Die Frage ist...will man als Gitarrist diese absolute Freiheit dann?
Gitarristen haben als Instrumentalisten - wenn man mal von Sachen wie Synthesizern absieht - dahingehend sowieso schon ein Alleinstellungsmerkmal, als dass bei keinem anderen Instrument die Möglichkeiten, verschiedene Sounds zu erzeugen, so breitgefächert aber gleichzeitig an das eigene Equipment gebunden ist. Bei akustischen Instrumenten wie Geigen, Hörnern, Querflöten etc. gibt es oft einen Goldstandard den eine oder mehrere sehr teure Marken repräsentieren, und das ist dann der "sound to go". Bei E-Gitarren gibt es auch einzelne dieser "Holy Grail"-Geschichten, aber ich glaube die wenigsten modern eingestimmten Leute würden noch großartig auf den PAF-Coladosen-Sound einer 59'er LP oder den einer glasig-lässigen 62er Strat abfahren, wenn sie das Instrument einfach so ohne Vorkenntnis in die Hand bekämen. Das sind für viele Leute "historische Referenzsounds" aber beileibe kein Standard an dem sich jedes andere Modell messen muss. Sonst wären Strandberg, Schecter, Ibanez, PRS und viele andere Marken schon längst platt
.
Der klangliche Standard ist für jeden Gitarristen anders. Jemand der schon immer Indie-Rock-Fan war will nen rotzigen Combo-Sound, der Hard-Rock-Fan nen aufgedrehten 800er und der Kollege mit den ärmellosen Bandshirts und Ohrtunneln nen 5150. Weil jeder Musik auch konsumiert und sich daraus ne Vorstellung zurechtbastelt wie er selbst am besten klingen möchte. Gibt ja Leute die sogar direkt bestimmten Vorbildern nacheifern und dann Signature-Gitarren und -Amps kaufen.
Und das Soundgefüge ist mit einer bestimmten Audioleistung verbunden, bzw. noch eher einem Frequenzgang den kleine Amps oft einfach nicht so gebacken bekommen - warum genau weiß ich ehrlichgesagt auch nicht. Die Leute kaufen ja einen richtigen Dual Rec trotz ähnlichem Gebrauchtmarktpreis nicht nur deswegen anstatt einem Mini Recto, weil sie damit ein Haus abreißen wollen, sondern weil der Kleine in gewissen Situationen ziemlich schnaufen muss. Ist eben Konstruktionssache und das was man von so einem Amp erwartet, beziehungsweise wie viel Headroom der mit so einem Verstärker verbundene Sound braucht.
Bei einem AC30 sagt doch auch keiner "Du, den hätt ich lieber mal mit zwei EL34 und 50 Watt" und - Stichwort andere Instrumentensparte - Posaunen die konstruktionsbedingt (ohne Dämpfer) nur halb so laut werden kenn ich auch keine - korrigiert mich gerne falls es sowas schon gibt