Ich hoffe, dieser Artikel ist für euch von Interesse. Mein Freund Dinu Logoz hat diesen Artikel verfasst. Er hat mir auch die Erlaubnis gegeben, diesen hier zu publizieren. Kurz zu seiner Person. Er war Gitarrist der Blues-Roch Formation Freeway 75, einer Kult Bluesrockband in der Schweiz. Danach spielte er in verschiedenen Formationen, auch mit Champion Jack Dupreé, zuletzt mit Rplf `LL`Lüthi bei den Acoustic Blues Brothers. Momentan arbeitet er an der John Mayall Biographie. Er hat mir heute gesagt, sie sei fertig verfasst. Nun sei er am Überarbeiten. ich hoffe, dass sie möglichst bald erscheint. John Mayall ist einer meiner wichtigsten Einflüsse überhaupt. Ohne ihn, wäre vieles ganz anders. Nun wünsche ich beim Lesen viel Vergnügen.
Grüsse von Peter
Dinu Logoz
18. Dezember 2012
John Mayall Volkshaus Zürich, 5. Dezember 2012
Vorspiel
Als Konzertvorschau habe ich einen Artikel für das Magazin
Tracks geschrieben.
Das Interview vor dem Konzert
Diesmal habe ich's geschickter angestellt und vorgängig bei Mayall's Management und Claude Taylor, dem sehr freundlichen Road-Manager vom John Mayall das OK für das Interview eingeholt, was bestens klappte. Und siehe da, man hat mich ohne Probleme um 18:00 Uhr in die Garderobe des Volkshauses eingelassen. Vom Veranstalter hatte ich zudem einen Backstage-Pass, der mir Tür und Tor öffnete.
John Mayall begrüsste mich mit "Ah, Dinu, der Autor!" Er war in ausgesprochen aufgeräum-ter Stimmung und bester Laune, sang und summte sogar, als er sich eine Mandarine nahm.
Da ausser mir keine Journalisten anwesend waren, konnte ich mit Mayall während fast einer Stunde völlig entspannt plaudern.
Er schwärmte von seinen 3 neuen CDs (Historic Live Shows), nicht ohne zu erwähnen, dass Musiker viel besser spielten, wenn sie wissen, dass das Konzert aufgezeichnet und ver-öffentlicht wird. "Ich habe die CDs halt in ganz einfachen Papierhüllen aufgelegt".
Als ich ihn frage, weshalb etliche Gitarristen wie Mick Taylor oder Walter Trout auf diesen Aufnahmen fehlen, meint Mayall, dies sei bloss Zufall, er hätte einfach die besten und interessantesten Aufnahmen aus seinem Live-Kassetten-Archiv ausgewählt und veröffent-licht.
Dann wollte es viel über meine Biographie über ihn wissen, was ihn wirklich zu interessieren schien. Nicht, ohne zu erwähnen, dass er glaube, eine solche Veröffentlichung würde niemanden interessieren, da er ja nie einen Hit landen konnte.
Mit seiner gegenwärtigen Band ist er äusserst zufrieden (er preist allerdings immer seine aktuelle Band als die Beste, die er je hatte
): "Eine grossartige Gruppe, da gibt es gar nichts mehr zu wechseln."
Hingegen scheint er mit seiner Plattenfirma Eagle Rock nicht sehr glücklich zu sein. Die Tantiemen sind wohl eher bescheiden. Der Vertrag mit Eagle läuft nach dem nächsten Album aus. Mayall wird ihn nicht erneuern, sondern schaut sich dann nochmals nach einer neuen Plattenfirma um.
Es ist noch gar nicht sicher, dass sein nächstes - und letztes - Album für Eagle die angekün-digte Live Blues Session mit Gästen, aufgenommen in Mississippi, sein wird. Mayall: "Das war Eagle's Idee, nicht meine. Ich frage mich sowieso, wer denn die Spezial-Gäste und lebenden Legenden sein sollen, um unseren Blueswurzeln zu huldigen. Muddy Waters, Sonny Boy Williamson und all die anderen sind ja längst gestorben. Da sind bloss noch Buddy Guy und Robert Cray übrig, und Robert spielt jetzt vor allem R'n'B
"
John Mayall selber würde viel lieber ein neues Studio Album einspielen, wie er mir sagte, was mich ziemlich überrascht.
Anschliessend fragte ich Mayall, was er davon hält, die
live Aufnahmen mit Peter Green von 1967 des Holländers Tom Huissen auf seinem eigenen Label Private Stash zu veröffentlichen. Ich bin sicher, das würde ein Renner. John sieht das gleich und würde eine solche CD gerne herausbringen. Das Problem sei bloss, dass Tom Huissen ein Vermögen für die Herausgabe dieser Songs verlangt.
Als ich mich erkundige, ob irgendwelche Jubiläums-Aktivitäten für
2013 geplant seien (vor 50 Jahren legten die Bluesbreakers in London los, sowie Mayall's 80. Geburtstag), meinte er, dies sei die Sache von Eagle, hier etwas zu tun. Im Moment sei noch gar nichts geplant.
Am Schluss schenkte mir Mayall seine 3 neuen Live-CDs und verweigerte hartnäckig die Entgegennahme irgendwelchen Geldes. Toll!
Im Grossen ganzen wirkte Mayall jünger und agiler als noch vor zwei Jahren, und er musste auch seine Songtexte nicht mehr vom Blatt ablesen. Für 79 ist er unglaublich gut in Form!
Ich sprach auch länger mit
Greg Rzab, ein witziger Kerl, der mich immer wieder beeindruckt und den ich einfach gut leiden mag. Greg sagte mir, er sei sehr glücklich in Mayall's Band, und er hat sich auch durchgesetzt, nur noch mit seinem 4-saitigen Bass zu spielen, obwohl Mayall anfänglich auf dem 5-Saiter bestanden hat.
Dann berichtete er von seinen Erlebnissen am Morgen des 27. August 1990 mit den Helikoptern und Stevie Ray Vaughan in East Troy, Wisconsin. Greg spielte dort mit Eric Clapton. Er und Eric wechselten in letzter Minute den Helikopter mit Stevie, Greg sass eng zusammengekauert neben Eric in der Maschine. Es war so neblig, dass er nicht sah, wie Stevie mit dem anderen Heli abstürzte. Um ein Haar hätte es ihn und Clapton erwischt.
Greg hat am 21. Oktober 2011 geheiratet (mit 52) und sein Sohn Kai Greg kam am 27. April 2012 zur Welt.
Gitarrist
Rocky Athas, ebenfalls ein ausgesprochen angenehmer Typ, war zusammen mit seiner netten Ehefrau auf Tour, einer feinen und liebenswerten texanischen Lady.
Ich sprach Rocky auf die drei unveröffentlichten Tracks an, die er für sein nächstes Solo-Album im Sommer 2011 mit Mayall als Gast aufgenommen hat. Er berichtete mir, dass diese drei Songs so viel besser seien als der Rest, dass die anderen Songs ohne Mayall im Vergleich dazu wie jam-sessions tönen würden. Daher plane er, noch ein paar neue Tracks für das Album aufzunehmen. Da müssen wir wohl noch eine Weile warten, bis wir dieses Album hören können.
Rocky erwähnte auch, dass er mit den Blues Berries an Buddy Miles' allerletztem Konzert spielte, bevor diese starb.
Alle drei Musiker versicherten mir, wie zufrieden sie seien in Mayalls Band spielen zu dürfen.
Das Konzert
Eine ausgezeichnete und professionelle Blues Show im ausverkauften Volkshaus mit vier grossartigen Musikern, die äusserst entspannt spielten und niemandem etwas beweisen mussten.
Die Songliste von diesem Abend:
- Congo Square (vom Album A Sense of Place)
- All Your Love (vom Beano Album)
- Gimme One More Day (vom Album Chicago Line) *
- Nothing to do with Love (vom neusten Album Tough)
- Chicago Line (vom Album Chicago Line) mit einem Bass-Solo
- Have You Heard (vom Beano Album) mit einem wundervollen Harmonica-Solo über zwei Strophen am Anfang
- Dirty Water (vom Album Stories) *
- Walking On Sunset (vom Laurel Canyon Album) *
- Long Gone Midnight (vom Laurel Canyon Album)
- Room To Move (vom Turning Point Album)
- und als Zugabe Hideaway (vom Beano Album)
Keine neuen Songs, dafür viele improvisierte Teile.
* bei diesen Stücken spielte Mayall seine abgehackte, minimalisierte
Fender Duo-Sonic II Gitarre. Seine neuen Vox V230 Tempest XII (Mayall hat zwei von diesen 12-saitigen Gitarren) blieben diesmal daheim.
Die ganze Show dauerte von 20:00 bis 21:30 Uhr, ohne ein Vorprogramm.
Bassist
Greg Rzab wird mehr und mehr zu einem zweiten Solisten neben Rocky, dem er manchmal beinahe die Show stiehlt.