Ich, zumindest tendenziell. Den Qualitätsunterschied Fiat vs. Ferrari kann ich in gewissen Punkten auch abschätzen ohne jemals einen Ferrari gefahren zu haben. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass man in der ersten Klasse besser fliegt als in der Economy - aber erste Klasse geflogen bin ich noch nie! Die Wurst vom Metzger schmeckt besser als die abgepackte beim Aldi. Die handgeschabten Spätzlen von meiner Oma besser als die vom Bäcker...
Die Testberichte kann man wie fast alle in der Pfeife rauchen. Mein Lieblingsheft ist hier "CHIP Foto Video digital". Denen könntest du Hundescheisse schicken in die du dein altes Handydisplay gedrückt hast, vorne machst du noch ne Linse drauf - fertig. Am Ende gewinnst du den Designwettbewerb "Futuristische Digitalkamera 2007" und bist mit 97% vermutlich zwischen Nikon und Canon plaziert.
Mal ganz ehrlich: Ich glaube nicht an Wunder und damit bin ich bisher sehr gut gefahren. Außerdem will mir niemand etwas schenken, v.a. keine Firmen die mit den Ideen anderer ihr Geld verdienen - wer das glaubt ist naiv (das ist jetzt nicht auf dich persönlich bezogen sondern ganz allgemein). E-Gitarren werden seit über 50 Jahren gebaut und es gibt gewisse Grenzen. Bei einer Gitarre die man für 300-400 kaufen kann haben sehr viele Leute etwas verdient. Wenn da Holz & Hardware für 100 drinstecken ist das viel und daraus kann man eben keine sehr guten Gitarren bauen.
Es spricht ja nichts dagegen, dass man mit einer Vintage glücklich werden kann. Trotzdem entsteht sowohl in der Presse als auch in den Foren ein Bild, dass die Vintages mit den entsprechenden Gibsons & Co. auf eine Ebene setzt. Das ist definitiv falsch und um das zu beurteilen muss ich die Vintage nicht in der Hand halten.
Man könnte auch mal darüber nachdenken warum zum Beispiel gewissen Qualitätsprodukte ihren Preis haben. Warum kostet zum Beispiel ein ganz einfacher Switcher von Lehle min. 99 Euro?! Deswegen:
Klick mich
Hi,
ich kann leider zu der Diskussion um die Gitarre recht wenig beitragen, weil ich
1. sie nicht habe und auch nicht kenne,
2. mir nie (!!!) zutrauen würde über Soundsamples die Güte einer Gitarre beurteilen zu wollen und
3. ich mir bereits über meine Laptop-Speaker relativ sicher bin, dass die Soundsamples wohl über die gleiche Amp-Einstellung gemacht wurden.
Das ergibt Sinn, schließlich soll die Vintage mit der Gibson verglichen werden. Und siehe da, die Vintage hat deutlich weniger Höhen. Zumindest das ist für mich kein Argument auf die Güte der Gitarre zu schließen: wozu ist denn der Treble-Regler am Amp da? Wenn das aufgenommene Sound-Sample das "Maximum" dessen wäre, was mit der Vintage zu erreichen wäre, dann würde ich vermuten, dass die Gitarre nicht taugt. Man kann es auch umgekehrt machen: man stellt den Amp so ein, dass die Vintage gut klingt und nimmt dann mit den gleichen Settings die Gibson auf. Siehe da, plötzlich klingt die Gibson grell, höhenlastig und dünn. Tut sie das auch in Wirklichkeit? Anscheinend nicht.
Ich kann die gleichen Aufnahmen mit meiner USA-Strat und der MusicMan machen. Die beiden Instrumente klingen derart unterschiedlich, dass im direkten Vergleich bei gleichen Settings eine der beiden immer klingt wie ein Eierschneider. Schlecht klingen tun beide aber eigentlich in Wirklichkeit nicht.
Dann zu dem immer wieder genannten Faktor Preis:
Ich würde zu 100% die Argumentation unterschreiben, dass man nix geschenkt bekommt. Qualität hat ihren Preis, natürlich. Wer wollte etwas anderes behaupten?
Das Problem ist aber doch, welches Geld man vom gezahlten Preis tatsächlich in Qualität zurückbekommt. Ich bezahle mit meiner Fender auch deren Werbung/Vertriebsnetz/Sponsoring usw.
Am Beispiel von Siggi Braun: Wenn er wirklich erfolgreich wird, baut er ein europaweites Vertriebsnetz auf, schaltet Werbung, stellt Leute ein, braucht mehr Endorser, mehr Lagerraum usw. Das lässt sich nicht ausschließlich durch Mehrverkäufe refinanzieren. Wenn seine Gitarren dann das Doppelte kosten (müssen), sind die dann plötzlich doppelt so gut? Schaut euch am Beispiel MusicMan mal an, was ein Vertriebsnetz kostet. In USA haben die einen Direktvertieb. Dort liegen die preislich auf dem Niveau von Fender USA. Hier in DE haben sie ein Vertriebsnetz, kosten fast das Doppelte. Ist meine MusicMan, die ich günstig aus den USA importiert habe jetzt schlechter als eine, die ich fürs Doppelte in Deutschland im Laden kaufe?
Im Übrigen habe ich mir einen Switcher (Looper) via ebay bestellt. Kostenpunkt 30 Euro. Bisher ist kein LKW drübergefahren, aber den Tourstress einer Top40 Cover-Band macht er astrein mit. Die Belastung ist dank Festinstallation auf dem Stressbrett im Case nämlich gleich Null. Wozu brauche ich nochmal den Lehle? Für den Preis kaufe ich mir lieber drei dieser ebay DIY-Dinger. Da hab ich auch Ersatz falls einer ausfällt. Und das passiert dem Lehle auch. Da brauch mir keiner was anderes zu erzählen. Auch Ferraris haben mal nen Motorschaden.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: ich bin kein Kostverächter und weiß auch dass Qualität Geld kostet. Aber ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass nicht alles Gold ist was glänzt und ein entsprechendes Preisschild hat.
Da blind allem hinterherzurufen: "was nix koscht taugt auch nix" bringts wirklich nicht. Mit dieser Einstellung verpasst man so manches...