Ich hatte oben schon mal angerissen, dass ich das so sehe, dass das Karma für "wertvollen content" von den usern vergeben wird.
Das das derzeitige System offen lässt, worin dieser Wert eigentlich genau besteht, hat für mich durchaus einen gewissen Charme. Weil mit der Punktevergabe DER USER darüber entscheiden kann, ob ihm ein posting etwas gebracht hat.
Ich empfinde es als eine unangenehme Beschänkung, wenn ein Karmasystem ausschliesslich "Fachbeiträge" würdigt. Ist "Wissen" das man teilt wirklich wertvoller, als jemanden zum Lachen bringen zu können oder einen Denkanstoss über ein gesellschaftliches Thema zu liefern?
Ich habe zuletzt zum Beispiel von mehreren usern Karmapunkte für eine Mundharmonikasolo im "All-Star-Jam" erhalten. Wie ist sowas einzuordnen? Eine fachliche Information war das ja wirklich nicht. Eher entertainment. Aber es hat denjenigen scheinbar etwas bedeutet - und mich ungeheuer gefreut, dass es so gut ankam.
Also: wer darf darüber entscheiden, welcher "content" wertvoll ist im Sinne des Boards und welcher nicht? Was spricht dagegen, auch "off-topic"-Beiträge zu würdigen? Ist Entertainment oder politische Bildung "pfui-bäh"? Ist die Fähigkeit, anhand der Lötstellen eines Gitarren-Verstärkers das Baujahr zu erkennen, im Vergleich dazu eine höherwertige Kompetenz? Will das Board tatsächlich "Fachkompetenz" hervorheben - und ist das mit einem Bewertungssystem zu leisten? Können die, die die Punkte vergeben, überhaupt beurteilen, ob der "Experte" nicht tatsächlich im Brustton der Überzeugung kompletten Quatsch verbreitet?
Das öffentliche Voten über die Qualität von Beiträgen finde ich auch nicht so klasse - weil es tendenziell die eigene Meinungsbildung beeinflusst. Gegen einen fett grün unterlegten, also mehrheitlich als "ganz toll" - aber dennoch vielleicht inhaltlich komplett falschen - Beitrag gegenanzuschreiben, überlegt man sich eventuell zweimal.
Ein weiterer Effekt des jetzigen Systems der nicht-öffentlichen Bepunktung: mir ist es oft passiert, dass ich für ein polarisierendes posting im Thread selbst erbitterten Gegenwind bekam - aber von passiv mitlesenden usern aber Zustimmung in Form von Karma-Punkten, die im Thread selbst gar nicht erkennbar war. Ich bin sicher, diese Erfahrung hat jeder mal gemacht. Meiner Ansicht nach hat auch das einen gewissen Charme
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Den Eindruck von Johannes, dass "Schabernack und Blödsinn" einen wichtigen Prozentsatz der Bewertung ausmachen, kann ich auch nicht teilen. Wenn ich mir (nach der Bereinigung der aktuellen "Karma-Affäre") ansehe, wer in der Karma-verteilung auf den ersten 50-60 Rängen steht, dann deckt sich das weitgehend mit meiner Erfahrung, die ich mit diesen usern habe: durchweg Leute, die auf die eine oder andere Weise etwas auf dem Kasten haben, die ich persönlich schätze und die sich ernsthaft engagieren. Dass es immer mal wieder Leute gibt, die mit Karmapunkten um sich werfen, ist schade. Erst recht, wenn die Mods das bereinigen müssen. Die Frage ist nur, ob und wie man Manipulation oder Missbrauch verhindern kann - und da fällt mir ehrlich gesagt nichts vernünftiges ein. Ich bezweifle auch, dass es ein "wasserdichtes" System gibt. Ich persönlich mag einfache Lösungen, deren "Macken" man im Zweifel kennt und leicht bereinigen kann.
Für mich ist das System, so wie es ist, gar nicht so übel. Im Einzelfall mag es zu Merkwürdigkeiten kommen, aber in der Gesamtheit tut es seinen Zweck, nämlich die aktiven und produktiven user des Boards zu belohnen und erkennbar zu machen. Ich denke, je komplexer und detailliert dieses System ist, desto weniger bringt es unterm Strich. Befrachtet es nicht mit Aufgaben, die es nicht leisten kann.