Und Achtung - das volle Kontrastprogramm. Spontan-ebay-Kleinanzeigen-Kauf quasi hier ums Eck für einen quasi zu vernachlässigend geringen Preis. Hat jemand schonmal einen so richtig schlechten Aging-Versuch gesehen? Voilá:
Ja, da fehlt eine Schraube am Schlagbrett - und die anderen sind auch nicht weit davon entfernt, freiwillig rauszukommen. Drehen auch großteils durch.
Eine Santander-Strat-Kopie unbekannten Alters - die vergilbten Plastikteile lassen aber darauf schätzen, dass sie nicht gerade neuesten Datums ist. Unbekanntes Holz (sehr weich - Agathis?) mit einem hauchdünnen Furnier... Beim Aufschrauben besonders gut zu sehen, da es unter dem Schlagbrett im eigentlich unsichtbaren Bereich knallhart abgeschnitten wurde vor dem Lackieren:
Die Lackschicht ist dick genug, dass man die Stelle aber nicht ansatzweise fühlen kann. Das Holz darunter hat für mich aber auch so gar keine Aussagekraft.
Die Tonabnehmer sind natürlich ebenfalls die absolut billigsten Modelle mit dem Keramikmagneten-Klotz darunter (dafür klanglich aber gar nicht allzu katastrophal) und die Potis sind die kleinen Modelle mit dem typischen Regelweg, dass von 10 bis 4 gedreht kaum eine Änderung wahrnehmbar ist und dann plötzlich alles auf einmal.
Da sieht man auch, dass die definitiv schon offen war. Am Halstonabnehmer ist keine Feder, sondern so ein Gummistöpsel.
Das "Aging" ist schon furchtbar. An der Armauflage mit sehr grobem Schleifpapier in alle erdenklichen Richtungen geschliffen - und auch knallhart durch das Furnier:
Und die Macken befinden sich gleichmäßig verteilt an den unrealistischsten Stellen und sehen aus wie mit der spitzen Seite vom Hammer reingehauen:
Kommen wir zum cooleren Part. Der Hals. Schaut euch die Maserung an:
Nicht schlecht für eine Billiggitarre. Ist auch matt lackiert und sehr angenehm zu spielen. Das Griffbrett ist noch etwas nachgetrocknet und damit stehen die Bünde etwas über. Kein Ding, lässt sich korrigieren. Das Griffbrettholz schaut auf den ersten Blick strukturmäßig nach Palisander aus, ist aber sehr hell. Bin mir nicht sicher, ob es ein anderes Holz ist oder einfach sehr trocken - oder eben eine hellere Variante.
Die originalen Mechaniken müssen grauenvoll gewesen sein und da kommt der coolste Part: Die Mechaniken wurden gegen butterweich laufende, solide Klusons gewechselt:
Tja... und jetzt? Mal sehen. Bin mir noch nicht ganz sicher, was ich damit mache.
Probieren, das Aging realistischer zu bekommen? Wird schwer, da die bisher vorhandenen Macken schon unrealistisch tief und unlogisch verteilt sind. Und das Furnier macht es auch nicht einfacher, davon abgesehen, dass dieser massiv dicke Polylack auch nicht gerade einfach zu agen ist.
Komplett Lack runter, Löcher stopfen, frisches Furnier drauf? Viel Aufwand für so viel Schrott. Würde der Gitarre aber möglicherweise frisches Leben einhauchen, wäre eine Herausforderung und ich könnte daran lernen.
Hardware ab und anderswo einsetzen? Möglicherweise tausche ich die komplette Hardware mit meiner Spade. Die Kluson-Mechaniken wären besser und dann müssten für einen einheitlichen Look einfach alle Chrom-Teile den Platz wechseln. Dürfte eine ähnliche Qualitätsklasse sein.
Knallhart den Hals mit der Spade tauschen, weil die Spade nur 21 Bünde hat gegen die 22 der Santander, zumal der Santander-Hals schöner gemasert ist? Hmmm... mal sehen. Muss erst fühlen, wie er nach der Abrichtung ist. Und ich wüsste dann nicht, wie ich das Ergebnis noch nennen soll, wenn auf der Spade ein Santanderhals sitzen würde.
Ergo muss ich hier mal noch etwas drüber meditieren. Wollte jetzt keinen Thread dazu aufmachen, da ich mich kenne und schätze, dass es lange dauern wird, bis sich hier was Relevantes tut. Wollte aber dennoch mal kurz zeigen, was sich hier tut und welches Projekt ich irgendwann angehe. Vielleicht bekomme ich ja Eingebungen oder Ideen durch das hier