Hi,
ich hatte auch mal eine China-Hagström im Hause, war aber ziemlich angepisst von dem Ding. Gut zu lesen, dass es wohl auch noch brauchbare Instrumente gibt.
Review Hagstrom HL-550
Vollakustische Jazzgitarre made in China mit laminiertem 17" Mahagoni-Korpus ohne Bindings und mit Soundposts (das sind zwei schlanke "Holzpfosten", die zwischen Decke und Boden geklemmt sind und die Rückkopplungsneigung verringern), laminierte Mahagoni-Decke ohne Bindings, schlanker Hals mit kurzer Mensur und Kunstholzgriffbrett ohne Bindings, Kunstholzbrücke, floating Humbucker, Ton- und Lautstärkepoti auf dem Schlagbrett, Stairstep-Tuner, Graphit-Sattel.
Verarbeitung: Hals zeigt leichte Torsion und Krümmung, was durch Nachstellen des Spannstabs nicht zu korrigieren ist, einzelne Bünde sind zu hoch geraten, die Enden sind nicht sauber abgeschliffen, die Oberfläche mangelhaft poliert. Saitenlage ist kaum tiefer als 4-5 mm einzustellen. Die Unterseite der Kunstholzbrücke ist nicht an die Form der Decke angepasst und liegt daher nicht richtig auf. Der Humbucker ist zu hoch für den Zwischenraum zwischen Saiten und Decke und liegt daher zu dicht unter den Saiten. Das Ton-Poti spricht erst auf den letzten 2 mm des Drehwinkels an. Die Mechaniken sind zu leichtgängig. Dies ist leider die am schlampigsten entworfene und verarbeitete Gitarre, die ich in den letzten 10 Jahren gesehen habe. Möglicherweise handelte es sich nur um einen Messe-Dummy, der gar nicht für den Verkauf bestimmt war?
Klang: akustisch gespielt macht sich die vollakustische Bauweise kaum bemerkbar, der Ton ist sehr dünn und blechern ohne die zu erwartenden Bassanteile. Selbst eine kleinere 16"-Archtop mit zwei eingesetzten Humbuckern bringt da normalerweise mehr akustischen Ton rüber. Sie ist eigentlich nicht sehr viel lauter als eine halbakustische Gitarre. Elektrisch verstärkt ist der Ton brauchbar, eher hart und gläsern hell, wer sowas mag. Den Tonabnehmer hätte ich gern ausgebaut, der schien mir an sich ganz gut zu sein, es scheint sich um ein koreanisches Standardmodell zu handeln, dass auch bei Epiphone, Aria usw. verbaut wird. In diese Gitarre passt er jedoch bauartbedingt nicht sehr gut (s.o.), man haut permanent mit dem Plektrum gegen den Tonabnehmer oder die Saiten schlagen auf. Die hohe e-Saite und die h-Saite sind im Vergleich zum Rest deutlich zu leise, was man wohl schon zu korrigieren versucht hat, indem man die Polepieces dort höher geschraubt hat, bringt aber nix.
Fazit: Gelungene Optik, missratene Technik. Weder klanglich noch verarbeitungstechnisch kann das Instrument mit anderen günstigen Modellen gleicher Bauart, etwa von Aria, Epiphone, Washburn oder Ibanez mithalten. Da wäre man mit einer Solidbody besser bedient. Finger weg.
Tja. Es gibt eben immer auch ziemliche Nieten. Dies war eine.
Beste Grüße
jpsmil
Ja, ich habe auch Glück. Ein Laden in meiner Nähe hat ca. 20 Gitarren. 7 davon Hagstroms!
