Aber im Grunde macht jeder Amp das selbe.
Richtig: E-Gitarren laut...
Und genau das vergessen wir hier glaube ich ab und zu, wenn wir über Produkte und Firmen(-strategien) diskutieren.
Schaut euch mal die
Verstärker-Verkaufscharts von Thomann an und den Durchschnittspreis, der da so aufgerufen wird. Aktuell kosten 12 von 18 in dieser Liste unter 300€. Ich unterstelle mal, dass die meisten von uns, die viel hier im Forum in den entsprechenden Threads unterwegs sind, ein etwas verzerrtes Bild von der Realität haben (ich schließe mich da mit ein und meine das auch überhaupt nicht böse, ich halte das lediglich für das typische Foren-Syndrom). Wenn man den Verstärker-Bilderthread anschaut, oder den Übungsecken-Thread, dann haben wahrscheinlich 80% einen oder mehrere Röhrenamps und maximal 20% (eher weniger) ausschließlich einen Transistoramp. Wenn man einen Querschnitt durch die gesamte Gitarrenspielerschaft macht, dann dürfte das Verhältnis aber ungefähr umgekehrt sein. Im Gibson Custom Thread wird ja aktuell ein bisschen über die Abnahme- bzw. Verkaufszahlen diverser Hersteller und Händler diskutiert.
@socccero hat da geschrieben, dass allein Cort (hauptsächlich im Auftrag) im Jahr über 1 Mio. Gitarren baut. Und ein Großteil davon wird sicher nicht über 1000€+ Röhrenamps gespielt.
Marshall macht mit der Einführung der CODE-Reihe nun das, was sie eigentlich hätten aus Marktsicht vor 8-10 Jahren schon tun sollen. Ob die Kiste einem (vergleichsweise) kleinen Haufen Enthusiasten im Internet nun gefällt oder nicht, dürfte dabei relativ egal sein. Wir sind einfach nicht die eigentliche Zielgruppe. Ich vermute, dass Marshall im Einsteigersegment in den letzten Jahren viele Prozent Marktanteil an die wachsende Modelling-Konkurrenz verloren hat. Nun haben sie wieder ein Produkt, das in dem Segment schätzungsweise auf Augenhöhe ist, zu einem ähnlichen Preis wie die Konkurrenz, mit dem Bonus des Marshall-Logos drauf. Ich gehe stark davon aus, dass die Serie ihre Käufer finden wird.
Meine Meinung zum CODE habe ich hier ja schon kundgetan. Aus unternehmerischer Sicht ist der Schritt für mich aber definitiv nachvollziehbar und war eigentlich längst überfällig. Und es ist ja immer noch so, dass sie für unterschiedliche Geschmäcker, Ansprüche und Geldbeutel passende Produkte anbieten.
Ich hätte persönlich nach dem Social-Media Hype der letzten Tage auch was anderes erwartet, und war dementsprechend ernüchtert von der Ankündigung. Als PR-Desaster sehe ich das aber bei weitem nicht, die anderen aktuell erhältlichen bzw auch kommenden Produkte werden durch die Ankündigung ja nicht schlechter. Oder sagt irgendwer ernsthaft, dass er jetzt beispielsweise doch keinen Handwired-Plexi mehr kauft, weil Marshall nun unter vielem anderen auch Modeller verkauft?
In meinem Fall ist die einzige negative Auswirkung für Marshall jetzt also, dass mich der nächste PR-Hype wohl erstmal kalt lassen wird. An meinem grundsätzlichen Interesse an ihren Produkten wird sich aber auch weiterhin nichts ändern.