Stomps, Boxen, Mikros und Stereo-Effekten etc. doch wieder mit eher generischen Modellen (wenn auch guten so doch) bosseln muss, bis das Rig Ergebnis dem Vorbild nahe kommt, dann bin ich eigentlich kaum weiter als vorher.
Da muss man korrigieren, dass Boxen und Mikro nicht generisch sind. Wenn man generisch so versteht, dass man so lange an irgendwelchen Wert schraubt bis da was vernünftiges rauskommt. Boxen und Mikro sind Teil des Profils, bzw. können mittlerweile sehr gut separiert werden, so dass man Amp + Box/Mikro beliebig kombinieren kann.
Dazu muss man jetzt eigentlich mal ausholen und sich darüber unterhalten was man eigentlich möchte. Möchte man den Sound, den man hört wenn man das Ohr vor die Gitarrenbox hält oder möchte man den Sound, der dem Zuhörer entweder bei einem Live Konzert oder bei einer Album Produktion geliefert wird.
Zu Beidem ist der Kemper in der Lage. Man kann ein Profil ohne Boxensimulation wieder an eine Gitarrenbox schicken (muss natürlich noch laut gemacht werden
).
Oder aber man hat das "produzierte" Profil, also den Sound, der dem Zuhörer geliefert wird.
Das "Problem" bei produzierten Sounds ist immer, dass sie stark von der Produktionsumgebung abhängen. Das heißt es ist natürlich auch von dem Raum abhängig in dem die Gitarrenbox mikrofoniert wurde, die Lautstärke mit der sie betrieben wurde bis hin zu verwendeten Mikrofonvorverstärkern usw.
Das Mikrofon wird beim Kemper nicht simuliert, es ist ein Teil des Profils. Die Simulation eines Mikrofons ist auch alles andere als trivial, denn je nach Raum und Umgebung verhalten sie sich anders. Je nach Impedanz am Preamp kann ein Mikrofon anders klingen. Ein Mikrofon zu simulieren ist ohne die dazugehörige Umgebung also nur bedingt nützlich, das Verhalten aus Mikrofon und Umgebung kann man zwar modellieren, aber dann hat man auch nur einen einzigen künstlichen Fall und eben nicht wie beim Kemper theoretisch alle Möglichkeiten indem man die Bedingungen bei der Profilerstellung herstellt. Und da ist natürlich auch ein "Kernproblem". Diese Bedingungen sind natürlich oft einfach nicht vorhanden.
Wenn man jetzt das Beispiel Cover mal heranzieht. Dann kriegt man ja vielleicht irgendwie noch heraus welche Amps und welche Gitarre bei welchem Song verwendet wurde. Bei Mikrofonen und Produktionskette wird es da schon schwierig bis unmöglich. Entscheidend ist ja, dass man den Sound findet und nicht, dass man hinterher ein Modell verwendet hat, dass den gleichen Namen trägt wie das Original.
Es ist meine persönliche Meinung, aber gerade wenn man die Produktionskette betrachtet sollte man die Rolle eines Gitarrenamps am Sound auch nicht überbewerten. Dazu muss man sich einfach nur mal anhören was so ein Amp hinter rausschickt bevor es an die Gitarrenbox geht. Zumindest wenn Gain dabei ist, ist das nicht besonders schön.