vielen Mics arbeiten will. Oder wenn man eben gelegentlich doch über normale Gitarrenspeaker monitoren will bzw. muss.
Hab's ja schon ein paar Mal gesagt: Da werden vermutlich am ehesten Meckereien kommen.
Hast du das 1. Video auf der Bonedo Seite gesehen? Da ist der gute Herr der Meinung, dass man mit dem Profil die selben klanglichen Möglichkeiten hat, wie mit dem Amp.
Das ist natürlich unverschämte Übertreibung, und jeder, der sich ein wenig auskennt, sieht sofort, dass das Humbug ist. Bei einigen Amps kann das ja noch hinhauen, wenn die Klangregelung einigermaßen "typisch" ausgelegt ist und hinter'm Preamp platziert - aber sobald da mal ein Regler vor der Zerrstufe liegt oder nicht ganz typische Ansatzfrequenzen und/oder Flankensteilheiten benutzt werden, kann der Kemper, allein schon vom Funktionsprinzip her, einpacken.
Ich finde ja deshalb auch diese markigen Sprüche a la "we capture the DNA of an amp" ziemlich blödsinnig.
Da sollte man schon realistisch bleiben. Vor allem, weil ja auch schon so alleine (alle genannten möglichen Nachteile in Kauf nehmend) die Sache revolutionär ist, wenn sie wirklich sauber funktioniert.
Gruß
Sascha
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4ms Latenz wäre ja vollkommen in Ordnung.
Stellt sich dann natürlich die Frage, ob, bei zusätzlichen Profile-Modulen (wie etwa einer Trampelkisten- oder Cab/Mic-Sektion) die Latenz dementsprechend steigen würde. Ab 10ms fühlt sich's für mich zumindest über Kopfhörer schon immer seltsam an.
- Sascha