Da bin ich mir nicht so ganz sicher. Die "neue" Generation von Gitarristen ist weit aufgeschlossener als wir vielleicht denken. Sie sind mit digitaler Technik aufgewachsen. Viele "moderne" Metalbands z.B. scheuen sich nicht mit einem Kemper auf Tour zu gehen oder die Gitarren über ein Interface und eine Ampsim am Rechner einzuspielen. Wichtig ist, dass es gut klingt und möglichst einfach zu handeln ist und ein weiterer Vorteil ist, dass man schnell etwas verändern kann (z.B. Reamping, verschiedene IRs).
Letztens habe ich auch einen Forenpost von einem der Gründer von 3 Sigma Audio gelesen. Die Firma stellt Impulse Response-Dateien her, also digitale Abbilder diverser Mikro- und Boxenkombinationen. Ein Forenuser hat angemerkt, dass die Firma sehr viele IRs von Boxen mit Celestion V30 anbietet, der Industriestandard für die harte Schiene. Als Antwort kam dann zurück, dass es vor allem daran liegt, dass die jüngeren Metaller sehr aufgeschlossen für die neue Technik sind und seit einigen Jahren überhaupt keine Berührungsängste haben (Keine Röhre = taugt nichts etc.) diese Technologien anzuwenden. Er hat wohl auch mal einigen alten Hasen aus dem Country und Blues angeboten, mit IRs zu arbeiten und die haben erst einmal nur Bahnhof verstanden und wussten gar nicht, dass es so etwas überhaupt gibt. Mittlerweile konnten aber auch einige dieser Musiker überzeugt werden und man findet bei verschiedenen Herstellern immer mehr IRs von Boxen, die auch für "sanftere" oder "ältere" Stile sehr gut geeignet sind.
Bei Ampsims ist es ähnlich. Diverse (kostenlose) PlugIns für Metalsounds findet man wie Sand am Meer (digitale Nachbildungen von echten Amps und sogar Eigenkreationen), aber wenn man mal eine gute und vielleicht ebenfalls kostenlosen Sim von einem Fender oder Vox gesucht hat, wurde es eng. Die Akzeptanz scheint aber langsam zu wachsen.
Je nach Gegebenheit ist mal ein Amp geeigneter, mal ein Modeller oder eine Softwarelösung. Amps werden hoffentlich nie komplett durch Modeller ersetzt und ich glaube auch nicht daran, aber der Markt wächst. Software wiegt nichts und ist portabel. Ich kann z.B. meine Gitarre an mein Smartphone anschließen und spielen ohne gleich einen 30kg Koffer durch die Gegend zu schleppen. Selbst sehr gute Aufnahmen lassen sich schon im stillen Kämmerlein erstellen, die weitaus besser klingen als so mancher amateurhaft mit Mikro abgenommener Amp. Dafür "ballert" es nicht so wie ein Fullstack, klingt wiederum aber auch bei Flüsterlautstärke schon ganz ordentlich.
Soweit ich weiß, wurde der Ignite Emissary komplett digital entwickelt und erst später wurden "physische" Modelle gebaut. Der LePou Legion ist ebenfalls eine Eigenkreation auf digitaler Basis. Möglichkeiten gibt es also schon, seinen eigenen Amp zu designen. Kann das Axe FX nicht auch so etwas? Ich kenne mich mit dem Teil nicht aus.
Vielleicht sind Modeller auch eine Chance wieder mehr Jugendliche dazu zu bewegen Gitarre spielen zu lernen. So viele Neuanfänger wie z.B. vor 20 Jahren gibt es heute nicht mehr.