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Light My Fire - ein prima Song, von einer Gruppe, die tonangebend in der Rockgeschichte war.
Hier meine Analyse:
Die Einleitung beginnt mit:
G D7
vermeintlich Tonika und Dominantseptakkord, doch hereingelegt! Es geht in typischer Rockharmonik weiter mit F!
Ein
vermeintlicher Leitton (hier f#) ist in der Rockmusik, wie früher schon festgestellt, oftmals nicht leittönig . Denn er geht nicht einen Halbton nach oben, sondern nach unten!
Dann folgt eine
Kette von Quintfällen:
F Bb Eb Ab
Unterbrochen werden die Quintfälle durch einen Halbtonschritt nach oben zum
A7
Wieder ein Domiantseptakkord? Wer es glaubt, wurde abermals hereingelegt.
Die Doors wurden durch den Blues geprägt, also liegt die
bluesige 7 nahe.
Und die wird in einer späteren Strophe im Gesang betont, wenn die Melodie höher geht, auf der eins, nach dem Auftakt.
Der Begleitakkord wechselt in der Strophe zwar zu Am, doch im Blues ist das mit der Terz ja so eine Sache: Mal ist sie klein (meist in der Melodie), mal ist sie groß (meist im Begleitakkord). Hier wird durch die veränderte Klangfarbe im Begleitakkord der Beginn der Strophe markiert.
Wir hatten in der Begleitung die große Terz vermisst? Sie wird nachgeliefert, denn sie ist im folgenden F#m enthalten. Mit dem andauernden Wechsel zwischen Am und F#m, ändert sich auch ständig die Größe der Terz zum Grundton A.
Wieder eine Anlehnung an den
Blues. Dort ist (i.d.R. in der Melodie) die Terz ebenfalls nicht festgelegt. Sie kann klein oder groß sein oder etwas dazwischen.
Es wurde aber noch ein weiterer Ton eingeführt, die große Sexte, das f#.
Wenn wir Moll (Am) als Bezug nehmen, da es in den betonteren Takten 1 und 3 verwendet wird, so hätten wir Dorisch. Das ist allerdings etwas geschwächt durch die große Terz c# (in F#m). Also
Dorisch und ein
schwächeres Mixolydisch. Dadurch wird der Strophe ein instabiler schwebenden Charakter verliehen. Würde man die Terz weglassen, entstünde ein Wechsel von Quinten und Sexten, wie man sie, freilich schneller, aus Boogie/Rock`n Roll- Begleitfloskeln kennt (
Beispiel).
Nun folgt der Refrain mit G A D D
Im Sinne der
klassichen Kadenz IV-V-I wäre jetzt die Tonart D festgelegt. Damit wäre der schwebende Charakter beendet und diese Kadenz wird ja auch zur Bestätigung noch wiederholt. Alles klar?
Natürlich nicht, denn es folgt dieses Mal statt des zweiten D ein B7. (B wäre die verdurte Parallele zu D.) Wie geht es weiter? Ist B7 ein Dominantseptakkord?
Noch einmal G D ... und jetzt: E7
Prima! Wir sind erleichtert, denn das passt! Endlich haben wir einen
"echten" Dominantseptakkord. Der Höhepunkt des Songs ist erreicht! Wir können durchatmen! Denn jetzt kann es ganz logisch wieder mit der Tonika (Am) der Strophe weitergehen und diese Erwartung wird nach der Steigerung voll erfüllt. (B7 könnte im größeren Zusammenhang als Doppeldominante gedeutet werden.)
Ziemlich genial, wie der Song harmonisch aufgebaut ist! Er kann ebenfalls als Beispiel der
Verbindung von Elementen aus afroamerikanischem Blues und dem europäischen Denken gelten.
Light My Fire war ein Welthit und die Doors waren 1969 die bestbezahlteste Live-Band der Welt.
Wer aber glaubt, ihre Musik wäre nur wegen des Kommerzes geschrieben worden, der dürfte sich irren:
General Motors bot $ 75 000, um
Light My Fire in einem Werbespot zu verwerten. Jim Morrison, der die meisten Texte schrieb und der Gruppe Charisma verlieh, legte sein Veto ein.
Im Jahr 2003 bot Cadillac $ 15 Millionen für die Verwendung des Songs
Break On Through. Morrison war 1971 mit
27 Jahren gestorben und dieses Mal lehnte der Schlagzeuger Densmore ab. (Vertraglich wurde Einstimmigkeit bei derartigen Entscheidungen vereinbart.)
Seine Begründung: Der Song hat eine hohe soziale Bedeutung. Während er lief, hatten Leute das ersten Mal Sex, wurden zum ersten Mal high, Menschen starben in Vietnam während sie diese Musik hörten, andere verübten keinen Selbstmord, wegen dieses Songs. Während wir den Song spielten hatten wir immer ein magisches Gefühl.
Das alles ist nicht zu verkaufen!
(nach Geoff Boucher in: Los Angeles Times 05.10.2005)
Viele Grüße
Klaus
Edit: Inzwischen habe ich festgestellt, daß im Solo auf das c# im Begleitakkord des Verses zugunsten des d verzichtet wird und z.B. Bm statt F#m begleitet wird. Keyboarder Manzarek Improvisiert dann mit dem o.g. Material von A dorisch, jedoch liegt der tonale Schwerpunkt auf E, entspräche dann also E äolisch (polytonal/polymodal?). Muß mich damit noch näher befassen. Heute zu wenig Zeit.
Das wäre ein Trend weg vom Blues hin zu modalen Tonleitern (Kirchentonarten), die im Song ja in jedem Fall verwendet werden (nicht nur Blues Pentatonik). Ein Trend vom Blues hin zu modalen Tonleitern (meist Moll) läßt sich m.E. in der populären Musik später ohnehin ausmachen.