Entschuldigt Leute, dass ich Euch mitten in Euren Personenkult reinplatze!
Aber ich hab dieses Post WillyPanic schon lange versprochen und will dieser Verpflichtung
nun endlich nachkommen! Es geht dabei um ein Erlebnis - oder vielmehr eine Entwicklung in meiner damaligen Band, die dazu führte, dass ich mich zwischen zwei Freunden entscheiden musste. Meine Gedanken dazu, will ich Euch jetzt mitteilen.
Wir befinden uns im Jahr 1992. Die aktuelle Band hat sich um die Freundschaft zwischen einem ehemaligen Schulfreundschaft und mir seit 1991 aufgebaut. Dieser Freund war ein musikalischer Tausendsasse (er sang, spielte Klavier, Gitarre und Saxophon) und schrieb sehr schöne Songs. Mit unserem Schlagzeuger spielte ich auch davor ein paar Jährchen in einer anderen Band zusammen. Unseren Lead-Gitarristen habe ich über meinen damaligen Gitarrelehrer empfohlen bekommen. Er war uns auf Anhieb sympathisch, spielte erst seit zwei Jahren Gitarre, aber hatte sich die Steve Lukather Lern-Lessons binnen einem halben Jahr draufgepackt. Daneben gab es einiges an Fluktuation mit 2. Gitarre, Keyboard und Backgroundgesang. Das üblich Drama ...
In diesem Jahr hatten wir einige Auftritte mit einem Set von rund zwei Stunden Spielzeit. Mein Schulfreund war ziemlich exzentrisch, was ihn als Sänger und Frontman prädestinierte. Allerdings entgleiste er gerne emotional, wenn ihm etwas nicht zusagte. Bisweilen ließen es seine Kraftausdrücke an Niveau mangeln, wenn er grade emotional neben seinen Schuhen stand. Ich kannte ihn schon lange Zeit und hab seine zeitweiligen Anfälle selten persönlich genommen. Ich konnte mit ihm umgehen, warum ich die sich zuspitzende Situation in der Band irgendwie verpennt habe.
Im Laufe des Jahres 1992 kam es immer wieder zu einigen Auseinandersetzungen und sich daraus ergebenden Spannungen. Das gipfelte schließlich darin, dass mich unser Schlagzeuger am Morgen eines Gigs anrief und am Telefon verkündete, dass er aussteigt - und zwar noch vor dem Auftritt an diesem Abend. "So lässt er sich nicht behandeln." Er schaltete auf Stur und ließ sich weder zum Bleiben erweichen, noch zu einem Abschiedskonzert überreden. Unseren Gig konnten wir retten, indem wir einen Bekannten anriefen, der bereit war, das Set am Nachmittag zweimal durchzuspielen und mit uns gemeinsam aufzutreten.
Danach begann sich der Wurm in die Band einzufressen. Der neu gefundene Schlagzeuger war unzuverlässig, warum unserer ambitionierten Stimmung allmählich die Luft ausging.
Bis mich schließlich unser Gitarrist eines Tages mit der Frage konfrontierte: er oder ich.
Eine bescheuerte und extrem unangenehme Situation ist das. Ich fühlte, wie die Felle wegzuschwimmen begannen und konnte nichts dagegen tun. Sollte ich an einem langjährigen Freund festhalten, der wohl auch künftig viele Bandmitglieder mit seiner Exzentrik verschleißen würde?
Ich entschied mich für den "neuen" Freund, den Gitarristen. Und ließ den guten alten Freund - schmerzvoll - zurück.
Mitten in diese Umbruchphase fiel ein Studiotermin, den wir uns in diesem Jahr erspielt hatten. Es war unklar, wem dieser Termin nun gehört. Etwas eigenmächtig riss ich diese Gelegenheit an mich und um ihn nicht schmeißen zu müssen, halfen wir uns kurzfristig mit ein paar anderen bekannten Musikern aus.
Mein neu gewonnener Freund, der Gitarrist, brachte 1993 schließlich aus seinem Freundeskreis einen Keyboarder und einen Schlagzeuger mit ein. Beide musikalisch auf einem super Niveau … und als Draufgabe sehr sympathisch und teamfähig.
Der Gesang wurde auf unseren Rhythmus-Gitarristen, unsere "Background"-Sängerin und mich aufgeteilt. Die folgenden Jahre waren sehr kreativ, inspirierend und zwischenmenschlich endlich top. Wir waren fünf kreative Köpfe, von denen jeder laufend eigene Nummern zum Set beisteuerte, dazu kam unsere Sängerin als sechster und hübschester Kopf. Wir sechs wurden ... zu "einer" Band.
Nach unserem selbstgeschriebenen, progressiven Instrumental-Intro - inspiriert von Images & Words, das gerade musikalisch das Maß aller Dinge war - kam nicht selten die Frage: "Was raucht's ihr, Burschen?"
Bis 1997 hielt diese Besetzung, mit Ausnahme der Sängerin, der unser neuer Stil leider zu rockig, zu progressiv und zu laut wurde. Ende 1997 zog ich dann fort … ca. 400 km weiter in den Süden.
Meine Erfahrung daraus: ich habe einen meiner besten Freunde verloren … um meine beste Band zu finden … um neue Freunde zu finden, die zusammenhalten und ihr Ego unterzuordnen in der Lage sind. Aber auch diese hab ich verloren, weil es mich woanders hinzog.
Aber auch wenn ich sie in der regelmäßigen musikalischen Begegnung verloren habe … im Herzen trage ich sie mit mir. "These were the best days of my life. Oh yeah.";
Greetz relact