Als Ersteller dieses Threads möchte ich noch gerne ein persönliches Fazit schreiben:
Klar ist, die
Compact Cassette ist ein veraltetes und bis auf wenige Anwendungen obsoletes Medium. Und ich rede hier nicht von irgendwelchen Bandmaschinen oder Tape-Echos. Sich wieder mit dem Medium zu befassen und festzustellen, dass die Qualität gar nicht so schlecht war und es möglich war mit brauchbarem Equipment und Medien gute Ergebnisse, nahe an der Quelle zu erzielen, die sogar über 30 Jahre gut bestand haben, hat mir aus technischer Sicht viel Freude gemacht.
Auch das 30 Jahre alte Tapedeck DENON DRM-710 hat mich überrascht, wie gut es noch funktioniert. Ich musste nur etwas Kontaktspray in die Potis geben, um unangenehmes Kratzen zu beseitigen. Ich hatte mich eigentlich schon die Riemen wechseln sehen. Entweder wurde das bereits mal gemacht, oder die verwendeten haben die Zeit einfach sehr gut überstanden.
Einen Tick habe ich allerdings festgestellt: Nach dem Start eines neu eingelegten Tapes stoppt die Wiedergabe nach 7 Sekunden ohne Tonausgabe. Drückt man dann erneut auf Play, spielt es durchgehend ab. Gleiches Gilt für die Aufnahme. Nach 7 Sekunden wird sie angehalten. Startet man erneut, läuft alles reibungslos. Es stimmt etwas mit der "Auto-Gap" Funktion nicht, die eigentlich nur für die Aufnahme gedacht ist und per Tastendruck eine Leerstelle erzeugt, wenn man in der Aufnahme-Pause noch einmal auf die REC-Taste drückt.
Was man heute noch als "Revival"-Material, selbst für den Studio Bereich kaufen kann (Type I Tapes, TASCAM Decks mit Tanashin Laufwerken), kann nicht Ansatzweise mit der Blütezeit der Kassette mithalten und zeichnet ein völlig falsches Bild der damaligen Möglichkeiten und Qualität. Auch meine einzig bespielte Kauf-Kassette von 1990 benutzt tatsächlich ein (dünnes) Chrome Typ II Band. Wenngleich die Angabe 120µs für den BIAS EQ seltsam ist.
(Ja, das Tape ist sehr abgenutzt. Es lief während meiner 14 Tägigen Schul-Abschlussfahrt jede Nacht.)
Aber das ist ja alles nur die Technik. Was mir wirklich gut gefallen hat und warum es sich aus meiner Sicht absolut gelohnt hat, in die alten Kassetten noch einmal rein zu hören, sind die Alben und Künstler, sprich die Musik, die man in den Jahren aus den Augen verloren hat. Manches belächle ich mit einem Schmunzeln, wie
Stryper und
Petra (meine Familie war sehr christlich eingestellt) und bei anderen Sachen freue ich mich sie wieder zu hören (Dire Straits, Pet Shop Boys, Annie Lennox, OMD ) und noch andere Alben werde ich wohl mal als CD ordern (z.B. Gary Moore).
Auch wenig Bekanntes habe ich entdeckt: Rusty Crutcher - Chaco Canyon (meditative Musik) oder Richard Souther - "Vision": The music of Hildegard of Bingen (auch irgendwie meditativ
), John and Vangelis (Schmalzig
). Oder, wo wir gerade bei Vangelis sind, das Gesicht erneut über das ewig auf und ab gedudelte 1492 verzogen.
Was mich ebenfalls freut, wie viel ich von damals noch heute höre und auch noch aktiv verfolge. Z.B. Marillon (neues Album:
An hour before its dark), The B-52s (die geben gerade ihre Abschieds-Tournee) und Jean-Michel Jarre (neues Album:
Oxymore)
Das alles war es jedenfalls Wert diese "Reise in die Vergangenheit" anzutreten und auch einiges davon noch einmal in das Hier und Jetzt mitzunehmen. Die 20 Euro für das Deck haben sich für mich gelohnt.
Was werde ich nun mit den Sachen tun? Wahrscheinlich einmal ganz in Ruhe durchhören und notieren, was ich mir auf CD nachkaufen werde. Und ggf. digitalisieren, was nicht zu bekommen ist - was aber unwahrscheinlich ist, da ich 99% von CD aufgenommen habe.
Dann vermutlich jede durchgehörte Kassette löschen, von den Stickern und Kleberesten befreien und am Ende bei den Kleinanzeige anbieten, damit ein Liebhaber daran Freude haben kann.
Das Tape Deck, die drei neuen, sowie die wenigen hochwertigen Kassetten, wie die Sony Metal-XR und TDK SA-XS, werde ich behalten. Falls mal jemand im Freundeskreis Kassetten digitalisieren will, habe ich dann ein brauchbares Abspielgerät. Mit den Tapes kann man ggf. mal gezielt übersättigte Tape-Effekte basteln.
Danke an alle, die sich hier beteiligt und mitgelesen haben (und noch werden).