Hui...ein Wochenende nicht online und dann sowas.
Ich versuche mal, alles Wichtige "abzuarbeiten":
@ Gefühl vs. Shredden und andere Geschmacksfragen:
Für mich steht Feeling auch ganz klar im Vordergrund. Ich kenne "entsetzlich" einfach Riffs, die einfach abgehen und grooven und richtig geil sind.
Alleine die Tatsache, dass ich sie mittlerweile spielen kann beweist, wie einfach sie sind (ich spiele ja erst seit vier Wochen).
Es gibt zu diesem Thema auch eine interessante Aussage von Kirk Hammett, der in einer Lesson, die er für "Guitar Legends" zusammen gestellt hat, sinngemäß Folgendes sagte:
"Ich habe auch lange Zeit Powershredding betrieben, wollte schneller und schneller werden, hier noch ´ne Skala draufpacken und da noch Eine.
Erst bei den Arbeiten zum Album "Metallica" habe ich erkannt, dass das der falsche Weg ist, seit dem ist mein Spiel viel bluesiger geworden und benutze fast nur noch drei grundlegende Pentatoniken.
Die ganzen Powertechniker haben Angst vor Lücken und wollen sie mit mehr und noch mehr Noten füllen, weil Sie sie anders nicht auszufüllen wissen."
Ich interpretiere das mal einfach als "Pladoyer für den Mittelweg".
Habe dazu auch einen Erfahrungsbericht von Gestern, doch dazu später.
@ "Musikgeschmack und Engstirnigkeit":
Ich sehe das ähnlich und habe es auch in verschiedenen Posts schon gesagt:
Natürlich haben wir alle einen unterschiedlichen Geschmack.
Dumm ist nur der, der Anderes nicht zulässt.
Nur weil ich z.B. Powershredding nicht wirklich mag, kann ich ja wohl nicht behaupten, diese Leute könnten nicht Gitarre spielen...
@ "Ist mein Instrument das Richtige":
Ich für meinen Teil kann den gedankengang in so fern nachvollziehen, als das ich auch eine große Affinität zum Drumming verspüre.
Da wir in der Band eh einen Drummer brauchen, werde ich wohl auch das Schlagzeugspielen anfangen.
Ob sich da jemals ein echter Schwerpunkt ergeben wird, kann nur die Zeit zeigen, aber eines ist klar: viele sehr gute Musiker spielen mehrere Instrumente.
Also, @ Samuel, nur weil Du mit Gitarre begonnen hast, heisst das doch nicht, dass Du nicht auch mit etwas Anderem beginnen kannst!
@ Bands und Gleichheit auf der Bühne:
Ich hatte gestern das unglaublich große Vergnügen -zusammen mit 12.999 anderen- zwei Stunden mit Alecia Beth Moore verbringen zu dürfen.
Es! War! Un! Glaub! Lich!
Was das werte Fräulein P!nk da mit ihrer Band auf die Bühne zauberte, war das Beste, was ich jemals an Live-Musik gesehen habe, darunter zählen so Dinge wie Robbie Williams, Guns´n Roses, Ärzte, We will rock you musical, PUR usw. usf.
Das die Frau selbst singen kann, war keine Überraschung, auch hatte ich ihre DVD "Live in Europe" bereits mehrmals gesehen.
Das gestern jedoch war mal virtuos, mal atemberaubend (Sober singend, während sie eine Hochtrapez-Nummer vollführte), mal zu Tränen rührend (Family Portrait rein mit dem Flügel begleitet) aber immer Eines: mitreissend.
Die rockten richtig das Haus, incl Covers von "Highway to hell" oder auch der "Bohemian Rhapsody", Letztere wohlgemerkt inklusive "Opern-Interlude".
Worauf ich in diesem Zusammenhang aber eigentlich hinaus will, ist das Zusammenspiel mit ihrer Band.
Wöhrend ja z.B. ein Mr. Vai darauf bedacht ist, relativ alleine das Rampenlicht zu bekommen, gab es dort eine ganz andere Art von Zusammenspiel.
Nur als ein Beispiel ist hier die Szene gegen Ende des vierten Songs (Don´t let me get me) zu nennen:
P!nk geht zu ihrem Gitarristen und schaut ins Publikum.
"You know why I am able to change my clothes now? This guy is playing the first of his fucking awesome guitar solos!"
Sie schlenderte von der Bühne, während der Junge sich die Seele aus dem Leib spielte.
Ich werde auch den Namen des Gitarristen recherchieren, eine Freundin hat das Programmheft gekauft.
Falls ihn so jemand kennt, es ist der Gitarrist, der sie seit der 2005er Tour begleitet hat und auch akustisch bei ihren Janis Joplin Tracks zu sehen ist.
Super Gitarrist, der auf seiner Paula eine Mischung aus Bluesrock und Shred-Style gespielt hat, dass einem die Gänsehaut sonstwohin kroch!
Dies ist jedoch nur ein Beispiel, ihr Keyboarder hat ein 2-minütiges Piano-Interlude bekommen, ihre Backround-Mädels haben ihr Rampenlicht bekommen und so weiter und so fort.
Da war eine Band auf der Bühne, die zusammen hochkarätige Musik gemacht hat, auch Mark Schulmann ist ja nicht nur wegen seines Gretsch-Sets der Drummer Szene ein fester Begriff.
Fazit: auch ein "Solo-Headliner" kann mit seiner Band gleichberechtigt agieren, wenn es denn alle so wollen.
Und ich hatte gestern nicht einmal das Gefühl, dass die Band nur da war, damit P!nk singen konnte.
Insgesamt war es jeden Cent wert und einmal mehr ein Beweis dafür, dass es Leute gibt, die Live noch unendlich besser sind, als auf CD.
Die Dame hat gestern sechs weitere Fans gewonnen und ich bin mir sicher, noch einige mehr.