Ist die Zeit der 100 Watt Topteile vorbei?

Zumindest wird die Nische der 100+ Watt-Röhrenverstärker wohl einfach sehr viel kleiner werden. Aber die Tatsache, dass nur wenige Leute sie WIRKLICH noch brauchen heißt ja bei uns irrationalem Gitarristenvolk nicht allzu viel, da spielen auch viel Voodoo und Gear-Trends eine Rolle.

Aber auch da muss man sagen, dass ein 100-Watt-Röhrenverstärker sich wohl eher dadurch rechtfertigt, dass XY den auch so gespielt hat und es dann halt "das Original" sein muss. Die aktuellen Trends gehen ja auch eher zu Amps mit weniger Watt. (Ich meine nicht die Mikro-Amps mit 1-5 Watt, das ist ein anderer Anwendungsbereich.)

Kemper und Co. wurden ja schon genannt und haben auf Ihre Weise natürlich auch noch einmal einen immensen Einfluss. Ich glaube aber, dass es nach wie vor viele Leute geben wird, die schon aus Prinzip Röhrenverstärker spielen möchten. Aber auch unter denen erkennen meiner Ansicht nach mehr und mehr Leute, dass es 50 Watt in 90% der Fälle auch tun.

Die einzige Nische für 100+ Watt Verstärker ist in meinen Augen der extreme Metalbereich wenn nicht auf Kemper/AXE/... zurückgegriffen wird. Bei starken Downtunings und Verzerrung und dennoch Tightness-Anspruch und dann am besten noch beim Umschalten glasklaren Cleansounds kann das Sinn ergeben, ansonsten sehe ich das eher nicht.

Aber letztlich: Whatever works!

Man soll ja niemals nie sagen, aber ich persönlich schaue eigentlich immer gezielt diesseits der 50-Watt nach Röhrenamps. Transistoramps wären eine andere Geschichte, weil man da die Watt-Zahlen nochmal anders sehen muss. Aber sollte ich ein 100-Watt Röhrenamp kaufen, dann wohl nur weil ich den Amp an sich unbedingt haben möchte und nix im Bereich 20-60 Watt verfügbar ist.

Was ich derzeit noch ein bisschen vermisse sind mehr Alternativen im Bereich 25-40 Watt. Das ist für mich eigentlich ein Sweet Spot, denn meist gibt es nur 1-5 Watt, 10-15 Watt, 50-60 Watt, 100 Watt. Klar es gibt auch 30er Amps (AC30, Classic 30, The Sheriff-22 mit 28 Watt) aber wie ich finde VERGLEICHSWEISE wenig für diesen in meinen Augen hochinteressanten Bereich.

Man bekommt mit 25-30 Watt mehr als genug Power um in Standardtuning und mit nicht-extremer Verzerrung fast alles umzusetzen und trotzdem noch Cleanreserven zu haben (sei es auch nicht kristallklar, aber das wollen viele inkl mir ja gar nicht mehr unbedingt).

Also liebe Hersteller: Baut doch mal mehr 30-Watt Amps!
 
Ich frag mich halt immer, was einem das bringt. Es schadet ja nicht, 50W mehr zu haben, als man braucht.

Klar reichen im Golf 110PS, aber warum sollte ich deshalb gezielt einen Bogen um den 150PS Motor machen?
 
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Klar reichen im Golf 110PS, aber warum sollte ich deshalb gezielt einen Bogen um den 150PS Motor machen?

Weil 150 Ps mehr verbrauchen evtl. Höhere Versicherung + Steuer! Das ist ein schlechtes Beispiel gegenüber Amps. Die verbrauchen nicht viel mehr. Außer 2 Endstufenröhren mehr.
 
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Die einzige Nische für 100+ Watt Verstärker ist in meinen Augen der extreme Metalbereich
Bei meiner psychodelischen Rockband reichen 23/30 Watt nicht aus.
Wie gesagt, die 100 Watt sind nicht dafür da, ausgefahren zu werden, sondern damit man sie nicht ausfährt.
Ich hab lieber viel zu groß als sehr knapp bemessenen Headroom, deswegen werdens für mich immer 100-Watter sein.

Außerdem: Watt ≠ Lautstärke!
Ein AC30 spielt einen Valveking voll an die Wand, obwohl bzw. weil letzterer eher auf Headroom ausgelegt ist.

Die Wattangaben sind doch sowieso auch Fantasieangaben.

Deswegen verstehe ich diese Versteifung auf diese bekloppten Zahlen nicht, die Teile haben heutzutage doch alle MVs, warum dann nicht nach Klang und Ausstattung suchen, statt nach Maximalleistung, die man bei den modernen Kisten eher nicht erreichen möchte?


Nochmal:
in den 60ern und 70ern brauchte man die Leistung um die Hallen zu beschallen, und der Klang richtete sich enorm an der gespielten Lautstärke. Hier ist die gewählte Leistung immens wichtig.
Heutzutage (also seit den Mitte 80ern) schaffen die meisten neuen/modernen Amps eine deutlich größere Lautstärkespanne mit gleichbleibenderem Klang. Warum also nach Kriterien von 1968 arbeiten? Was wählste sonst nach der Maximalleistung aus? Weder PC-Leistung, Motor-Leistung, zumal die Aufpreise für Leistung nicht viel kosten, es sind die anderen Merkmale die in die Kohle gehen.
 
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Denn selbst zur Beschallung in kleinen Lokationen sind 100W Halfstacks in der Regel viel zu laut.
Dann kann man ja einen Attenuator nehmen. Machen viele, die einen Röhrenamp wegen dem Sound aufreißen wollen, aber nicht die eigenen vier Wände in die Luft jagen wollen.
 
Außerdem: Watt ≠ Lautstärke!
Das ist tatsächlich ein absolutes Missverständnis unter uns Gitarristen. Vor allem ist ein 100W Amp nicht doppelt so laut wie ein 50W oder der von dir zitierte AC30. Welche Lautstärke rauskommt hängt in sehr hohem Mass auch von der Box und den Lautsprechern ab.

Heutzutage (also seit den Mitte 80ern) schaffen die meisten neuen/modernen Amps eine deutlich größere Lautstärkespanne mit gleichbleibenderem Klang.
Weil ja auch die Klangformung eigentlich in der Vorstufe passiert und die berühmte Endstufenzerre nicht mehr so ein Kriterium ist. Wobei, wenn man es sich genau anschaut auch bei den alten Amps nicht ganz klar ist, wo die Zerre genau herkommt - aus der Vorstufe, der Endstufe oder eine Mischung aus beiden?
 
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Die Wattangaben sind doch sowieso auch Fantasieangaben.

Ja das stimmt wohl :great:


Wie gesagt, die 100 Watt sind nicht dafür da, ausgefahren zu werden, sondern damit man sie nicht ausfährt.

Für mich ist das einzige Argument gegen 100 Watt die Größe von den Dingern. Aber wenn man 100 Watt will oder braucht, z.B. wegen Headroom dann geht es halt nicht anders.
Wobei selbst wenn die jetzt bei gleich bleibendem Klang plötzlich halb so groß wären würden sich bestimmt viele dagegen sträuben, weil es nicht so cool aussieht ;)

Insgesamt sind die 100Watt Teile vielleicht nicht mehr so vorherrschend wie noch vor einiger Zeit, aber mMn ist ihre Zeit ist noch lange nicht vorbei.
 
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Bei meiner psychodelischen Rockband reichen 23/30 Watt nicht aus.
das trifft auch auf andere Richtungen zu.
Ich mache Classic Rock und beim letzten Gig ohne Amp Abnahme ( waren zu faul alles mit zu schleppen:D ), hatte ich ganz schön zu tun mit nem 40 Watter richtig schön clean zu bleiben. Da hab ich dann schon eine kleine Träne meinem 100- ter Marshall nachgeweint:weep:
 
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Weil 150 Ps mehr verbrauchen evtl. Höhere Versicherung + Steuer! Das ist ein schlechtes Beispiel gegenüber Amps. Die verbrauchen nicht viel mehr. Außer 2 Endstufenröhren mehr.
Nicht wirklich. Das Argument Versicherung + Steuer zieht vielleicht noch, aber man kann je nach Fahrweise auch sparsamer damit unterwegs sein.

Der Vergleich hinkt nicht: Der 100W Amp braucht möglicherweise auch mehr Strom, und bei den Unterhaltskosten fällt dir das beim 1. Röhrenwechsel spätestens auf.

Nichtsdestotrotz: Worauf ich hinaus will:

Eigentlich hast du meine Position eher bestärkt.

Es gibt außer den alle 5 Jahre mal anfallenden Röhrenwechsel keinen sinnvollen Grund, warum ein 100W Amp gezielt ausgeschlossen werden sollte
 
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Es gibt außer den alle 5 Jahre mal anfallenden Röhrenwechsel keinen sinnvollen Grund, warum ein 100W Amp gezielt ausgeschlossen werden sollte
naja, außer der Rücken macht nicht mehr mit, aber ansonsten sehe ich auch keinen Grund.
Mit dem Autovergleich sehe ich da nicht mal so die PS, wir haben immer gesagt, Hubraum ist durch nichts zu ersetzen. Hatte mal nen Audi B4 mit 2 Liter der hatte 90 PS, den hat man nicht tot gekriegt. Heute haben die 1,4 Liter und 150 PS und sind alle Nasenlang kaputt.
 
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Man müsste hier die Diskussion eigentlich mal in "Ist die Zeit der großen, schweren (Vollröhren-)Topteile vorbei?" und "Ist die Zeit von 100W Leistungsanforderung vorbei?" aufteilen.

Praxisbeispiel 1: Ich spiele in einer Doom Band. Saulauter Drummer, 100W Vollröhre quasi voll aufgedreht. Die Kiste hat mich 250 Euro gekostet und es klingt einfach alles superfett. Zum Gig gehts immer mit Auto, also Transport kein Problem. Einziger Bauchschmerzfaktor: Die +/- 150 Euro für den Röhrenwechsel alle paar Jahre.

Praxisbeispiel 2: Ich spiele auch in einer Crust-Band. Moderate Probelautstärke, aber live oft bescheidene akustische Verhältnisse, PA im Arsch, nix Monitor - Laustärkemassaker. Akustische Kriegsführung unter 100W unmöglich. Weiteres Problem: Meist kein Auto.
Lösung: Preamppedal and 400W Class-D-Endstufe zum Preis eines Röhrenwechsels. Passt alles in eine Tasche, wiegt 8kg mit allem Drum und Dran und hat Lautstärkereserven jenseits von gut und böse.

In beiden Fällen haben die 100W+ also ihre Daseinsberechtigung, aber ein klassischen Topteil muss es trotzdem nicht sein.
Das Konzept eines 100W-Topteils ist definitiv antiquiert, aber auch nicht komplett praxisfern. Ich stell mir immer noch gern die alten Teile hin, aber muss tatsächlich sagen, dass ich aus technologischer Sicht mich sehr schwer tun würde, ein NEUES 100W-Topteil zu kaufen.

Grundsätzlich ist die Frage ja, unter welchen Umständen man spielt. Gerade für Bands, die mit eigenem Monitoringsystem im Proberaum und live unterwegs sind, stellt sich die Frage nach der Leistung eines Amps überhaupt nicht mehr.
Als 08/15-Punkband ist man hingegen froh, wenn man seine 100W im Arsch hat, weil das Schlagzeug übel scheppert und der Monitor mal wieder durch ist.

Wir argumentieren hier also teilweise aus völlig unterschiedlichen Paralleluniversen heraus.
 
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Lösung: Preamppedal and 400W Class-D-Endstufe zum Preis eines Röhrenwechsels. Passt alles in eine Tasche, wiegt 8kg mit allem Drum und Dran und hat Lautstärkereserven jenseits von gut und böse.
Kurze Frage am Rande: was nutzt du da für einen Poweramp?
 
ich bin ja eher der konzertgänger.....und ich hatte das schon mal erwähnt.....amps klingen besser als PA....besonders, wenn PA total überfordert ist.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
mal ganz doof gefragt.
wie schafft es brian may mit 30W VOX verstärkern ein stadion zu beschallen?
 
Zuletzt bearbeitet:
Also bei mir ist zeit der 100w Topteile vorbei. Der nächste hat garantiert 200w.

Marshall-Major-200w-Head-1971-on-1960ax.jpg
 
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Bei meiner psychodelischen Rockband reichen 23/30 Watt nicht aus.
Wie gesagt, die 100 Watt sind nicht dafür da, ausgefahren zu werden, sondern damit man sie nicht ausfährt.
Ich hab lieber viel zu groß als sehr knapp bemessenen Headroom, deswegen werdens für mich immer 100-Watter sein.

Außerdem: Watt ≠ Lautstärke!
Ein AC30 spielt einen Valveking voll an die Wand, obwohl bzw. weil letzterer eher auf Headroom ausgelegt ist.

Die Wattangaben sind doch sowieso auch Fantasieangaben.

Deswegen verstehe ich diese Versteifung auf diese bekloppten Zahlen nicht, die Teile haben heutzutage doch alle MVs, warum dann nicht nach Klang und Ausstattung suchen, statt nach Maximalleistung, die man bei den modernen Kisten eher nicht erreichen möchte?


Nochmal:
in den 60ern und 70ern brauchte man die Leistung um die Hallen zu beschallen, und der Klang richtete sich enorm an der gespielten Lautstärke. Hier ist die gewählte Leistung immens wichtig.
Heutzutage (also seit den Mitte 80ern) schaffen die meisten neuen/modernen Amps eine deutlich größere Lautstärkespanne mit gleichbleibenderem Klang. Warum also nach Kriterien von 1968 arbeiten? Was wählste sonst nach der Maximalleistung aus? Weder PC-Leistung, Motor-Leistung, zumal die Aufpreise für Leistung nicht viel kosten, es sind die anderen Merkmale die in die Kohle gehen.

100 Watt sind übrigens nur doppelt so laut wie 10 Watt.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
100 Watt sind übrigens nur doppelt so laut wie 10 Watt.

Und 100 Transistorwatt sind halt keine 100 Röhrenwatt.
 
Und 100 Transistorwatt sind halt keine 100 Röhrenwatt.
Diese Aussage ist so definitiv zu pauschal und außerdem falsch. 1 Watt ist immer 1 Watt. Der Unterschied, den du meinst resultuert nur aus dem Umstand, das Transistorverstärker nicht über ihrer Leistungsgrenze arbeiten, d.h. die Endstufe übersteuert nicht.

Bei Röhrenamps ist dies anders, sobald die Endstufe zu zerren anfängt, übersteigt der Amp die Leistungsangabe, da diese idR bei festgelegtem Klirr gemessen werden.


Allerdings sind die Leistungsangaben eben oft reine Phantasieangaben
 
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Überschlagen dürften besagte 100W (bei gleicher Konstruktion,.....) ca 5db lauter sein, als besagte 30W
 
Und warum brauchen dann Bassisten eine 600 Watt Class D Endstufe wo ein 300 Röhrenteil ausreicht ? Also ich habe noch keinen 60 Watt Transistoramp gehört der mit einer 30 Röhre mithalten konnte.
 

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