Haute cuisine und Asia-Nudelbox - oder die Fee namens Serienstreuung

  • Ersteller Blade Runner
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Auch, wenn ich Deinen ersten Absatz nicht ganz verstehe

Wenn es in einer Serie einen Qualitätsdurchschnitt gibt, muss dieser in der Mitte liegen, so dass es genauso viele über- wie unterdurchschnittliche Gitarren einer Serie geben muss. Logisch? Wie kann es dann sein, dass 90% aller Gitarrenbesitzer meinen, ihr persönliches Exemplar gehöre zu den überdurchschnittlichen? ;)

Das gleiche Phänomen begegnet einem im Straßenverkehr: 90% aller Verkehrsteilnehmer halten sich selbst für überdurchschnittliche Autofahrer. :eek:

muss ich Dir beim letzten uneingeschränkt Recht geben. Im Bandkontext geht ziemlich viel vom teuer bezahlten Luxus-Sound unter. Keine Sau wird den Unterschied zwischen CS und Serie raushören. Das ist reine Liebhaberei, die der Gitarren Aficionado nur zu seinem eigenen Vergnügen betreibt.

Und das soll ihm auch herzlich gegönnt sein. Peace and Love. :)

Alex
 
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Ah, OK - dann muss ich Dir auch beim ersten Absatz absolut Recht geben :)

Ich glaube aber, dass die 90%, die sich wähnen zu den Serienstreuungsgewinnern zu gehören, einfach bloß zu ihrer Zufriedenheit das bekommen haben, was eine gut gesteuerte Massenproduktion an Qualität zu liefern vermag ... und die 10%, die sich nicht dazu zählen, die Montagsmodelle gezogen haben. Denn, wie an anderer Stelle in diesem Thread schon erwähnt, ist bei einer Produktion mit wenig Handarbeit gar kein Raum für einen Ausreißer nach oben. Entweder optimal, oder Montags-mäßig sche!ße.
 
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Ein Beispiel zum Nachdenken:

Ich habe den Link leider nicht greifbar, aber in einem psychologischen Experiment wurde Testpersonen Kaffee aus verschiedenen farbigen Kannen
eingeschenkt.
Es war in jeder Kanne derselbe Kaffee, doch die Probanden bewerteten ihn je nach Kannenfarbe anders,
da ihnen die Farbe eine Erwartungshaltung suggerierte:

Blaue Kanne = der Kaffee ist kälter,
Rote Kanne = der Kaffee ist wärmer,
Schwarze Kanne = der Kaffee ist stärker

usw...

Man könnte nun argumentieren, der Kaffee oder die Kanne hätten eine Serienstreuung. ;)
 
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Im Bandkontext geht ziemlich viel vom teuer bezahlten Luxus-Sound unter. Keine Sau wird den Unterschied zwischen CS und Serie raushören. Das ist reine Liebhaberei, die der Gitarren Aficionado nur zu seinem eigenen Vergnügen betreibt.

Also ich höre den Unterschied noch nichtmal ohne Bandkontext raus :ugly:
Ich glaube ehrlich gesagt auch nicht an die Theorie, dass ein guter Gitarrenbauer durch gezielte Holzselektion im Stande ist das Klangbild einer solidbody eklampfe nach Wunsch zu formen, a la "Wenn Du an Deiner Klampfe mehr hohe tiefmitten möchtest muss ich für den Hals ein Stück aus genau diesem Brett an genau dieser Stelle raussägen..."
Ich erwarte von einem Gitarrenbauer dass er ein Instrument abliefert, dass einerseits optisch meinen Ansprüchen genügt und andererseits eine gute Bespielbarkeit/Saitenlage gewährleistet ist mit allem was halt da dazugehört ( Sattelkerben, Bünde abrichten, Halskrümmung, Saitenreiter ect. ). Aber klanglich...


Ein Beispiel zum Nachdenken:

Ich habe den Link leider nicht greifbar, aber in einem psychologischen Experiment wurde Testpersonen Kaffee aus verschiedenen farbigen Kannen
eingeschenkt.
Es war in jeder Kanne derselbe Kaffee, doch die Probanden bewerteten ihn je nach Kannenfarbe anders,
da ihnen die Farbe eine Erwartungshaltung suggerierte:

Blaue Kanne = der Kaffee ist kälter,
Rote Kanne = der Kaffee ist wärmer,
Schwarze Kanne = der Kaffee ist stärker

usw...

Man könnte nun argumentieren, der Kaffee oder die Kanne hätten eine Serienstreuung. ;)

Das Experiment gibts auch mit rotem und weissem Joghurt, jeweils mit identischem Zuckergehalt, trotzdem wird der rote Joghurt von Probanden als "süsser" bewertet, weil halt mit der roten Farbe ein Kirsch-,Erdbeer-,Himbeer-, Sonstwasaroma assoziert wird. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum Palisander Griffbretter dunkler klingen als Ahorn Griffbretter :D
 
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... Ich glaube ehrlich gesagt auch nicht an die Theorie, dass ein guter Gitarrenbauer durch gezielte Holzselektion im Stande ist das Klangbild einer solidbody eklampfe nach Wunsch zu formen, a la "Wenn Du an Deiner Klampfe mehr hohe tiefmitten möchtest muss ich für den Hals ein Stück aus genau diesem Brett an genau dieser Stelle raussägen..."

Auch wenns etwas mühsam ist, aber man sollte sich doch mal die Videos zum Thema Tone Wood anschauen, die ich vorher gepostet habe.

Ich denke schon, dass man da was machen kann, wenn man über genügend Erfahrung verfügt. Aber ich sags noch einmal, die Gitarrenbauer, die ich hier in der Nähe habe, bestellen je nach Auftrag ein Brett und eine Planke für Body und Hals beim Holzhändler ihres Vertrauens, haben aber kaum Möglichkeit sich dort vorort gezielt was auszusuchen. Mag sein, dass das bei Gitarrenbauern, die in größerem Rahmen E-Gitarren bauen, und schon ein entsprechend größeres, eigenes Holzlager haben, anders sein könnte.
 
Grundsätzlich wird es wohl schwierig werden, uns auf eine objektive Bedeutung des Holzes für den Klang zu einigen. Das Internet streitet da schon länger. Da das Holz aber nur Mittel zum Zweck sein soll (Klang, Gewicht, Aussehen, Legende), denke ich, jeder der eine Spitzengitarre ausprobiert kann für sich beurteilen ob das Instrument ihn begeistert oder nicht. Das ist natürlich subjektiv, aber das soll ja auch so sein: Wenn jemand sich eine Spitzengitarre zulegt, macht er das ja nicht um das (von mir eben erfundene) Bielefelder Institut zur objektiven Erforschung der Qualität von Gitarren zu befriedigen, sondern eben nur sich selber. Das einzige brauchbare Kriterium das ich sehen kann, um die Qualität einer Gitarre zu beurteilen, ist die Zufriedenheit des Gitaristen der sie spielt. (Oktavreinheit z.B. wäre ein objektives Kriterium, aber das ist eher eine Einstellungssache als eine Frage der Bauqualität.)

Angenommen Holz ist ein Faktor, finde ich es sinnvoll das hier noch ein wenig zu klären.
Wenige Gitarrenbauer von nebenan werden die Möglichkeit haben, sich aus einem gut sortierten Lager mit Tonhölzern bedienen zu können, um die für ihr Vorhaben, eine GANZ BESTIMMTE Gitarre zu bauen, passende Planke für den Hals herauszusuchen.

Läden wie der Fender Custom Shop gewinnen definitiv was die Vielfalt angeht, in dem Volumen kann kein einzelner Bauer einkaufen. Aber, den Qualitätswettbewerb würde ich damit nicht als gewonnen sehen. So wie ich das von den zwei Gitarrenbauern kenne, bei denen ich schon Kunde gewesen bin, kaufen die Holz und lagern es selber. Interessanterweise hat mein 2. Gitarrenbauer die Werkstattbestände von meinem 1. Gitarrenbauer eingekauft, als der verstorben ist. Ich versuche hier zu skizzieren wie Gitarrenbauer an Sammlungen von anständig gelagertem Holz kommen können. Je länger so eine Werkstatt existiert um so besser ist sie mit Holz gerüstet. Und das wiederum ist meines Wissens eine Schwäche der größeren Hersteller: Man bekommt nur noch schwer ausreichend gelagertes Holz, und schon gar nicht in dem Volumen in dem eine Firma wie Fender einkauft. Käme jetzt das Argument, das der Custom Shop natürlich auch in der Lage ist kleine Mengen gut gelagerten Holzes zu kaufen, müßte ich dem Recht geben, aber das würde den anderen Vorteil ja dann aufheben, daß sie in größerem Volumen einkaufen und daher aus einem viel größerem Vorrat auswählen können.
 
Hier mal ein kleiner Auszug aus dem SUHR-Thread:
Suhr schrieb:
Here is the deal
We buy lumber from the best source we can get Alder. Alder is rated by knots, Ash by weight. So when we get Alder we pay extra to sort through it and we return at least half the lift after weighing the wood. It is already dry and ready to cut into body blanks, but we cut it up and dry it some more in a Kiln. Out neck wood is Old growth Maple and comes from someone who has been doing this for the guitar industry for many years. He is a maple expert and all our neck wood is North East Slow growth Old Growth hard rock maple. Some people use canadian or midwest wood.
You can buy lumber, you will have to cut it up, sort the pieces, do more drying in a Kiln. Or you can buy some blanks from Warmoth, I have seen some damm light Alder come from Warmoth, I dont know where their maple neck blanks come from.

There is no magical luthier trees, I might have different advice depending on exactly what you need IE : Maple, Ash, Alder, wood for your neck ? How much do you need?

meine Übersetzung (mit dem Eingeständnis wahrscheinlicher Übersetzungsfehler ... :) )

"So funktionierts
Wir kaufen Schnittholz von der bestmöglichen Quelle von der wir Erle bekommen können. Erle wird nach Knoten? (ich vermute Maserung), Esche nach Gewicht bewertet. Also, wenn wir Erle kaufen, bezahlen wir extra, um durch sortieren zu dürfen und wir senden zumindest die Hälfte der Charge nach dem Wiegen des Holzes zurück. Es ist bereits trocken und bereit, in Body-Rohlinge geschnitten zu werden, aber wir schneiden Sie grob zu und trocknen sie noch etwas mehr in einer Trockenkammer.

Unser (ich vermute Schreibfehler „our“) Holz für Hälse ist altes Ahorn-Holz und kommt von jemandem, der dies für die Gitarren-Industrie schon seit vielen Jahren gemacht hat. Er ist ein Ahorn Experte und all unser Holz für Hälse kommt aus North East, langsam gewachsener, alter Hard-Rock Ahorn. Einige Leute benutzen kanadisches oder Midwest Holz. (in einem anderen Thread betont er, dass er niemals kanadischen Hard Rock Maple, wie vielfach üblich, verwenden würde.)
Man kann Holz kaufen, es zuschneiden, sortieren, darüber hinaus die Stücke in einer Trockenkammer trocknen, oder man kann einige Bretter von Warmoth kaufen. Ich habe ich einige ziemlich leichte Erle von Warmoth gesehen, ich weiß nicht, wo ihre Hals-Rohlinge aus Ahorn Rohlinge herkommen.


Es gibt keine magischen Gitarrenbauer-Bäume. Ich könnte den einen anderen Vorschlag machen, je nachdem, was Sie genau brauchen, IE: Ahorn, Esche, Erle, Holz für den Hals? Wie viel brauchen Sie?"


Klar ist das auch Confirmation Biasing, aber wie gesagt, mir gefällt die Herangehensweise, der Aufwand, der bei SUHR getrieben wird und die Bewusstheit mit der der Mann offensichtlich versucht das bestmögliche herauszuholen. Deshalb habe ich mich damals dafür entschieden. Dass seine Gitarren im oberen Drittel rangieren, wird durch die große Akzeptanz vieler guter Gitarristen belegt. Nicht von ungefähr taucht sein Headstock in vielen Equipment-Vorführvideos in der Hand der vorführenden Experten auf.

Ich denke, der Thread-Titel ist gar nicht schlecht gewält. Denn die Analogie zum Essen ist nicht zu übersehen. Man kann auf vielfältige Weise satt werden. Auch mit einer Asia-Nudelbox, oder für etwas mehr, mit guter regionaler Küche, oder eben mit Haute Cuisine. Entscheiden muss es letztendlich jeder selbst, an welchen Tisch er sich gerne setzt, oder setzen kann. :)
 
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"Confirmation Biasing" ist ein klasse Wort. So wie "Paradigmenwechsel". Aber egal..... :)

Nur der Vollständigkeit halber möchte ich anmerken, dass Holzauswahl im großen Stil (wie bei Suhr) eigentlich von allen namhaften Anbietern betriebenen wird. Das kann man bei EBMM, bei PRS und anderen in den entsprechenden Foren ganz gut nachlesen. Und da kommen am Ende im Allgemeinen auch wirklich gute Gitarren raus. Ganz zu schweigen von den etwas kleineren Manufakturen wie James Tyler, Tom Anderson und anderen.

Und die Holzqualität/allgemeine Qualität von einheimischen Gitarrenbauern wie zB. Jörg Tandler oder Boris Dommenget lässt nun auch wirklich nichts zu wünschen übrig. Das ist dann unterm Strich schon ganz ganz weit weg von "Hausmannskost".

Hochinteressant finde ich diesem Zusammenhang (Holzqualität) den finnischen Gitarrenbauer Juha Ruokangas. Wer die 45 Minuten Zeit hat, sollte sich folgenden Vortrag zum Thema "Thermo Treated Wood" mal ansehen. Sehr seriös, sehr unaufgeregt, sehr aussagekräftig.

 
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Danke für das informative Video! :great:

...Und die Holzqualität/allgemeine Qualität von einheimischen Gitarrenbauern wie zB. Jörg Tandler oder Boris Dommenget lässt nun auch wirklich nichts zu wünschen übrig. Das ist dann unterm Strich schon ganz ganz weit weg von "Hausmannskost". ...

... ich sag ja, das was ich mit dem vielleicht etwas leichtfertigen Begriff "tapferer Gitarrenbauer von nebenan" meinte, bezog sich nicht auf etwas größere Manufakturen bei uns hier in Deutschland. Ab einer bestimmten Größenordnung wird auch da eine aufwändigere Selektion und Holz-Vorbereitung möglich sein.

Der Gitarrenbauer, der mir damals meine Tele veredelt hat, kauft Strat-Bodies und Hälse aus Japan und bietet dieses Kit mit Basisteilen - Mechaniken, Trem, Standard-PUs, Elektrik, einfarbig lackiert - für ca. 900,-EURO an. Boutique-PUs, Nitro und bessere Hardware kostet Aufpreis. Da kann dann gut und gerne noch einmal bis zu 1000,-EURO fällig werden, je nach Wunsch.
 
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Die meisten Leute sind der Ansicht, dass es durchaus Serienstreuung gibt - und dass ihr Exemplar deutlich besser klingt als der Seriendurchschnitt.

Es gibt auch nichts auf der Erde, das so gerecht verteilt ist wie Verstand. Jeder ist der Meinung, er hat genug davon.

Mit genügend Verstand wird es doch jeder schaffen, das beste Instrument aus der Serie herauszufiltern, oder?

:mampf:
 
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Vorab: ich gehöre zu den Leuten, die der Meinung sind, dass Pickups+Amp+Effekte+Konstruktion > 95% des Klangs ausmachen, wenn das Instrument sauber verarbeitet ist. Und unter Konstruktion verstehe ich Strat, Tele, Les Paul, nicht das Holz.

Warum habe ich mir dann bauen lassen?
1. Bespielbarkeit
2. Verarbeitung
3. Optik

In den ersten beiden Punkten zieht Handarbeit in Kombination mit guten Werkzeug/Maschinen gnadenlos an jeder Serienproduktion (egal aus welchem Land) vorbei.
Zum letzten Punkt: eine AAAAA Decke kostet nunmal scheiß viel Geld. Genauso wie seltene handselektierte Holzer mit makelloser Maserung.

Braucht man das? Eigentlich nicht... Aber es ist auch geil einen Audi zu fahren. Ich fahre halt einen Hyundai - weil ich für Autos nicht so viel übrig habe - und hab dafür eine Masterbuilt Gitarre.
 
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Ich habs schon x-mal gesagt, Holz muss eine Rolle spielen - warum klingen Pickups in der einen Gitarre Sche!ße und in einer nahezu baugleichen anderen erstklassig????? Selbst erlebt - SUHR vs Blade - hier im Thread schon beschrieben.

... aber mittlerweile habe ich diese Holzleugnerei auch satt - egal, es ist Liebhaberei und jeder soll sich seinen eigenen Reim machen. :)
 
Ich sage auch nicht, dass es keine Rolle spielt. Meiner Meinung und Erfahrung nach jedoch eine untergeordnete ;)
Gehöre aber auch nicht zu denen, die praxisferne Soundtests machen, sondern immer im Kontext vergleiche.
Und mir braucht man nichts vom Holz erzählen, wenn es Aufnahmen gibt, in denen Strats wie LPs klingen und umgekehrt.

Aber das "Tonewood" Thema ist hier ganz schön Offtopic.
 
Die "Serienstreuung" muss bei Klein(st)serien bzw. individuell gefertigten Gitarren einfach viel viel grösser sein als bei Massenherstellung. Ich spreche hier vom "echten" Bauen von Grund auf, inkl. Hals. Klar, oder? Wenn man mit den (industriell gefertigten) Body Blanks und Hälsen loslegt, ist das doch wieder keine Handarbeit mehr.

Wenn ich mir ganz individuell meine Gitarre selbst bauen lasse, dann ist die ein Einzel-Stück - es gibt also nicht mal eine Serie, mit der ich sie vergleichen kann, oder sie Serienstreuung ist 100% (die Gitarre danach ist eine ganz andere, also komplett abweichend von der davor). Hier hat jemand allein in einer winzigen Werkstatt aus Holz und Metall und Lack und etwas Elektrik eine Gitarre gemacht. Respekt! Qualität des Instruments ist irgendwas zwischen grottig (Hansi baut seine allererste Gitarre) bis göttlich (ein versierter Meister baut eine Gitarre für einen Rockstar).

Auch hier gibt's schon eine Stufe: Es gibt da so einige kleine Bauer, die z.B. Hälse oder Bodies zukaufen, weil die halt einfach gut am Markt zu kriegen sind und das auch noch in sehr guter Qualität - eine E-Gitarre ist so komplex nun auch wieder nicht, man kann durch Automatisierung eben auch einen hohen gleichbleibenden Standard erreichen.

Nun gut, eine Custom Shop oder Masterbuilt oder eine Gitarre aus einer Edelschmiede ist irgendwo dazwischen - da wird dann schon mit ein paar Maschinen mehr gearbeitet, aber halt irgendwie in-house (so hofft man als Kunde zumindest), jeder Gitarre wird mehr Zeit gewidmet etc etc.

Und am anderen Ende der Skala stehen dann die "Massen"produkte, seien es die (teureren) USA made oder die (preiswerteren) Mexico made oder die (noch weniger kostenden) Asia "Nudelboxen". Oh, by the way: Echte Asia Nudelboxen, also Ramen Nudeln und so, haben seit Jahren bis Jahrzehnten eine absolut gleichbleibende Qualität bei identischem Geschmack (habe ich für Notfall wie Grippe oder Kater immer im Schrank), also irgendwas muss es mit dieser Massenproduktion ja auf sich haben.

Will sagen: Es gibt da ein ziemliches Spektrum, es ist mal wieder nicht alles nur hell oder dunkel.

Meine ganz eigene Wahrnehmung: Die meisten Billigst-Gitarren sind heutzutage wirklich brauchbare Instrumente. Das war als ich aufgewachsen bin sehr anders! Die meisten Nudelboxen sind ganz gut gemacht und man kann drauf spielen... WENN (und das ist meine eigene persönliche Wahrheit) man Zeit und/oder Geld in das Setup investiert.

Ich bin nun handwerklich nicht ganz doof, habe aber keinen Platz für eine Werkstatt. Auch lohnt es sich schlichtweg nicht, dass ich mir tolles Werkzeug für Sattel kerben, feilen, polieren, und was weiß ich noch alles kaufe. Ich habe aber gelernt, was ein komplettes Set-Up durch einen wirklich guten (!) Techniker/Gitarrenbauer wert ist, und trage auch meine billigen Instrumente gerne dort hin. Selbst, wenn das Set-Up bei einer 250-EUR-Gitarre nochmal 75 kostet und damit ein Drittel des Kaufpreises - es lohnt sich, weil das Teil danach eher in Richtung 400-EUR-Gitarre spielbar sein kann.

Auch ich bin aber einer der Fraktion mit einer echten US Strat und allen vorweg meiner National Reso-Phonic Style O im A-Gitarren-Bereich... und denke grad drüber nach, mir eine E-Gitarre auf den Leib schneidern zu lassen. Meine "beste" E-Gitarre ist aber nicht die Strat, sondern die "Designed in Memphis, assembled in Korea, Set-up in Memphis" St. Blues 61 South. Auch hier ist denke ich das Finish durch wirklich gute Bauer entscheidend.

Also: Custom Shop oder Billig, beides können gute Instrumente sein. Aus meiner Sicht ist der Unterschied aber auch und gerade ganz am Ende des Prozesses - der Kleinstbauer kennt das Instrument in- und Auswendig und tut sich bestimmt leichter, alles perfekt einzustellen. Die Mittelklasse-Gitarre kann vielleicht durch PLEKen und Optimieren von Hals noch verbessert werden. Die Nudelbox braucht einen gescheit runtergefeilten Sattel und eine etwas bessere Abrichtung von ein paar Bünden, um ein ganz gutes Instrument zu werden. Kommt die Nudelbox an die Haute Cuisine ran? NEIN - aber sie ist verdammt nah dran, dass es sich "eigentlich" nicht lohnt.

Um aber die Kurve zurück zu kriegen: Ich kann selbst hochwertiges Fleisch kaufen und mit Grill und Ofen ein ziemlich perfektes Steak produzieren, dazu ein toller Rotwein. Ich kann für "dasselbe" auch 50 EUR für Fleisch, nochmal 30 für Vorspeise und Beilagen, und 100 für den Wein zahlen (der mich nur 40 gekostet hätte) - trotzdem gehe ich ab und an gerne in sehr gute Restaurants. Genau aus dem Grunde finde ich auch tolle handgemachte hochwertige (und als Konsequenz teure...) Gitarren geil.
 
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:great: ... schöner Beitrag
 
Ich kann hin und wieder mal unterschiedliche Verarbeitungsmängel feststellen. Aber ...

Serienstreuung ist für mich ein Mechanismus, eigene Ambivalenzen und Widersprüchlichkeiten zu rechtfertigen, um die eigenen Unzulänglichkeiten verleugnen zu können. Wenn ein gewisses Modell gestern gut geklungen hat, kann es nicht sein, dass es heute schlecht klingt. Wenn ein Instrument bei mir nicht klingt und bei wem anderen schon, ist die Serienstreuung ein bequemes Erklärungsmodell.

Ich kann mir gut vorstellen, dass ein Großteil der Serienstreuungsfetischisten im Blindtest eine Streuung bei ein und der selben Gitarre feststellen würden.

:D

Und mir braucht man nichts vom Holz erzählen, wenn es Aufnahmen gibt, in denen Strats wie LPs klingen und umgekehrt.

Das tun sie dann, wenn man mit einer Menge Fx den Grundcharakter des Klangs verbiegt.
 
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Jede Gitarre mit der man das nicht machen kann ist wertlos:

Da sind jetzt nur bedingt die typischen Straßenmusiker ... (nur am Rande) ...

Die akustische Gitarre ist eine Tommy Emmanuel Maton aus der 2500 EUR Klasse.

Schön, dass die auf dem Dorfplatz auch Auslauf bekommt :great: ...

Gruß
Martin
 
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... ich glaube die Diskussion würde in dem Moment erheblich ergiebiger werden, wenn sich die Teilnehmer alle einmal darauf verständigen könnten, den Klang ihrer Gitarren in einem nahezu cleanen Arbeitsbereich zu bewerten. Ganz absurd würde es, wenn Metaller ihre 7Saiter am Highgainamp zu Edelstrats am cleanen Fender mit in den Ringe werfen würden
 
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Ich kann mir gut vorstellen, dass ein Großteil der Serienstreuungsfetischisten im Blindtest eine Streuung bei ein und der selben Gitarre feststellen würden.

Ich kann dir auch versichern, dass der Profi mit Faible im Klang dir genau beschreiben kann was du für Unterschiede hörst, wenn die Verbindungsschraube am Hals nur ein wenig gelockert wurde, oder die G-Saite angehoben wurde und damit etwas anders im Akkord schwingt. Nicht als Vorhersage, aber in der Wirkung die es nach Ausführung hat.

Ich würde es nie selbst hören, aber ich kann die Veränderung wahrnehmen, wenn mir einer beschreibt auf was ich zu achten habe.

Und gerade Saitenhöhe über dem Magnetfeld der PU's ist etwas, dass nach Transport um die halbe Welt und unvorhersehbaren Klimaschwankungen massiv zum Tragen kommt.

Es müsste also erst mal beschrieben werden unter welchen Voraussetzungen nach Serienstreuung gesucht wird. Aus der Fabrik, oder nach persönlichem SetUp. Ein persönliches SetUp wird aber alleine schon Unterschiede hervor bringen, denn ich stelle meine Gitarren nach Feel und Ton ein. Was dabei als Höhe der Saiten rauskommt, ist sekundär. Eines ist aber sicher, sie (die selbe Gitarre) wird nicht gleich klingen, wenn du es machst. Das Optimum der Einstellung ist der Verbund aus dir, der Gitarre und deinem Verstärker ... ;)

Gruß
Martin
 
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... ich glaube die Diskussion würde in dem Moment erheblich ergiebiger werden, wenn sich die Teilnehmer alle einmal darauf verständigen könnten, den Klang ihrer Gitarren in einem nahezu cleanen Arbeitsbereich zu bewerten. Ganz absurd, würde es, wenn Metaller ihre 7Saiter am Highgainamp zu Edelstrats am cleanen Fender mit in den Ringe werfen würden
Da kann ich dir leider überhaupt nicht zustimmen. Lass mich erklären wieso:
Man nehme eine Spitzengitarre wie z.B. eine Suhr Strat und stelle sie einer anderen Spitzengitarre wie die ESP Superstrat die Körk spielt gegenüber. Ich bin absolut überzeugt davon, dass beides Spitzeninstrumente sind. Ich bin mir ziemlich sicher, daß die Suhr clean vielseitiger und charaktervoller ist. Und kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass der Herr von Metallica mit der Suhr glücklicher wäre, nicht mal dann, wenn die Suhr eine mit Floyd Rose wäre. Clean ist bei Metallica nur eine Sonderanwendung.

Ich glaube nicht, dass es darum gehen kann ein allgemeines objektives Maß für eine gute E-Gitarre zu finden, die Ansprüche der unterschiedlichen Musiker sind zu unterschiedlich. Die Anforderungen der Musikstile sind zu unterschiedlich.
 
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