dir für mich oftmals entscheidende Frage ob ich mich mit einem Thema tiefer auseinandersetze - denn es geht ja schileßlich darum seinen Optimalen Sound zu finden -
würde ich im Bandmix den Unterschied überhaupt noch differenzieren können?
Nach meiner Erfahrung: ja, unbedingt. Tatsächlich macht sich der Unterschied da sogar oft stärker bemerkbar als beim Spielen alleine vor dem Amp, geschweige denn beim reinen Zuhören. Man täuscht sich sehr, wenn man das immer nur an der Verteilung Bass/Mitten/Höhen festmacht, sprich an dem, was man auch mir einem EQ ganz gut ausgleichen kann. Da liegt mMn auch oft der Denkfehler bei dem Ansatz vieler "Aufklärer", die ihre Methoden selbst als total objektiv ansehen. Denn nur allzu oft wird da ein Frequenzschrieb herangezogen und darauf verwiesen: "Siehste, da ist ja kaum einen Unterschied, alles Voodo und Graswachsenhören...!" Ohne zu testen, wie sie die Gitarre beim Spielen anfühlt, wie sie in der Band im Sound "sitzt" usw.. Da geht es eben um Dinge wie die Obertonentwicklung, die zeitliche Dimension wie die Reaktion auf Anschlag mit der Schlag- und Tonformung mit der Greifhand, Sustain, Attack und wechselnde Frequenzverteilung im Laufe der ganzen Schwingungsphase. Es ist ja nichts neues, dass zB bei manchen Gitarren der Grundton lange anhält, aber klanglich matter wird, und bei anderen dieser Bereich zügiger ausklingt, während die Obertöne stärker hervortreten. Ich hab mal an meiner Lieblingsstrat den Body - und wirklich nur den - gegen einen leichteren getauscht, und das Ergebnis war, dass ich mich nicht mehr in der Band hören konnte. Der (wirklich wunderschöne) Korpus in CAR musste gehen, der alte in 2TS war einfach Welten besser.
All diese Dinge spiegeln sich im Bandsound oft stärker wieder als der reine "Sound". Für den Zuhörer so gut wie kaum zu unterscheiden für den Spieler ein Riesenunterschied. In der Hinsicht ist der oft angeführte Blindtest auch ähnlich aussagekräftig wie die Beurteilung eines Rennwagens durch einen Fahrer, der neben der Strecke steht und nur zusehen darf.
Was man auch nicht vergessen darf: Für Klänge hat der Mensch ein relativ schlechtes Gedächtnis. Viele Unterschiede nimmt er erst wahr, wenn er einen direkten Vergleich hat. So der berühmte "Blue Jean Blues", der mit dem HalsPU einer Hardtail-Strat eingespielt wurde: Hätte man eine zweite Version, die tatsächlich mit der Pearly Gates aufgenommen wurde, würde man das sehr wohl unterscheiden können. Wie sich eine Gitarre "angefühlt" hat - nicht nur rein haptisch, sondern in ihrer Reaktion aufs Spielen -, bleibt mir persönlich auf jeden Fall viel besser im Gedächtnis als der reine Klang.
Um also Deine Frage nochmal aufzunehmen: Würdest Du es im Bandmix differenzieren können? Vielleicht nicht beim Anhören einer Aufnahme, aber beim Spielen wahrscheinlich schon.
Gruß, bagotrix