so, nachdem ich sogar ein paar PNs erhalten habe, dass ich die Geschichte doch erzählen möge, will ich so tun. Allerdings gekürzt um allzu private Dinge, die ich "dem Netz" nicht anvertrauen will. Auch, wenn das hier weitgehend anonymisiert ist, bin ich da sehr sehr vorsichtig.
Okay. Ich bin Jahrgang 1968, 1979 kam ich auf's Gymnasium. Das ist wohl die Zeit bzw. das Alter, in der man "ernsthaft" mit Musik in Berührung kommt, die ersten Vorlieben bilden sich heraus. Bei mir war und ist es die eher heftige Fraktion, damals die (aus heutiger Sicht) klassischen Rockbands wie Deep Purple, Led Zeppelin, AC/DC, Black Sabbath und - ganz wichtig - Motörhead. Letztere sind bis heute meine #1, da kommt dann erst mal ganz lange nix.
Es lief also unter anderem auf jeder Party "Smoke on the water", immer in der Made-in-Japan Version. Ich weiss noch, als wäre es gestern gewesen, wie ich diesen Song zum ersten Mal hörte. Es war auf einer Schulparty, alle waren hin und weg vom Gitarren Intro und ich sagte "wow, geiler Bass" (Bis heute ist der Rickenbacker Sound auf der Made in Japan für mich mit das beste, was es an Bass überhaupt gibt).
Die Gesichter der Freunde werde ich zeitlebens nicht vergessen - in jedermanns Augen war ein :screwy: zu lesen. Ohne den Grund jemals verstanden zu haben, hatte ich fortan ein Ohr für den Bass. Selbst bei AC/DC, dem Gitarren-Sound schlechthin, hatte und habe ich immer den Bass im Ohr.
Daran, selbst spielen zu wollen, habe ich nie gedacht
Ein paar Jahre später, 1983. Neben der Schule ist ein Laden für Musikinstrumente. Eines Tages steht dort im Schaufenster eine Gitarre, eine Les Paul, um genau zu sein. Ich war völlig fasziniert und habe das Ding angestarrt wie hypnotisiert! Der Preis war allerdings so astronomisch hoch, dass jede weitere Diskussion mit den Eltern sinnlos gewesen wäre. Ich war sowieso immer ein grausam schlechter Schüler und für solche "Spinnereien" hatte ich einfach keine Trümpfe, um die Eltern zu überzeugen (für die jungen Leser, so es welche hat: Auf der Uni habe ich dann verstanden, wozu man lernen muss und habe einen hervorragenden Abschluss gemacht. Manchmal dauert es etwas länger, bis man kapiert, was zählt).
Die folgenden Jahre habe ich immer mal wieder daran gedacht, Gitarre spielen zu lernen. Es hat sich nie ergeben, aus den verschiedensten Gründen. Nach wie vor dachte ich keine Sekunde daran, Bass zu lernen. Diesen Punkt verstehe ich bis heute nicht.
Wieder viel später, Anfang 2007. Ich komme in der Stadt an einem Musikgeschäft vorbei, haben hauptsächlich Bässe. Plötzlich bleibe ich stehen, wie angewurzelt! Wieder blicke ich voller Faszination ins Schaufenster, bleibe minutenlang stehen. Ich starre, genau wie knappe 25 Jahre früher, die Instrumente an.
Da ist es passiert: Wieso eigentlich nicht Bass spielen? Das geilste Instrument überhaupt? Dieses Mal mache ich Nägel mit Köpfen, Foren durchsucht, Läden durchstöbert, informiert und dann Equipment gekauft. Natürlich sollte es ein Rickenbacker sein. Hätte ich mal geahnt, wie schwer es ist, so ein Ding zu kriegen - aber das ist eine andere Geschichte.
Nach einigen Wochen üben dachte ich mir: Hey, wieso nicht auch noch Gitarre? Was spricht denn dagegen? Genau, nichts. Also auch da eingekauft und inzwischen nenne ich eine nette Sammlung von Gitarren und Bässen mein Eigen. Ein Vorteil hat mein später Start nämlich - das Budget für "Spielsachen" ist absolut vorhanden
So übe ich nun täglich, werde immer besser (natürlich aus der Sicht eines blutigen Anfängers). Bass spiele ich schon ganz manierlich, Gitarre geht langsam auch so, dass ich "auf Kommando" irgendwas zum Besten geben kann. Natürlich sind viele Fehler drin, aber das interessiert doch keine Sau
Warum ich niemals (also bis 2007) daran gedacht habe, mit dem Bass anzufangen, wird wohl ein ewiges Rätsel bleiben. Eigentlich ist es aber egal, ich hätte es ja doch nicht gemacht, genau wie bei der Gitarre.
Ich finde den Gedanken (und nicht zuletzt deswegen auch diesen Thread) interessant, was mich so lange davon abgehalten hat, endlich mit einem Instrument anzufangen. Okay, am Anfang war's in erster Linie das Geld, aber später? Ich habe den Eindruck, dass man erst ein gewisses Alter erreichen muss, um zu verstehen, wie man Prioritäten richtig setzt. Seine eigenen Wünsche zu verstehen lernt oder sie zu interpretieren weiss. Das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen. Vielleicht bin ich endlich auf dem richtigen Weg....
Hätte ich Platz, würde ich mir glatt noch ein Drumset zulegen und auch das noch anfangen. Wieso denn auch nicht?