Der Rock'n'Roll ist tot.
Das ist so der Eindruck, den ich hier aus vielem rauslese. "DJs nehmen uns die Auftrittsplätze weg". Wo kein Markt, da kein Konsum. Wenn sich jetzt jeder aufregen würde, dass ihm keiner beim Ausüben seines Hobbys zugucken will... Karpfenangler, Pfeifenschnitzer, Briefmarkensammler.........
Ich spiel seit 10 Jahren in diversen Bands - seit 10 Jahren zahl ich nur drauf. Gage ist ein absolutes Fremdwort. Da kriegt die weitgereisteste Band Spritgeld und der Rest n halben Kasten Bier. Aber ich spiel auch nur dort unter solchen Bedingungen, wo ich weiß, dass die Einnahmen nichts anderes hergeben. Erst recht bei Benefizveranstaltungen. Anders wär schöner, aber so isses eben nun mal nicht.
Ansonsten mach ich das, weil ich mir gerne die Locken vor nem aufgerissenen Amp föhne, mit Freunden abhänge, lecker Bierchen trinke, Mucke in den Spielpausen höre, schwitze, Musikersmalltalk halte...
Oder ist man heute nur noch damit beschäftigt, sich über Stagepresence, Social Media Auftritt, die Durchplanung der Bandzukunft und den möglichst perfektesten In-Ear-Monitorsound den Kopf zu zerbrechen?
ROCK'N'ROLL, liebe Leute!!!
Der Professionalisierungsgrad bei vielen kleinen Bands ist dermaßen hoch, dass das einfach kollabieren MUSS mit der Realität. Das geht beim Equipment los (groß, breiter, am teuersten), bei den Ansprüchen an Aufnahmen weiter (uns kennt keiner, aber wir machen mal kickstarter für 5000 Euro Studiokosten) und endet bei einer völlig überzogenen Selbstdarstellung auf der Bühne und auf Bandfotos (Haben wir alle coole, aber bitteschön unterschiedliche Shirts an? Sitzt der richtige Hardcore-Move an der richtigen Stelle?). Und dann steh ich vor der Bühne mit 15 Leuten in nem kleinen, bekackten Club mit Vorschuldkinderbemalung an den Wänden und denk mir: "Von welchem Stern sind denn die Pfeifen gefallen?"
Es gibt Unmengen an Bands - ich allein spiel in dreien. Wo sollen die denn alle spielen? Wo wollen die denn mit Ihren Ansprüchen hin? Der Kuchen ist viel zu klein, dass jeder n dickes, sahniges Stück abbekommt.
Und dann beschweren sich ausgerechnet Coverbands, dass die Auftrittsmöglichkeiten ausbleiben. Da kann ich nur sagen: Bitte hinten anstellen!
Wer covern will: bitte! Und das sind meistens auch sehr versierte Musiker - meine Anerkennung haben diese Bands allemal. Aber Hand aufs Herz: Wer will sowas sehen? Eine angesoffene Hochzeitsgesellschaft vielleicht, aber ansonsten geht mir da das Verständnis etwas flöten, dass ein Imitat nun besonders kulturförderlich sein soll, egal wie gut es ist. Da leuchtet mir die kostenoptimierende Maßnahme "DJ" deutlich ein. Statt mir eine Coverband anzuschauen, spar ich auch lieber 2 Euo Eintrittsgeld und geb das für ein kaltes Pils aus.
Live-Konzerte ziehen nur mit großen Namen und dem Erlebnisfaktor die breite Masse. Und davon gibts genug. Wer selber kein Musiker ist, hat seltener einen wirklichen Bezug zum handwerklichen Teil auf der Bühne. Ob da jetzt eine richtige Band spielt oder ein Schlagerstar völlig deplaziert mit einer
E-Gitarre um den Bauch gebunden posiert - es geht um die Show.
Das darf man alles doof finden und man kann sich drüber beschweren. Aber am Ende ist ziemlich abgehoben zu erwarten, dass eine Gesellschaft nun ausgerechnet für das eigene Hobby den roten Teppich ausrollt.
Hinter dem Volks(fernseh)sport Fußball fallen ja auch genug Sportarten hinten runter. In vielen Sportarten kämpft man ab der 2. Bundesliga ständig gegen die Insolvenz. Statt sich Handballspiele anzugucken, spielen die Leute lieber Playstation.
Skandal, Skandal!