Leuten, die man nicht persönlich kennt oder die man persönlich noch nie erlebt hat, Arroganz nachzusagen, halte ich immer für sehr, sehr gewagt. Und dann auch noch zu schreiben, er scheint ein arrogantes Ar*****ch zu sein, finde ich nicht mehr nur gewagt, sondern schon selbst sehr überheblich und - Überraschung - arrogant. Und das meine ich jetzt völlig losgelöst von Bonamassa. Anhand von einzelnen Anekdoten solche Aussagen zu treffen lässt mich schon etwas zweifeln.
Aber das geht bei einem Künstler oder einer Band, der/die mit der Tour sein/ihr Geld verdient, einfach nicht. Und wenn er/sie keinen Bock hat, dann merkt man das eben deutlich.
Aber so ist's halt nun einmal. Inspiration kann man nicht erzwingen, dann spielt man halt einfach mal schlecht. Ist natürlich für die Zuhörer schade, aber da steckt man nicht drin. Wie man sich sonst dem Publikum gegenüber verhält ist etwas anderes. Ein "Danke" zwischen Songs und ein kurzes Hallo o.ä. geht mMn. immer, aber auf Entertainer machen wenn man einen richtig beschissenen Tag hatte geht halt auch nicht immer. Und das MUSS es mMn. auch nicht - da stehen MUSIKER auf der Bühne und nicht überwiegend Entertainer. Das das eine mit dem anderen in gewissen Maße auch zusammenhängt ist mir klar, aber das eine ist nicht zwangsweise das andere. Wenn ich an das letzte Robben Ford Konzert denke das ich besucht habe...da war NULL show. Robben kam auf die Bühne und hat gespielt - das war's. Nicht groß geredet o.ä., einfach gespielt. Und es war der Hammer!
Ich habe mich vor ein paar Monaten mit Kim Simmonds von Savoy Brown unterhalten. Der steht schon seit 50 (!) Jahren auf der Bühne und meinte (sinngemäß) "Mein Gott, es gibt einfach Abende da geht alles schief. Der Sound ist scheisse, das Licht nervt dich und die Fahrt zur Location war der Horror. Und dann spielst du eben auch mal schlecht, so läuft es einfach. Wir sind keine Maschinen".
Wenn dann jemand 150 Gigs im Jahr spielt und man erwischt einen der nicht so toll lief - extrem schade, keine Frage. Aber wenn alle Gigs so schlecht wären, dann hätten die Künstler mit Sicherheit kaum so großen Erfolg.
Auch das unabhängig von Bonamassa. Mir fällt nur seit einiger Zeit schon auf, dass die Erwartungshaltung einiger Leute hier an Künstler teilweise so extrem hoch zu sein scheint, dass sie kaum mehr zu erfüllen ist. Wenn B.B. King zum millionsten Mal das selbe Lick spielt (und das tut er) wird er in den Himmel gelobt wie sehr er seinem Stil treu bleibt (ich liebe B.B. King - nicht respektlos gemeint), und wenn andere, neue Künstler das tun, heißt es sie wären einfallslos. Anderes Beispiel: Stevie Ray Vaughan - mein absoluter Bluesgott, ich habe alles von ihm was ich finden konnte - hat auch immer und immer wieder die selben Licks gespielt. Ich konnte bei Aufnahmen, die ich vorher nicht gehört hatte schon beinahe vorhersagen wie das Solo weitergeht.
Gefällt einem die Musik/der Musiker, dann stört einen so etwas nicht. Gefällt einem die Musik/der Musiker eben nicht, findet man's halt langweilig - ist ja auch das gute Recht eines jeden! Aber dann relativ schnell Behauptungen aufstellen à la "arrogantes Ars****ch" und "Er spielt immer nur das selbe" ist doch etwas einfach.