Ich sehe durchaus einen hohen Nutzwert, *wenn* das Dingens tatsächlich gut funktioniert. Ich halte noch einmal fest, wo ich den Einsatz sehe:
Ein wichtiger Punkt bei allen Modellern ist ja, dass sie vorgekaute Sounds anliefern. Da kann man schrauben wie man will, der Signature-Sound ist da und bleibt vorhanden. Ob gut oder schlecht sei mal dahingestellt, aber das bringt das "System" nun einmal so mit sich.
So, ich kann mich mit dem Kemper jetzt also in unser hier vorhandenes Amateurstudio stellen, einige ordentliche Mikrofone aufstellen und mir meine (!!!) Lieblingssounds in jedem Amp auf jedem Kanal mit jedem Cab und jeder Mikrokombi hindrehen. In meinem näheren Umfeld hätte ich Zugriff auf einen ganzen Haufen ordentlicher Amps. AC30, Bandmaster, Twin, Bogner Caveman, Rectifier, Hot Rod Deluxe und so Kram. Mit ein bisschen Extraeinsatz könnte ich sicher noch zehn Amps mehr auftreiben. Und wenn ich mir vorstelle, auch nur annähernd 1:1 Kopien dieser dann durch die Studio-Abhöre anliegenden Sounds kopieren zu können... das wäre dann in Relation zu Modelling-Technologie noch einmal ein deutlicher Schritt nach vorn, denn....:
Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber meine Erfahrung ist, dass ein gut abgenommener Amp im Studio über eine gute Abhöre immer noch deutlich besser, frischer, fetter, saftiger, bissiger, lebendiger klingt als jeder Modeller der Welt. Und ja, ich habe unter anderem Axe-Fx und 11Rack ausprobiert bzw. besitze diese Geräte immer noch. Ganz ehrlich: kein Vergleich, wenn man sich das wirklich 1:1 anhört.
Oh, und eine Sache noch: Mikrofonieren hat seine Tücken, aber es ist nicht soooo wahnsinning schwer, eine wirklichen guten Sound hinzuschrauben. Ich habe ein wenig den Eindruck, als wenn das jahrelange Marketing von Line6 und Konsorten seine Früchte trägt. " Technical Experts, Top Studios, Superb Selection of Microphones, blablabla." Und schon denken alle, dass man das selber nicht besser kann. Doch, kann man, wenn man die Öhrchen aufsperrt und ein wenig Erfahrung im Umgang mit Aufnahmen hat. Punkt!
Zur Livetauglichkeit ist es für mich allerdings schwieriger, eine Aussage zu treffen. Es scheint ja zum einen so zu sein ( siehe Homepage), dass man den Amp von Cab und Mic trennen kann. Wie das gehen soll, ist mir zwar schleierhaft, aber schauen mer mal..... das wäre natürlich klasse für all diejenigen, die lieber mit Endstufe/Amp und Gitarrenbox spielen. Für In-Ear- und überhaupt Fullrange-Benutzer könnte das Konzept des Kempers grandios sein, wenn die Sounds im Ohr dann saftiger und lebendiger wären als per Modeller.
Aber wie gesagt: das alles zählt nur, wenn die Profiles den Studiosound 1:1 wiedergeben. Wenn nicht, wäre das ganze Konzept aus meiner Sicht leider eine Totgeburt.
Ach, diese ganzen Mutmaßungen sind schon albern. Her mit dem Teil, ich will es testen.