Nachdem ich wie berichtet, nach Erhalt meines zweiten Joyo Sweet Baby Overdrive (soll ja angeblich eine Kopie des Mad Professor Sweet Honey Overdrive sein) fast der Meinung war, dass ich ein komplett anderes Pedal erhalten habe (siehe meinen Eintrag vom 23.07.2012 vorher), da dieses dem vorher erhaltenen Joyo Sweet Baby Overdrive in fast nichts gleich war und völlig anders reagierte, ließ ich mir es nicht nehmen, das Ganze mal komplett auseinanderzunehmen. Evtl. auch in der Hoffnung, vielleicht eine Einstellmöglichkeit (Poti) zu finden, um die fast nicht vorhandene Overdrive Zerrintensität zu erhöhen.
Interessanterweise lies sich der Gehäuseboden beim besten Willen nicht Öffnen. Ich musste mit einem stabilen Schraubenzieher durch Hebeln abwechslungsweise in allen 4 Schraubenlöchern und mit enorm viel Kraft- und Zeitaufwand den Boden fast herausbrechen. Viel Spaß denjenigen, die das Pedal mit einer Batterie betreiben möchten und beim Gig feststellen, dass die Batterie ersetzt werden muss. Da hilft nur noch die Sprengung.
Dies geschafft ließen sich alle anderen Teile, die Muttern der Potis, der Klinkenbuchsen und des Fußschalters merkwürdig enorm leicht, eigentlich schon mit den Fingern losdrehen und entfernen. Ich vermute auch aus dem Grunde, da alle Komponenten, wie Potis, die Klinkenbuchsen und der Fußschalter direkt mit der Platine verlötet sind und bei beherzterem Anziehen der Schrauben am Gehäuse sich drehen und die Lötstellen brechen könnten.
Die Schraube der Inputbuchse war sehr locker und wie ich später wieder beim Zuschrauben feststellte, war das Gewinde der Plastikbuchse durchgedreht, also ein Festziehen der Metallöse bzw. der Mutter war nicht möglich. Diese drehte sich durch.
Wie es im Inneren des Pedals, nach kompletter Entfernung aller Schrauben aussieht, könnt Ihr anhand der beigefügten Bilder sehen (Joyo_001a.jpg bis Joyo_004a.jpg).
Man kann ein paar winzige Kondensatoren, einen Marienkäfer großen Chip und einige andere nur mit der Lupe evtl. zu identifizierenden elektronischen Teile erkennen.
Die Klinkenbuchsen sind komplett aus Plastik, lediglich die kontaktführenden Stellen sind aus Blech. Dem Fußschalter möchte man, nachdem man ihn gesehen hat, eigentlich aus Mitleid gar nicht mehr zumuten, auch mal beherzt zu treten und die Potis, na ja lassen sich drehen.
Ich denke, der Materialwert, einschließlich aller Fertigungskosten wird weit unter 10.- Euro liegen. Der Verkaufspreis liegt derzeit bei 60.- Dollar. Auf mich machte das Ganze den Eindruck eines chinesischen Kinderspielzeugs.
Wie es im Original Mad Professor Sweet Honey Overdrive Pedal aussieht, habe ich Euch ebenfalls beigefügt. Ich meine, da gibt es selbst für den Laien erkennbar, deutliche Unterschiede zum angeblichen "Klon" (Mad Professor_001.jpg und Mad Professor_002.jpg).
Ein Wechseln des nach gewisser Zeit evtl. verschlissenen Fußschalters oder der Klinkenbuchsen kann man eigentlich vergessen. Dazu benötigt man die absolut identischen China Teile, die dann direkt wieder auf die Platine in die passenden Bohrlöcher gelötet werden müssten. Also für den Normalanwender ein Wegwerfprodukt.
Ich will nicht verhehlen, dass die China Pedale, sofern und solange sie mechanisch und elektronisch funktionieren, passend eingesetzt ihren Dienst verrichten und auch ich sie (zumindest für die Probe) hin und wieder verwende, ihren Reiz haben und einige davon auch ganz passabel klingen.
Aber dass es sich hier im Vergleich zu den vermeintlichen Originalen um gleichwertige oder annähernd gleichwertige Pedale handelt, kann man getrost vergessen. Daneben sind die Fertigungstoleranzen der Pedale enorm.