Ich beginne gitwork zu verstehen
Die Harmonik der klassischen Rockmusik ist anders als alles was zuvor komponiert wurde
Und das stimmt halt so nicht. Es gibt Beispiele von Songs, die "älter" als die Rockmusik sind, die die bVII Stufe haben. Z.B. Bo Diddley von Bo Diddley (1955), Skinny Minnie von Bill Haley (1958) oder Hit the road Jack (1961). Letztere Harmoniefolge entspricht der andalusischen Kadenz I - VII - VI - V (z.B. Amoll - Gdur - Fdur - Edur) Gitarristen kennen diese Harmoniefolge aus unzähligen Liedern. Happy Together von den Turtles, Stray Cats Strut von den Stray Cats usw. Die bVII ist somit keine "Erfindung" der Rockmusik, aber eines ihrer Merkmale. Ich würde auch hier keine Unterscheidungen machen zwischen Pop- und Rockmusik. In Beiden Genres taucht die bVII-Stufe auf. Ein hier in einem anderen Thread behandeltes Beispiel macht es ganz deutlich. Norwegian Wood von den Beatles entspricht wohl nicht dem typischen Rocksong, obwohl aufgrund der verwendeten Harmonien dafür prädistiniert. Das bedeutet, dass die bVII zwar ein Merkmal der Rockmusik sein kann, allerdings nicht als unbedingt bindendes.
Es gibt jede Menge Rocksongs, wo die bVII-Stufe gänzlich fehlt und man diesen Song trotzdem sofort als Rocksong definiert.
Welcher Song nun als die wirkliche Geburtsstunde der Rockmusik angesehen werden kann ist natürlich letztlich Haarspalterei
Nun ja, als die Kinks You really got me rausbrachten, coverten die Stones noch
Und dann trotzdem Satisfaction als die Geburtsstunde des Rock zu bezeichnen ist schon witzig
Das weiß ich doch, bin da ganz nah bei Dir und habe deshalb den "Beweis" ja auch in Anführungszeichen gesetzt.
Oh sorry. Wollte Dir nicht auf die Füße treten. Aber dann ist ja alles klar
Ich hab halt noch nicht erkannt, wo jetzt genau in der Rockmusik der große harmonische Unterschied zu anderen Musikstilen besteht
Wie oben bereits schon mal gesagt, gab es die bVII Stufe vorher schon. Wie sie sich in den Blues verirrt hat, ist schwer herauszufinden. Auf jeden Fall zählt Bo Diddley zu den Vorreitern der britischen Musik der 60er. The Clash haben ihn übrigens (aus Verehrung vor ihrem Idol) mit auf ihre Amerikatour genommen. Eine von vielen ungewöhnlichen Aktionen von The Clash.
The Who
ist eine der bedeutendsten englischen Rockbands der 1960er- und 1970er-Jahre. Anfangs galt sie als "Radau-Combo", die als Teil der Mod-Bewegung am "harten" Ende der "British Invasion" zu finden war. In ihrer Musik und ihrem Auftreten vertraten die vier Engländer in den ersten Jahren eine im Vergleich zu den Beatles und den Rolling Stones aggressivere Variante der britischen Rockmusik. The Who verfolgten dabei verschiedene Stilrichtungen und gelten z.B. auch als eine britische Variante des amerikanischen Rhythm and Blues. Viele ihrer Songs klingen sehr melodisch und poppig, The Who können damit auch als Vorreiter des Britpop angesehen werden
...und des Punks, und des Hard Rocks und des Heavy Metals
Sie waren die ersten, die Marshall Boxen aufeinander türmten, die ersten die bewusste Feedbackorgien auf Platte bannten, Powerchords, erste Rockoper, Stageshow usw. Neben den Beatles die einflussreichste Band.
im Vergleich zu den Beatles und den Rolling Stones aggressivere Variante der britischen Rockmusik...
Ich würde es anders formulieren. The Who waren die Band mit der dynamischsten Bandbreite. Von aggressiv zerstörerisch `My Generation´ bis zart melancholisch (jazzig) `Sunrise´ (auf The Who sell out) Ähnlich wie von den Beatles `Helter Skelter´ und auf der anderen Seite z.B. `Julia´ (beide auf dem weißen Album)
Man macht es sich sehr einfach The Who auf eine Radauband zu reduzieren. Die Stones hatten damit mehr Probleme als The Who selbst.
Ich fragte nicht ohne Grund, ob es Edur oder Emoll ist, ich hatte mich damals oft mit dem Gitarristen gestritten ob ein Akkord Edur oder Emoll ist. Als Basser ist mir ja oft wurscht, aber aus Prinzip.
Als Basser ist einem dann nicht wurscht, wenn man tatsächlich eine Terz irgendwie unterbringen muss. Aber häufig kommen die Riffs und Powerchords ohne Terz aus. Müssen sie auch, weil sie sonst verzerrt nicht mehr klingen. Also lässt man die lästig schwebenden Terzen weg.
...aber wenn dann ist er eine "Erfindung" des 19. Jahrhunderts (Diabelli-Variationen). Richtig ist, dass dies im Barock / Style galant unmöglich gewesen wäre.
Dazu habe ich eine eigene Theorie:
Aufgrund der historischen Stimmungen, die es im Barock noch gab, klang die bVII Stufe wirklich grottig. Das muss man früher denke ich ähnlich empfunden haben
Insofern kam diese Stufe klanglich überhaupt nicht in Betracht. Erst als die temperierte Stimmung sich durchsetzte, nahm auch die harmonische Vielfalt zu. Einfach deswegen, weil es nun möglich war in allen Tonarten zu spielen, verschiedene Tonarten miteinander zu kombinieren etc.
Das würde auch erklären warum die bVII Stufe schon sehr früh im Flamenco verwendet wurde. Eine Gitarrenstimmung ließ sich damals schon eher und besser zurecht "biegen" als eine Klavierstimmung. Und ich glaube, dass man zurecht annehemen darf, dass die historischen Stimmungen den Spaniern damals so ziemlich egal waren
Edit:
das ist ja gerade die Besonderheit auf die ich hinweisen will. In der Rockharmonik sind das alles Durakkorde. Mit dem Aufkommen der Verzerrer werden die Durakkorde durch Powerchords ersetzt.
Sorry, das stimmt so nicht. Spontan fallen mir `Eton Rifles´ und `Private Hell´ von The Jam ein. Da hast Du verzerrte Mollakkorde ohne Ende.
Nochmal die Edith:
Viele Stücke von The Cure, 999, Stranglers, The Who, The Damned, The Clash usw
Soll ich ´ne Liste machen