Aber noch eine Frage dazu: Bezieht sich das Sagging "nur" auf die Endstufensättigung oder beinhaltet das auch das Übersteuerungsverhalten der Lautsprechersimulation? Ich bin mir nicht sicher, wenn ich z.B. ein 1er-Vintage-Cab gegen ein 4x12er Stack in der Simulation höre. Und bedeutet das was Du sagst, dass sich das Sagging nicht nur in der Klangcharakteristik, sondern auch in der Intensität an das gewählte simulierte Cab anpasst?
Nein, war vielleicht etwas missverständlich ausgedrückt. Die CAB-Sim arbeitet völlig unabhängig. CAB-Sim und Sagging "wissen" quasi nichts von einander, sie liegen nur auf dem selben Regler, aber verschiedenen Ebenen.
Dieser (unvermeidliche) Punkt wird für mich auch immer die Krux bei Lautsprecher-/Raumsimulationen, auch bei IRs bleiben. Das schliesst sogar die Transistor. und Modeler-Technik an sich mit ein, trotz aller erstaunlich guter Weiterentwicklung.
Die leistungsabhängige Interaktion zwischen einer echten Röhrenendstufe und einem Lautsprecher kann einfach nicht auf die mathematische (Transistoren) oder computeresierte (Modeler) Ebene gebracht weden. Vor allem, aber nicht nur im Grenzbereich entsteht zwischen einer bestimmten Röhrenendstufe mit all ihren (durchaus auch fehlerhaften) Eigenschaften und einem bestimmten Lautsprecher eine unnachahmliche Dynamik. Die ändert sich schon mit einer geänderten Gehäusekonstruktion bei gleichem Lautsprecher, von den unterschiedlichen Cab-Typen garnicht zu reden. Der gleiche Lautsprecher an einer anderen Endstufe....wieder anders.
Man hat heute ein sehr gutes praktisches Niveau erreicht und gerade beim Metal bleiben eigentlich keine Wünsche mehr offen. Aber je "älter" der gewählte Musikstil, insbesondere Rock und Blues ist, desto offensichtlicher werden die Grenzen des Ganzen. Ich habe fast 50 Jahre die unterschedlichsten Röhren-/Cab-Kombinationen (von alten AC30s bis 200.Watt Marshall-Stacks gespielt (bis unser kompletten Equipment einem Brand zum Opfer gefallen ist) und ich habe gut 20...25 Jahre gebraucht um die für mich passenden Kombis für Club, Studio und große Bühne zu finden.
Der BS200 ist (für mich) ein mehr als brauchbarer Kompromis, den ich jedoch nur angesichts meiner ausklingenden Aktivität akzeptiere und der mit der gewählten Box (Engl mit 2xV30) gerade noch zufriedenstellend funktioniert. Redbox und Fullrange-Betrieb sind ein nettes Feature zum grob ausprobieren, bleiben in der Praxis für mich(!) aber ein NoGo. Das ist überhaupt kein allgemeingültiges Urteil, gilt so wirklich nur für mich. Wer mit dieser Technik zu befriedigenden Ergebnissen kommt, erhält von mir sicher keinen Widerspruch. Ich schreibe das nur, weil sich der eine oder andere vielleicht doch fragt, warum er bei aller Probierei nicht so recht auf "den Punkt" kommt.
Bei der Kombi Röhre/Lautsprecher war und ist bei weitem nicht alles toll und macht(e) oft genug auch nicht glücklich, aber bei der modernen, zweifellos praktikabelen Technik sind die Grenzen systemisch, das mus klar sein und man muss damit leben (können).