Ich habe grad mal diesen Thread entdeckt und möchte es mir mal von der Seele schreiben.
Fangen wir mal an.
Gitarre spiele ich nun schon seitdem ich 14 bin - also bald schon knapp 8 Jahre (das verging fix).
Von mir selbst kann ich mittlerweile sagen, dass ich ein guter Gitarrist bin - der nur leider viel Theorie vernachlässigt hat. Aber das wurde mittlerweile etwas ausgebügelt und teilweise eh schon von Spielverständnis und Gehör übernommen.
Nunja:
Vor ca 1 1/2 Jahren entschied ich mich, wieder Unterricht zu nehmen und das tat ich dann auch in einer Yamaha Musikschule. Ich hab viel an meiner Technik gearbeitet, grad was das Timing angeht und die Akzentsetzung. Das ging dann soweit, bis meine Zeit beim Zivi vorbeiging und ich mich eigentlich entschied "Nun wird studiert und zwar im Ausland".
Damals war der Gedankenkang schnell gefasst, eine Band die mich hier gehalten hätte gab es nicht und den Freundeskreis kann man auch besuchen etc.
Nunja dann ging der Zivi nun auch um, die Bewerbungen waren abgeschickt und man übte fleißig weiter und wurde besser und besser.
"Ist doch eigentlich ein normaler Werdegang?" - Das nunmal nicht.
Es stellte sich fix heraus, dass bei meiner Bewerbung um den Studienplatz etwas schiefging - ich bekam eine Zusage, aber irgendwie ging etwas verloren, sodass ich mich nicht für einen Sprachkurs einschreiben konnte.
Was macht man denn da? Ganz klare Sache: Musik.
Ein Freund und auch langjähriger Bandkollege (Drummer) sagte mir dann "ja du ich hab da was Geiles am Start!" - Ich hörte es mir an und dachte "hmm ja ist eigentlich Standard Indiepop".
Ein paar Wochen später wurde ich dann zum Vorspielen gerufen und der Raum war voll an kreativen Köpfen.
"Daraus kann was Gutes werden" - zudem der Sänger (Komponist& Texter) die Musik als Lebensunterhalt betreiben will.
Ich beschloss also kurzerhand einfach das zu machen, was ich mag - studieren kann ich früh genug, andere gehen noch ins Ausland - da spiele ich doch lieber in einer richtig guten Band und: lerne eben doch
Es handelt sich um eine Singer Songwriter Projekt - also etwas ganz anderes was ich bisher gespielt habe, aber ich fühle mich wohl und habe viele neue Einflüsse aufgesogen. Horizonterweiterung mag man sowas nennen
Unser Proberaum ist in einem Jugendzentrum und der Leiter (gleichzeitig Vater des Drummers und selbst Musiker/Texter) kam eines Tages zu uns rein und meinte "in fast 15 Jahren in denen ich hier schon sitze und hunderte Bands ein und ausgehen sah - ich muss euch sagen: ihr seid die besten, die hier je drin waren"
Danach hatte man dann schon tierisch Honig zum schlecken um den Mund
Das ganze wurde dann aber noch getoppt, als er einem befreundeten Bekannten von dem Projekt erzählt hat und man dann ein paar Demos austauschte.
Mittlerweile ist besagter Produzent auch der feste unseres Texters und man befindet sich nach weiteren Monaten der Arbeit an Songs, Bandsound, Arrangements und und und auf der Suche nach einem Label.
Was nebenher passierte - ich konnte zu einem anderen Gitarrenlehrer wechseln, von dem einige hier vllt ein Buch besitzen. Der Herr schimpft sich Jürgen Kumlehn und begrüßte mich und meinen Mitschüler (mein bester Kumpel) zur ersten Stunde ungefähr so "Ey Jungs! Isch hab fett krass Shit für euch am Start!"
Nunja - so einen Lehrer hatte ich noch nie. Er kann wunderbar erklären und einfach so locker leicht beibringen, das fasst man nicht.
Das ist ungefähr so als stünde man vor einem Buch und die Worte fliegen einem in den Kopf.
Irgendwann kam man dann so ins Gespräch, ob man denn auch aktiv Musik mache und nicht nur für sich lernt. Da erzählte ich ihm dann die ganze Story in Kurzfassung und er erwiederte "Ach das ist der Produzent, grüß den Mal. Mit dem hab ich damals auch ein bisschen Musik gemacht". Das waren dann auch gute Freunde
In Norddeutschland scheint mir das so eine rieeesige Familie an Musikern zu sein
Kurz darauf haben wir dann die "DoDo-Twins" auf einem Geburtstag kennen gelernt. Das waren alte Kindergartenbekanntschaften unseres Sängers, die nach Amerika auswanderten und dann für ein Jahr wiederkamen um (wie sie es im noch etwas gebrochenem Deutsch erklärten) "in der Firma von unser Uncle zu arbeiten". Natürlich fragte man dann immer weiter, was die denn machen - denn der Wagen, den sie fuhren konnte man weit ab der Mittelklasse rechnen.
Die Antwort war zuerst "Gibson" dann wurde das immer genauer und "Tronical" war die Antwort und wie sollten sie unbedingt mal besuchen kommen.
Der Abend verlief dann ungefähr nur noch mit diesem Gesichtsausdruck
Gesagt getan, wir kamen dann fast alle zur Firma und schauten uns das mal an. Auch hier wieder
Es war unfassbar, was da alles entwickelt wird und was diese Technik hergiebt. Das war einfach eine unglaubliche Möglichkeit auf Instrumenten zu spielen, die man so nicht mehr in die Hände kriegen würde
Nach ausgiebigen Stunden Jammen ging es dann aber ans Eingemachte. Hart feiern und das war es dann auch - solange man am nächsten Morgen ein Instrument halten konnte, war alles gut
Wir konnten dann noch deren Familie (also auch den Chef) kennen lernen und Guenni - ein Mitarbeiter, der vorher im Nashville Werk gearbeitet hat.
Wir bekamen unglaubliche Geschichten zu hören, die einfach Rockgeschichte hautnah bedeuteten.
Demnach lebt einer von Frank Zappas Backgroundsänger nur ein paar Dörfer weiter von hier und und und.
Hier ist quasi eine Starke Ballung an richtigen Genies und in den Genuss kommt man quasi erst jetzt
Ärgerlich, dass ich eigentlich dieses Jahr anfangen wollte zu studieren. Und zwar wieder im Ausland.
Nun steht mein Auszug in ein paar Tagen vor der Tür und ich muss mich ein wenig verabschieden.
Mein Unterricht bei Jürgen hatte gestern ein Ende und dem trauere ich schon hinterher - das hat mir wirklich sehr viel gebracht!
Im Projekt bleib ich als Gitarrist bestehen und hoffe, dass ich genug Zeit und Geld finde um so oft es geht zu pendeln.
Eigentlich bedauere ich es schon zu gehen - nur irgendwie muss ich auch mal etwas anfangen und nunja, die Chance bietet sich für mich (mit dem Studiengang) leider nicht.
Mein fester Plan ist aber wieder an eine deutsche Uni zu wechseln und dann auch möglichst in die Nähe. Dann kann ich weiter aktiv Musik machen und auch weiter Unterricht nehmen.
Die Stadt in die ich ziehen werde bietet zwar bestimmt auch Möglichkeiten dazu, nur ist es schon Schade ein Projekt quasi kurz vorm Ziel verlassen zu müssen...
ebenso sieht es dort auch mit Musikläden und Schulen etwas mau aus und dabei liebe ich doch den Geruch neuer Instrumente
Vielleicht interessiert es ja jemanden, was ich so schrieb. Ich gebe zu, dass ich ungeordnete Gedankengänge habe aber da waren einfach zu viele Eindrücke die ich verarbeiten wollte
mfg KG