Obwohl ich jetzt nie der ganz grosße Die Hard-Gunners-Fan war (wie wohl ich einige davon kenne), lässt auch mich das neue Album nach der langen Zeit nicht kalt. Ich fand eigentlich alle Schaffensphasen der Guns gut, beginnend vom erdigen, dreckigen RnR a la Live like a suicide, dem mit Hits gespickten All-Time-Classic Appetite bis hin zu den epischen, maßlos überladenen, aber denoch mit grandiosen Songwritingperlen gesegneten Illusion-Alben. Und dann waren Sie plötzlich weg, eben noch auf dem Rockolymp und zack - die Band brach auseinander und "gönnte" sich noch nicht mal ein paar mittelmäßige Scheiben des Niedergangs (die Spaghetti-Cover-Geldverdien-CD lassen wir mal unter den Tisch fallen, war ja aber kein richtiges Album). Und auf einmal sind sie jetzt wieder da, zumindest dem Namen nach...
Meine Erwartungen an "Chinese Democracy", den längsten Running Gag der Rockgeschichte waren eher gering, ohne die anderen Säulen Slash, Duff und Stradlin kann das doch nix werden!? Gleichzeitig warnte mein Hirn, dass viele geniale Stücke (gerade auf den Illusions) von Herrn Rose im Alleingang geschrieben wurden. Hat er vielleicht doch noch ne Kugel im Lauf?
Jetzt da ich das ganze Album kenne (oder sagen wir besser nachdem ich es gehört habe) muss ich sagen: trotz einiger mehr als bescheidener Nummern hat mich das Gesamtniveau der Scheibe doch sehr überrascht. Seltsamerweise empfand ich es so: alle langsameren und Midtempostücke atmeten in der Tat den alten GnR-Geist, hingegen alle schnelleren/härteren Nummern haben in meinen Ohren mit dem alten Zeug keinen gemeinsamen Nenner. Waren es früher bei den schnelleren Sachen gerade die Rotzigkeit und der Punkbackground vermischt in typischen RnR-Nummern, so klingt es für mich heute nach dem missglückten Versuch, etwas "modernes" auf die Beine zustellen. Siehe Titelstück: ging schon mit dem Gitarrensound los, nix mehr mit erdigem Marshallsound, klingt eher wie ne Preampaufnahme ohne Speakersim. Auch diese penetranten Drumsbeats erinnerte mich permanent an Technoclowns a la Scooter.
Aber trotzdem hat das Album bei mir nen guten Eindruck hinterlassen, da die besseren Stücke deutlich in der Überzahl sind und bei der Masse an Material die meiner Meinung nach misslungenen "moderneren" Stücke verschmerzbar sind. Die ganz große Überraschung ist aber Axls Gesangsleistung: Hut ab! Bei aller mit Sicherheit zum Einsatz gekommenen modernen Studiotechnik kommt denoch eines klar raus: Axls Gesangstechnik ist deutlich verbessert gegenüber früher. Besonders beeindruckend zu hören bei "This I Love", schon bemerkenswert wie technisch versiert er da auftrumpft und das bei Beibehaltung seines typischen Stimmcharakters.